
AG Lüneburg zu Fuß macht den GehCheck: Am Bargenturm und Am Weißen Turm
Am Bargenturm und Am Weißen Turm waren die GehChecker der AG Lüneburg zu Fuß im Februar 2025 unterwegs. Sie vergaben Herzen für gelungene Wegeabschnitte, gleichzeitig jedoch auch Warnzeichen. Hauptprobleme: Durch Einbauten und Verkehrszeichen erheblich eingeschränkte Gehwege, fehlende Trennmarkierungen zwischen Fuß- und Radverkehr und plötzlich endende Wegeverbindungen.
Mitteilung von: AG Lüneburg zu Fuß – Am: 05.03.2025
Online: https://wechange.de/project/ag-lueneburg-zu-fuss/ – Fotos: AG Lüneburg zu Fuß
AG Lüneburg zu Fuß macht den GehCheck: Am Bargenturm und Am Weißen Turm
Frierend bei niedrigen Temperaturen, aber hoch motiviert: Am 20. Februar 2025 startete die AG Lüneburg zu Fuß zum ersten GehCheck in diesem Jahr. Los ging es an der Bushaltestelle Am Bargenturm, gegenüber vom Parkplatz Sülzwiesen. Die Route führte dann auf die Straße Am Weißen Turm bis zur Querungsstelle und dann zurück, vorbei an AOK-Parkplatz und Familienzentrum und wieder zur Bushaltestelle.
- ♥️Vier Herzen vergab die Gruppe: Drei für gut gelöste Querungsstellen: Am Bargenturm, am Übergang Sültenweg und Am Weißen Turm. Und eines für das Gitterpflaster, das neben dem Parkplatz am Bargenturm verlegt wurde und davor schützt, dass Wurzeln den Belag hochdrücken.
- ⚠️Leider stieß das Team auch auf einigen Nachbesserungsbedarf, im Folgenden mit Warnzeichen markiert.
1. Wo fehlt’s?
Neben einer ganzen Reihe von Einzelbeobachtungen wurden drei Themen besonders häufig angemerkt:
- Unzureichende Wegebreiten: Die Standard-Wegbreite für Fußwege beträgt 2,50 Meter: Zwei Personen sollen gut aneinander vorbeigehen können, dazu braucht es Sicherheitsabstände zu beiden Seiten – zum Verkehr und zur bebauten Fläche. Geringere Wegbreiten bedeuten weniger Komfort und Sicherheit für den Fußverkehr.
Unsere Bitte an die Stadt: Wo es möglich ist, den Fußweg zu verbreitern, sollte das auch gemacht werden. Und Einbauten wie Verteilerkästen, Verkehrszeichen, Ampeln und Ähnliches sollten nicht im Weg platziert werden. Das Gleiche gilt natürlich auch bei Radwegen. - Fehlender Trennstreifen zum Radverkehr: Wenn Rad- und Fußweg nebeneinander verlaufen, sollte ein visuell und taktil deutlich wahrnehmbarer Begrenzungsstreifen die Wege trennen. Die Mindestbreite dafür beträgt 30 Zentimeter. Dieser Streifen ist wichtig, denn er sorgt für mehr Sicherheit und mindert die Konflikte zwischen beiden Verkehrsarten. Nicht vergessen: Fahrräder sind heute teils sehr schnell unterwegs und Zusammenstöße damit durchaus gefährlich. Man hört sie aber oft nicht herankommen!
Unsere Bitte an die Stadt: Trennstreifen zwischen Rad- und Fußwegen mindern Stress, Konflikte und Gefahren. Sie sind deshalb für Fuß- und Radverkehr wichtig – besonders für Sehbehinderte. - Fußwege als Netze denken: Wenn man zu Fuß geht, zählt jeder Schritt. Deshalb sollten möglichst keine Umwege nötig sein. Und Gehwege sollten auch nicht plötzlich enden.
Unsere Bitte an die Stadt: Bitte nicht nur die einzelne Kreuzung, auch die Wegeverbindungen bedenken.
AG Lüneburg zu Fuß: GehCheck Am Bargenturm/Am Weißen Turm, 20.02.2025. Karte: OpenStreetMap-Mitwirkende.
2. Die Route im Detail
Hinweis: Erläuterungen jeweils unterhalb vom Foto!
1. Start des GehCheck Am Bargenturm: Prüfende Blicke – aber hier am Start finden die Mitwirkenden gleich ausdrücklich Lob.
