Wasser. Foto: AndresMiranda, Pixabay.

BI Unser Wasser: Grundwasser-Rückgang erregt Besorgnis – Vereinsgründung am 30. Januar 2023

Die Behörden sollten endlich dem Grundwasser-Rückgang im Landkreis ins Auge sehen, fordert die Bürgerinitiative Unser Wasser, die sich im neuen Jahr als Verein gründet. Wasser wird knapper – und Politik und Gesellschaft müssen sich darauf einstellen. Ähnlich formuliert es auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Andere Behörden möchten lieber abwarten.


Mitteilung von: BI Unser Wasser Lüneburg
Am: 11.12.2022
Online: https://unserwasser-bi-lueneburg.de


Grundwasser im Landkreis Lüneburg: Handlungsbedarf oder nicht?

Wie steht es mit der Grundwasser-Neubildung im Landkreis Lüneburg: Sinkt der Grundwasserspiegel? Besteht Handlungsbedarf – auch in Hinblick auf die kommende Zunahme von Hitzeperioden?

Die Behörden – wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der Gewässerkundliche Landesdienst (GLD) – wehren ab: Trockenperioden im Sommer würden durch niederschlagsreiche Winter ausgeglichen. Eindeutige Trends seien nicht feststellbar. Ein kontinuierlicher Verlust an Grundwasser liege nicht vor.

Auf Grundlage dieser Rückmeldungen kommt der Landkreis Lüneburg zu dem Schluss: Es muss erst geklärt werden, warum die Grundwasserbestände schwanken und ob die Ergebnisse eventuell neu bewertet werden müssen.

BI Unser Wasser: Grundwasserrückgang im Bereich Lüneburg eindeutig – Konsequenzen nötig

Die Bürgerinitiative Unser Wasser hat die Behördendaten aufwändig analysiert. Für sie ist klar: Die Grundwasser-Neubildung im Bereich Lüneburg sinkt. Dieser Rückgang müsse endlich anerkannt werden.

Und dieser Rückgang muss Grundlage für künftige Entscheidungen sein. Wie soll künftig mit der knappen Ressource Grundwasser umgegangen werden?

Ähnlich formuliert es auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Behörde weist darauf hin, dass Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewerbe und Privathaushalte ihren Wasserverbrauch und Wasserbedarf neu ausrichten müssen.

Gründung als gemeinnütziger Verein in 2023

Im kommenden Jahr wird sich die Bürgerinitative jetzt als gemeinnütziger Verein gründen. Die Gründungsversammlung findet statt am 30. Januar 2023, 18 Uhr, Raum 104, e-novum, Munstermannskamp 1, 21335 Lüneburg.

Zweck des Vereins ist der Schutz des Trink- und Grundwassers und die Förderung des sparsamen und nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Wasser.

Interessierte sind herzlich eingeladen. Für Planung und Vorbereitung bitte unbedingt anmelden über info@unserwasser-bi-lueneburg.de!


Hintergrund: Was die Behörden sagen – was die BI sagt

1. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im Jahr 2020: Kein eindeutiger Trend feststellbar

Beim Runden Tisch zum Thema Grundwasserbewirtschaftung am 5. Oktober 2020 im Landkreis Lüneburg (mehr) beschreibt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) folgende Veränderungen:

  • Rückgang des Grundwassers im Sommerhalbjahr
  • Zunehmende Grundwasserneubildung im Winterhalbjahr
  • Ein eindeutiger Trend bei der Betrachtung des gesamten Jahres ergibt sich nicht.

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  • Landkreis Lüneburg: Vortrag „Grundwasserkörper und Nutzbares Dargebot im Landkreis Lüneburg“, K. Damm, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). PDF-Datei – mehr

2. Gewässerkundlicher Landesdienst (GLD) 2022: Kein kontinuierlicher Grundwasserverlust

„2002-2003 lagen zeitweise hoher Wasservorrat vor, zwischen 2004 und 2017 lagen die Vorräte relativ stabil auf einem tieferen Niveau ohne auffällige Trends, erst infolge des Trockenjahres 2018 kam es erneut zu einem deutlichen Absinken der Vorräte.
In der Folge bewegten sich die Vorräte stabil auf einem tiefen Niveau mit ansteigender Tendenz. Es liegt demnach kein durchgehend kontinuierlicher Verlust an Grundwasservorräten vor.“

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  • Landkreis Lüneburg: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Schreiben vom 13.05.2022. PDF-Datei – mehr

