VU-Statistik 2023 der PI Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen

Polizeiinspektion Lüneburg, Dannenberg und Uelzen: Verkehrsunfallstatistik 2023

Keine guten Nachrichten präsentierte die Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen am 11. April 2024: Die Zahl der Verkehrsunfälle hat deutlich zugenommen. Überhöhte Geschwindigkeit war der Grund für jeden zweiten Unfall in Lüneburg und dem Landkreis. Fahrräder und Pedelecs sind hier besonders gefährdet. Und besonders die zunehmende Unfallbeteiligung Älterer macht Sorgen.


Mitteilung von: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen – Am: 11.04.2024
Online: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59488/5754894 – Foto/Grafik: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen


Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Unfallstatistik 2023

Die Verkehrsunfallstatistik 2023 für die Region Nord-Ost-Niedersachsen, d. h. die Landkreise Lüneburg, Lüchow-Dannenberg sowie Uelzen, stellten Kriminalhauptkommissar Andreas Fündling, Sachbearbeiter Verkehr, zusammen mit dem Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, EPHK Christof Vietgen, am 11. April 2024 im Rahmen eines Pressegespräches den Medien vor.

Ziel: Verkehr sicherer machen

Die Erhebung der Verkehrsunfallzahlen ist von elementarer Bedeutung. Sie verfolgt das Ziel, Unfallschwerpunkte zu erkennen, ihre Ursachen zu bekämpfen und letztlich die Verkehrsunfallzahlen zu senken. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Reduzierung von schwerwiegenden Unfallfolgen. Im Fokus stehen insbesondere die Risikogruppen Kinder, junge Fahranfängerinnen und Fahranfänger sowie Seniorinnen und Senioren.


Inhalt:
1. Unfallzahlen und Folgen
2. Unfälle mit Zweirädern
3. Landkreis Lüneburg in Grafiken
4. Ausblick
5. Weitere Unfalltypen und Gründe


1. Unfallzahlen und Folgen

Deutlicher Anstieg der Unfallzahlen

„Die Verkehrsunfallzahlen sind deutlich gestiegen und liegen wieder auf einem Niveau wie Vor-Corona“, bilanzierte der Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion, Kriminalhauptkommissar Andreas Fündling.

Nach drei Jahren mit Unfallzahlen unter der Marke von 8.000 Verkehrsunfällen (VU) stieg die Gesamtzahl der polizeilich erfassten Verkehrsunfälle in den drei Landkreisen von 7.877 im Jahr 2022 auf 8.707 im Jahr 2023. Dieses ist ein Anstieg um mehr als zehn Prozent (+10,54 Prozent).

Positiv: Weniger Todesopfer auf den Straßen der Region

Erfreulich sind dabei jedoch die gesunkenen Zahlen bei den Verkehrstoten sowie den Verkehrsunfällen mit schwerverletzten Personen. Im Jahr 2023 starben 21 Menschen (2022: 26) auf den Straßen der Region.

Auch im Bereich der Schwerverletzten stagnierten die Zahlen und blieben mit 252 schwerverletzten Personen (bei 210 Unfällen mit Schwerverletzten) auf dem Niveau von 2022 mit 248 Schwerverletzten (bei 212 Unfällen mit Schwerverletzten). Als schwerverletzt gilt jeder Beteiligte, bei dem durch die Unfalleinwirkung ein Krankenhausaufenthalt von mehr als 24 Stunden erforderlich war.

Erheblicher Anstieg bei Unfällen mit Leichtverletzten

Bei den Verkehrsunfällen mit Leichtverletzten stiegen die Gesamtunfallzahlen gravierend um 11,31 Prozent auf 1.260 (2022: 1.132). Insgesamt wurden dabei 1.624 Verkehrsteilnehmende leicht verletzt. Auch wenn ein Vergleich mit den pandemiegeprägten Vorjahren schwerfällt, betrachten die Verantwortlichen der hiesigen Polizeiinspektion die steigenden Zahlen dennoch kritisch.

Hauptunfallursache: Zu schnell und zu wenig Abstand

Zu den Hauptunfallursachen im Jahr 2023 gehörten neben Vorfahrtsverstößen auch Abstand und Abbiegen. Die Zahl der Unfälle aufgrund nicht angepasster bzw. „überhöhter“ Geschwindigkeit stieg jedoch deutlich um 26,83 Prozent. Damit liegt die Anzahl der Unfälle in Verbindung mit der Geschwindigkeit bei 312 (2022: 246).

2. Unfälle mit Zweirädern

Motorräder: Mehr Unfälle, aber Präventivmaßnahmen greifen

Stetig steigende Fallzahlen registrierte die Polizei im gesamten Nord-Ost-Niedersachsen auch bei den Verkehrsunfällen mit motorisierten Zweirädern/Motorrädern. Im Jahr 2023 verunfallten 203 Motorräder, was einem Plus von 7,41 Prozent entspricht (2022: 189).

