Klimaentscheid: Bericht vom Ausschuss für Umwelt und Klima am 22. Mai 2024
Lüneburg hat viel vor: Ein Klimaanpassungskonzept soll die Stadt vor Folgen des Klimawandels schützen. Von Verkehrslärm geplagte Einwohnende sollen mehr Ruhe finden. Und der Klimaschutzplan der Hansestand wurde aktualisiert. Wie geht es damit voran? Der Klimaentscheid Lüneburg berichtet aus dem Ausschuss für Umwelt und Klima am 22. Mai 2024.
Mitteilung von: Klimaentscheid Lüneburg – Am: 22.05.2024
Online: https://klimaentscheid-lueneburg.de – Foto: Gerd Altmann, Pixabay.
Klimaentscheid: Bericht aus dem Ausschuss für Umwelt und Klima am 22. Mai 2024
Der Sachstand zum Klimaanpassungskonzept der Hansestand, die Lärmschutz-Planung und der Klimaschutzplan waren Themen im Ausschuss für Umwelt und Klima am 22. Mai 2024. Mitglieder des Klimaentscheids hatten die Sitzung besucht und berichten hier.
- Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem: Ausschuss für Umwelt, Klima, Grünflächen und Forsten am 22. Mai 2024
- Klimaentscheid Lüneburg
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Top 7: Sachstand beim Klimaanpassungskonzept (KLAK)
Das Unternehmen GEO-NET Umweltconsulting GmbH (https://www.geo-net.de) erstellt derzeit, in Abstimmung mit der Stadtverwaltung, ein Klimaanpassungskonzept für Lüneburg. Teile des Konzepts werden von der Verwaltung der Hansestadt beigesteuert. Das Ziel des Konzepts: Eine „klimaangepasste“, klimaresiliente Stadt.
Erste Ergebnisse: Viermal so viel heiße Tage, mehr Starkregen, längere Trockenzeiten
Für GEO-NET stellte Juliane Wright den Zwischenstand mit ersten Analyseergebnissen vor. Sie erläuterte zunächst die Ausgangslage in Lüneburg. Auf Grundlage von Beobachtungsdaten des Wetterdienstes rechnet die Wissenschaftlerin mit einer Vervierfachung der Anzahl heißer Tage, mit häufigeren Starkregenereignissen und mehr und längeren Trockenphasen.
Klimarisiko-Analyse: Wo ist der Handlungsdruck besonders groß?
Das geplante Konzept soll die Ziele und Maßnahmen zur Klimaanpassung in Lüneburg enthalten. Dabei sollen die Bereiche im Mittelpunkt stehen, in denen der Handlungsdruck besonders groß ist, und wichtige Schlüsselmaßnahmen herausgearbeitet werden. Als Grundlage wurde gemeinsam mit Expert:innen und Verantwortlichen der Stadtgesellschaft in mehreren Workshops eine Klimarisiko-Analyse entwickelt, die unter anderem die Bereiche Gesundheit und Infrastruktur umfasst. Untersucht wurde auch, welche Bereiche im Stadtgebiet besonders vom Klimawandel betroffen sein werden. Dafür wurden so genannte Betroffenheitskarten und „Hotspots“ erstellt.
Der Zeitrahmen zur Umsetzung der vorgesehenen Maßnahmen – fünf, zehn oder fünfzehn Jahre – ist noch festzulegen, wie Wright anmerkte. Im Umweltausschuss am 18. September 2024 ist die nächste Präsentation zum Stand des Klimaanpassungskonzepts geplant.
- Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem:
Sachstandsmitteilung zur Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes (KLAK) – VO/10534/23-1
Top 8: Sachstand beim Lärmaktionsplan
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben müssen Kommunen alle fünf Jahre die Belastung durch Umgebungslärm, insbesondere Verkehrslärm, ermitteln und Maßnahmen zum Schutz vor Lärm festlegen und umsetzen. Die Hansestadt hat daher das Büro nts Ingenieurgesellschaft mbH (https://www.nts-plan.de/) beauftragt, einen Lärmaktionsplan für Lüneburg zu erstellen. Ziel ist, Menschen vor Umgebungslärm zu schützen. In der Sitzung stellte Severin Pieper den Zwischenstand vor.
