
Mobilität in der Stadt – Beispiel Fahrradstraßen: Klimaentscheid berichtet aus dem Mobilitätsausschuss im September 2025
Im Mobilitätsausschuss der Hansestadt geht es um Themen, die viele Menschen betreffen – Fuß-, Rad-, Kfz- und öffentlicher Verkehr. Das kann für Diskussionen sorgen. Aufgrund der aktuellen Auseinandersetzungen zum Fahrradstraßen-Ring berichtet der Klimaentscheid hier ausführlicher über die Sitzung im Mobilitätsausschuss am 17. September 2025. Dort ging es um die Umwidmung des Amselwegs als Fahrradstraße und die Umgestaltung der Ilmenaustraße für den Radverkehr.
Mitteilung von: Klimaentscheid Lüneburg – Am: 22.09.2025
Online: https://klimaentscheid-lueneburg.de/ – Foto: Hansestadt Lüneburg.
Fahrradstraßen in Lüneburg: Amselweg und Ilmenaustraße
Foto: Hansestadt Lüneburg (Archiv). Fahrradstraße Haagestraße Lüneburg. Nach einer vierwöchigen Testphase wurde die Verkehrsführung in der Haagestraße und Kalandstraße im September 2023 dauerhaft umgesetzt.
Bereits 2017 hat der ADFC Lüneburg die Einrichtung eines Fahrradstraßen-Rings gefordert. Am 25. November 2020 wurde die Einrichtung eines Fahrradstraßen-Rings in einer Sitzung des Verkehrsausschusses beschlossen und die Wallstraße als erster Abschnitt dieses Verkehrsprojekts umgestaltet. Eigentlich hätte der Ring bis 2024 umgesetzt sein sollen. Doch bisher ist lediglich die Haagestraße 2023 dazugekommen – siehe Grafik unten.
Woran liegt’s, fragen sich viele Radfahrende. Der Klimaentscheid Lüneburg hat als Beispiel einen Bericht über den Mobilitätsausschuss am 17. September 2025 zusammengestellt. Darin ging es um die Umwidmung des Amselwegs als Fahrradstraße und die Umgestaltung der Ilmenaustraße als Teil des Fahrradstraßen-Rings.
- Hansestadt Lüneburg – Bürgerinfo: Mobilitätsausschuss – 17. September 2025
1. Einwohnendenfrage zum Amselweg
Zu Beginn stellte eine Bürgerin aus Wilschenbruch eine Einwohnendenfrage. Viele Anwohnende hatten sich hier für die Umwidmung des Amselwegs zur Fahrradstraße ausgesprochen. Denn die Straße ist zu schmal, Pkw können nicht den erforderlich Mindestabstand von 1,50 Metern zu Radfahrenden einhalten. Eigentlich dürfen sie hier also nicht überholen – viele tun es aber trotzdem. Das gefährdet die Radfahrenden, darunter viele Schüler:innen.
Im Mobilitätsausschuss beschlossen – im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss abgelehnt
Am 4. Dezember 2024 war in der Sitzung des Mobilitätsausschuss diese Umwidmung beschlossen worden. Im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss am 11. Februar 2025 verfehlte der Antrag jedoch die notwendige Mehrheit. Das teilte OB Claudia Kalisch in der Ratssitzung am 13. Februar 2025 kurz mit.
Die Entscheidung stieß auf Unverständnis in Wilschenbruch. Mit der Einwohnendenfrage wurde nun bei den Ratsfraktionen nachgehakt: Wie hatten die Fraktionen im Verwaltungsausschuss gestimmt und warum?
SPD: Keine Auskunft möglich
Für die Grünen antwortete Andrea Kabasci: Die Grünen hätten das Vorhaben, den Amselweg umzuwidmen, immer unterstützt. Für die CDU-Fraktion informierte Wolfgang Goralczyk, dass seine Partei dagegen sei. Sie sähen keinen Bedarf für eine Fahrradstraße. Für die SPD gab Jens-Peter Schultz an, er könne keine Auskunft geben: Er wisse nicht, wer von der SPD-Fraktion im Verwaltungsausschuss gewesen sei und wie seitens der SPD gestimmt wurde.
Doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse gaben die Stimmen der SPD wohl den Ausschlag für die Ablehnung.
Hansestadt Lüneburg – Bürgerinfo:
- Antrag auf Umwidmung des Amselwegs zur Fahrradstraße (VO/11562/24)
im Ausschuss für Mobilität am 4. Dezember 2024 - Antrag „Umwidmung des Amselwegs zur Fahrradstraße“
im Verwaltungssausschuss am 11. Februar 2025 – mit Stellungnahme der Verwaltung - Mitglieder im Verwaltungsausschuss
2. Ilmenaustraße als Teil des Fahrradstraßen-Rings
Ein wichtiger Punkt war auch die Planung für die Ilmenaustraße als nächster Abschnitt des 2020 beschlossenen Fahrradstraßen-Rings. Hier ging es um die Gestaltung der Parkplätze, die Sicherheit des Radverkehrs und die Wegebreiten für den Fußverkehr.
- Im südlichen Teil der Ilmenaustraße sind die Parkplätze senkrecht zur Straße (Querparkplätze) zu kurz, so dass Autos auf die Straße ragen. Deshalb und um die erforderliche Gehwegbreite sicherzustellen, müssen die Parkplätze quer zur Straße in Längsparkplätze parallel zur Straße umgewandelt werden. Dadurch würden einige Parkplätze entfallen.
- Im nördlichen Teil sind laut Verwaltung entweder Querparkplätze oder Längsparkplätze möglich. Bei der Variante Querparkplatz soll ein 1,50 Meter breiter Sicherheitsstreifen hinter den parkenden Autos dafür sorgen, dass Fahrradfahrer durch Ein- und Ausparken weniger gefährdet sind.
Antrag des VCD: Querparkplätze widersprechen geltenden Richtlinien
Vom VCD lag ein Antrag vor, alle Parkplätze in Längsparkplätze umzuwandeln. Denn wenn Autos rückwärts auf die Straße fahren, gefährden sie vorbeikommende Radfahrer. Deshalb hatten sich auch im vorbereitenden Arbeitskreis Verkehr Behindertenbeirat, FUSS e.V., ADFC und Polizei gegen Parkplätze senkrecht zur Fahrbahn ausgesprochen.
Jonas Korn (VCD) wies darauf hin, dass Querparken in Fahrradstraßen zudem nicht den geltenden Richtlinien und Empfehlungen entspricht. Bereits bei Umwandlung der Haagestraße in eine Fahrradstraße seien dort aus Sicherheitsgründen keine Querparkplätze eingerichtet worden.
SPD uneinig – Schröder-Ehlers: Grundsätzliche Kritik
Andrea Schröder-Ehlers (SPD) befürwortete die Mischvariante, mit Querparkplätzen im nördlichen Bereich. Sie erklärte, die Verkehrsführung des Fahrradstraßen-Rings überzeuge sie nicht, weil er auch durch enge Straßen und über Kopfsteinpflaster verläuft. Jens-Peter Schultz (SPD) widersprach den Äußerungen seiner Parteikollegin Schröder-Ehlers: „Die SPD steht zum Fahrradstraßen-Ring“.
Die Planung der Verwaltung sieht auch einige Abstellbügel für Fahrräder vor. Schröder-Ehlers fragte dazu nach, ob stattdessen nicht ein weiterer Kfz-Parkplatz möglich wäre. Antwort von Markus Moßmann (Verwaltung): Die Abstellbügel stünden in einer Ecke, die zu klein für einen Parkplatz sei.
Gemeinsames Ziel: Parken in die Parkhäuser verlagern
Andrea Kabasci (Grüne) erinnerte daran, dass der Fahrradstraßen-Ring bereits 2020 von der Politik einstimmig beschlossen worden war. Die Umsetzung in der Ilmenaustraße war bereits für 2021 geplant. „Alle wollen doch das Parken in Parkhäuser verlagern“, so Kabasci. Trotz leerstehender Parkhäuser in unmittelbarer Nähe sprach Christian-Tobias Gerlach (CDU) sich jedoch dagegen aus, Parkmöglichkeiten in der Ilmenaustraße aufzugeben.