Vorsichtiges und rücksichtsvolles Fahren ist wichtig, besonders auf den bekannten „Problemstrecken“ in der Region. Sowohl auf der Bundesstraße 195 im Amt Neuhaus als auch an der Spitzkehre in Alt Garge und auf der Kreisstraße zwischen Lüneburg und Echem (Kreisstraße 53) beobachtet die Polizei immer wieder Fehlverhalten von Motorradfahrenden und leider nicht selten führt dies auch zum Teil zu schweren Verkehrsunfällen, an denen nicht selten die Biker selbst schuld sind. Selbstüberschätzung, Posing und Abenteuerlust haben in den vergangenen Jahren schon viel Leid verursacht.

Auch aufgrund von Kontrollmaßnahmen und baulichen Veränderungen auf diesen Streckenabschnitten konnten Unfallzahlen und Unfallfolgen minimiert werden. Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer sank von vier auf drei in 2023. Auch bei den Schwerverletzten reduzierte sich die Unfälle von 34 auf 31.

20 Prozent mehr Unfälle bei Pedelecs – Fahrräder gleichbleibend

Die Unfallzahlen bei den Pedelec-Fahrenden stiegen um 20 Prozent auf 198 Verkehrsfälle (2022: 165) erneut stark an. Die Zahl bei den Fahrradfahrenden (2023: 500 / -0,4 Prozent) blieb weitgehend auf dem Niveau von 2022, ebenso die schweren Unfallfolgen in beiden Bereichen.

Im Jahr 2023 wurde ein Fahrrad-Fahrender tödlich verletzt (2022: 0); 49 erlitten schwere Verletzungen (2022: 46). Bei den Pedelec-Fahrenden endeten 2 Unfälle in 2023 tödlich (2022: 2). 20 Personen erlitten schwere Verletzungen (2022: 35).

Die Polizei wird den Radverkehr intensiv beobachten und ihre Maßnahmen anpassen. Dabei geht es vor allem um das Fehlverhalten anderer zum Nachteil von Rad-/Pedelec-Fahrenden aber auch um das eigene Fehlverhalten. Parallel setzt die Polizei auch auf präventive Maßnahme wie u. a. „Fit mit dem Pedelec“ – Kurse von Verkehrswacht, ADFC und Polizei für die Zielgruppe Ü65.

Eindringliche Bitte an Radfahrende: Helm tragen!

Polizeivizepräsident Jens Eggersglüß (PD Lüneburg): „Das Fahrrad ist eine echte Fortbewegungsalternative im Vergleich zum Pkw. Mit mehr Radfahrenden gehen auch mehr Unfälle einher. Im Jahr 2023 sind im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg elf Fahrradfahrerinnen und -fahrer bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt worden. Acht davon haben keinen Fahrradhelm getragen. Daher meine eindringliche Bitte: Tragen Sie einen Helm und schützen Sie sich!“

Neue Mobilitätsformen/E-Scooter: Fast doppelt soviel Unfälle

Die neuen Mobilitätsformen „Elektrokleinstfahrzeuge/E-Scooter“ spielen auch in unserer Region im Verkehrsunfallgeschehen eine Rolle. Obwohl es keine Miet- oder Verleih-Anbieter in den drei Landkreisen gibt, ereigneten sich im Jahr 2023 58 Verkehrsunfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen/E-Scootern. Das entspricht einer Steigerung von 66 Prozent (2022: 35). Erfreulicherweise gab es in diesem Bereich keine Unfälle mit tödlichem Ausgang bzw. nur vier Vorfälle mit schwerverletzten Personen.

3. Landkreis Lüneburg in Grafiken

Die Grafiken stammen aus der Präsentation der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen vom 11.04.2024 (PDF-Datei).
Einfügungen der Redaktion sind pinkfarben markiert.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) - Ergebnisse in Stadt und Landkreis Lüneburg.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) – Ergebnisse für Stadt und Landkreis LüneburgPositiv: Etwas weniger Schwerverletzte, doch weiterhin auf hohem Niveau. Negativ: Mehr Verkehrsunfälle und mehr Leichtverletzte.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) - Hauptunfallursachen in Stadt und Landkreis Lüneburg.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) – Hauptunfallursachen in Stadt und Landkreis Lüneburg. Die Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit und fehlendem Abstand haben deutlich zugenommen!

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) - Unfälle mit Zweirädern in Stadt und Landkreis Lüneburg.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) – Unfälle mit Zweirädern in Stadt und Landkreis Lüneburg. Auffällig hier: Die deutliche Zunahme bei Pedelecs und E-Scootern.

Unfallbeteiligung nach Alter. Unfallstatistik 2023. PI Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen.

Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen: Präsentation zur Verkehrsunfallstatistik 2023 (11.04.2024) – Unfallbeteiligung nach Alter in Stadt und Landkreis Lüneburg.