3. Landkreis Lüneburg 2022: Bewertung abwarten

Der Landkreis Lüneburg hat den Gewässerkundlichen Landesdienst (GLD) um eine Rückmeldung gebeten, wie die Ergebnisse des GRACE Projekts einzustufen sind. Nach diesen Erkenntnissen verliert Deutschland seit der Jahrtausendwende 2,5 Kubik-Kilometer Wasser jährlich. Stark betroffen sind die Region um Lüneburg, Baden-Württemberg und Bayern (ARD: mehr)

Auf Grundlage der Stellungnahmen der niedersächsischen Behörden kommt der Landkreis Lüneburg zu dem Schluss: In den letzten Jahren wurden zwar „sinkende Wasserstände an den Messstellen festgestellt. Das Land weist jedoch darauf hin, dass in einer langjährigen Betrachtung zyklisch immer wieder erhebliche Schwankungen der Wasserstände zu verzeichnen waren.

Aus Sicht des Landkreises Lüneburg … muss evaluiert werden, inwieweit die Schwankungen der Wasserstände einem natürlichen Zyklus unterliegen oder ob klimatische oder entnahmebedingte Ursachen vorliegen, die zu einer Neubewertung führen müssen.“

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  • Landkreis Lüneburg: Bewertung GRACE-Projektmehr

4. NLWKN 2022: Grundwasserstände im Bereich Lüneburg sinken seit längerem

NLKWD: Grundwasserentwicklung in der Lüneburger Geest.

NLKWD: Grundwasserentwicklung in der Lüneburger Geest. Als Region mit weiteren Absenkungen fällt „insbesondere die Lüneburger Geest“ auf, so der Bericht (S. 21).

Die Fachbehörde, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), stellt jedoch klar:

„Die Entwicklungen, die sich seit einigen Jahren in unseren Grundwasserständen abzeichnen, … sind nicht lediglich Folge zufälliger Witterungsschwankungen, sondern auch Ausdruck eines sich infolge des Klimawandels insgesamt verändernden Landschaftswasserhaushalts. …

„Wasserwirtschaft …, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewerbe und Privathaushalte stehen vor enormen Herausforderungen, ihren Wasserverbrauch und auch ihren Wasserbedarf neu auszurichten.“ Dabei geht es „um die Frage, wie Gesellschaft und Politik mit den veränderten Rahmenbedingungen verantwortungsvoll umgehen wird.“

  • Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz:
    Grundwasserbericht Niedersachsen. Sonderausgabe zur Grundwasserstandssituation in den Trockenjahren 2018 und 2019.
    März 2020. S. 29 – mehr

Im Jahr darauf bestätigt die Fachbehörde den Befund: „In der Lüneburger Geest … sank der durchschnittliche Grundwasserstand dagegen seit 2018 kontinuierlich weiter ab“ (S.14 – siehe Grafik).

Der Bericht kommt zu dem Ergebnis: „Bereits seit 2009 bewegen sich die Grundwasserstände auf einem durchschnittlichen bis niedrigen Niveau.“ Sinkende Grundwasserstände „treten insbesondere in den warthezeitlichen Geestregionen Ostniedersachsens auf. … Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Niedersachsen deutlich spürbar. “ (S.32/33).

  • Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Grundwasserbericht Niedersachsen –
    Sonderausgabe zur Grundwasserstandsentwicklung im Jahr 2021. Juni 2022. PDF-Datei – mehr

5. BI Unser Wasser: Fortschreitender Grundwasserverlust deutlich erkennbar – Handeln erforderlich

Am 7. November 2022 wurde im Umweltausschuss des Landkreises (mehr) die sogenannte Wasserbilanz 2021 vorgestellt. Die Zuverlässigkeit der Bilanz wurde sowohl von Abgeordneten der Grünen als auch durch kritische Fragen der BI Unser Wasser bezweifelt.

Die BI widerspricht energisch der Behauptung, steigende Winterniederschläge würden die Trockenmonate ausgleichen und die Grundwasserneubildung verstärken. Wie die amtlichen Daten zeigen, so die BI Unser Wasser, geht die Grundwasser-Neubildung eindeutig zurück.

BI Unser Wasser: Behörden müssen Tatsachen ins Auge sehen

Die BI Unser Wasser fordert die Behörden auf, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Niedersachsen ist kein „wasserreiches Land“ mehr. Sondern die Grundwasserstände sinken langfristig. Auf dieser Grundlage sind Entscheidungen zu treffen.