❤️ 2. Übergang Am Bargenturm: Ein Herz für Barrierefreiheit! Der Übergang von der Bushaltestelle zum Parkplatz Sülzwiesen mit der Mittelinsel bietet eine sehr gute Querungsmöglichkeit. Das gilt für die Breiten für Geh- und Sehbehinderte und auch für die taktilen Felder am Boden.
🙂 3. Unterwegs zur Kreuzung Sültenweg. Rechts kommen die Autos vom Parkplatz. Es gibt eine markierte Furt für den Radverkehr, für den Fußverkehr nicht. Ein Haltesstreifen für den Pkw-Verkehr könnte den Weg hier noch sicherer machen.
⚠️ 4. Achtung: Fuß- und Radweg sind hier nebeneinander. Der Gehweg ist 2 Meter breit. Ein taktil und optisch wahrnehmbarer Begrenzungsstreifen, der beide Wege trennt, fehlt.
Der Radweg misst nur 1,50 Meter. Dabei wäre hier genügend Platz, um ihn breiter anzulegen.
⚠️ 5. Bushaltestelle Am Bargenturm stadtauswärts. Diese Bushaltestelle ist noch nicht barrierefrei umgebaut. Und ist es in Ordnung, dass die Plakate so weit unten angebracht sind? Immerhin: Der Radweg ist hier wie der Fußweg 2 Meter breit.
⚠️⚠️ ⚠️6. Aber Achtung: Der Radweg ist auch für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben. Von hinten nähert sich ein Radfahrer. Das in der ERA 2010 geforderte Regelmaß für solche Radwege beträgt innerorts 3,00 Meter. Und eigentlich sollte es sie gar nicht geben – siehe nächstes Foto!
⚠️⚠️⚠️ 7. Ecke Sültenweg-Am Bargenturm: Eine kritische Stelle!
Wir blicken Richtung Sültenweg. Rechter Hand ist das Vereinshaus und das Gelände des Sportvereins VfL – Ziel für viele Radfahrende. Doch der Radweg endet hier. Eigentlich müsste man jetzt auf der Fahrbahn weiterradeln. Aber: Auf der linken Seite ist ein benutzungspflichtiger Radweg angeordnet. Das bedeutet: An der Ampel queren, etwa 150 Meter dort fahren und dann wieder auf die andere Straßenseite. Hier gibt es aber keine Querungsmöglichkeit. Viele Radler:innen biegen hier deshalb einfach rechts ab und fahren auf dem Gehweg weiter. Das führt zu Konflikten und Gefahrensituationen mit dem Fußverkehr.
Wichtig an dieser Stelle: Die Benutzung von in Fahrtrichtung links angelegten Radwegen in Gegenrichtung ist insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden und soll deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden, so die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO), §2, 33.1
❤️ 8. Ampelübergang Am Weißen Turm. Positiv: Die Ampel verspricht sicheres Queren. Für Gehbehinderte ist der Übergang an beiden Seiten und auf der Mittelinsel abgesenkt, für Sehbehinderte mit Signalfeldern markiert und die Ränder sind gut mit dem Langstock auffindbar.
⚠️⚠️⚠️Aber o weh: Auf der Mittelinsel steht mitten im Weg der Ampelmast … Das ist leider nicht barrierefrei!
⚠️9. Ampelübergang Am Weißen Turm. Auf der anderen Seite: Auch hier wieder mitten auf dem Gehweg eine Ampel. Das macht den Durchgang sehr eng. Dabei wäre rechts der Ampel noch Platz gewesen, um hier etwas mehr Raum zu schaffen.
❤️ 10. Am Weißen Turm: Übergang vom Wohnquartier zum AOK-Parkplatz. Positiv: Mittelinsel als Querungshilfe, taktile und optische Anzeigeflächen. Hier kann man gut queren.
⚠️An der Querungsstelle stehen Verteilerkästen im Weg, der Gehweg ist untermaßig. Vor den drei Schaltkästen ist nur 1,70 Meter Platz. Ein elektrischer Rollstuhl kann hier nur schwer manövrieren.
Was auch auffällt: Die Wegführung ist verschwenkt. Wer aus dem Wohnquartier kommt, kann nicht direkt über die Straße. Solche Verschwenkungen sind behindernd und erschweren das Vorankommen mit einer Gehhilfe.
Die Querungshilfe empfinden wir als positiv, Platzierung und Gestaltung des Übergangs insgesamt nicht gelungen.