4. Ausblick 2024

Die Verkehrssicherheitsarbeit bleibt auch in 2024 ein Schwerpunkt der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen. Die Verkehrskontrollen orientieren sich an den Hauptunfallursachen. Geschwindigkeitskontrollen sind wichtiger Bestandteil der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. An Unfallschwerpunkten sowie an schützenswerten Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen richtet die Polizei einen besonderen Fokus auf die Geschwindigkeitsüberwachung.

Auch das Verkehrsverhalten gegenüber und von Radfahrenden wird in diesem Jahr im Fokus stehen. In Erwartung der zukünftigen Auswirkungen des demografischen Wandels legt die Polizei ein Hauptaugenmerk auf die Altersgruppe der älteren Menschen im Straßenverkehr.

Bei der Verkehrsüberwachung wird die Polizei in der Region auch weiterhin den baulichen Zustand benutzter Kraftfahrzeuge besonders ins Auge fassen. Die Arbeitsgruppe „Poser“ am Standort in Uelzen, welche inspektionsübergreifend tätig ist, wird ihre Kontrollaktionen auch im Jahr 2024 fortführen. Darüber hinaus wird die Polizei die motorisierten Zweiräder und die Elektrokleinstfahrzeuge genau im Blick behalten.

5. Weitere Unfalltypen und -gründe

Auch Zahl der Baum- und Wildunfälle steigend

Nach einem Rückgang im Vorjahr (-3,49 Prozent) stieg im Jahr 2023 die Zahl der Baumunfälle um 7,23 Prozent auf 178 (2022: 166). Diese ereigneten sich im Regelfall auf Landstraßen. Die Fahrer verlieren zum Beispiel wegen eines Fahrfehlers oder wegen zu hohen Tempos die Kontrolle über ihr Fahrzeug, geraten ins Schleudern und prallen anschließend gegen einen neben der Fahrbahn stehenden Baum.

Auch die Zahl der Wildunfälle stieg in 2023 wieder deutlich um fast 10 Prozent (9,91 Prozent) auf 2.396 an und machen fast ein Drittel (28 Prozent) der Unfälle in der „ländlich geprägten“ Region aus.

Fahrerflucht: Jeder zweite Unfallflüchtige ermittelt

Auf hohem Niveau hält sich die Zahl der Verkehrsunfälle mit anschließender Fahrerflucht. Die Zahl ist erneut um 10,10 Prozent auf 2.028 (2022: 1.842) gestiegen. Erfreulich hoch ist weiterhin die Aufklärungsquote dieser Straftat mit 44,58 Prozent, so dass bald jeder zweite Unfallflüchtige ermittelt werden konnte.

Die Polizei betont dabei auch: „Fahrerflucht ist kein Kavaliersdelikt! Vielmehr handelt es sich nach § 142 StGB um eine Straftat, bei welcher mit erheblichen Sanktionen zu rechnen ist, die als Nebenfolge auch zum Verlust der Fahrerlaubnis führen kann“.

Alkohol, Drogen und Medikamente

Deutlich zu hoch sind auch weiterhin die Verkehrsunfälle unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss. Bei der Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss stiegen die Zahlen um 8,84 Prozent auf 160 Verkehrsunfälle.

Eine deutliche Reduzierung verzeichnete die Polizei bei den folgenlosen Fahrten unter Betäubungsmittel bzw. Medikamenteneinfluss. Hier sank die Anzahl um 12,37 Prozent auf 347 (2022: 396). Folgenlose Fahrten unter Alkoholeinfluss sanken ebenfalls um 29,78 Prozent auf 283 (2022: 411) Fahrten. Insbesondere im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsverstößen wird immer wieder der Einfluss von berauschenden Substanzen festgestellt.

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Neugestaltung der Straßenverkehrsordnung steht aus

Es ist mir daher auch unerklärlich, dass wir im vergangenen Jahr im Bundesrat keine Mehrheit gefunden haben, die Straßenverkehrsordnung und das Straßenverkehrsgesetz neu zu gestalten. Wir brauchen mit Blick auf die Reduzierung solcher Unfallrisiken mehr Möglichkeiten und Flexibilität und werden jetzt nochmals in die Diskussion einsteigen müssen, wie wir Sicherheit auf unseren Straßen gewährleisten.

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Verkehr muss außerorts gleichmäßig und entspannt fließen können, aber Themen wie Unfallrisiken und Lärmbelästigungen dürfen nicht hintenanstehen. Gerade innerorts kann Tempo 30 für mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität sorgen.

Wir werden uns weiterhin auf Bundesebene dafür einsetzen, das Straßenverkehrsgesetz so weiterzuentwickeln, dass neben der Flüssigkeit und Sicherheit des Verkehrs auch die Ziele der Gesundheit und der städtebaulichen Entwicklung gleichrangig berücksichtigt werden, um Ländern und Kommunen Entscheidungsspielräume zu eröffnen.“

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