
BI „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke“ zum „Bürgerdialog“ am 7. August 2025: Realität holt Pläne vom Brückenbau ein
Der Landkreis Lüneburg werde ab 2027 zwischen Darchau und Neu Darchau eine Elbbrücke bauen, so Bürgermeister Andreas Gehrke in seiner Einladung zum „Bürgerdialog“ in Neuhaus. Deutlich wurde jedoch: Es dürfte noch acht bis zehn Jahre dauern, bis der Landkreis alle Voraussetzungen für einen Brückenbau geschaffen hat. Inzwischen soll eine Niedrigwasserfähre für eine abgesicherte Elbquerung sorgen. Die BI „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V.“ berichtet – und wirft in einem kritischen Kommentar einen Blick auf die Ereignisse.
Mitteilung von: Bürgerinitiative Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V. – Am: 10.08.2025
Online: https://keine-bruecke.de/ – Foto: Lüne-Blog. Die Fähre Tanja verbindet Darchau und Neu Darchau
BI „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke“: Realität holt Pläne vom Brückenbau ein – „Bürgerdialog“ am 7. August 2025
Der Landkreis Lüneburg werde ab 2027 zwischen Darchau und Neu Darchau eine Elbbrücke bauen – diese Aussage verbreitete Bürgermeister Andreas Gehrke in seiner Amtsgemeinde. Tatsache ist aber: Das Bauvorhaben steckt ohne erkennbares Ende im Genehmigungsverfahren fest.
Dennoch fand am 7. August 2025 ein mit dieser Behauptung beworbener „Bürgerdialog“ in Neuhaus statt. Der als Gast angekündigte Ministerpräsident Olaf Lies wurde von Frauke Patzke, Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, und ihrem Kollegen Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär für Wirtschaft, Verkehr und Bauen Niedersachsen, vertreten.
Vertreter des Landes weist auf Versäumnisse des Landkreises hin
Die beiden Vertreter des Ministerpräsidenten stellten zunächst unmissverständlich die Zuständigkeiten und Versäumnisse klar. Wunderling-Weilbier adressierte die Versäumnisse des Landrats. Dieser habe das laufende Genehmigungsverfahren noch gar nicht zum Abschluss gebracht, keine aktuelle und belastbare Kostenermittlung vorgelegt und den erforderlichen Eigenanteil des Landkreises in Höhe von 30 Millionen nicht nachgewiesen.
Brücke ein rein kommunales Projekt
Beschimpfungen und Anschuldigungen gegenüber Ministerpräsident Lies und der Landesregierung wies der Staatsekretär energisch zurück. Die gewünschte Brücke und das nicht abgeschlossene Genehmigungsverfahren seien ein rein kommunales Projekt in der Verantwortung des Landrats. Die Landesregierung habe damit nichts zu tun. Der Plan, der Landesregierung in Hannover die Schuld an der nicht vorhandenen Brücke zuzuschieben, war damit geplatzt.
Landesregierung steht zum Beschluss – wenn Voraussetzungen erfüllt sind
Die bekannte und noch gültige Beschlusslage werde die Landesregierung selbstverständlich einhalten, bekräftigte Staatssekretär Wunderling-Weilbier. Nach Erfüllung aller Voraussetzungen seitens des Landkreises würde der in Aussicht gestellten Landesanteil in Höhe von aktuell 70 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Für den Nachweis der notwendigen Voraussetzungen sei jedoch mit einem Zeitraum von acht Jahren oder länger zu rechnen, so die Erfahrungswerte. Zudem befinden sich Flächen für Zufahrt und Trasse des Objekts auf dem Gebiet des Landkreises Lüchow-Dannenberg. Dieser hat dem Projekt bereits eine Absage erteilt.
