Ortstermin am Bahnhof Lüneburg am 3. Mai 2024: Information des Behindertenverbands zum fehlenden Fahrstuhl. Foto: Lüne-Blog.

Behindertenbeirat Lüneburg: Ortstermin am Bahnhof – barrierefreier Zugang gefordert

Von Januar bis August 2024 wird der Fahrstuhl auf Gleis 1 am Bahnhof erneuert. Und im November soll es auf Gleis 2/3 weitergehen. Barrierefreien Zugang fordert der Behindertenbeirat Lüneburg hier nachdrücklich. Beim Ortstermin am 3. Mai 2024 verdeutlichte Vorsitzende Daniela Laudan Anwesenden aus Politik und Verwaltung die damit verbundenen Probleme. Zumal es beim nächsten Umbau im November 2024 keinerlei Zugang mehr für Gehbehinderte geben soll, die nicht Treppensteigen können.


Mitteilung von: Behindertenbeirat Lüneburg / Lüneburg Barrierefrei – Am: 03.05.2024 / 04.05.2024
Online: https://behindertenbeirat-lueneburg.de/ – Foto: Lüne-Blog


Ortstermin am Bahnhof Lüneburg – Behindertenbeirat Lüneburg fordert barrierefreien Zugang

Foto: Lüne-Blog. Beim stillgelegten Fahrstuhl fand der Ortstermin des Behindertenbeirats am 3. Mai 2024 statt. Rechts auch Yvonne Hobro, 1. Kreisrätin im Landkreis Lüneburg, und Florian Forster, Sozialdezernent der Hansestadt. Vertreten waren auch SPD und Grüne und verschiedene Vereine. 

Dass die Bahn nicht kommt, ist ja keine Seltenheit. Aber diesmal war es besonders pikant: „Da die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn offensichtlich nicht begreifen, wie wichtig ein barrierefreier Zugang zu den Bahngleisen ist, haben wir keine Mühen gescheut, um ihnen die Möglichkeit eines Perspektivwechsels zu verschaffen“, berichtet Miriam Ihnen, stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats für Stadt und Landkreis Lüneburg.

Fehlender Fahrstuhl als erhebliche Belastung für Menschen mit Behinderung

Der Beirat für Menschen mit Behinderung hatte gemeinsam mit dem BVN, der Bahnhofsmission, FUSS e.V., der Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte, dem Verein Psychiatrieerfahrener, dem VCD, Aktivistin Cécile Lecomte von Lüneburg Barrierefrei, Mobilitätsberater Bert Pein und mit Unterstützung von RehaGo eine Ortsbegehung organisiert. Ziel war, dass Interessierte die Strapazen erleben und erfahren können, die für behinderte Menschen durch den Ausfall von Fahrstühlen entstehen.

Landkreis, Hansestadt und Politik vertreten

„Wir haben von der Bahn keine Antwort auf unsere Einladung bekommen, nicht einmal eine Absage. Dieses ignorante, respektlose Verhalten gibt einen deutlichen Hinweis darauf, wie sehr die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn behinderte Menschen geringschätzen“, kritisiert die Vertreterin des Behindertenbeirats.

„Wir haben uns aber sehr darüber gefreut, dass die beiden Landtagsabgeordneten Pascal Mennen (Grüne) und Philipp Meyn (SPD) sowie Yvonne Hobro (1. Kreisrätin im Landkreis Lüneburg), Florian Forster (Sozialdezernent der Stadt Lüneburg) und Luca Thieme (SPD Lüneburg) unserer Einladung gefolgt sind.“ Insgesamt waren rund 30 Personen gekommen, darunter Mitglieder von ADFC, FUSS e.V. und Lüneburg Barrierefrei, Betroffene, Interessierte und zufällig anwesende Fahrgäste.

Viele Reisende betroffen

Es betrifft nicht nur behinderte Fahrgäste, sondern eine Vielzahl an Reisenden: Menschen mit schwerem Koffer, Kinderwagen, Fahrrad oder Rollator mühen sich regelmäßig erheblich ab oder schaffen die Treppe gar nicht allein, wie bei der Begehung zu beobachten war.

