Foto: BUND. Dies Auengehölz soll komplett gerodet werden.

BUND Elbe-Heide kritisiert geplante Abholzung von Auenlandschaft an der Elbe

Am 7. August 2023 setzte das Niedersächsische Umweltministerium den „Auenstrukturplan“ in Kraft. Der Fachplan soll Hochwasser- und Naturschutz verbinden. Am Folgetag dann harte Kritik des BUND Elbe-Heide: 23 Hektar Auenwald, Büsche und Einzelbäume sollen abgeholzt werden für eine mögliche Wasserspiegel-Absenkung von maximal etwa 26 Zentimetern. Und: Ausgleichsmaßnahmen bleiben nicht selten ohne Erfolg.


Mitteilung von: BUND RV Elbe-Heide – Am: 08.08.2023
Online: https://www.bund-elbe-heide.de/ – Foto: BUND RV Elbe-Heide


BUND Elbe-Heide: Abholzung von 230.000 m² Auenlandschaft an der Elbe geplant

Foto: BUND. Dies Auengehölz soll komplett gerodet werden.

Das Interesse war groß, trotz ungemütlicher Witterung. Der BUND Regionalverband Elbe-Heide hatte zu einer Exkursion unter dem Motto „Was uns bewegt“ eingeladen. Die rund sechzig Teilnehmenden staunten nicht schlecht, als sie das Ausmaß der beabsichtigten Auenwaldabholzungen an der Elbe bei Darchau mit eigenen Augen sahen. Selbst die ehrenamtlichen Mitarbeiter des BUND konnten es kaum fassen.

Umweltministerium Niedersachsen: „Auenstrukturplan“ in Kraft gesetzt

Hatte der BUND doch zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen bis 2017 am „Gesamtkonzept Elbe“, einem Projekt der Bundesregierung, mitgewirkt. Alle waren sich einig: Zukünftigen Extremhochwassergefahren kann sinnvoll nur durch Deichrückverlegungen, Bereitstellung von Ausdehnungs- und Versickerungsflächen, Flutrinnen und der Reaktivierung von Altarmen entgegnet gewirkt werden.

Einen Tag nach der Exkursion erklärte der Niedersächsische Umweltminister am Montag, 7. August 2023, den sogenannten Auenstrukturplan genehmigt zu haben. Wichtige Fragen des BUND im Rahmen des angeblichen „Beteiligungsverfahrens“ ließ er unbeantwortet.

Start für 23 Hektar Abholzungen

Der Plan sieht im Wesentlichen das Gegenteil von dem vor, was das Bundesumweltministerium und die EU-Kommission seit langem fordern. Als „strategische Grundlage“ sollen zunächst 229.863,6 m², das sind 23 Hektar, Auenwald, Büsche und Einzelbäume abgeholzt und deren Wiederaustrieb zukünftig verhindert werden. Beginn: Noch in 2023!

Die ausgemachten 14 bis 18 „Engstellen“ erstrecken sich jeweils bis auf mehrere Kilometer an der Elbe entlang. Zwar seien „große Wasserspiegelabsenkungen“ nur durch „Deichrückverlegungen oder Umfluter“ möglich. Aber es habe sich gezeigt, dass solche Maßnahmen vielleicht „gar nicht umsetzbar“ seien.

Wasserspiegelabsenkung von maximal 26 Zentimeter erreichbar

Nach dem heute vom Ministerium bestätigten Plan zeigen „die hydraulischen Berechnungen aller Gehölzentnahmestandorte […], dass in der Summe eine Wasserspiegelabsenkung durch Gehölzmaßnahmen von maximal etwa 26 cm erreicht werden kann“ (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Auenstrukturplan für die Niedersächsische Elbe von Schnackenburg bis Rönne / Geesthacht. August 2023. S. 38 – mehr).

BUND: Im EU-Schutzgebiet umsetzbar?

Solche kaum oder nicht wirksamen „Teilbausteine“, verpackt als reine Einzelmaßnahme in einen „Auenstrukturplan“, dürften rechtlich in EU-Schutzgebieten nicht umsetzbar sein.

In den Elbtalauen haben Büsche und Bäume wichtige Schutzfunktionen: Sie dienen als CO2-Speicher, sie regulieren den Wasserhaushalt, sie tragen zur Grundwasserbildung bei, sie bilden hochwertige Biotope mit großer und einmaliger Biodiversität. Sie sorgen für Schatten und Kaltluftentstehung, verhindern Sohl- und Ufererosionen und dienen dem Klimaschutz.

Ausgleichsmaßnahmen unwirksam

Bislang durchgeführte Kohärenzmaßnahmen* auf Ausgleichsflächen haben sich als unwirksam erwiesen: Weidenstecklinge wurden von Bibern abgenagt, die ursprünglichen Lebensraumtypen wie Schilf und seltene Pflanzen haben sich ihre angestammten Flächen zurückerobert.

