Transparent in der Bögelstraße, Lüneburg. Foto: Initiative "Bezahlbarer Wohnraum im Erbbau Lüneburg".

Initiative Erbbau Lüneburg: Klosterkammer bietet kleine Verbesserung statt echter Reform

Thema Erbbau: Die Erbbauzinsen sind geknüpft an die Bodenrichtwerte – und die sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Die Klosterkammer Hannover, eine Behörde des Landes Niedersachsen, präsentierte nun eine Regelung, die die Situation verbessern soll. Unzureichend, so die Lüneburger Initiative „Bezahlbares Wohnen im Erbbau“, die eine echte Reform und soziale Orientierung vermisst.


Mitteilung von: Initiative „Bezahlbares Wohnen im Erbbau Lüneburg“ – Am: 23.09.2025
Online: https://ini-erbbau-lg.de/ – Foto: Initiative „Bezahlbares Wohnen im Erbbau Lüneburg“


Klosterkammer Hannover: Kleine Modernisierung statt großer Reform im Erbbau Niedersachsen

Klosterkammer Hannover präsentiert Minister Falko Mohrs und der Initiative Erbbau Lüneburg neue Berechnung von Erbbauzinsen

Foto: Initiative „Bezahlbares Wohnen im Erbbau Lüneburg“. „Durch die hohen Erbbauzinsen geht bezahlbarer Wohnraum in die Binsen.“ – Transparent in der Bögelstraße, Lüneburg, 2024.

Ein fast historisches Ereignis: In den letzten Jahrzehnten hatten viele Erbbaunehmende in Niedersachen erfolglos versucht, bezahlbare Erbbaukonditionen auszuhandeln, zudem kam es in letzter Zeit landesweit zu Protesten. Denn allein in Lüneburg sind nach Angaben des NDR 10.000 Menschen betroffen, deren Haus – egal ob Besitz oder gemietet – auf Erbgrund steht.

Am 18. September 2025 präsentierte die Klosterkammer Hannover nun erstmalig ein Modernisierungsmodell. Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hatte die Klosterkammer als Sonderbehörde des Landes Niedersachsen und die Initiative „Bezahlbarer Wohnraum im Erbbau Lüneburg“ zum Gespräch eingeladen. 

Orientierung am Bodenrichtwert soll bleiben – Erbbauzins steigt weiter

Dieser Schritt der Klosterkammer ist aus Sicht der Lüneburger Initiative zunächst positiv zu bewerten. Die vorgestellten Konditionen sind jedoch ernüchternd. Der Bodenrichtwert – zentraler „Brandbeschleuniger“ für exorbitant steigende Erbbauzinsen – bleibt als Berechnungsgrundlage unangetastet.

Das Modell der Klosterkammer sieht Sonderkonditionen nur für die Verlängerung von Bestandsverträgen vor. Der Erbbauzinssatz soll sich am Zinssatz 10-jähriger Bundesanleihen in einer variablen Spanne von 2 bis 4 Prozent orientieren. Für die Städte Hildesheim, Osnabrück, Göttingen, Lüneburg mit ihren „angespannten Wohnungsmärkten“ gibt es einen Abschlag von einem Drittel für 20 Jahre. Dieser erlischt im Erb- oder Verkaufsfall.

Weiterhin Gewinnmaximierung als Ziel

Mit ihrem Modell verfolgt die Klosterkammer als öffentlich-rechtliche Einrichtung weiterhin rein gewinnmaximierende Interessen. Das zentrale Ziel des Erbbaurechts, Wohneigentum für einkommensschwächere Menschen zu ermöglichen und Bodenspekulation zu verhindern, bleibt unbeachtet. Die Lüneburger Initiative sieht darin den Versuch, die Proteste mit möglichst geringen Einbußen zeitlich einzudämmen, um danach die renditegetriebenen Konditionen im Erbbau fortzuführen. Eine dringend notwendige Reform für bezahlbares Wohnen im Erbbau sieht anders aus!

Mehr soziales Engagement und angemessene Reaktion auf steigende Bodenpreise erwartet

Bei steigenden Bilanzsummen und Rücklagen der Klosterkammer umfasst das soziale Engagement nur einen Bruchteil des Gewinns – und ist damit mehr PR als große Wohltat. Das Problem massiv steigender Bodenpreise sei ein politisches Problem, das die Klosterkammer nicht lösen könne, sagt Dr. Thela Wernstedt, Präsidentin der Klosterkammer, bei dem Gespräch. Doch geboten wäre eine angemessene Reaktion auf diese Entwicklungen.

Hintergrund: Klosterkammer Hannover

Die Klosterkammer Hannover ist eine Sonderbehörde des Landes Niedersachsen. Sie arbeitet wie ein mittelständisches Unternehmen. Sie vergibt Grundstücke im Erbbaurecht, bewirtschaftet 26.600 Hektar Wald, verpachtet landwirtschaftliche Flächen und verwaltet ausgegründete Betriebe. Sie erhält mehr als 700 Baudenkmale und rund 12.000 Kunstgegenstände. Mit rund zweieinhalb Millionen Euro unterstützt sie alljährlich Förderprojekte. 

Ein Schwerpunkt der Klosterkammer liegt im Vermarkten von Erbbaurechten: Rund 16.700 Baugrundstücke sind derzeit vergeben. Die Verträge haben in der Regel eine Laufzeit von 80 Jahren.

Mehr Information und Kontakt

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Foto: Initiative "Bezahlbares Wohnen im Erbbau Lüneburg". Demonstration in Hannover am 26. Juni 2025.

Foto: Initiative „Bezahlbares Wohnen im Erbbau Lüneburg“. Demonstration in Hannover am 26. Juni 2025.

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