Foto/Grafik: IG Metall. Streik bei Jungheinrich, Lüneburg, November 2025.

Jungheinrich: Unternehmen blockiert Lösungen – Gewerkschaft setzt Arbeitskampf fort

Seit dem 20. November 2025 wird bei Jungheinrich für den Erhalt des Unternehmens gestreikt. Der Betriebsrat hat inzwischen mit Fachleuten ein Konzept entwickelt, um mit allen Beteiligten alternative Lösungen zu finden. „Doch der Vorstand blockiert jeden ernsthaften Dialog“, stellt Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg, fest. IG Metall und Betriebsräte zeigen sich tief enttäuscht und zunehmend empört.


Mitteilung von: IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt – Am: 01.12.2025
Online: https://nieder-sachsen-anhalt.igmetall.de/Aktuelles/ – Foto/Grafik: IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.


IG Metall NDS-LSA: Jungheinrich blockiert Lösungen – Arbeitskampf wird fortgesetzt

Die IG Metall und der Betriebsrat des Jungheinrich-Werks in Lüneburg zeigen sich tief enttäuscht und zunehmend empört über das Verhalten der Unternehmensleitung im laufenden Beteiligungsprozess zur Zukunft des Standorts. Während die Betriebsräte gemeinsam mit der Belegschaft Lösungen suchen, hält die Arbeitgeberseite an ihrer Blockadehaltung fest. Sie reagiert mit Abschottung, Verzögerung und offener Behinderung der Mitbestimmung.

Desinteresse und Blockade auf Arbeitgeberseite

„Es ist schlichtweg respektlos, mit welchem Desinteresse Jungheinrich auf das große Engagement seiner Beschäftigten reagiert“, erklärt Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg. „Die Betriebsräte bringen Herzblut und Expertise ein, sie wollen Zukunft gestalten.“

Der unbefristete Arbeitskampf dauert derweil ungebrochen an. „Der Produktionsrückstand liegt inzwischen auf dem Niveau einer kompletten Monatsproduktion“, so der Gewerkschafter weiter. „Man hat den Eindruck, der Vorstandsvorsitzende Dr. Lars Brzoska befindet sich zum 1. Advent längst im Weihnachtsurlaub – während draußen die Kolleginnen und Kollegen für ihre Zukunft streiken.“

Betriebsrat: Umfassendes Konzept zur Erarbeitung alternativer Lösungen vorgestellt

Am 27. November 2025 hatte der Betriebsrat gemeinsam mit den Beratern von Wirtschaft und Analyse für Betriebsräte (WAB) ein umfassendes Workshop-Konzept vorgestellt. Ziel ist es, in enger Einbindung der Belegschaft und Werksleitung Alternativen zur geplanten Standortentwicklung zu erarbeiten, um die Produktion, Konstruktion und die qualifizierten Arbeitsplätze in Lüneburg zu sichern. „Was die Betriebsräte hier leisten, ist vorbildlich – das ist verantwortungsvolle Mitbestimmung im besten Sinne“, betont Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg.

Appell an die Eigentümer-Familien, Verantwortung zu übernehmen

„Doch der Vorstand blockiert jeden ernsthaften Dialog“, stellt Aldag fest. „Das ist ein Armutszeugnis für ein Unternehmen, das sich selbst als Familienunternehmen versteht. Die Eigentümer-Familien Wolf und Lange müssen endlich Verantwortung übernehmen und ihren Vorstand an seine Pflichten erinnern – gegenüber den Beschäftigten, aber auch gegenüber der Zukunft dieses Unternehmens. Ein Blick ins Grundgesetz zeigt: Eigentum verpflichtet!“

Betriebsrat will Maßnahmenkatalog für Erhalt des Werks erarbeiten

Auch Yusuf Cengiz, Vertrauenskörperleiter bei Jungheinrich Lüneburg, findet deutliche Worte: „Dieser Standort ist profitabel, leistungsfähig und zukunftsfähig. Die Belegschaft verdient Respekt, keine Hinhaltetaktik.“ Trotz der Verweigerungshaltung des Managements bleibt der Betriebsrat entschlossen. In den kommenden Wochen soll gemeinsam mit der Belegschaft ein Maßnahmenkatalog für den Erhalt des Werks entstehen – mit konkreten Vorschlägen in den Bereichen Organisation, Produktion, Logistik, Innovation und Beteiligung.

Kooperation und Zusammenhalt gefordert

Der Betriebsrat setzt nun auf die aktive Mitarbeit der Belegschaft. Parallel sollen alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft werden, um die Zukunft des Standorts abzusichern. „Es ist beschämend, dass ein traditionsreiches Familienunternehmen, das von Kooperation und Zusammenhalt geprägt war, nun mit juristischen Mitteln gegen seine eigene Belegschaft agiert“, fasst IG Metall-Gewerkschaftssekretär Rebstock zusammen. „Dabei ist alles vorhanden, was man für die Zukunft braucht: eine hochqualifizierte, engagierte Belegschaft, moderne Strukturen und ein profitabler Standort. Jetzt fehlt nur noch eins: Ein Vorstand, der den Mut hat, diese Stärken zu nutzen, statt sie zu verspielen.“

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  • Gemeinsame Resolution von Linken, SPD, Grünen und FDP: Jungheinrich-Standort in Lüneburg erhalten – 27.11.2025
    Das Werk von Jungheinrich in Lüneburg schreibt schwarze Zahlen, fertigt erfolgreich Spezial- und Kleinserien, weist die IG Metall hin. Trotzdem soll es geschlossen werden. Seit dem 20. November 2025 wird deshalb in Lüneburg gestreikt. In einer gemeinsamen Resolution wenden sich die Ratsfraktionen Die Linke, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Schließung und verlangen die Aufnahme von konstruktiven Gesprächen.
  • Werkschließung bei Jungheinrich: Hansestadt und Wirtschaftsförderung am 27. Juli 2025 vor Ort – 25.07.2025
    Das Unternehmen Jungheinrich will rund 1000 Stellen einsparen, das Werk in Lüneburg mit 380 Arbeitsplätzen soll geschlossen werden. Dezernent Matthias Rink und die Wirtschaftsförderung sind am Freitag, 25. Juli 2025, vor Ort. Die SPD mahnt die soziale Verantwortung des Unternehmens an und fordert Unterstützung der Beschäftigten.
Streikende Mitarbeitende am Werkstor vor Jungheinrich in Lüneburg, 21.11.2025. Mit Marianne Esders, Die Linke (zweite von rechts).

Streikende Mitarbeitende am Werkstor vor Jungheinrich in Lüneburg, 21.11.2025. Mit Marianne Esders, Die Linke (zweite von rechts).

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