Laut § 4 der Grundwasserverordnung muss ein Gleichgewicht zwischen Neubildung und Entnahme bestehen. Dies Gleichgewicht ist nicht gewährleistet, wenn die Grundwasserstände seit über 15 Jahren beständig sinken.

Nachhaltiger Umgang mit knappem Grundwasser gefordert

Die BI Unser Wasser fordert von den Behörden, sich mit den aktuellen Gegebenheiten zu befassen, insbesondere muss geklärt werden:

  • Wie sind die Wasserverluste zustande gekommen? Gibt es Abflüsse oder Entnahmen, die bisher nicht bekannt waren?
  • Wie soll künftig mit der knappen Ressource Grundwasser umgegangen werden?

Hintergrund-Informationen

Grafik: Grundwasserneubildung im Grundwasserkörper der Ilmenau (Westseite)

Grundwasser-Neubildung von 1991-2022, im gleitenden Mittel errechnet. Grafik: BI UnserWasser, Lüneburg.

Grafik: BI Unser Wasser, Lüneburg. Grundwasser-Neubildung von 1991-2022 im Ilmenau Lockergestein links, im gleitenden 10-Jahres-Mittel errechnet. Durch die gemittelten Werte wird der Trend deutlich erkennbar.

Information: Trendanalyse auf Grundlage der Daten

BI-Mitglied Karsten Riggert hatte nach etlichen Anfragen endlich die Rohdaten vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) erhalten. Auf Grundlage dieser Daten hat er mit Hilfe der Mittelwerte von jeweils 10-jährigen Zeitabschnitten eine Trendanalyse erstellt.

Diese Methode eignet sich gut zur Erkennung langfristiger Trends. Auch in anderen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen werden solche Trendanalysen erstellt. Auf diese Weise lässt sich feststellen, dass dort zwischen 2003 und 2019 die Grundwasserneubildung um 19 Prozent zurückging (gemittelt auf alle 4 Bundesländer) im Vergleich mit der Periode von 1971 bis 2000.


Ilmenau Lockergestein

„Ilmenau Lockergestein links“ und „Ilmenau Lockergestein rechts“ sind die beiden Grundwasserkörper, aus denen Stadt und Landkreis Lüneburg fast ausschließlich ihr Wasser fördern.

Sie liegen, wie der Name schon andeutet, beiderseits der Ilmenau, so, wie man auf die Landkarte gucken würde, „links“ also im Westen, „rechts“ im Osten des Flusses. Die Bezeichnung ist amtlich. Die beiden Grundwasserkörper sind jeweils über 1000 km² groß und erstrecken sich vom Landkreis Harburg über Lüneburg bis nach Uelzen. Dabei ist die Regeneration der Grundwasserkörper in der Lüneburger Geest ein extrem langer Prozess.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als übergeordnete Behörde muss den mengenmäßigen und den chemischen Zustand dieser Grundwasserkörper alle sechs Jahre an die Europäische Kommission melden, damit geprüft werden kann, ob die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) eingehalten wird.

Bürgerinitiative Unser Wasser

Die Bürgerinitiative Unser Wasser wurde im Januar 2020 gegründet, ist politisch unabhängig und setzt sich mit demokratischen Mitteln für den Grundwasserschutz in der Region Lüneburg ein.

Die Trinkwasserversorgung steht für Unser Wasser an erster Stelle. Sie lehnt die Vermarktung unserer Lebensgrundlage durch Konzerne ab. Verschiedene Studien belegen, dass sich in der Lüneburger Geest künftig weniger Grundwasser neu bilden wird. Unser Wasser fordert daher eine Anpassung der Gesetze an die veränderte Situation. Wasser ist keine Handelsware!


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    In Deutschland sind die Böden beispiellos trocken. Schuld daran ist nicht nur, dass der Regen ausbleibt.
    „… die Hauptursache dafür ist nicht die Abnahme der Niederschläge, sondern die Zunahme der Verdunstung. Höhere Temperaturen und eine stärkere Einstrahlung trocknen die Böden aus und beschleunigen den Wasserfluss in die Atmosphäre. Die Pflanzen saugen infolge der längeren Vegetationsperiode mehr Wasser aus dem Boden. Und fällt doch einmal Regen im Sommer, prasselt er häufig als Starkregen nieder. Das Wasser fließt dann in Bäche und Flüsse ab, statt in den Boden zu sickern und neues Grundwasser zu bilden.“

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