Der BUND fordert eine zeitlich angemessene Beteiligung bei der Planung der einzelnen konkreten Maßnahmen. Außerdem muss vor weiteren Abholzungsaktionen die Wirksamkeit der Kohärenzmaßnahmen geprüft und gesichert sein.

Naturraum Elbe erhalten

Mit ihrer Stromlandschaft ist die Elbe einer der ökologisch reichhaltigsten und für die Erhaltung der natürlichen biologischen Vielfalt wertvollsten Naturräume Mitteleuropas. Diesen gilt es zu erhalten!


* Als Kohärenzmaßnahmen werden Maßnahmen bezeichnet, die der Erhaltung des Zusammenhangs des Europäischen Schutzgebietsnetzwerkes Natura 2000 dienen. Wenn durch Vorhaben Beeinträchtigungen für bestimmte Lebensraumtypen oder Arten der FFH-Richtlinie in Natura 2000-Gebieten entstehen, müssen diese durch geeignete Maßnahmen (z. B. Schaffung von Ersatzhabitaten, Umsiedlungsmaßnahmen) soweit wie möglich minimiert werden.  

Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz – Am: 07.08.2023
Online: mehr


Umweltminister setzt Auenstrukturplan an der Elbe in Kraft

Meyer: „Sowohl Hochwasser- als auch Naturschutz verbessern“

Viele Menschen im niedersächsischen Bereich der Elbe erinnern sich noch an prägende Hochwasserereignisse – vor allem zuletzt an das Jahr 2013. „Es war klar: Es muss etwas getan werden, um das Hab und Gut der Menschen hinter den Elbdeichen besser vor derartigen Hochwassern zu schützen“, so Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer.

Nach fast zehn Jahren Diskussion und Arbeit am „Auenstrukturplan“ (ASP) hat das Umweltministerium diesen nun in Kraft gesetzt.

Der Auenstrukturplan wurde vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erarbeitet. Viele Anregungen und Stellungnahmen von Umweltverbänden, Landwirtschaft und Kommunen wurden aufgegriffen.

Auenstrukturplan: Hochwasserabfluss verbessern …

Der Auenstrukturplan ASP dient als Fachplan für Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserabflusses und des ökologischen Ausgleichs an der Mittelelbe.

Für alle Beteiligten sei der Auenstrukturplan ASP „ein grundlegender wasserwirtschaftlicher, behördenverbindlicher strategischer Fachplan, „mit dem wir Hochwasserschutz und naturschutzfachliche Belange in Einklang bringen“, erläutert der Umweltminister.

… und ökologischen Ausgleich schaffen

Er bietet den Rahmen für abflussverbessernde Gehölzrückschnitte an bestimmten Engstellen und zur dauerhaften Offenhaltung der Rückschnittflächen.

„Jeder Eingriff zum Hochwasserschutz im sensiblen Gebiet an der Mittelelbe muss nicht nur ausgeglichen werden, sondern der Naturschutz und auch der Fluss müssen insgesamt wieder mehr Natur und Auwald erhalten. Dadurch können an einigen Stellen Rückschnitte erfolgen, wenn dafür an anderen Flächen auentypische Lebensräume verbessert oder wiederhergestellt werden.“ 

Konzept zur Auenentwicklung in Vorbereitung

Nach der Beteiligung von Umweltverbänden, Landwirtschaft und Kommunen wurde der Naturschutz im Plan aufgrund der Anregungen noch deutlich verbessert. So zeigt der Auenstrukturplan auch weitere Flächen auf, die aus Sicht des Hochwasserabflusses weniger bedeutend sind und die für eine Entwicklung von Weidenweichholz-Auwäldern grundsätzlich in Frage kommen.

Niedersachsen am Unterlauf der Elbe hat wenig Einfluss auf zuströmende Wassermassen

Die räumliche Lage Niedersachsens ist im Flussgebiet der Elbe von zentraler Bedeutung. Niedersachsen befindet sich im 1.094 Kilometer langen Elbe-Verlauf in der Rolle des „Unterliegers“ und hat somit auf die von oberhalb zuströmenden Wassermassen kaum einen Einfluss.

Information: Auenstrukturplan (ASP) für die Niedersächsische Elbe von Schnackenburg bis Rönne/Geestacht

Der Auenstrukturplan (ASP) für die Niedersächsische Elbe von Schnackenburg bis Rönne/Geestacht bildet für etwa 113 Flusskilometer die Grundlage für nachfolgende Einzelmaßnahmen, die im Gesamtüberblick dargestellt sind. Zu dem Plan haben im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung verschiedenen Verbänden und Kommunen ihre Stellungnahmen abgegeben, die in die finale Fassung größtenteils eingeflossen sind.

Zur Verbesserung der Durchleitung bei erhöhten Wasserständen über das Vorland zwischen den Elbdeichen zeigt der Auenstrukturplan ASP die Möglichkeiten von Vegetationsmaßnahmen zur Optimierung des Hochwasserschutzes und die damit verbundenen auszugleichenden erforderlich Eingriffe in den Naturraum auf.

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