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Aktionsbündnis gegen Atom: Erweiterungsfantasien der Atom-Lobby im Realitäts-Check

Im Rahmen der Weltklima-Konferenz fordert eine Pro-Atomkraft-Initiative, den Anteil der Atomkraft bis 2050 zu verdreifachen. Komplett unrealistisch, so das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom. Selbst im „Atom-Musterland“ Frankreich werden bis 2050 54 der 56 Reaktoren abgeschaltet – in Planung sind derzeit nur 6 neue. Der Anteil der Atomenergie sinkt derzeit global.


Mitteilung von: Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom – Am: 08.12.2023
Online: https://www.lagatom.de/ – Grafik: Banner Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (angepasst)


Pro-Atomkraft-Initiative auf der Welt-Klimakonferenz

Eine Pro-Atomkraft-Initiative, an der unter anderem USA, Frankreich, Großbritannien und das Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate beteiligt sind, veröffentlichte am 2. Dezember 2023 auf der Weltklimakonferenz in Dubai COP 28 eine gemeinsame Erklärung. Bis zum Jahr 2050 sollten die Kapazitäten verdreifacht werden, heißt es darin, wie das ZDF meldete (mehr).

World Nuclear Industry Status Report 2023: Globaler Rückgang der Atomkraft

Am 6. Dezember 2023 erschien der World Nuclear Industry Status Report 2023 (mehr), der vom Bundesumweltministerium mitfinanziert wird. Darin wird erneut der globale Rückgang der Atomkraft dokumentiert.

Das zweite Jahr in Folge ist die globale Atomstromproduktion mit 9,2 Prozent unter die 10 Prozent-Marke gesunken. Ein zukünftiger Anstieg ist nicht in Sicht.

In den nächsten Jahrzehnten über 1000 neue AKW?

Wie realitätsfern das Ausbauziel der Atomlobby ist, merkt man, wenn man die Zahlen einmal durchrechnet.

  • Derzeit sind weltweit 412 Reaktoren im Betrieb. Für eine Verdreifachung müssten also 824 zusätzliche Reaktoren gebaut werden.
  • Von den derzeit laufenden Reaktoren sind weit über die Hälfte, nämlich 270, so alt, dass sie bis 2050 vom Netz gehen werden. Diese müssten also ersetzt werden. Nötig wären insgesamt also 1094 zusätzliche AKW.

Tatsächlich starteten 2023 nur vier Neubau-Projekte

Um bis 2050 den Atomstromanteil zu verdreifachen, müssten jährlich 64 Atomkraftwerke in Bau gehen. 2023 starteten weltweit aber nur 4 Neubau-Projekte.

„Allein dieser Vergleich zeigt, wie realitätsfern die Ausbauziele der Atomlobby sind“, sagt Bernd Redecker vom Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom.

Beispiel Frankreich: Atomstrom-Produktion seit 2005 stark gesunken

Besonders deutlich wird es, wenn man nach Frankreich schaut. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist im Atomenergie-Musterland die Atomstrom-Produktion seit 2005 stark gesunken.

Das liegt vor allem an dem Alter der Reaktoren und den daraus resultierenden hohen Ausfallzeiten. Seit 2000 ist dort kein neues AKW ans Netz gegangen, 54 der 56 in Frankreich laufenden Reaktoren werden bis 2050 abgeschaltet.

54 AKW werden bis 2050 abgeschaltet, 6 neue sollen gebaut werden

2022 hat Macron medienwirksam angekündigt, dass er 6 neue AKW bauen will. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass der Staatskonzern EDF damit rechnet, dass das erste dieser sechs 2039 ans Netz gehen wird und das letzte nicht vor 2050.

54 abschalten und nur 6 bauen: Der Anteil an Atomstrom wird also selbst in Frankreich dramatisch sinken.

KlimaKollektiv Lüneburg: Ausbau der Erneuerbaren und Einsparungen gefordert

„Alles Gerede von einer Renaissance der Atomkraft ist reine Augenwischerei und dient nur dazu, vom tatsächlich Notwendigen abzulenken, ohne etwas für den Klimaschutz zu bewirken.

Was es stattdessen braucht, ist ein konsequentes Umdenken, das auf den Ausbau von Erneuerbaren setzt, vor allem aber auch auf Einsparungen. Das gilt nicht nur im Energiebereich, sondern bei allen Ressourcen“, erklärt Jonas Korn vom KlimaKollektiv Lüneburg.

Hintergrund

Das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom wurde 2009 anlässlich der Menschenkette zwischen Brunsbüttel und Krümmel gegründet. Nach dem Abschalten der letzten AKW in Deutschland werfen wir einen kritischen Blick auf den Umgang mit den Folgen aus sechzig Jahren Atomstrom: Denn der Atommüll wird uns noch über Generationen als Problem erhalten bleiben.

Mehr Information und Kontakt

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Lünepedia: Anti-Atom-Bewegung

Die Anti-Atom-Bewegung hat eine lange Tradition in Deutschland. Dabei spielten und spielen insbesondere Proteste gegen bestehende oder geplante Atomkraftwerke, aber auch gegen Wiederaufbereitungsanlagen, Atomtransporte sowie Atomend- und -zwischenlager eine Rolle. Lüneburg ist hier insbesondere auch aufgrund der Nähe zum Wendland und damit dem Atomlager Gorleben beteiligt.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Anti-Atom-Bewegung


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