Foto: Aktionsgruppe. Protestaktion am Lüneburger Bahnhof am 9. Oktober 2024.

Behinderte über Monate erheblich benachteiligt: Protestaktion am Lüneburger Bahnhof

Seit Januar 2024 haben Menschen mit Mobilitätseinschränkungen im Bahnhof Lüneburg erhebliche Probleme. Grund: Die Fahrstühle werden erneuert. Seit Oktober ist Gleis 2/3 für sie nun gar nicht mehr erreichbar. Am 9. Oktober 2024 machte eine Aktionsgruppe auf die Sachlage aufmerksam – und übte deutliche Kritik am Unternehmen.


Mitteilung von: Lüneburg Barrierefrei, ROBIN WOOD, KlimaKollektiv Lüneburg – Am: 09.10.2024
Online: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_Barrierefrei – Fotos: Aktionsgruppe


Barrierefreie Bahn für alle – auch während der Bauarbeiten: Protest-Aktion am Lüneburger Bahnhof am 9. Oktober 2024

Foto: Aktionsgruppe. Protestaktion am Lüneburger Bahnhof am 9. Oktober 2024

Aktivist*innen von ROBIN WOOD, KlimaKollektiv Lüneburg und Lüneburg Barrierefrei protestierten am Mittwoch, 9. Oktober 2024, mit einer Kletteraktion am Lüneburger Bahnhof. In der Unterführung zu den Gleisen 2/3 kletterten sie im Rollstuhl und präsentierten Banner mit den Forderungen: „Die Stufen müssen weg!“ und „Mobilitätswende für alle“. Die Aktivist*innen hatten ihren eigenen Seilaufzug mitgebracht und verteilten Flyer an Reisende.

Bauarbeiten am Lüneburger Bahnhof: Erhebliche Einschränkung der Mobilität

Fehlende Barrierefreiheit ist am Lüneburger Bahnhof seit Monaten ein Problem. Grund sind Bauarbeiten an den Bahnsteigen. Der Aufzug an den Gleisen 2/3 wird seit dem 7. Oktober 2024 erneuert und ist daher für sechs Monate gesperrt. Der Bahnsteig ist in der Zeit nur über die Treppe und damit für mobilitätseingeschränkte Menschen nicht erreichbar.

Ein- und Aussteigen am Bahnsteig für Mobilitätseingeschränkte nicht möglich

„Menschen, die keine Treppe nutzen können, werden durch die Bauarbeiten stark eingeschränkt. Bereits während der Bauarbeiten am Aufzug auf Gleis 1 haben wir gewarnt, was es für mobilitätseingeschränkte Menschen bedeutet, wenn der Aufzug zu Gleis 2/3 erneuert wird. Häufig ist es für sie nicht mehr möglich, Bahnfahrten anzutreten oder aus Zügen auszusteigen“, erklärt Theresa Berghof vom KlimaKollektiv Lüneburg. Sie unterstützt die Forderung von Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.

„Der Ausfall des Aufzuges ohne brauchbare Alternative schließt mich vom Fernverkehr aus. Alle ICE aus Süden fahren Gleis 2/3 an“, erklärt die Behindertenrechts- und ROBIN WOOD-Aktivistin Cécile Lecomte. Alternativ seien stundenlange Umwege nötig. „Das ist diskriminierend und darf so nicht sein!“

Fünf alternative Lösungen vorgeschlagen – Briefe und Bitten um Gespräch nicht beantwortet

Es gebe bessere Möglichkeiten, informieren die Demonstrierenden auf ihrem Flugblatt, wenn die Deutsche Bahn nur wollte. So nennt die Gruppe in ihrem Flugblatt fünf mögliche Lösungen. Denkbar wäre zum Beispiel ein temporärer Aufzug, eine Treppenraupe, der Bau eines Treppenlifts oder auch die Übernahme der Fahrtkosten für ein Shuttle ab Uelzen, wo der Fernverkehr hält. Darüber wollte man in Lüneburg mit der Bahn ins Gespräch kommen.

Doch Briefe des Behindertenbeirates von Stadt und Landkreis Lüneburg mit der Bitte um ein Gespräch über mögliche Übergangslösungen beantwortete die Bahn nicht. Stattdessen wurden die Bauarbeiten unbeirrt fortgesetzt.

Grundrecht missachtet

Menschen dürfen nicht aufgrund ihrer Behinderung diskriminiert werden, so das Grundgesetz, Art. 3. Doch Betroffene können ihrer Rechte kaum durchsetzen, da es keine Sanktionen für Verstöße gibt. Wenn es ein Gesetz wie in den USA gäbe, das finanzielle Sanktionen bei Diskriminierung aufgrund fehlender Barrierefreiheit vorsieht, hätte die Bahn sehr schnell den Bau eines temporären Aufzuges in Auftrag gegeben, weil es für sie billiger als die Geldbußen wäre, merkten die Beteiligten an.

Mehr Information und Kontakt


Flyer der Aktionsgruppe am 9. Oktober 2024. Die Lösung der Bahn ist keine akzeptable Lösung. Warum erklärt die Aktionsgruppe auf ihrem Flyer.

Flyer der Aktionsgruppe am 9. Oktober 2024. Die Lösung der Bahn ist keine akzeptable Lösung. Warum, erklärt die Aktionsgruppe auf ihrem Flyer.

Flyer der Aktionsgruppe am 9. Oktober 2024. Fünf Alternativen gäbe es, um mehr Barrierefreiheit zu erreichen. Doch die Bahn spricht nicht mit der Behindertenvertretung in Lüneburg.

Flyer der Aktionsgruppe am 9. Oktober 2024. Fünf Alternativen gäbe es, um mehr Barrierefreiheit zu erreichen. Doch die Bahn spricht nicht mit der Behindertenvertretung in Lüneburg.

Aktion am 9. Oktober 2024 im Bahnhof Lüneburg. Foto: Aktionsgruppe.

Aktion am 9. Oktober 2024 im Bahnhof Lüneburg. Foto: Aktionsgruppe

Lünepedia: Lüneburg Barrierefrei

Die Initiative Lüneburg Barrierefrei setzt sich dafür ein, dass alle Menschen am Leben in Lüneburg teilnehmen können. Öffentliche Straßen, Plätze und Verkehrsmittel sollen für alle Menschen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sein.

Im Blick sind dabei zum Beispiel Menschen mit aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen (z. B. Gipsfuß), Senior*innen, Fußgänger*innen mit Kinderwagen, Gepäck, Rollatoren oder Gehhilfen, Rollstuhlfahrer*innen, Hörbeinträchtigte, Sehbehinderte und Blinde.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_Barrierefrei

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