Ausgrabung Neue Sülze, Lüneburg. Foto: Hansestadt Lüneburg.

Lüneburg: Archäologische Grabungen in der Altstadt bringen Spannendes zutage

Stadtarchäologe Tobias Schoo und eine Kollegin untersuchten gemeinsam den Untergrund einer aktuellen Baustelle in der Straße Neue Sülze. Und sie wurden fündig: Aufschüttungen zeigen, dass es schon im Mittelalter hier zu Senkungen kam. Außerdem entdeckt: Eine bis dahin unbekannte Backsteinkloake. Nach Ansicht von Fachleuten sind diese „Schatztruhen“.


Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg
Am: 16.06.2022
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Foto: Hansestadt Lüneburg


Archäologische Ausgrabungen in der Altstadt bringen Spannendes zutage

Foto: Hansestadt Lüneburg. Archäologin Gesa Wilhelm-Kazman von der Firma Melisch Archäologie KG und Stadtarchäologe Tobias Schoo an der Fundstelle.

Bereits im Mittelalter kam es in Lüneburgs Altstadt zu massiven Senkungen. Diese Annahme konnte jetzt anhand einer archäologischen Untersuchung an der Neuen Sülze erneut belegt werden.

„Das ist hochspannend“, freut sich Lüneburgs Stadtarchäologe Tobias Schoo, der die Untersuchungen im Vorfeld einer Baumaßnahme gemeinsam mit der Firma Melisch Archäologie KG betreut hat. „Das Grundstück befindet sich direkt an der Abbruchkante des Senkungsgebiets und hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder um viele Meter abgesenkt“, so Schoo.

Schon im Mittelalter: Mit Aufschüttungen der Absenkung begegnet

Dies belegen die mächtigen Aufschüttungen, die die Archäologinnen und Archäologen dort gefunden haben. „Bei diesen Aufschüttungen stammt der unterste Teil sehr wahrscheinlich aus dem späten Mittelalter“, skizziert Schoo. „Es ist daher davon auszugehen, dass im Laufe der Jahrhunderte das Gelände immer weiter aufgeschüttet wurde und sich die Bewohner der Parzelle quasi „hochgesiedelt“ haben“, erklärt Lüneburgs Stadtarchäologe.

Drainage-Gräben leiten das Wasser in den Garten

Ebenfalls spannend: Innerhalb der mittelalterlichen Aufschüttungen haben die Archäologinnen und Archäologen mehrere, vermutlich neuzeitliche Drainage-Gräben entdeckt, die mit reinem Ziegelschutt angefüllt waren. „Das ist eine clevere Methode, um das Wasser von der vorderen Bebauung der Parzelle nach hinten in den Garten zu leiten“, so Schoo. Auch heute noch sprudelt das Grundwasser aus diesen Drainage-Gräben hervor.

Backsteinkloake aufgefunden

Belohnt wurden die Archäologinnen und Archäologen am Ende ihrer Grabungen dann noch durch den Fund einer Backsteinkloake, von deren Existenz vorher nichts bekannt war. „Da wir aus der Baugrube der Kloake kein Fundmaterial bergen konnten, ist eine Datierung der Kloake schwierig“, sagt Schoo. Es gebe in Lüneburg allerdings vereinzelt Hinweise, dass solche Anlagen bereits im 14. Jh. gebaut worden sind. Verfüllt und damit aufgegeben wurde die hygienische Anlage vermutlich im 17. oder 18. Jahrhundert.

Neue Sülze als Straße der Oberschicht Lüneburgs

Durch den räumlichen Bezug zur Saline und zum Rathaus war die Straße Neue Sülze ein von der städtischen Oberschicht bevorzugt bewohnter Standort. Die großen Parzellen dort haben ausgedehnte Gartenanlagen. Es ist davon auszugehen, dass in vielen der Gärten ehemals Kloaken vorhanden waren. Bis heute sind in Lüneburg rund 70 Kloaken untersucht worden.

Information: Kloaken als „Schatztruhen der Alltagskultur“

Prof. Dr. Edgar Ring, der ehemalige Archäologe in der Hansestadt, bezeichnet die Kloaken als „archäologische Schatztruhen der Alltagskultur“.

„Denn nicht nur die Fäkalien und organischen Abfälle verraten eine Menge über die Lebensweise und -umstände zu jener Zeit; auch die Gegenstände des täglichen Bedarfs geben wiederum Aufschluss über den damaligen Alltag. So ermöglichen die historischen Müllcontainer Einblicke in Lebensbereiche der damaligen Bewohner der Hansestadt, die der Archäologie sonst verschlossen bleiben“, so der Bericht im Magazin Quadrat (2019 – mehrdratlueneburg.de).

Verein Lüneburger Stadt­archäo­logie

Die archäo­logische Denkmal­pflege der Hanse­stadt Lüneburg wird seit 1991 von der Stadt­archäo­logie als städtische Insti­tution wahr­genommen. Mit dem Ziel, die Arbeit dieser Institution zu unter­stützen, gründete sich 1996 der Verein Lüneburger Stadt­archäo­logie als gemein­nützig anerkannter Zusammen­schluss von Bürgern und Freunden der Hansestadt Lüneburg.

Lüneburger Stadtarchäologie e.V. ist ein Bindeglied zwischen der Stadtarchäologie und denen, die an der Geschichte der Hansestadt Lüneburg interessiert sind.


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