Von 1800 Berufstätigen in Amt Neuhaus 170 Pendler:innen Richtung Lüneburg
Wie viele Personen aus dem Amt Neuhaus überqueren eigentlich im Jahresdurchschnitt die Elbe bei Darchau? Die Antwort auf die Frage von Moderator Klaus Reschke von der Landeszeitung ist aus dem laufenden Genehmigungsverfahren bekannt: Von knapp 1.800 sozialversicherungspflichtig arbeitenden Personen in der Amtsgemeinde arbeiten 700 lediglich 10 km von ihrem Wohnsitz entfernt. Weitere 700 pendeln in das angrenzende West-Mecklenburg. Lediglich insgesamt 170 Pkw- und ÖPNV-Nutzer pendeln per Fähre nach Lüneburg und Umgebung.
Die Fähre „Tanja“ bewältigt täglich rund 500 Personentransporte und 300 Pkw- und Lasttransporte zuverlässig und bedient alle regional nachgefragten Verkehre.
Raumordnungsprogramm des Landes: Niedrigwasser-Fähre als Ziel der Raumplanung
Staatssekretärin Frauke Patzke Bruch legte besonnen und glaubhaft dar, dass sie als politische Beamtin an Recht und Gesetz gebunden sei und sich auch so verhalte. Sie erläuterte, dass nahezu in jeder Legislaturperiode das Landesraumprogramm (LROP) geändert werde.
Allerdings dürfe mit dem LROP keine Verhinderungsplanung betrieben werden. Mit anderen Worten: Das LROP dürfe einen Brückenbau nicht ausdrücklich verhindern. Dennoch könne es die räumlichen Voraussetzungen für eine Niedrigwasser-Fähre als Ziel der Raumplanung bestimmen. Und genau das befinde sich auf Landesebene in dem vom Gesetzgeber vorgesehenen und demokratischen Abschlussverfahren.
Land muss für die nächsten Jahre für abgesicherte Elbquerung sorgen
Es werde wohl noch acht bis zehn Jahre dauern, bis der Landkreis alle Voraussetzungen für einen Brückenbau geschaffen habe und der in Aussicht gestellte Landesanteil in Höhe von 70 Millionen Euro in Anspruch genommen würde. Daher habe die Landesregierung für eine abgesicherte Elbquerung mittels Niedrigwasserfähre zu sorgen.
Dabei sei auch abzuwägen, so Matthias Wunderling-Weilbier, dass den niedersächsischen Bürgerinnen zwischen Emden und Göttingen, zwischen Braunschweig und Osnabrück und an norddeutschen Küsten schlecht zu erklären sei, dass sie ihre Ansprüche dem Bau einer 100 Millionen-Euro-Brücke in einer extrem dünn besiedelten Region und für eine absehbar geringe Personennutzung unterordnen müssten. Dennoch, so die abschließende Botschaft, werde das Land bei Erfüllung der Voraussetzungen seitens der Landkreises gemäß seiner aktuellen Beschlusslage den Bau der Brücke finanziell ermöglichen.
Mehr Information und Kontakt
- Bürgerinitiative „Nein zur Brücke“ – E-Mail: kontakt@keine-bruecke.de
- Online: https://keine-bruecke.de/
- Landkreis Lüneburg: Planungen zur Elbbrücke zwischen Darchau und Neu Darchau
- NDR: Bürgerdialog in Amt Neuhaus: Wird es eine Elbbrücke geben? – 07.08.2025
Am Donnerstag fand in der Gemeinde Amt Neuhaus (Landkreis Lüneburg) ein Bürgerdialog zum Thema Elbbrücke statt. 250 Interessierte kamen. Statt Ministerpräsident Lies (SPD) erschienen zwei Staatssekretäre.
