Am 13. März 2023 wurden die 52 Galeria-Standorte bekannt, die in diesem und nächstem Jahr geschlossen werden. Karstadt Lüneburg ist nicht darunter. Ein sehenswerter Film des WDR stellt René Benko, den Eigentümer der Warenhauskette, vor und beschreibt seine geschäftlichen Strategien.

Mitteilung von: tagesschau.de
Am: 13.03.2023
Online: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/galeria-kaufhof-filialen-schliessungen-103.html
Foto: Lüne-Blog. Karstadt in Lüneburg

Galeria schließt 52 Warenhäuser

Foto: Lüne-Blog. Eingangsbereich Karstadt Lüneburg – Kund:innen warten, dass die Türen geöffnet werden.

Der Warenhauskonzern „Galeria Karstadt Kaufhof“ will nach Angaben seines Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser in zwei Schritten schließen. Von den Maßnahmen sollen weit über 4000 Beschäftigte betroffen sein.

Zum 30. Juni 2023 machen zum Beispiel die Warenhäuser in Celle, Hamburg-Harburg und Hamburg-Wandsbek zu.
Zum 31. Januar 2024 werden die Kaufhäuser in Braunschweig, Bremen, Lübeck und Oldenburg geschlossen.

• tagesschau.de: Übersicht mit allen 52 Filialen – mehr

Warenhaus zu – was dann?

220 Warenhäuser sind in Deutschland zwischen 1994 und 2019 geschlossen worden. Ein „sterbendes Geschäftsmodell“ nennt der SPIEGEL die großen Warenhäuser – und lobt Hannovers OB Belit Onay:

„Manche seiner Amtskollegen, sagt Onay, wollten ihre Kaufhäuser um jeden Preis retten – für die sei so ein Galeria-Bau ‚gefühlt wichtiger als ihr eigenes Rathaus‘ gewesen. Für ihn indes hat das Geschäftsmodell kaum mehr die frühere Bedeutung“ (12.02.2023 – mehr).

Wenn solche Konsummagnete wegfallen, können sich die Folgen des Strukturwandels – der Verlagerung des Handels hin zum Onlinehandel – verschärfen. Deshalb sollte die Weiternutzung der Gebäude nicht dem Zufall überlassen werden. Gefragt ist intelligente und kreative Stadtentwicklung.

WDR: „Neues vom Kaufhauskönig: Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert“

Der WDR berichtet in der Sendungsreihe „Die Story“ (29.12.2022): Eigentümer der insolventen Warenhauskette ist die österreichische SIGNA-Gruppe, die mehrheitlich René Benko gehört. Bei Galeria Karstadt Kaufhof gelang es Benko in den letzten Jahren Millionengewinne zu erwirtschaften – auf dem Rücken der Belegschaft, sagen Kritiker.

Nicht wenige Beschäftigte befürchten inzwischen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein könnte, bis der gesamte Konzern verschwindet – trotz hunderter Millionen staatlicher Hilfe. Ging es ihm in erster Linie darum, die wertvollen Immobilien in besten Innenstadtlagen auf Kosten der Beschäftigten zu versilbern, wie Immobilien- und Handelsexperten meinen?

René Benkos Geschäftspraktiken sind umstritten. Derzeit sitzt er in seinem Heimatland Österreich im Rahmen eines Korruptionsverfahrens auf der Anklagebank.

Der Film „Neues vom Kaufhauskönig – Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert“ aus der WDR-Reihe „die story“ beschreibt das Vorgehen von René Benko bei Galeria Karstadt Kaufhof.

• WDR: Die Story – Neues vom Kaufhauskönig – mehr

Neues vom Kaufhauskönig: Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert. WDR: mehr

Wie weiter? Netzwerk Innenstadt NRW: Tagung „Machgeschichten Innenstadt“ – 22./23. Mai 2023

Das Netzwerk Innenstadt NRW, eine Arbeitsgemeinschaft von nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden, will auf seiner diesjährigen Tagung Leute auf die Bühne holen und zusammenbringen, die einen verdammt guten „Job Innenstadt“ machen, aber auch aufrichtig von ihren Kraftanstrengungen oder Umwegen aus der Praxis berichten.

• Tagung Innenstadt 2023: Machgeschichten Innenstadt – Machen: is possible! – mehr
  Themen: Neue Nutzungen, Möglichkeitsräume, Klimaanpassung und Digitalisierung
  22./23. Mai 2023 in Aachen und per Live-Stream. Die Teilnahme ist kostenlos.
• Nina Hangebruch: Eine Frage der Mischung. Von monofunktionalen Handelsimmobilien zu multifunktionalen Stadtbausteinen. PDF-Datei – mehr
  Beitrag zur „Tagung Innenstadt NRW 2021“. Wenn ein Standort aufgegeben wird, stellt sich die Frage der Folgenutzung. Besonders geeignet sind frequenzstarke Nutzungen, die zur Belebung beitragen und/oder Besuchsanreize in den Stadtzentren schaffen. Sanierungsmaßnahmen der Gebäude sind lohnenswert.

Weiterlesen – Hintergrund

• ARL: Onlinehandel und Raumentwicklung – Neue Urbanität für alte Zentren! – mehr
  Hannover, 2021. Der Strukturwandel im Handel verändert die Stadtzentren. Die AG „Onlinehandel und Raumentwicklung“ – ein ehrenamtliches Gremium der Landesarbeitsgemeinschaft Nordrhein-Westfalen der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) – hat 11 Thesen und Herausforderungen formuliert.
• Haufe.de: Die Wohnungswirtschaft DW, 12/2020. Thema des Monats – Umnutzung: Kosten, Konzepte, Lösungen. PDF-Datei – mehr
  Folgenutzung von innerstädtischen Kaufhäusern – Redevelopment löst innerstädtische Herausforderungen.
• Universität Stuttgart: Tilman Sperle: Was kommt nach dem Handel? Umnutzung von Einzelhandelsflächen und deren Beitrag zur Stadtentwicklung – mehr
  Dissertation 2012. Mit Fallbeispielen und Folgerungen für die Stadtplanung.
• TU Kaiserslautern: Dipl.‐Ing. M.Sc. Martina Stepper: Einkaufsstandort Innenstadt. Qualifizierung innerstädtischer Einzelhandelslagen vor dem Hintergrund des zunehmenden Online‐Shopping – mehr
  Dissertation 2015. Ausführliche Untersuchung mit historischem Rückblick und Konsequenzen für die Stadtentwicklung.

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