Bahnstrecke Hannover-Hamburg: Ausbau nach Alpha-E oder Neubau? Konflikt dauert an
Runder Geburtstag für die Ausbaupläne: Auf der Bahnstrecke Hamburg/Bremen-Hannover behindern erhebliche Engpässe den Zugverkehr. Überlegungen zu Aus- und Neubau gibt es seit 1962 – also genau 60 Jahre. Das Dialogforum Schiene Nord befürwortete 2015 mehrheitlich das Konzept Alpha-E mit dem Ausbau vorhandener Strecken. Stadt und Landkreis Lüneburg lehnten das Ergebnis als unzureichend ab.
Nach einem Treffen am 15. September 2022, organisiert vom Dialogforum Schiene Nord (http://www.dialogforum-schiene-nord.de), an dem auch die DB teilnahm, ist klar: Es wird weiter gestritten.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung
Am: 15.09.2022
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Stellungnahme von Verkehrsminister Althusmann zu Alpha-E am 15. September 2022
Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann (SPD) hat am 15. September 2022 am Statustreffen zum Schienenprojekt Alpha-E in Celle teilgenommen. Dazu erklärt er:
„Das Engagement und die Ausdauer der Beteiligten des Dialogforums Schiene Nord für mehr Schieneninfrastruktur ist nach wie vor beeindruckend. Es ist gut, dass der Projektbeirat das heutige Treffen in Celle organisiert hat und auch die Deutsche Bahn dieser Einladung gefolgt ist.
Kritik am Vorgehen der Deutschen Bahn
Die Vorstellungen der Bahn auf der einen und die Befürchtungen der Bevölkerung vor Ort auf der anderen Seite laufen immer stärker auseinander. Für mich ist aber klar: Ohne einen Konsens mit dem Land wird es nicht gelingen, die dringend erforderlichen Schienen-Kapazitäten im Norden zu schaffen. Es sind noch viele fachlichen Fragen offen, für die die Zeit heute in Celle nicht gereicht hat.
Die große Enttäuschung in der Bevölkerung über das Agieren der Bahn während der letzten Monate ist bei Veranstaltungen im Umfeld des Statustreffens, bei Versammlungen, Demos und den ,Aufkreuz‘-Protesten mehr als deutlich geworden.
Keine Vorfestlegung auf Neubaustrecke
Ich halte die derzeitige Strategie, dem Bund eine teure, aber perspektivisch wirtschaftliche Neubaulösung vorzuschlagen, für durchsichtig – gerade wenn andererseits bei der Alpha-E-Variante von der DB das Schreckensszenario von ungeeigneten Ortsdurchfahrten entworfen wird.
Diese faktische Vorfestlegung auf eine Neubaustrecke entspricht nicht der Erwartung nach dem Dialogforum. Hier erwarten wir mehr konstruktives Planen der DB im Sinne des Dialogs. Bund und DB dürfen nicht beliebig oft mit neuen Lösungen um die Ecke kommen.
Wunsch nach runden Tischen und offenem Diskurs
Die Bahn muss wieder alle Beteiligten gleichrangig informieren, wir müssen in einen wirklichen Dialog kommen. Eignen würden sich dafür Runde Tische. Nur mit einer offenen, transparenten Kommunikation wird sich die Bereitschaft der Menschen vor Ort für eine bessere Schieneninfrastruktur im Norden erzeugen lassen – andernfalls wird Vertrauen dauerhaft beschädigt.“
Mitteilung von: Landkreis Lüneburg – Am: 16.09.2022 – Online: mehr
Kein Konsens zu Alpha-E: Landrat Jens Böther vertritt Position beim Projektbeirat Alpha-E
Klare Worte für eine fachlich fundierte Planung des Bahnausbaus in Norddeutschland: Die fand Landrat Jens Böther (CDU) am Donnerstag, 15. September 2022, beim Treffen des Projektbeirats Alpha-E in Celle.
Dort beschworen ein Großteil der Teilnehmenden erneut die Einigkeit der Region – aus Sicht des Landkreises Lüneburg eine Legende: „Einen Konsens zu Alpha-E hat es in Niedersachsen nie gegeben“, erklärt der Verwaltungschef. „Der Raum Lüneburg hat dem Ausbau der Bestandsstrecke in Form von Alpha-E nie zugestimmt.“
Ausbau der Bestandsstrecke (Alpha-E) nicht ausreichend
Zudem stellten viele Beteiligte Alpha-E als verbindlichen Planungsauftrag dar: „Das Dialogforum Schiene Nord hat lediglich einen Vorschlag aus der Region gemacht. Dessen Tiefe reicht aber lange nicht aus, um eine Aussage über Machbarkeit oder Nicht-Machbarkeit zu tätigen.“
Die Deutsche Bahn habe diesen Vorschlag auf Herz und Nieren geprüft. Das Ergebnis: „Alpha-E kann nicht das leisten, was es leisten soll. Da muss man den Tatsachen in die Augen schauen“, so Landrat Jens Böther.