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- BI „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V.“: Keine Inszenierungen zu angeblichem Baubeginn ab 2027 – 31.07.2025
Ab 2027 werde der Landkreis Lüneburg bei Darchau eine Elbbrücke bauen, erklärte Andreas Gehrke, Bürgermeister der Gemeinde Amt Neuhaus, und lud ein zum „Bürgerdialog“ mit Ministerpräsident Olaf Lies. Der hat inzwischen abgesagt, und die BI „Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V.“ stellt klar: Das Vorhaben steckt im Genehmigungsverfahren. Von einem Baubeginn ab 2027 könne keine Rede sein. - Zuverlässigere Verbindung über die Elbe: Kiellegung für Niedrigwasser-Fähre „Amt Neuhaus-Bleckede“ – 04.04.2025
Am 3. April 2025 wurde in der Hitzler Werft in Lauenburg die erste Sektion des Schiffsrumpfs der neuen Elbfähre „Amt Neuhaus-Bleckede“ auf Kiel gelegt. Sie soll ab Jahresbeginn 2026 unterwegs sein und kann 18 Autos und auch Busse oder Lastwagen aufnehmen. Der Tiefgang beträgt maximal 60 Zentimeter. Angetrieben wird sie mit Biomethan. - Elbbrücke Darchau: Landkreis plant weiter – trotz Einsprüchen – 24.07.2024
Elbbrücke bei Darchau: Im Juni 2024 hatte der Landkreis Lüchow-Dannenberg die Fortführung des Bauvorhabens untersagt. Der Rat der Gemeinde Neu Darchau beschloss im Juli ein Betretungsverbot auf Gemeindeflächen für Planungsarbeiten. Doch der Landkreis Lüneburg setzt die Planungen fort, wie Landrat Jens Böther mitteilt. Laut NDR-Bericht ist man in Darchau empört.
„Bürgerdialog“ am 7. August 2025: Heiße Luft und kalte Duschen
Amtlich behaupteter Baubeginn einer Elbbrücke bei Darchau ab 2027 erweist sich als Wunschdenken
Kritischer Kommentar von Armin Plöger, Neu Garge (Bürgerinitiative Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V.)
In der DDR war die Elbe offiziell Teil eines antikapitalistischen Schutzwalls. Heute ist sie für Landwirte, Traktoristen, Pendler und deren Verbrennermotoren nur noch ein lästiges Hindernis. So sehen es jedenfalls viele, wenn auch nicht alle Einwohnenden des Amtes Neuhaus.
Lüneburgs Landrat Jens Böther und der Amt Neuhauser Bürgermeister Andreas Gehrke, beide Parteifreunde, versprechen den Bürgern im Amt Neuhaus seit Jahren einen Brückenbau über die Elbe zwischen Darchau und Neu Darchau. Um die Fähre zu ersetzen. Lüneburg müsste rund 30 Millionen Euro beisteuern, während der Löwenanteil von der Landesregierung in Hannover kommen soll.
„Bürgerdialog“ am 7. August 2025 „zum Zwecke der Empörung“ über die Landesregierung
Etwa 100 Millionen Euro sollen insgesamt fließen, wenn es denn bei dieser Bausumme bleibt. Bisher konnten Parteifreunde und Brückenfans darauf verweisen, dass die Landesregierung das Portemonnaie geschlossen hält und das als große Ungerechtigkeit verkaufen. So wurde vor einiger Zeit auch Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte an Ort und Stelle angegriffen.
Ähnliches war offenbar für den amtierenden Ministerpräsidenten Olaf Lies vorbereitet. Auf der Internetseite und in den Bekanntmachungskästen der Gemeinde Amt Neuhaus wurde eine als „Bürgerdialog“ etikettierte Versammlung angekündigt, in der ein Brückenbau ab 2027 als Tatsache dargestellt wurde.
Landesregierung steht zur Beschlusslage
Bürgermeister Andreas Gehrke musste in der Realität mit Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier und dessen Kollegin aus dem Landwirtschaftsministerium Frauke Patzke vorliebnehmen. Die gut informierten und erfahrenen Staatssekretäre ließen sich nicht aus der Deckung locken. Freundlich, sehr kundig und sachlich setzten sie den Anwesenden auseinander, dass die Landesregierung von Niedersachsen selbstverständlich zu der aktuell noch gültigen Beschlusslage steht.