⚠️ 11. Am Weißen Turm, vorbei am AOK-Parkplatz. Achtung: Auch hier fehlt der taktil und optisch wahrnehmbare Trennstreifen zwischen Rad- und Gehweg. Die Regelbreite für den einseitigen Zweirichtungsradweg hier beträgt 3,00 Meter – es sind aber nur 2,60. Der Gehweg ist mit 1,85 Metern Breite ebenfalls zu schmal.
⚠️ Was uns auch auffiel: Wieder Wahlplakate, die teils knapp über dem Erdboden in den Gehweg ragen. Welche Vorgaben gibt es hier?
🙂 12. Ampelübergang Sültenweg Richtung Am Bargenturm. Der Übergang ist noch nicht barrierefrei gestaltet. Ansonsten ist die Querung durch die Ampel gesichert und in Ordnung.
❤️ 13. Wir haben die Straße Am Bargenturm wieder überquert und sind nun auf der Ostseite, rechts liegt der Parkplatz. Wir staunen: Eine interessante Wegeoberfläche! Aber hier geht es sich durchaus gut. Wie man bei VCD und ADFC weiß, wird dies Pflaster in Lüneburg eingesetzt, wenn die Gefahr besteht, dass Wurzeln den Weg nach oben drücken.
⚠️⚠️ Aber hoppla: Bei der Ausfahrt zum Parkplatz vorne endet der Gehweg plötzlich. Hier kann man nicht weitergehen. Eine Möglichkeit, nach links zu kommen, gibt es nicht. Man kann nur noch rechts abbiegen zur Unterkunftsanlage für Geflüchtete.
⚠️ 14. Wir erreichen die Unterkunftsanlage für Geflüchtete. Dafür verlassen wir den Gehweg und wollen einbiegen. Aber: Hier fehlt eine Absenkung. Dieser Bereich ist nicht gut gelöst.
⚠️ 15. Auf Zickzackwegen gehen wir durch die Unterkunfts-Anlage wieder Richtung Bushaltestelle Am Bargenturm. Und wundern uns: Hier gibt es keinen Belag mehr, die letzten Meter sind eine Art Baustellenzufahrt.
⚠️⚠️ ⚠️16. Wir wollen zur Bushaltestelle Am Bargenturm, um wieder in die Innenstadt zu fahren. Doch: Hier gibt es auf der westlichen Seite keinen Gehweg! Wir müssen also hier die Straße queren und auf der andere Straßenseite zur Bushaltestelle. Aber: Hier gibt es keinerlei Querungsmöglichkeit. Der Gehsteig gegenüber ist nicht abgesenkt. An den Fußverkehr wurde hier schlichtweg nicht gedacht.
🙂 17. Geschafft: Über den Umweg haben wir unseren Ausgangspunkt, die Bushaltestelle Am Bargenturm (Ostseite), wieder erreicht. Die Bushaltestelle ist noch nicht barrierefrei umgebaut, ansonsten aber in Ordnung. Dieser GehCheck war ein kleines Abenteuer, stellen wir fest – und eine auffällige Mischung aus guten Lösungen und vielen kleinen und größeren Behinderungen.
AG Lüneburg zu Fuß
- Kontakt: lueneburg@fuss-ev.de
- Mehr Information: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß
Mehr bei Lüne-Blog
- Damit alle gut unterwegs sind: AG Lüneburg zu Fuß fordert mehr Rücksicht und Regeltreue bei der Planung – 18.12.2025
Unter dem Motto „Bahnhof für alle“ untersuchte die AG Lüneburg zu Fuß in der zweiten Jahreshälfte 2024 den Bahnhof und den Weg dorthin aus der Innenstadt – eine Hauptstrecke für Einheimische und Touristen. Verstöße gegen Barrierefreiheit und Sicherheit der Verkehrsführung wurden aufwändig dokumentiert. Nun stellt die Arbeitsgemeinschaft ihr Fazit vor. Zusammengefasst fehlt es vor allem an zwei Dingen: Rücksicht im Verkehr und Regeltreue bei Verwaltung und Behörden.
Vorgaben der Regelwerke für Geh- und Radwege innerorts mit Maßangaben. Grafik: Dietmar Rudolph
Lünepedia: AG Lüneburg zu Fuß
Die Arbeitsgemeinschaft Lüneburg zu Fuß ist ein 2023 entstandener Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen in Lüneburg, darunter ADFC, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe und VCD.
Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, dass dem Fußverkehr in Lüneburg mehr Aufmerksamkeit und Geltung verschafft wird. Dafür macht sie auf Barrierefreiheit aufmerksam und will Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander fördern.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß
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