Sehr hohe Verkehrsbelastung: Am Schifferwall und Schießgrabenstraße
Im April 2024 wurden zunächst Verkehrszählungen an allen Hauptverkehrsstraßen durchgeführt – das sind alle Straßen, auf denen täglich mehr als 8.200 Fahrzeuge unterwegs sind. Anschließend wurden daraus die Belastungsschwerpunkte ermittelt, also Straßen mit sehr hoher Verkehrsbelastung.
Im Innenstadtbereich gehören dazu die Straßen Am Schifferwall und Schießgrabenstraße, mit täglich über 27.000 Fahrzeugen. Laut Severin Pieper sind diese Straßen „am Anschlag“ bezüglich der Verkehrsbelastung. Auch die Soltauer Staße weist mit mehr als 15.000 Fahrzeugen täglich eine hohe Verkehrsbelastung auf.
6.500 Einwohner:innen von gesundheitsschädigendem Lärm betroffen
Ab 55 Dezibel in der Nacht und 65 Dezibel am Tag gilt Lärm als gesundheitsschädigend. In einer Betroffenen-Analyse wurde untersucht, wie viele Personen an diesen stark belasteten Straßen wohnen und einem hohen Lärmpegel ausgesetzt sind. In Lüneburg sind davon 6.500 Menschen betroffen. Hotspots sind dabei der nördliche Stadtring, die Soltauer Straße sowie Dahlenburger und Bleckeder Landstraße.
Die Stadt hat mittlerweile, entsprechenden Richtlinien nachkommend, ruhige Gebiete ausgewiesen. Im innenstadtnahen Bereich sind dies der Kurpark und der Kreidebergsee.
Lärmaktionsplan mit Maßnahmen in Vorbereitung
Das Planungsbüro wird nun in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Maßnahmen zur Lärmminderung erarbeiten. Dafür ist auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung geplant. Der ursprüngliche Zeitplan, den neuen Lärmaktionsplan im Sommer 2024 fertig zu stellen, kann nicht eingehalten werden.
Als neuer Termin zur Fertigstellung der Lärmaktionsplanung wurde nach der Sitzung das Jahresende 2024 genannt. Final wird der Rat den aktualisierten Lärmaktionsplan beschließen.
- Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem:
Sachstandsbericht zum Lärmaktionsplan – VO/11259/24
Top 9: Fortschreibung des Klimaschutzplanes der Hansestadt Lüneburg
Matthias Ruths vom Klimaschutzmanagement der Hansestadt stellte die Fortschreibung des Lüneburger Klimaschutzplanes vor. Mit Hilfe dieser Planung soll die Treibhausgasneutralität möglichst bis 2030 erreicht werden.
Die erste Fassung war im Juni 2021 veröffentlicht worden. Zwischenzeitlich wurden weitere Maßnahmen ergänzt und die Beschreibung bereits bestehender Maßnahmen aktualisiert. Der überwiegende Teil der neuen Maßnahmen gehört zum Handlungsfeld „Beratung, Bildung, Kommunikation“. Als Ergebnis der im Herbst 2023 durchgeführten Online-Bürgerbeteiligung zum Klimaschutzplan wurde eine Maßnahme zur Ernährung hinzugefügt.
Im zweiten Quartal 2024 soll eine aktualisierte „Lesefassung“ zum Herunterladen bereitstehen, die außerdem zentrale Aussagen aus der 2022 veröffentlichten Treibhausgas-Bilanz für Lüneburg enthält.
Treibhausgas-Bilanz künftig in Drei-Jahres-Schritten
Diese erste, 2022 vorgestellte Treibhausgas-Bilanz (THG-Bilanz) für Lüneburg umfasst den Zeitraum 2017 bis 2019. Damals war geplant, die THG-Bilanzierung alle zwei Jahre durchzuführen. Ruths informierte nun darüber, dass die Verwaltung entschieden habe, die Bilanzierung nur noch alle drei Jahre durchzuführen. Die nächste Bilanzierung soll Ende 2024 beauftragt werden und Anfang 2025 vorliegen.