Aber: Landkreis hat Voraussetzungen noch nicht geschaffen
Aber: Die Voraussetzungen dafür seien seitens des Landkreises noch gar nicht gegeben, so die entwaffnende Anmerkung des Staatssekretärs. Landrat Böther müsse seinen Anteil, die aktuell aufgerufenen 30 Millionen für dieses regionale Projekt, in Lüneburg organisieren. Zuvor müsse für einen soliden Finanzplan das laufende Planfeststellungsverfahren erfolgreich zum Abschluss gekommen sein. Dafür könne man getrost einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren veranschlagen.
Außerdem sind vor vielen Jahren Planer in Hannover und Berlin zu dem Schluss gekommen, dass für eine Elbbrücke dieser Dimension an dieser Stelle das Verkehrsaufkommen zu gering ist. Zwei Fähren in Bleckede und Darchau reichen. Das ist der Grund, warum es ein regionales Projekt sein muss, unter Federführung des Landkreises.
Amt Neuhaus: 19 Einwohnende pro Quadratkilometer – 20.000 Euro Investition pro Einwohner:in
Immerhin könnte sich die Region Lüneburg dann auch mit einer Brücke schmücken, die sich unter die Top-Ten von Deutschlands längsten Brücken einreihen könnte. Gleichzeitig dürfte die Gemeinde mit 19 Einwohnern pro Quadratkilometer die Brücke niemals beleben können. Der deutschlandweite Vergleichswert liegt bei 236 Einwohnern auf entsprechender Fläche.
Gleichzeitig läge die Zeitersparnis mit einer Brücke für den Referenzort Neuhaus/Rathaus bis Lüneburg bei durchschnittlich zehn Minuten. Im Augenblick jedenfalls entsprächen 100 Millionen Euro einer Investition von rund 20.000 Euro pro Amt Neuhauser Einwohnerin.
Wie das mit der Geschichte so ist, es bleibt die schmerzliche Erkenntnis: Man weiß einfach nicht, wann sie stattfindet. Vielleicht triumphiert der Wille. Aber aller Voraussicht nach siegt die Vernunft – und eine Brücke wird nicht gebaut. Der Elbe und ihrer Landschaft kann das nur gut tun.
Den Finanzen des Landkreises Lüneburg auch.
Armin Plöger, Neu Garge (Bürgerinitiative Ja zur Fähre – Nein zur Brücke e.V.)

Foto: Helen Paul. Diffamierungen und unsachgemäße Vorwürfe gegenüber der Landesregierung wiesen die Staatssekretäre bei der Veranstaltung am 7. August 2025 entschieden zurück.

Foto: Uwe Schlüter. Aus der Elbe aus gebaggertes Sediment. Niedrigwasserstände bei Darchau waren nicht Ursache für den länger andauernden Fährausfall, so die BI. Wegen einer Sandbank auf der Strecke von Lauenburg konnte die Fähre nicht nach Neu Darchau gebracht werden. Zwischenzeitlich wurden in der Zufahrt zum Darchauer Fähranleger einige Tausend Kubikmeter Sand aus der Elbe gebaggert, wie hier zu sehen.
Lünepedia: Elbbrücke Neu Darchau
Seit der Rückgliederung 1993 zu Niedersachsen und zum Landkreis Lüneburg wird über den Bau einer Brücke über die Elbe in Neu Darchau (Landkreis Lüchow-Dannenberg) diskutiert. Bislang verbinden einzig Fähren Amt Neuhaus mit dem übrigen Landkreis Lüneburg.
Die Gemeinde Amt Neuhaus setzt sich seit Jahren für eine Elbbrücke ein, während die Einwohner*innen der Gemeinde Neu Darchau überwiegend gegen den geplanten Bau sind. Besonders auf Neu Darchauer Seite werden unter anderem mehr Verkehr und Umweltschäden befürchtet.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Amt_Neuhaus#Elbbrücke_Neu_Darchau
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