Arbeitsmarkt in Lüneburg: Auszubildende und Mitarbeiter:innen gesucht
Auszubildende und Mitarbeiter:innen gesucht – so hört man es aktuell aus vielen Branchen. Die Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen bittet Schulabgänger:innen ohne Job-Perspektive dringend um Kontaktaufnahme. Angesichts des zu erwartenden Gästeansturms weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten darauf hin, dass sich die Hotelbranche für Beschäftigte attraktiver machen muss.
Im Gastgewerbe ist die Arbeitsstunde für Unternehmen nur halb so teuer wie im produzierenden Gewerbe. So die Berechnung des Amts für Statistik in Niedersachsen.
Mitteilung von: Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen
Am: 01.07.2022
1. Noch mehr als 540 Ausbildungsstellen im Landkreis Lüneburg unbesetzt
Für viele Jugendliche endet die Schulzeit und der Start ins Berufsleben sollte unmittelbar bevorstehen. Viele Unternehmen bereiten sich auf neue Auszubildende vor. Doch noch hat nicht jeder Jugendliche einen Ausbildungsvertrag in der Tasche und manche Ausbildungsstelle droht zu verwaisen.
„Aktuell stehen die Chancen gerade für Jugendliche sehr gut. In Hansestadt und Landkreis übersteigt das Angebot an freien Stellen derzeit die Zahl der suchenden Jugendlichen“, fasst Kerstin Kuechler-Kakoschke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, zusammen.
Jugendliche: Jetzt mit der Berufsberatung Kontakt aufnehmen
Im Landkreis Lüneburg stehen 549 unbesetzten Ausbildungsstellen 457 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber. Doch sollten Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die noch nicht wissen, wie es weitergeht, jetzt aktiv auf die Berufsberatungsfachkräfte in Lüneburg zugehen.
Auch finanzielle Unterstützung möglich, z.B. bei Auszug aus dem Elternhaus
Die Berufsberater:innen informieren über die tagaktuellen Ausbildungsangebote und helfen dabei, Alternativen zu entwickeln oder Stolpersteine zum Berufsstart aus dem Weg zu räumen. So kann es beispielsweise mit der Berufsausbildungshilfe finanzielle Unterstützung geben, wenn ein Auszug aus dem Elternhaus in Richtung Ausbildungsort notwendig ist.
Unterstützung auch für Unternehmen
„Auch Unternehmen, die Sorge haben, dass aus ihren Lehrstellen Leerstellen werden, finden Unterstützung bei uns“, hebt die Ausbildungsexpertin hervor. Es kann durchaus lohnend sein, sich auf vermeintlich schwächere Bewerberinnen und Bewerber einzulassen.
Die Arbeitsagentur kann bereits zu Beginn einer Ausbildung helfen, wenn es Probleme in der Theorie oder Fachpraxis gibt und ein erfolgreicher Abschluss gefährdet scheint.
Beratungstermine
- für Jugendliche: 0800 5 4444 00
- für Unternehmen: 0800 4 5555 20
- Weitere Informationen und Jobbörse: arbeitsagentur.de/lueneburg-uelzen
Von: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Lüneburg – Am: 04.07.2022
2. Zahl offener Stellen im Gastgewerbe um 75 Prozent gestiegen
Start der Urlaubssaison trifft auf fehlendes Hotelpersonal im Kreis Lüneburg
Gastgewerbe am Limit: Zu Beginn der Hauptreisezeit fehlt in vielen Hotels und Restaurants im Kreis Lüneburg das nötige Personal. „Rezeptionistinnen, Köche, Barkeeper, Service- und Reinigungskräfte werden händeringend gesucht. Ohne sie kann die Branche in der wichtigsten Saison des Jahres nicht durchstarten“, sagt Steffen Lübbert von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.
75 Prozent mehr offene Stellen als vor einem Jahr
Die NGG verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach zählte allein das Beherbergungsgewerbe im Landkreis Lüneburg Ende Juni 14 offene Stellen – 75 Prozent mehr als vor genau einem Jahr.
„Für viele Hoteliers ist es aktuell einfacher, Gäste zu finden als Mitarbeiter. Denn in der Folge von Lockdowns und Kurzarbeit haben etliche Beschäftigte ihre Branche verlassen. Es kommt jetzt darauf an, Fachleute mit guten Konditionen zu locken, um für die steigende Nachfrage nach Urlaubs- und Geschäftsreisen gewappnet zu sein“, so NGG-Geschäftsführer Lübbert.
Neuer Tarifvertrag: Einstiegsverdienst ab Oktober 12,50 Euro, Fachkräfte ab 13,95 Euro
Ein entscheidender Punkt sei die Bezahlung. Hier habe sich bereits einiges getan: Mit dem neuen Tarifvertrag, den die Gewerkschaft mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Niedersachsen ab Oktober bei 12,50 Euro pro Stunde – deutlich mehr als bislang. Fachkräfte kommen auf einen Stundenlohn von mindestens 13,95 Euro.
„Entscheidend ist nun, dass sich die Betriebe an die tariflichen Standards halten“, betont Lübbert.
