Zahlen mit Bezahlkarte. Foto: Jonas, Pixabay.

Landkreis Harburg führt derzeit Bezahlkarte für Geflüchtete ein

Im Landkreis Harburg werden seit Ende Juli 2025 in den Rathäusern der Gemeinden nach und nach Bezahlkarten an die im Landkreis lebenden Geflüchteten ausgegeben. Für die zuständigen Behörden ist das eine Entlastung. Gleichzeitig werden die mit der Karte verbundenen Einschränkungen von vielen Seiten kritisiert. In Lüneburg hat sich eine Initiative zusammengefunden, die einen Bargeldtausch ermöglicht.


Mitteilung von: Landkreis Harburg – Am: 08.08.2025
Online: https://www.landkreis-harburg.de/ – Foto: Beispielfoto, Pixabay.


Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete im Landkreis Harburg in vollem Gange

Geflüchtete Menschen, die in Deutschland Schutz suchen und ihren Lebensunterhalt nicht selbst sichern können, haben grundsätzlich Anspruch auf Grundleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Vergangenes Jahr beschloss die Bundesregierung, dass Geflüchtete diese Leistungen auch über eine möglichst bundesweit einheitliche Bezahlkarte erhalten können.

Im Landkreis Harburg fiel der Startschuss für die Ausgabe der Bezahlkarte Ende Juli 2025. Die Abteilung Migration, Ordnung und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung gibt die Bezahlkarten nach und nach an alle hier lebenden Geflüchteten aus, die Grundleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen.

Aktuell rund 1600 Menschen im Landkreis mit Bezahlkarte ausgestattet

Aktuell sind das im Landkreis Harburg insgesamt rund 1.600 Menschen, deren Asylverfahren entweder läuft oder die geduldet werden oder ausreisepflichtig sind. Pro Woche wird eine der zwölf Städte, Samt- oder Einheitsgemeinden umgestellt, die Bezahlkarten werden in den örtlichen Rathäusern ausgegeben. Zuletzt haben die in der Stadt Winsen, der Gemeinde Stelle und in der Stadt Buchholz lebenden Leistungsberechtigten ihre Karte erhalten. In dieser Woche läuft die Ausgabe in Seevetal. Die anderen Kommunen im Kreisgebiet folgen.

Ausgabe voraussichtlich im Oktober abgeschlossen

Geflüchtete, die den Ausgabetermin verpassen, müssen einen Termin bei der Abteilung Migration in Winsen buchen und erhalten dort ihre Karte. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir alle Leistungsberechtigten bis Anfang Oktober mit ihren Bezahlkarten ausgestattet haben und danken unseren Kommunen für die tatkräftige Unterstützung des Einführungsprozesses“, berichtet Thorsten Völker, Leiter der Abteilung Migration, Ordnung und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung.

Guthabenbasierte Karte als Bargeldersatz

Die Bezahlkarte dient als Bargeldersatz und funktioniert wie eine guthabenbasierte VISA-Debitkarte ohne Kontobindung. So können auch Geflüchtete, die kein eigenes Bankkonto haben, bundesweit bargeldlos bezahlen. Sie wird monatlich per SEPA-Überweisung aufgeladen und kann nicht überzogen werden. Geldtransfers ins Ausland sind nicht möglich. Grundsätzlich können am Geldautomaten oder in entsprechend ausgestatteten Geschäften pro Monat 50 Euro Bargeld abgehoben werden.

Eingeschränkte Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr

Ziel der Bezahlkarte ist es, das Risiko zu minimieren, dass für die Deckung des Lebensunterhaltes vorgesehene Gelder ins Ausland oder an Schleuser abfließen. Geflüchtete ohne eigenes Konto können mithilfe der Karte anders als bisher am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen. Auch Überweisungen sind möglich, sofern die Empfänger dafür zugelassen sind.

Gleichzeitig sollen auch die fürs Asylbewerberleistungsgesetz zuständigen Behörden wie der Landkreis Harburg entlastet werden, indem Verwaltungsaufwände für Bargeldauszahlungen reduziert und die monatliche Abrechnung der Leistungen vereinfacht wird.

