Der Lüneburger Restaurator Markus Tillwick (rechts) und Renee Kunz, projektleitender Architekt vom Büro Angelis & Partner, begutachten die freigelegten Deckenmalereien im Organistenhaus auf dem St. Nikolaihof. Foto: Hansestadt Lüneburg.

St. Nikolaihof in Bardowick: Sanierung legt Deckenmalereien frei

Bildnisse der vier Tugenden wurden bei der Sanierung im St. Nikolaihof in Bardowick entdeckt: Geduld, Nächstenliebe, Weisheit und die sogenannte „gute Hirtin“, die wahrscheinlich für Schutz und Führung steht. Aktuell wird überlegt, den Raum im Organistenhaus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Baulich begleitet werden die Arbeiten von der Hansestadt Lüneburg, die den Gebäudebestand für die Hospitalstiftung St. Nikolai verwaltet.


Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg – Am: 04.03.2024
Online: mehr – Foto: Hansestadt Lüneburg.


Frauenporträts von 1672: Sanierung im St. Nikolaihof legt Deckenmalereien frei

Der Lüneburger Restaurator Markus Tillwick (rechts) und Renee Kunz, projektleitender Architekt vom Büro Angelis & Partner, begutachten die freigelegten Deckenmalereien im Organistenhaus auf dem St. Nikolaihof. Foto: Hansestadt Lüneburg.

Vier Frauenporträts sind an der Decke des Raums zu erkennen. Sie stellen vier Tugenden dar. Drei davon kann der Lüneburger Restaurator Markus Tillwick klar zuordnen: Geduld, Nächstenliebe und Weisheit.

Das vierte Porträt ist kniffliger zu deuten. Es zeigt eine Frau, die einen Stab in der Hand hält und mit der anderen Hand einen Hund streichelt. „Wir nennen sie bislang die gute Hirtin und vermuten, dass sie für Schutz und Führung steht“, sagt Tillwick.

Entstanden vor rund 350 Jahren – jetzt im Besitz der Hospitalstiftung St. Nikolai

Mit seiner Kollegin Inga Blohm hat er die Deckenmalereien im Organistenhaus auf dem St. Nikolaihof in Bardowick freigelegt und aufwendig restauriert. Entstanden sind die Malereien vor rund 350 Jahren, als das sogenannte Pastorat errichtet wurde. Dort lebte einst die Pastorenfamilie.

Schon seit Längerem wird das Gebäude, das sich im Besitz der Hospitalstiftung St. Nikolai befindet und derzeit saniert wird, für sozialen Wohnraum genutzt. Vier Wohneinheiten gab es im Organistenhaus, sieben werden es nach abgeschlossener Sanierung sein, erklärt der projektleitende Architekt Renee Kunz vom Büro Angelis & Partner aus Wismar.

Überlegungen, Malereien der Öffentlichkeit zugänglich zu machen

Die Deckenmalereien sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So wird überlegt, die entsprechende Wohneinheit aus der dauerhaften Vermietung herauszunehmen. Sie könnte als eine Art „Pilgerwohnung“ für einzelne Übernachtungen vermietet werden und ansonsten auch zu Aktionstagen geöffnet werden, zum Beispiel zum „Tag des offenen Denkmals“ oder zum „Tag der Städtebauförderung“.

Hansestadt als Verwalterin der Gebäude begleitet die Arbeiten

Die Arbeiten sollen im Mai 2024 abgeschlossen sein. Rund 3,5 Millionen Euro kostet die Sanierung, etwa 50 Prozent stammen aus Mitteln der Städtebauförderung. Baulich begleitet werden die Arbeiten von der Hansestadt Lüneburg, die den Gebäudebestand für die Stiftung verwaltet.

Abgeschlossen sind auf dem St. Nikolaihof bereits die Sanierungen der Kapelle, des Alten und Neuen Männerhauses sowie des Herrenpfründnerhauses.

Finanziert durch Fördermittel und Mittel der Stiftung

Der Projektkostenrahmen für die Sanierung des St. Nikolaihofes wurde bereits zweimal erhöht, weil jeweils entschieden wurde, dass weitere Gebäude saniert werden sollen. Inzwischen beläuft sich der Kostenrahmen auf 16,7 Millionen Euro. Ein Anteil von 4,3 Millionen Euro stammt aus Mitteln der Städtebauförderung von Bund und Land. Den Rest trägt die Stiftung.

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Hintergrund: Der St. Nikolaihof in Bardowick

In einer Urkunde von 1251 wird das „Haus der armen Kranken“, unmittelbar vor der Ortsgrenze Bardowicks an der Straße nach Lüneburg gelegen, erstmals genannt. Der Bischof von Verden bestätigt in dem Dokument, dass dem Hospital der „Zehnte“ aus den Gütern des Dominus Wido zusteht.

Die Einrichtung gehörte der Stadt Lüneburg, die hier anfangs Leprakranke unterbrachte. Die Lepra, eine unheilbare und mit jahrelangem Siechtum verbundene Krankheit, war mit den Kreuzzügen hierher gekommen. Aus Angst vor Ansteckung brachte man die Kranken allerorts in Häusern außerhalb der Stadtmauern unter, in denen sie abgeschlossen lebten.

  • Samtgemeinde Bardowick: St. Nikolaihof
  • Städtebauförderung: Städtebaulicher Denkmalschutz in Bardowick
    Bardowick wurde mit seiner städtebaulichen Gesamtmaßnahme „St. Nikolaihof“ im Jahr 2009 in das Bund/Länderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen. Damit wurde es möglich, die denkmalgeschützten Gebäude des Ensembles „St. Nikolaihof“ mit vorhandenen Schwächen in der Bausubstanz und Funktion in ihrer baulichen Geschlossenheit zu sichern, zu erhalten und zukunftsweisend weiterzuentwickeln.
St. Nikolaihof, Bardowick, von Westen. Foto: Pardin - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37074552

St. Nikolaihof, Bardowick, von Westen. Foto: Pardin – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37074552

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