
Deichkonferenz in Bleckede: Hochwasserschutz an der Elbe wird beschleunigt
Bis zu zwei Geschosshöhen – sieben Meter – Unterschied bei den Wasserständen wurde zwischen 2019 und 2025 an der Elbe gemessen. Schneller zu werden beim Hochwasserschutz versprach Niedersachsens Umweltminister Meyer bei der Deichkonferenz am 2. Oktober 2025 in Bleckede. So soll jetzt der Deich im Bereich Vitico bei Bleckede zurückverlegt werden. Und Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen wollen künftig noch mehr zusammenwirken.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz – Am: 02.10.2025
Online: https://www.umwelt.niedersachsen.de/ – Foto: Foto: D. Drazewski, Landkreis Lüchow-Dannenberg. Deichkonferenz 2024 (Archiv).
Deichkonferenz in Bleckede: Deichrückverlegungen Vitico und Gorleben zum Hochwasser- und Naturschutz beschleunigt
Foto: Lüne-Blog. Elbe bei Alt Garge Anfang September 2025 bei relativ niedrigem Wasserstand. Man kann sich leicht vorstellen, was hier passiert, wenn das Wasser sieben Meter höher steht. Deshalb sollen am Flusslauf entlang mehr Überflutungsflächen geschaffen werden, damit sich die Wassermassen bei Hochwasser besser verteilen können.
Die Folgen der Klimakrise zeigen sich auch an der Elbe: Extrem hohe und besonders niedrige Wasserstände wechseln sich ab. So wurden am Pegel Neu Darchau zwischen 2019 (Wasserstand: 61 cm) und 2013 (Wasserstand: 792 cm) über sieben Meter Unterschied gemessen. In diesem Jahr, 2025, war es mit 65 Zentimetern der drittniedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1892.
„Die Häufung solcher Extremwerte ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich das Klima verändert“, betonte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer bei der Deichkonferenz zur „Unteren Mittelelbe“ am 2. Oktober 2025 in Bleckede. Deichrückverlegungen sind mit die wichtigsten Maßnahmen für den Hochwasserschutz, weil sie den Flüssen mehr Raum geben und die nachfolgenden Gebiete entlasten. Im Nationalen Hochwasserschutz-Programm Elbe sollen nun zwei große Deichrückverlegungen in Niedersachsen umgesetzt werden.
Länderübergreifende Zusammenarbeit beim Hochwasserschutz
So wurde am 1. Oktober 2025 eine Ländervereinbarung im Dreiländereck Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen unterzeichnet. Die Gesamtkosten werden derzeit mit 120 Millionen Euro beziffert. Die voraussichtlichen Kosten für den niedersächsischen Teil belaufen sich nach erster Schätzung auf ca. 12 Millionen Euro.
- Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz: Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg wollen im Dreiländereck mehr als 1.500 Hektar zusätzliche Überflutungsfläche für die Elbe schaffen – 01.10.2025
Beitrag von Niedersachsen: Deichrückverlegung bei Gorleben
Minister Meyer: „Wir sind Sachsen-Anhalt und Brandenburg sehr dankbar, dass sie großflächig der Elbe mehr Raum geben und uns damit entlasten.“ In Partnerschaft mit allen Anrainern der Elbe würden nun neue Überflutungsflächen von rund 1.560 Hektar und Wasserrückhalteflächen in Trockenzeiten entstehen. Damit werde die Hochwassersicherheit für die gesamte Region und die ökologische Funktion der Flusslandschaft Elbe gestärkt.
Auf niedersächsischer Seite gehört die geplante Deichrückverlegung bei Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu der Maßnahme. Dazu sollen bis zu 108 Hektar ehemalige natürliche Überschwemmungsflächen entlang der Elbe reaktiviert werden, so Meyer.
Auch Deichrückverlegung im Bereich Vitico bei Bleckede steht jetzt an
Weiter fortgeschritten sind die Planungen in Bleckede/Radegast im Bereich „Vitico“ bei Bleckede im Landkreis Lüneburg. Hier sollen durch Deichrückverlegung über 114 Hektar natürlicher Retentionsraum entstehen. „Der Artlenburger Deichverband, dem ich sehr danke, hat mit großer Unterstützung vor Ort die dafür benötigten Flächen weitgehend zusammen, so dass wir diese überfällige Maßnahme endlich umsetzen können“, so Meyer. Die Planungen für die Maßnahme werden durch die Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN durchgeführt.
Projektgruppe „Beschleunigung Hochwasserschutz Elbe“
Um solche Maßnahmen künftig zu beschleunigen, hat der NLWKN jetzt eine neue Projektgruppe „Beschleunigung Hochwasserschutz Elbe“ eingerichtet. Die Projektgruppe soll aufzeigen, wie die Hochwasserschutz-Maßnahmen vereinfacht und beschleunigt werden können und welche planungs- und verwaltungsrechtlichen Hemmnisse es gibt. Ziel ist, die Maßnahmen in der Region möglichst innerhalb der kommenden zwei Jahre umzusetzen.