Erheblicher Parksuch-Verkehr
Uwe Wenk (ADFC) unterstützte den VCD-Antrag und verwies darauf, dass es erheblichen Parksuchverkehr in der Ilmenaustraße gibt, der den Radverkehr stark gefährdet. Der ADFC hatte dort eine Zählstation angebracht, mit der 2.000 Kfz pro Tag gezählt wurden. „Früher war der Platz Am Sande voll mit Parkplätzen, das ist heute nicht mehr vorstellbar“, sagte Wenk. Der ADFC fordere daher, die Parkplätze in der Ilmenaustraße ganz zu streichen, ausgenommen Behinderten-Parkplätze.
AStA: Am Ilmenauufer sicheren Raum für Grün und Erholung schaffen
Johannes Dau (AStA) fragte nach dem ökonomischen Wert der Parkplätze in der Ilmenaustraße und forderte eine Abwägung mit mehr Grün in der Innenstadt. Durch Längsparkplätze sei im nördlichen Bereich noch Platz für einen kleinen Park. Als junger Vater sei ihm besonders daran gelegen, die für Kinder sichereren Längsparkplätze zu wählen.
Wie es in der Ilmenaustraße auch aussehen könnte, wenn alle Parkplatzsuchenden auf die nahen Parkhäuser ausweichen würden, machte Pia Redenius (Grüne) deutlich: Vom Radentscheid gibt es eine Visualisierung eines begrünten, attraktiven Flussufers.
Ergebnis: Abstimmung vertragt
Schlussendlich wurde die Abstimmung über den Vorschlag der Verwaltung und den Änderungsantrag des VCD vertagt. Die Verwaltung will nun klären, welchen Parkplatzbedarf die Anwohnenden haben und den Bescheid über die beantragten Fördermittel abwarten. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.
Die FDP hat inzwischen beantragt, dass Debatte und Entscheidung direkt im Rat stattfinden sollen.
Hansestadt Lüneburg – Bürgerinfo:
- Fahrradring Lüneburg: Planungen des Abschnitts Altenbrückertorstraße / Ilmenaustraße
Vorlage VO/9298/20-5 für den Mobilitätsausschuss am 17.09.2025 - Sachstand zum Aufbau eines Fahrradstraßen-Ringes in der Lüneburger Innenstadt – 25.11.2020
Der Fahrradstraßenring wurde im Verkehrsausschuss am 25.11.2020 einstimmig beschlossen.
Mehr Information und Kontakt
- Klimaentscheid Lüneburg: https://klimaentscheid-lueneburg.de/ – Kontakt: kontakt@klimaentscheid-lueneburg.de
- Facebook: https://www.facebook.com/klimaentscheid.lueneburg – Instagram: instagram.com/klimaentscheid.lueneburg

Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende / Lünepedia. Geplanter Fahrradstraßen-Ring um die Lüneburger Innenstadt. Er hätte bis Ende 2024 fertiggestellt werden sollen. Bisher gibt es nur den orange markierten Abschnitt. Der Ring ermöglicht dem Radverkehr ein zügiges und sicheres Passieren der Innenstadt in die umliegenden Stadtteile und soll den Radverkehr aus den Fußgängerzonen bringen.
Lünepedia: Fahrradstraßen-Ring
Der Fahrradstraßen-Ring, von der Stadtverwaltung inzwischen als Fahrradring bezeichnet, ist ein ursprünglich vom ADFC geplanter Ring aus Fahrradstraßen um die innerstädtische Fußgängerzone. Er wird eine Länge von ca. 2,5 km haben. Als erster Abschnitt wurde 2020 die Wallstraße als Fahrradstraße umgewidmet, 2023 folgte die Haagestraße. Er sollte bis 2024 umgesetzt sein, das war auch eine Forderung des beschlossenen Radentscheids.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Fahrradstraßenring
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