Lüneburg: Luftbild mit Parkflächen in der Innenstadt. Foto: Jörg Mandt, Pixabay.

Wohnraumförderung für mehr Wohnungen: Hansestadt schlägt neues Konzept vor – SPD-Ortsverein „alarmiert“

Die Verwaltung der Hansestadt will die kommunale Wohnraumförderung neu aufstellen. Im Bauausschuss am 16. Juni 2025 wurde dem Konzept bereits mehrheitlich zugestimmt. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat am 19. Juni 2025. Doch das Konzept fahre „den Wohnungsmarkt komplett an die Wand“, kritisiert Luca Thieme, Co-Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. Währenddessen fordern IG-Bau und Bauwirtschaft „Gebäude-Typ E“: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen“, so Achim Bartels, Vorsitzender der IG BAU Hamburg. 

I. Hansestadt stellt kommunale Wohnraumförderung neu auf

Programme werden gebündelt, Förderung gezielt weiterentwickelt


Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg – Am: 17.06.2025
Online: mehr – Foto: Jörg Mandt, Pixabay. Lüneburg: Luftbild mit Parkflächen in der Innenstadt


Bereits 2016 wollte der Rat zusätzliche Anreize für den Bau von günstigem Wohnraum in Lüneburg schaffen und beschloss das kommunale Wohnraum-Förderprogramm. Aus diesem Topf unterstützt die Hansestadt seither Bauprojekte in Lüneburg, bei denen geförderter Wohnraum entsteht. Das Geld wird zusätzlich zu den weit höheren Fördermitteln der NBank ausgezahlt.

Kämmerer Matthias Rink: Fördermittel von 200.000 Euro pro Jahr

Aktuell sind jährlich 200.000 Euro im Fördertopf. Doch nach wie vor fehlt es an bezahlbarem Wohnraum – in Lüneburg und bundesweit. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Umso wichtiger ist es, dass wir mit unseren kommunalen Möglichkeiten gezielt dort fördern, wo wir Anreize für den Bau von günstigem Wohnraum schaffen können“, erklärt Lüneburgs Kämmerer Matthias Rink. „Das Programm fördert die Schaffung von zusätzlichen sozialen Wohnraum und verhindert ihn nicht, wie zu unserem Bedauern irreführend von einigen behauptet wird.“

Neukonzeption der Wohnraumförderung im Bauausschuss vorgestellt – Entscheidung im Rat am 19. Juni 2025

Die Verwaltung hat einen Vorschlag gemacht, wie die kommunale Wohnraumförderung neu aufgestellt werden kann. Dazu sollen zwei Programme gebündelt und Förderung gezielt weiterentwickelt werden. Das Vorhaben wurde am 16. Juni 2025 im Bauausschuss vorgestellt. Eine Mehrheit der Ausschussmitglieder stimmte für das neue Wohnraumförderprogramm. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat in seiner Sitzung am 19. Juni 2025.

Die wichtigsten Neuerungen des Verwaltungsvorschlages im Überblick

  • Zusammenführung und Vereinheitlichung der Förderprogramme
    Die neue Richtlinie soll die bisherigen Vorgaben harmonisieren. Sie passt diese Vorgaben an aktuelle verwaltungsinterne und externe Standards an – insbesondere an die Regelungen der NBank.
  • Begrenzung der Förderung pro Projekt – gezielte Unterstützung kleinerer Bauprojekte
    Vorgesehen ist eine Begrenzung der Förderung pro Projekt: Maximal 50 Prozent der durch die NBank förderfähigen Wohnungen, jedoch höchstens vier Wohnungen pro Bauprojekt, sollen künftig kommunal gefördert werden.
    Ziel ist eine gezielte Unterstützung kleinerer Bauprojekte mit hoher sozialer Wirkung. „Die kommunale Förderung soll gezielt dort wirken, wo Landes- oder Bundesmittel nicht ausreichend greifen. So kann mit vorhandenen Haushaltsmitteln eine möglichst große Wirkung erzielt werden“, erläutert Rink.
  • Aktualisierte Fördersummen
    12.000 bis 20.000 Euro Zuschuss pro Wohnung im Neubau (sozialer Mietwohnungsbau), gestaffelt nach Wohnungsgröße
    3.000 Euro Zuschuss bei Verlängerung von Belegrechten und Mietpreisbindungen
    Bis zu 12.000 Euro pro Wohnung für Wohnraumschaffung in der Innenstadt
  • Erweiterte Förderfähigkeit
    Neu aufgenommen werden sollen unter anderem auch Wohnungen zwischen 60 und 85 m² sowie rollstuhlgerechter Wohnraum mit erweiterter Flächenanerkennung gemäß DIN 18040-2 „R“.
  • Anpassung des Fördergebiets Innenstadt
    Der Geltungsbereich wurde überarbeitet, reine Brandschutzmaßnahmen ohne Wohnraumbezug sollen künftig nicht mehr förderfähig sein.
  • Streichung veralteter Fördermodule
    Förderbausteine wie „Ermäßigter Baulandpreis“ oder „Verzicht auf Stellplätze“ sollen entfallen, da sie in der Praxis keine Relevanz mehr haben.
  • Wohnraumbüro künftig als zentrale Anlaufstelle
    Das neu eingerichtete Wohnraumbüro übernimmt künftig die Zuständigkeit für die Umsetzung der Förderrichtlinie. Damit werden die bisher auf mehrere Stellen verteilten Zuständigkeiten gebündelt – Bürger:innen, Bauwillige und Investierende finden dort künftig alle Informationen und Ansprechpersonen an einem Ort.

Zum Hintergrund: 2025 voraussichtlich Förderung für 10-16 Wohneinheiten 

Seit Einführung des Programms ZWO21 im Jahr 2016 wurden 65 Wohneinheiten mit rund 608.000 Euro gefördert. Zwei weitere Anträge mit 20 Wohneinheiten sind aktuell in Prüfung. Die hierfür benötigten Mittel in Höhe von 200.000 Euro wurden als Haushaltsreste ins Jahr 2025 übertragen und ergänzen den laufenden Fördertopf.

Für das Jahr 2025 stehen somit insgesamt 400.000 Euro zur Verfügung. Bei durchschnittlichen Fördersummen zwischen 12.000 und 20.000 Euro können so voraussichtlich rund 10 bis 16 Wohneinheiten gefördert werden. Die Grundstruktur und Zielrichtung des bisherigen Förderprogramms bleiben erhalten. Eine Kürzung des Fördervolumens ist nicht geplant.

Stadtbaurätin Heike Gundermann: Wohnungsbau in der Hansestadt

Stadtbaurätin Heike Gundermann informierte im Bauausschuss zu den Bauprojekten in der Hansestadt. Demnach wurde kürzlich oder wird aktuell Baurecht für rund 2000 Wohnungen in Lüneburg geschaffen. Wann die Bauherr:innen diese Projekte umsetzen, entscheiden sie selbst.

Überall dort, wo neues Baurecht geschaffen und städtebauliche Verträge geschlossen werden, setzt die Hansestadt eine 30-Prozent-Quote für geförderten Wohnraum fest. Diese Quote hatte der Rat in einem Grundsatzbeschluss 2016 festgelegt, um künftig mehr bezahlbaren Wohnraum für Bürgerinnen und Bürger in Lüneburg zu schaffen. 

Zusätzliche Quote für Bauvorhaben nicht nachträglich einforderbar

Aber: Keine Quote gibt es, wenn schon Baurecht besteht. „Eine grundsätzliche Quote für alle Bauprojekte in der Stadt können wir nicht festlegen“, macht Gundermann deutlich. Denn es gebe keine gesetzliche Grundlage, mit der die Stadt bei Bauvorhaben, für die Baurecht bereits besteht, die Schaffung von gefördertem Wohnraum einfordern könnte. „Das gibt das Baurecht nicht her.“

II. „Skandalös und ignorant“: SPD-Ortsverein pocht auf 30-Prozent-Quote sozialen Wohnungsbau


Mitteilung von: SPD-Ortsverein Lüneburg – Am: 15.06.2025 – Online: https://spd-ortsverein-lueneburg.de/ 


Der SPD-Ortsverein Lüneburg schlägt Alarm: Das von der Oberbürgermeisterin vorgelegte Konzept zum geförderten Wohnungsbau markiert einen dramatischen Rückschritt für die soziale Wohnungspolitik in unserer Stadt. Statt den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sieht das Modell nur noch bis zu vier geförderte Wohnungen pro Bauprojekt vor.

Heftige Kritik von Seiten des SPD-Ortsvereins: Konzept unsozial

Die Vorsitzenden der SPD in Lüneburg stellen fest: „Das von der Oberbürgermeisterin vorgelegte Konzept ist unsozial und verkennt die Bedarfe in der Hansestadt.“ Merle Sandkühler, Co-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, kritisiert: „Mit diesem Konzept wird das Ziel von 30 Prozent sozialem Wohnungsbau endgültig ad acta gelegt. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Wir erwarten, dass die Oberbürgermeisterin nachbessert. Sozialer Wohnungsbau sorgt aktiv dafür, dass die Mieten in der Stadt nicht noch weiter steigen.”

Förderanträge für 155 Sozialwohnungen gestellt – nach neuem Konzept maximal 24 gefördert

„Die Verwaltung hat alle Instrumente in der Hand, um sozialen Wohnungsbau zu fördern und verweigert sich ihren Möglichkeiten. Sie setzt auf die Interessen von Investoren, nicht auf die Interessen der Menschen, die hier in Lüneburg leben“, ergänzt Luca Thieme, Co-Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.

Dass das vorgelegte Konzept an der Realität vorbeigeht, wird auch in der Bauausschuss-Sitzung am Montag deutlich: Seit Mitte 2024 wurden laut der Verwaltung sechs Förderanträge mit über 155 Sozialwohnungen gestellt. Nach dem neuen Kalisch-Konzept würden jedoch maximal 24 Wohnungen davon gefördert werden. Weitere 170 Wohnungen werden laut der Verwaltung noch geprüft und wären von der Änderung ebenfalls betroffen.

Mieten im Landkreis in drei Jahren um 10 Prozent gestiegen

Laut aktuellen Zahlen, die aus einer Anfrage an die Bundesregierung hervorgehen, müssen Mieterinnen und Mieter im Landkreis Lüneburg im Schnitt zehn Prozent mehr Miete zahlen als noch drei Jahre zuvor. „Diese Zahlen sprechen für sich und die Verwaltung fährt mit dem Kalisch-Konzept den Wohnungsmarkt komplett an die Wand“, so Thieme.

Der SPD-Ortsverein fordert klare und verbindliche Maßnahmen: Eine 30-Prozent-Quote für sozialen Wohnungsbau in allen Bebauungsplänen, höhere städtische Fördermittel, Bauverpflichtungen auf städtischen Grundstücken und eine konsequente Nutzung aller rechtlicher Möglichkeiten zur Förderung bezahlbaren Wohnraums.

  • Mehr Information und Kontakt: https://spd-ortsverein-lueneburg.de/
  • NDR: Wohnen in Niedersachsen wird teurer – auch auf dem Land – 10.06.2025
    Die Mieten sind in Niedersachsen weiter gestiegen. Am preiswertesten ist das Wohnen zur Miete in der Stadt Salzgitter mit einem Quadratmeterpreis von 6,45 Euro. Aber auch im Kreis Lüchow-Dannenberg liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis noch unter 7 Euro. Da die Miethöhe von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, geht der Mieterbund Niedersachsen-Bremen davon aus, dass die Mieten weiter steigen werden, wenn nicht mehr gebaut wird. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Jorit Bosch fordert dagegen einen Mietendeckel. Wohnungen sollen langfristig in öffentliche oder genossenschaftliche Hand überführt werden.


III. IG BAU: Kreis Lüneburg muss vom „Wohnungsbau-Turbo“ profitieren: Einfacher, günstiger und gut bauen 


Mitteilung von: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Bezirksverband Hamburg – Am: 10.06.2025
Online: https://hamburg.igbau.de/ 


Mehr baggern – mehr bauen: Der „Wohnungsbau-Turbo“, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, muss schnell auch im Landkreis Lüneburg ankommen. Das fordert die IG BAU Hamburg. Für die Bau-Gewerkschaft ist klar: „Es muss jetzt einen ‚Aufschwung Wohnen‘ geben. Und davon müssen auch der Kreis Lüneburg und Niedersachsen profitieren“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Hamburg, Achim Bartels. Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.

Landkreis Lüneburg: 1143 neue Wohnungen – zur Hälfte in Ein- und Zweifamilienhäusern

Im Landkreis Lüneburg sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 1.143 Wohnungen neu gebaut worden – 539 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lagen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Landkreis Lüneburg neu entstanden sind, bei rund 181,9 Millionen Euro, so die IG BAU. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

„Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall ‚Luft nach oben‘: Auch der Kreis Lüneburg braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen“, so Achim Bartels.

IG BAU: Einfacher und damit günstiger bauen – Entbürokratisierung gefordert

Der Vorsitzende der IG BAU Hamburg macht aber deutlich: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird.“ Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel), so die IG BAU Hamburg.

Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bau-Hürden bedeuten mehr neue Wohnungen“, so Achim Bartels.

Wunsch nach „Gebäude-Typ E“: Reduzierung bei Vorgaben 

Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den „Gebäude-Typ E“ setzen. Das „E“ stehe dabei für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen. Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, sagt Bartels.

Verzicht auf Tiefgaragen – kein übertriebener Lärm- und Klimaschutz

Auch durch weniger Pkw-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze ließen sich enorm Kosten sparen. Die ARGE-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Achim Bartels.

Es sei höchste Zeit, das Label „gut & günstig“ an den Wohnungsbau zu kleben. Es sei heute möglich, in guter Qualität deutlich günstiger zu bauen. „Genau darin liegt die Chance, jetzt wieder mehr zu bauen – auch im Kreis Lüneburg“, sagt Bartels. Schließlich sei es immer noch besser, einfacher zu bauen als gar nicht zu bauen.

Mehr Information und Kontakt

Mehr zur Wohnungsbau-Studie und zum „Gebäude-Typ E“ samt weiteren Forderungen gibt es im Internet auf der Homepage vom Verbändebündnis Wohnungsbau, dem auch die IG BAU angehört.

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