Hintergrund: Datenverfügbarkeit und Kostengründe
Ratsmitglied Katja Raiher (Grüne) fragte nach, warum der Zeitraum auf drei Jahre verlängert worden sei. Pia Wiebe vom Klimaschutzmanagement erläuterte, dass es sich um eine technische Entscheidung handele. Alternativ wäre möglich gewesen, nur für den Zeitraum 2020 bis 2021 eine Bilanzierung vorzunehmen, da die benötigten Daten erst nach zwei Jahren vorliegen. Auch aus Kostengründen habe man sich für einen Drei-Jahres-Zeitraum entschieden. So wird das Jahr 2022 noch mit eingehen.
Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem
- Umweltausschuss Lüneburg, 22. Mai 2024:
Begleitende Präsentation (PDF-Datei) – Klimaschutzplan: S. 70-91
Fortschreibung des Klimaschutzplanes – VO/11280/24 - Hansestadt Lüneburg: https://www.lueneburg-klimaschutz.de/ziele-2030/
- Hansestadt Lüneburg: Energie- und Treibhausgas-Bilanz 2017-2019 (PDF-Datei)
Grafiken in Auswahl
Hansestadt Lüneburg: Treibhausgas-Bilanz 2017-2019
Um immerhin insgesamt 7 Prozent hat sich in Lüneburg der CO2-Ausstoß von 2017 bis 2019 verringert. Am meisten schafften die kommunalen Einrichtungen: Sie reduzierten ihren Ausstoß um 16 Prozent. Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sparten 12 Prozent ein. Die Privathaushalte folgen mit 9 und die Industrie 8 Prozent. So die Treibhausgas-Bilanz des Unternehmens beks von 2022. Nicht überraschend: Der Bereich Verkehr hinkt mit weniger als 2 Prozent Verringerung deutlich hinterher. Hier besteht Nachholbedarf.
- Hansestadt Lüneburg: Energie- und Treibhausgas-Bilanz 2017-2019 (PDF-Datei)
Lärmaktionsplanung: Besonders betroffene Straßen in Lüneburg
Die Karte zeigt an, in welchen Straßenzügen die Lärmbelastung für Anwohnende besonders hoch ist.
- Umweltausschuss Lüneburg, 22. Mai 2024: Begleitende Präsentation (PDF-Datei)
Lärmaktionsplanung: S. 40-68
GEO-NET Umweltconsulting GmbH: Vom Klimawandel besonders betroffene Bereiche („Hotspots“) – Entwurf
Für das Klimaanpassungskonzept wurden in gemeinsamen Fachrunden Bereiche in Lüneburg definiert, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Hier die Entwurfsfassung.
- Umweltausschuss Lüneburg, 22. Mai 2024: Begleitende Präsentation (PDF-Datei)
Klimaanpassungskonzept: S. 8-38
Lünepedia: Klimaentscheid
Die Initiative „Klimaentscheid Lüneburg“ wurde 2020 gegründet und hat 2021 ein erfolgreiches Bürgerbegehren organisiert mit dem Ziel, dass Lüneburg bis 2030 klimaneutral wird. Der Klimaentscheid vertritt damit die Forderungen von weit mehr als 8.000 Lüneburger:innen. Zudem wird der Klimaentscheid unterstützt von ca. 50 regionalen Unternehmen, Institutionen und Initiativen, z. B. der Voelkel GmbH, dem NABU Lbg. und dem Arbeitskreis „Laudato si“ der Kirchengemeinde St. Marien.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Klimaentscheid
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Top 9, Zur Aktuelle Lärmbelastungserhebung
Der Teufel steckt bei der aktuellen Zählung im Detail. Wer aufmerksam zuhörte, erfuhr was die Datengrundlage der „Schlagzahlen“ etc. war. Es waren die Durchschnitte (!) aller sieben Tage, inclusive der ruhigen 2 Wochenendtage! Das bereinigt diese Werte signifikant. Die Schlagzahl an Werktagen war dann auch statt 27.000 Autos am Tag die, so ganz nebenbei erwähnten, 32.000 Fahrzeuge! Was die Lärmbelastung anbelangt, wird das ebenso ruhiger gerechnet, wenn die LKW-freien Tage 2/7 der Datenmenge für den Durchschnitt werden.
„Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!“ sagte mein Statistik-Prof. mal.