„Leider müssen wir davon ausgehen, dass das den Verantwortlichen bei der Bahn egal ist. Sie wollen noch dieses Jahr einen weiteren Fahrstuhl austauschen und damit zwei Gleise ausschließlich über Treppen erreichbar machen. Ein barrierefreier Zugang könne nicht gewährleistet werden”, so die Vertreterin des Behindertenbeirats.

Ab November 2024 Bahnsteige nur noch per Treppe erreichbar – Behinderte ausgeschlossen?

Denn im August 2024 soll der Fahrstuhl an Gleis 1 fertig sein. Ab November soll dann der Fahrstuhl an Gleis 2/3 erneuert werden. Dort sei leider keine Barrierefreiheit herstellbar, hatte die Bahn mitgeteilt.

„Das ist einfach nicht akzeptabel“, stellt Cécile Lecomte von Lüneburg Barrierefrei fest. „Wir fordern, dass sich die Bahn im Vorfeld mit dem örtlichen Behindertenverband abstimmt. Technische Lösungen sind durchaus vorhanden. Menschen mit Behinderung können nicht einfach monatelang vom öffentlichen Verkehr ausgeschlossen sein.“

Aktuell vorgeschlagener Umweg ist zeitraubend und nicht barrierefrei

Bei der Begehung wurde klar, wie beschwerlich und unzumutbar der unzureichend beschriebene, nicht ausgeschilderte Umweg ist. Er beträgt etwa einen halben Kilometer und ist nicht barrierefrei. „Teilweise ist der Weg sehr abschüssig, dann geht es wieder steil hoch. Das ist außerordentlich mühsam für Menschen mit Rollstuhl. Ich brauche mindestens zwanzig Minuten, um vom ZOB zum Gleis zu kommen“, beschreibt Lecomte, die selbst Rollstuhlfahrerin ist.

„Immer wieder kommt es ja vor, dass kurzfristig Gleiswechsel angekündigt werden. Das ist für mich nicht zu schaffen. Und: Für den nächsten Zug bin ich ja nicht angemeldet! Im Fall der Fälle kann das für mich bedeuten: Die Fahrt absagen und wieder nach Hause fahren.“

Erste Hilfe könnte eine temporäre Bushaltestelle auf Höhe Pulverweg Süd bieten. Das würde einen barrierearmen Zugang zum Bahnhof auf der Ostseite ermöglichen und den langen Umweg vom ZOB zum Fahrstuhl an der Ostseite des Bahnhofs unnötig machen, schlägt Lecomte vor.

Mehr Information und Kontakt

Normaler Betrieb am Bahnhof: Menschen mit Fahrrad, Kinderwagen, Rollator und schwerem Koffer sind regelmäßig unterwegs. Ein fehlender Aufzug ist bei weitem nicht nur Behinderte ein Problem.

Foto: Lüne-Blog. Normaler Betrieb am Bahnhof: Menschen mit Fahrrad, Kinderwagen, Rollator und schwerem Koffer sind hier regelmäßig unterwegs. Ein fehlender Aufzug ist bei weitem nicht nur für Behinderte ein Problem.

Foto: M. Ihnen. Der angebotene Umweg ist zeitaufwändig und - aufgrund von deutlicher Steigung bzw. Gefälle nicht barrierefrei.

Foto: Behindertenbeirat Lüneburg. Der angebotene Umweg ist zeitaufwändig und – aufgrund von deutlicher Steigung bzw. Gefälle – nicht barrierefrei.

Foto: Behindertenbeirat Lüneburg. Der Umweg von gut einem halben Kilometer führt über eine Reihe von Straßen. Für Ortsunkundige reicht eine solche Information nicht aus.

Foto: Behindertenbeirat Lüneburg. Der Umweg von gut einem halben Kilometer führt über eine Reihe von Straßen. Für Ortsunkundige reicht eine solche Information nicht aus.

Lünepedia: Barrierefrei

Die Initiative Lüneburg Barrierefrei setzt sich dafür ein, dass alle Menschen am Leben in Lüneburg teilnehmen können. Öffentliche Straßen, Plätze und Verkehrsmittel sollen für alle Menschen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sein.

Im Blick sind dabei zum Beispiel Menschen mit aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen (z. B. Gipsfuß), Senior*innen, Fußgänger*innen mit Kinderwagen, Gepäck, Rollatoren oder Gehhilfen, Rollstuhlfahrer*innen, Hörbeinträchtigte, Sehbehinderte und Blinde.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/

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