Familie, Kinder, Geld - Foto: Alex Barcley, Pixabay

Landesamt für Statistik: Viel Armut in Niedersachsen

In Niedersachsen ist etwa jede vierte bis fünfte Person armutsgefährdet. Erschreckend die Quote bei Alleinerziehenden-Haushalten: Hier ist es fast jede zweite Familie. Zu den Ursachen gehören geschlechterbedingte Lohnunterschiede und Teilzeitarbeit, weil es an der Kinderbetreuung fehlt, stellt Sozialminister Andreas Philippi fest.


Mitteilung von: Landesamt für Statistik NiedersachsenAm: 22.05.2023
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Armutsgefährdung in Niedersachsen 2022 bei 17,1%

Die Armutsgefährdung in Niedersachsen liegt leicht über dem Bundesdurchschnitt. Bei uns ist mehr als jedes fünfte Kind bis 18 Jahren armutsgefährdet, bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 bis unter 25 Jahren etwa ein Viertel. Erschreckend die Quote bei Alleinerziehenden-Haushalten. Hier ist es fast jede zweite Familie.

Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2022 in Niedersachsen bei 17,1 Prozent. Damit waren circa 1,37 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen. Deutschlandweit betrug die Quote 16,7 Prozent.

Armutsgefährdung: Bei weniger als 60 Prozent des Durchschnitts-Nettoeinkommens

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Haushalts-Nettoeinkommens zur Verfügung hat. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2022 in Niedersachsen

  • für einen Einpersonenhaushalt bei 1.167 Euro,
  • für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.452 Euro.
  • Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.518 Euro.

Jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene armutsgefährdet

Von den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren galten in Niedersachsen weiterhin mehr als ein Fünftel als armutsgefährdet (22,3%) und unter den jungen Erwachsenen zwischen 18 bis unter 25 Jahren etwa ein Viertel (24,8%).

Hohe Armutsquote bei Seniorinnen

Auch die Armutsgefährdung im Alter ab 65 Jahren fiel seit 2020 nun zum dritten Mal in Folge überdurchschnittlich hoch aus (17,9%), was auf die hohe Quote bei den Frauen im Seniorinnenalter (20,0%) zurückzuführen war (Männer: 15,5%).

Im Durchschnitt über alle Altersgruppen hinweg war die Differenz zwischen diesen beiden Geschlechtern geringer (männlich: 15,9%; weiblich: 18,3%).

Alleinerziehende: Fast jede zweite Familie armutsgefährdet

Entscheidend für das Armutsrisiko ist auch die Haushaltskonstellation, in der Menschen leben. Einpersonen-Haushalte wiesen demnach mit 29,0% eine mehr als dreimal so hohe Armutsgefährdungsquote auf wie Paare ohne Kinder (9,3%).

Familienhaushalte von Paaren mit einem Kind waren mit 8,7% ebenso wie solche mit zwei Kindern (11,2%) deutlich seltener armutsgefährdet als diejenigen mit drei und mehr Kindern (31,5%). Bei Alleinerziehenden-Haushalten betrug die Armutsgefährdungsquote 42,9%.

Ursachen: Bildung, Erwerbsstatus, Zuwanderung

Wichtige Einflussfaktoren für das Armutsrisiko sind zudem das Bildungsniveau und der Erwerbsstatus. Große Unterschiede lassen sich schließlich auch zwischen Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte feststellen.

Die Ergebnisse sind mit den Vorjahren aufgrund methodischer Änderungen im Mikrozensus ab dem Berichtsjahr 2020 nur eingeschränkt vergleichbar. Im ebenfalls eingeschränkten Vergleich der beiden Vorjahre zeigte sich 2022 für Niedersachsen keine Niveauveränderung, das Ausmaß der Armutsgefährdung hat sich seit 2020 also insgesamt betrachtet nicht verändert.

Wie kommen diese Haushalte mit den hohen Preissteigerungen zurecht?

Demgegenüber steht jedoch die Frage, wie Haushalte mit ihrem Einkommen zurechtkommen angesichts der hohen Preissteigerungen im Jahr 2022, unabhängig davon, ob ihr Einkommen unter die Armutsgefährdungsschwelle fällt oder nicht. Entsprechende Daten zur sozialen und materiellen Entbehrung stehen aus der Erhebung EU-SILC Leben in Europa bereit.

Mehr zum Thema bei Lüne-Blog

  • Arbeitsagentur für Familien: Haben Sie vielleicht Anspruch auf Kinderzuschlag? – 03.02.2023
    Familien mit knappem oder mittlerem Einkommen haben gegebenenfalls Anspruch auf Kinderzuschlag. Der entlastet das Familienbudget deutlich, denn damit sind weitere Vergünstigungen verbunden. Zuständig ist dafür die Familienkasse der Arbeitsagentur. Hier wird man auch informiert, ob ein Anspruch besteht.

Mitteilung von: Nds. Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung – Am: 22.05.2023


Sozialministerium Niedersachsen: Armut bekämpfen – Frauen unterstützen

Die Armut zu bekämpfen, bleibt eine große Herausforderung, stellt Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi fest. Betroffen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche – und Frauen. Ursachen sind geschlechterbedingte Lohnunterschiede und Teilzeitarbeit, weil es an der Kinderbetreuung fehlt.

Armut als sozialpolitische Herausforderung

„Die Armutsbekämpfung ist und bleibt eine unserer großen sozialpolitischen Herausforderungen. Obwohl Deutschland ein reiches Land ist, gibt es immer noch Menschen, die in Armut leben müssen. Das gilt – so zeigen die vom Landesamt für Statistik vorgelegten Zahlen für das vergangene Jahr – auch für Niedersachsen.

Im Jahr 2022 waren rund 1,37 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen. Die Armutsgefährdungsquote lag bei 17,1 Prozent und damit unverändert gegenüber dem Vorjahreswert.“

Armut ist: Jung und weiblich

„Mir bereitet vor allem der Blick auf die Verteilung von Armut große Sorge. Denn Armut ist – das muss ich ganz klar so sagen – jung und weiblich“, so der Minister.

  • Mehr als ein Fünftel unserer Kinder und Jugendliche gelten als armutsgefährdet. Bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sind sogar ein Viertel betroffen.
  • In der Altersgruppe ab 65 Jahren gilt jede fünfte Frau als arm.

Ursache: Geschlechterbedingte Lohnunterschiede und Teilzeitjobs

Geschlechterbedingte Lohnunterschiede und Teilzeitjobs mangels verlässlicher Kinderbetreuungsangebote erhöhen das Risiko junger Frauen, in die Armutsspirale zu geraten. Diesem Trend müssen wir gesamtgesellschaftlich mit allen Kräften entgegentreten.

Es gilt, Lohnunterschiede endlich abzuschaffen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Aber es geht auch darum, den jungen Frauen die Augen für ihre Möglichkeiten zu öffnen.

Gegenmaßnahme: RIKA – Beratung und Qualifizierung

Darum haben wir als Land unter anderem das Arbeitsmarktprogramm RIKA speziell für Frauen entwickelt. Im Fokus von RIKA stehen Maßnahmen zur Beratung und Qualifizierung von Frauen.

Innerhalb der Programme fördern wir erwerbssuchende Frauen, die besondere Schwierigkeiten haben, im beruflichen Leben Fuß zu fassen. Dies sind vor allem Arbeitslose, Berufsrückkehrerinnen, Alleinerziehende oder Migrantinnen.

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