Arbeitszeiten und Schutzbestimmungen einhalten
Doch auch bei den Arbeitsbedingungen müssten die Firmen nachlegen, um sich im Wettbewerb um dringend gesuchtes Personal behaupten zu können. „Hotelangestellte arbeiten oft dann, wenn andere frei haben – nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. Das geht zulasten von Familie und Freizeit. Es ist wichtig, Arbeitszeiten im Sinne der Beschäftigten zu organisieren“, macht Lübbert deutlich. Flexibilität dürfe keine Einbahnstraße nur für Unternehmer sein.
Der Gewerkschafter mahnt zugleich die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes an: „Auf das vorhandene Personal kommt eine hohe Mehrbelastung zu. Aber die gesetzlichen Vorschriften, die die Beschäftigten schützen, dürfen nicht unterlaufen werden. Dabei lassen sie genügend Spielräume, um Auftragsspitzen abzufedern. Ein Herumexperimentieren am Arbeitszeitgesetz, wie es die FDP in den Berliner Koalitionsvertrag hineinverhandelt hat, ist nicht der richtige Weg.“
Ansturm für die kommenden Monate erwartet
Für die Hotelbranche im Kreis Lüneburg rechnet Lübbert mit einer hohen Auslastung für die kommenden Monate: „Nach fast zweieinhalb Jahren Corona machen viele Menschen zum ersten Mal wieder richtig Urlaub. Der Tourismus im eigenen Land steht dabei hoch im Kurs. Hinzu kommen die Geschäftsreisenden. Und auch manche verschobene Geburtstags- oder Hochzeitsfeier wird nachgeholt.“
Damit die Pläne der Gäste nicht an fehlenden Rezeptionisten und Köchinnen scheiterten, müsse die Branche für die Beschäftigten attraktiver werden, ist Lübbert überzeugt. Das gelinge nur, indem sich Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten.
Verständnis auch bei Gästen nötig
„Zwar ist klar, dass damit gerade für kleinere Betriebe die Personalkosten steigen“, räumt der Gewerkschafter ein. Aber anders seien keine Menschen mehr für den Job im Gastgewerbe zu gewinnen. Es komme darauf an, dass jetzt auch die Kunden Verständnis zeigten.
„Für ein sauberes Hotelzimmer und einen guten Service sollte man bereit sein, etwas mehr auszugeben. Das gilt auch im Restaurant. Ein Schnitzel für neun Euro ist heute nicht mehr machbar“, so Lübbert.
Von: Landesamt für Statistik Niedersachsen – Am: 04.07.2022
3. Arbeitskosten in Niedersachsen
Hohe Arbeitskosten im Jahr 2020 in Niedersachsen in der Energieversorgung, niedrige im Gastgewerbe
Nach aktuellen Ergebnissen der Arbeitskostenerhebung lagen in Niedersachsen die Arbeitskosten je geleisteter Stunde im Jahr 2020 bei durchschnittlich 35,86 Euro. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, waren dies knapp 15,7% mehr als im Jahr 2016.
- Im produzierenden Gewerbe lagen die Arbeitskosten je geleisteter Stunde mit 41,60 Euro rund ein Viertel (24,3%) über den durchschnittlichen Arbeitskosten im Dienstleistungsbereich (33,48 Euro).
- Hohe Arbeitskosten wurden in den Wirtschaftsabschnitten „Energieversorgung“ (56,02 Euro) sowie „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (51,08 Euro) ermittelt.
- Erheblich weniger kostete eine geleistete Arbeitsstunde im „Gastgewerbe“ (19,93 Euro) und bei der Erbringung von „sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ (24,62 Euro). Zu dieser heterogenen Branche gehören unter anderem die Zeitarbeitsfirmen, aber auch Reisebüros sowie Wach- und Sicherheitsdienste.
Im Bundesdurchschnitt betrugen die Arbeitskosten je Stunde 37,17 Euro. Die höchsten durchschnittlichen Arbeitskosten wurden bundesweit im Bereich „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (57,19 Euro) nachgewiesen. Im „Gastgewerbe“ kostete eine geleistete Arbeitsstunde 20,91 Euro im Bundesdurchschnitt.
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Hintergrund: Zusammensetzung der Arbeitskosten und coronabedingte Besonderheiten
Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen.
- Zu den Bruttoverdiensten zählen das Entgelt für geleistete Arbeitszeit, Sonderzahlungen, vermögenswirksame Leistungen, Vergütung für nicht gearbeitete Tage (u. a. Urlaubstage oder gesetzliche Feiertage), Sachleistungen sowie die Bruttoverdienste der Auszubildenden. Nicht dazu zählt die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.
- Die Lohnnebenkosten beinhalten die Sozialbeiträge der Arbeitgeber (einschließlich der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall), die Kosten der beruflichen Aus- und Weiterbildung, die sonstigen Aufwendungen und die Steuern zu Lasten des Arbeitgebers. Erhaltene Lohnsubventionen mindern die Arbeitskosten.
Das Jahr 2020 war stark durch coronabedingte Kurzarbeit beziehungsweise temporäre Betriebsschließungen geprägt. Diese Maßnahmen wirkten sich auf die Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde, den zentralen Indikator der Arbeitskostenerhebung, weitgehend neutral aus, da sowohl das an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgezahlte Kurzarbeitergelt im gemeldeten Arbeitnehmerentgelt nicht enthalten ist, als auch die durch Kurzarbeit ausgefallenen Arbeitsstunden nicht zu den geleisteten Stunden zählen. Analog verhält es sich bei temporären Betriebsschließungen.
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