Hintergrund: Zusammenarbeit mit Dienstleister „secupay AG“ 

Hintergrund: Für eine möglichst bundesweit einheitliche Regelung für die Bezahlkarte arbeitet das Land Niedersachsen gemeinsam mit 13 weiteren Bundesländern nach einer Ausschreibung mit dem Dienstleister „secupay AG“ zusammen. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben sich für eigene Insellösungen entschieden. Dementsprechend sollen sowohl die Landesaufnahmebehörde (LAB) wie auch die für das Asylbewerberleistungsgesetz verantwortlichen Kommunen das entsprechende System nutzen.

Seit Ende Dezember 2024 erhalten Geflüchtete in den Sammelunterkünften der LAB die Karte, nun werden landesweit alle Grundleistungsempfänger in den Kommunen ausgestattet. Das Land übernimmt die Kosten für die Einführung und den Betrieb der Bezahlkarte für die vorgesehene Vertragslaufzeit von zunächst vier Jahren.

Mehr Information und Kontakt

Bezahlkarte in Lüneburg

  • mosaique Lüneburg: Tauschcafé – Bezahlkarte für solidarischen Gutscheintausch
    Im Tauschcafé im mosaique Lüneburg können Menschen mit Bezahlkarte Supermarkt-Gutscheine gegen Bargeld von solidarischen Menschen eintauschen. So soll Betroffenen wieder Zugang zu ausreichend Bargeld ermöglicht werden. Das Tauschcafé findet jeweils am Donnerstag von 15:00 bis 18:00 Uhr statt.
  • Seebrücke Lüneburg: Mahnwache mit Kuchen und Infos – Freitag, 29. August 2025, Fußgängerzone Lüneburg
    Die Seebrücke Lüneburg setzt am Freitag, 29. August 2025, von 14-16 Uhr in der Großen Bäckerstraße ein Signal zur Solidarität: NEIN zur Bezahlkarte, für ein SoliAsyl! Mit Mahnwache, Infostand und Kuchen gegen Spende will die Initiative über ihre Arbeit aufklären, solidarische Menschen anwerben und Spenden sammeln.
    Instagram:https://www.instagram.com/seebruecke.lueneburg
  • Instagram: https://www.instagram.com/neinzurbezahlkartelueneburg/
    Initiative gegen die Bezahlkarte in Lüneburg.

Mehr zum Thema

  • taz: Bezahlkarte in Hamburg soll ausgeweitet werden – erst Geflüchtete, dann Deutsche – 24.07.2025
    In den meisten Bundesländern bekommen Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­emp­fän­ge­r*in­nen ihr Geld seit einigen Monaten auf eine extrem beschränkte Visakarte. Künftig sollen in Hamburg auch Jugendliche, die Sozialleistungen erhalten, Geld nur noch über eine Karte bekommen. Die so genannte Social Card war von Anfang an mitgedacht.
  • Lüne-Blog: „NEIN zur Bezahlkarte“: Solidarischer Gutscheintausch in Lüneburg startet – Info-Abend am 13. Januar 2025 – 06.01.2025
    Mit der Bezahlkarte können Geflüchtete höchstens 50 Euro im Monat bar abheben. Eine neue Initiative „NEIN zur Bezahlkarte“ in Lüneburg will ihnen den Tausch von Gutscheinen gegen Bargeld ermöglichen und lädt am Montag, 13. Januar 2025, ein zum Info-Abend. In Bayern hat diese legale Aktion bereits für ein gewisses Aufsehen gesorgt.
  • Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.: Bezahlkarte ist symbolpolitische Ausgrenzung von Geflüchteten – 04.11.2024
    Der Flüchtlingsrat kritisiert die Einführung einer Bezahlkarte in Niedersachsen: Asylsuchende werden durch diese Form der Leistungsgewährung diskriminiert und symbolpolitisch ausgegrenzt. Die offizielle Begründung für diese Maßnahme wurde von der einschlägigen Migrationsforschung grundsätzlich in Zweifel gezogen: Es gibt keine belastbaren Zahlen über Auslandsüberweisungen von Asylsuchenden, und es gibt keine Hinweise auf einen Missbrauch der Sozialleistungen.
mosaique Lüneburg: Straßenansicht. Foto: mosaique Lüneburg.

Foto: mosaique Lüneburg. Das mosaique in der Katzenstraße in der Lüneburger Innenstadt – Straßenansicht. 

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