Positiv: Einstieg ins Raumordnungsverfahren
Begrüßenswert findet der Landrat jedoch die Ankündigung des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, beim Ausbau der Schieneninfrastruktur zwischen Hamburg und Hannover doch noch in ein Raumordnungsverfahren einzusteigen, das für große Vorhaben gesetzlich vorgesehen ist.
„Ein Raumordnungsverfahren, das alle Interessen fachlich prüft und gegeneinander abwägt, halte ich für absolut richtig“, erklärt der Landrat. „Das fordert der Landkreis Lüneburg mit Rückendeckung des Kreistags schon sehr lange.“
Bei dem Treffen, bei dem hauptsächlich Befürworter der Alpha-E-Strecke anwesend waren, stellte Landrat Jens Böther noch einmal deutlich die Position der Region Lüneburg dar: „Der Landkreis Lüneburg wird jede Streckenführung akzeptieren, die in einem faktenbasierten, fachlich fundierten Verfahren zustande kommt – auch wenn wir selbst betroffen sein werden.“
Durchgängig vier Gleise zwischen Hannover und Hamburg nötig
Dazu ist ein Raumordnungsverfahren unverzichtbar, wie es der Landkreis seit mehreren Jahren fordert. Eine politische Einflussnahme auf den fachlichen Planungsprozess lehnt er hingegen ab. Zwischen Hannover und Hamburg sind durchgängig vier Gleise notwendig – und die sind wohl nur mit einem Neubau zu realisieren.
Der Kreistag des Landkreises Lüneburg hat sich bereits Ende 2018 klar zum Schienenprojekt Alpha E positioniert.
Landkreis Lüneburg: Mehr Information – https://www.landkreis-lueneburg.de/fuer-unsere-buergerinnen-und-buerger/mobil-im-landkreis/bus-und-bahn/schienenausbauprojekt-alpha-e.html.
Mitteilung von: Regionalgruppe Ostheide des Landesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen, – Am: 12.09.2022
Ekkehard Niemann: Kritik an Panorama-Sendung “Schienennetz vor dem Kollaps”
“Mehr Baustellen, mehr Verspätungen. Die Bahn steht vor dem Kollaps. Warum sind die Probleme nicht längst behoben?”, fragt die PANORAMA-Sendung am 8.9.2022 (NDR Mediathek: mehr).
Einseitige Stellungnahme für Neubaustrecke zugunsten der Bahnpläne
Eckehard Niemann, Sprecher der Regionalgruppe Ostheide des Landesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen, übt Kritik an grundsätzlichen Aussagen der Sendung.
Darin würden einseitig die Neubaupläne der Bahn unterstützt und den politisch Verantwortlichen Angst vor Ärger und Protest von Wähler:innen und Bürgerinitiativen unterstellt.
Dialogforum Schiene Nord hat 2015 Kompromiss erarbeitet – mit Zustimmung der Bahn
Aus seiner Sicht handelt die Sendung das Celler „Dialogforum Schiene Nord“, das sich 2015 für die Variante Alpha-E aussprach, stark verkürzt ab: „Gerade hier handelte es sich um einen nach langen sachbezogenen Beratungen und Verkehrsexpertisen mühsam erarbeiteten Kompromiss, der beispielhaft eine demokratische Bürgerbeteiligung mit der Beteiligung von Vertretern der Kommunalpolitik und der Bürgerinitiativen und Verbände umsetzte“, so Niemann.
Niemann: Gutachter hielten Alpha-E für ausreichend
Er erklärt: „Dem Ergebnis Alpha stimmten beileibe nicht nur Bund und Land zu, sondern auch die Deutsche Bahn. Sie hatte diesen Vorschlag eingebracht, ihre Gutachter bestätigten diesen Ausbau als ausreichend für die vorhandenen und kommenden Güter- und Personenverkehre.“
Belegbar sei das, so Niemann, auch durch ein Gutachten des Verkehrsplaners Martin Vieregg: Alpha E reiche aus, zumal man durch Digitalisierung das neue Ausweichgleis besser nutzen und die Abstände zwischen den Zügen deutlich verringern könne.
Wikipedia: Y-Trasse Hamburg/Bremen-Hannover
Überlegungen für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover sind bereits für das Jahr 1962 dokumentiert. 1992 stellte die Deutsche Bundesbahn erste Planungen für die Linienführung einer Neu- und Ausbaustrecke zwischen Hamburg, Bremen und Hannover vor. Anlass der Planungen waren Überlegungen zur Effizienzsteigerung im Personenverkehr.
Der Hauptgrund für die neue Trasse ist die hohe Belastung der bestehenden Hauptverbindung Hamburg–Lüneburg–Uelzen–Celle–Hannover/Lehrte.
Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Y-Trasse_Hamburg%2FBremen–Hannover
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