Schneller werden beim Hochwasserschutz
„Niedersachsen stärkt den Hochwasserschutz in den kommenden Jahren mit zusätzlichen 254 Millionen Euro und ermöglicht dem NLWKN mehr qualifiziertes Personal zur Umsetzung“, hebt Meyer hervor. Aber, so der Minister: „Die Klimakrise beschleunigt sich, da müssen wir auch bei Klimaschutz und Klimaanpassung schneller werden, zum Schutz der Menschen und der Natur.“ Deshalb seien im Wasserrecht Genehmigungserleichterungen für Hochwasserschutz- und Renaturierungsmaßnahmen und ein genereller öffentlicher Vorrang für Hochwasser- und Küstenschutz geplant.
Hintergrund: Überflutungsflächen an der Elbe fehlen – Hochwasserschutz dringend nötig
Die Mittelelbe im Dreiländereck von Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt war ursprünglich geprägt durch mäandernde Flussläufe und ausgedehnte Auenlandschaften mit großen Überschwemmungsflächen. Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und Ausbau wurde der Fluss über die Jahrhunderte stark reguliert und umgestaltet. Heute hat die Elbe hier nur noch einen geringen Teil ihrer ursprünglichen Überflutungsfläche.
Dies führte zu Engstellen und verschärft – zusätzlich zu den sich verändernden Klimabedingungen – die Hochwasser-Situation entlang der Elbe. Die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg haben deshalb am 1. Oktober 2025 vereinbart, beim Hochwasserschutz an der Elbe noch enger zusammenzuarbeiten.
Erhebliche Investitionen in Niedersachsen
Niedersachsen investiert bis 2048 eine Rekordsumme in Höhe von 254,4 Millionen Euro zusätzlich für den investiven Hochwasserschutz, 10,6 Millionen Euro jährlich. Zudem konnte mit dem Haushalt 2025 der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Bereich Küsten- und Hochwasserschutz dauerhaft um 30 Stellen verstärkt werden. Damit können Hochwasservorhersage und Klimaprognosen weiterentwickelt, regionale Kümmerteams geschaffen und Planung und Bewilligung der Maßnahmen beschleunigt werden. Die neue Projektgruppe „Beschleunigung Hochwasserschutz Elbe“ ist ein Teil davon.
Mehr bei Lüne-Blog
- Alarm beim Hochwasserschutz: „Dem Land ist die Lage vor Ort nicht bewusst“ – 03.11.2024
Hochwasser an der Elbe: Am 26. Oktober 2024 probte der Katastrophenschutz-Stab im Landkreis für den Ernstfall. Alarm schlagen die Landkreise Harburg und Lüneburg und die betroffenen Deichverbände nach der diesjährigen Herbstdeichschau. Sie sehen erheblichen Handlungsbedarf und fordern vom Land Niedersachsen dringend mehr Personal und Mittel. - Deichkonferenz in Lüchow-Dannenberg: 18 Millionen Euro für Hochwasserschutz und „Task Force Hochwasser“ – 24.05.2024
„Absolute Priorität“ für den Hochwasserschutz versprach Umweltminister Meyer bei der 2. Deichkonferenz in Hitzacker am 22. April 2024. Neben 18 Millionen Euro für Maßnahmen in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg kündigte Meyer eine „Task Force Hochwasser“ an, die sich um die Umsetzung in den einzelnen Deichabschnitten kümmert. Die Verbände sollen verstärkt entlastet werden. Philipp Meyn (SPD), örtlicher Landtagsabgeordneter aus der Elbmarsch, begrüßt die Förderung von 100 Einzelprojekten für den Küstenschutz.

Foto: Deichkonferenz 2024 (Archiv). D. Drazewski, Landkreis Lüchow-Dannenberg. Deichkonferenz am 22. April 2024 in Lüchow-Dannenberg. Von links: Jens Böther (Landrat Lüneburg), Godehard Hennies (Wasserverbandstag), Christian Meyer (Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz), Dagmar Schulz (Landrätin Lüchow-Dannenberg), Willi Fabel (Dannenberger Deichverband), Sven Ebeling (Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Lüchow-Dannenberg).
Ergänzung oder Korrektur? Bitte Mail an redaktion@luene-blog.de – danke!
Lüne-Blog veröffentlicht Pressemitteilungen, Berichte und Veranstaltungshinweise von Parteien, Verbänden und Zusammenschlüssen: https://luene-blog.de/ueber-uns/
Lüne-Blog kannst du auch lesen bei:
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |