
IG BAU appelliert an heimische Landwirtschaft: Für faire Arbeitsbedingungen bei Saisonkräften sorgen
Sie sorgen für frisches Obst und Gemüse: Erntehelfer im Landkreis Lüneburg haben faire Löhne und ordentliche Unterkünfte verdient. Die IG BAU Hamburg appelliert an die Obst- und Gemüsebauern in der Region, bei Saisonkräften für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Bei Problemen und Unklarheiten können sich die Arbeitenden in ihrer Sprache beraten lassen.
Mitteilung von: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Bezirksverband Hamburg – Am: 24.07.2025
Online: https://hamburg.igbau.de/ – Foto: IG BAU, Florian Göricke. Erntehelfer bei der Erdbeerernte
Appell der Agrar-Gewerkschaft an heimische Landwirte: Erntehelfer im Kreis Lüneburg sind keine „Feldarbeiter 2. Klasse“
„Vom Spargel über Erdbeeren und Gurken bis zu Äpfeln und Kirschen: Die Obst- und die Gemüseernte ist harte Arbeit – gebückt, auf den Knien, oft im Regen oder in sengender Sonne. Die Menschen, die diese Jobs machen, müssen dafür auch ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden. Saisonarbeiter haben mindestens den Mindestlohn verdient. Ausnahmen darf es dabei auch in Zukunft nicht geben“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hamburg, Achim Bartels.
Rund 150 kurzfristig Beschäftigte waren im Juli 2024 zur Erntesaison in der Landwirtschaft im Landkreis Lüneburg im Einsatz. Die Agrar-Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. Die IG BAU Hamburg appelliert an die Obst- und Gemüsebauern in der Region, bei diesen Saisonkräften für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen.
Miete, Verpflegung, Transport und Vermittlung vom Lohn abgezogen
Oft kämen diese Kräfte aus osteuropäischen Ländern – vorwiegend aus Rumänien, aber auch aus Bulgarien, Polen und Kroatien. Und zunehmend sogar aus Zentralasien. „Viele kommen Jahr für Jahr zur Erntesaison. Sie bleiben dann drei Monate. Oft aber auch länger. Während dieser Zeit leben die Saisonkräfte in Unterkünften, die häufig auch noch ziemlich heruntergekommen sind. Trotzdem zahlen sie dafür oft eine hohe Miete“, so Achim Bartels.
Auch die Verpflegung gehe vom Lohn ab. Dazu kämen die Transport- und Vermittlungskosten zu den Landwirten im Kreis Lüneburg. „Unterm Strich bleibt dabei für Saisonkräfte, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig“, so Bartels.
Gesetzlicher Mindestlohn von 12,82 Euro/Stunde
Die IG BAU Hamburg warnt: Die Arbeit auf dem Feld dürfe nicht zur Ausbeutung werden. Erntehelfer aus dem Ausland seien keine „Feldarbeiter 2. Klasse“. Der gesetzliche Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro pro Stunde sei das Minimum, das Landwirte ihren Saisonbeschäftigten zahlen müssten.
„Alles darunter ist strafbar und ein Fall für den Zoll. Und für Landwirte, die davon geträumt haben, Saisonarbeiter aus dem Ausland mit absoluten Billigst-Löhnen abspeisen zu können, gibt es jetzt eine klare Botschaft: Das Bundes-Agrarministerium in Berlin hat klargestellt, dass es für die Landwirtschaft keine Ausnahmen vom Mindestlohn geben wird“, so der Bezirksvorsitzende der Agrar-Gewerkschaft.
Forderung des Deutschen Bauernverbands nach Reduzierung bei Saisonarbeit „respektlos“
Damit sei die „respektlose Forderung“ des Deutschen Bauernverbandes, Saisonarbeitern in der Landwirtschaft nur 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohnes zu zahlen, endlich vom Tisch. Denn das hätte, so die IG BAU Hamburg, insgesamt das Lohnniveau gedrückt – auch für Fachkräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben. Bereits heute werde in der Landwirtschaft nicht gerade üppig verdient: „Viele Betriebe suchen händeringend nach Arbeitskräften – vor allem auch nach Saisonkräften. Jede Lohndrückerei würde den Mangel an Arbeitskräften noch verschlimmern“, so Bartels.
Bundesregierung: Stromsteuer wird gesenkt, Rückvergütung beim Agrar-Diesel kommt wieder
Es sei auch nicht gerechtfertigt, „bei den Löhnen zu knausern“. Denn wirtschaftlich passiere gerade eine Menge, wovon auch die Landwirte im Kreis Lüneburg erheblich profitierten: So plane die schwarz-rote Bundesregierung eine Senkung der Stromsteuer für die Landwirtschaft. Und ab 2026 werde es zudem wieder die volle Rückvergütung beim Agrar-Diesel von immerhin 21,4 Cent pro Liter geben.
Niederlande: Mindestlohn von 14,40 Euro/Stunde
Achim Bartels verweist außerdem auf die Niederlande: „Die Bauern in Holland zahlen heute bereits einen Mindestlohn von immerhin 14,40 Euro pro Stunde. Sie liegen damit 1,58 Euro über dem gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland. Und sie beliefern trotzdem den deutschen Markt mit Obst und Gemüse.“ Der Mindestlohn in Deutschland steige im kommenden Jahr auf 13,90 Euro pro Stunde und liege dann immer noch unter dem untersten heutigen Lohnniveau der Niederlande.
Wenn Beratung und Hilfe gebraucht wird: Information und Kontakt
Wer im Kreis Lüneburg auf Saisonkräfte trifft, die Hilfe benötigen, kann sich an das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wenden. Online gibt es auch Informationen in verschiedenen Sprachen.
- DGB-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität: kontakt@faire-mobilitaet.de – Telefon 030 219 653 721
- Faire Mobilität – Ihre Rechte bei der Arbeit: https://www.faire-mobilitaet.de/
Faire Mobilität ist das Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit 12 Standorten bundesweit. „Wir informieren, beraten und unterstützen Beschäftigte aus Mittel- und Osteuropa zu ihren Rechten auf dem deutschen Arbeitsmarkt.“
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