Prof. Dr. Vicky Temperton, Leuphana Universität. Foto: Tengo Tabatadze.

Studie zum Klimawandel: Bäume pflanzen reicht nicht – CO2-Emissionen dringend reduzieren

Gesellschaft und Politik sollten keine großen Hoffnungen darauf setzen, dass natürliche Ökosysteme wie Wälder unsere CO2-Emissionen ausgleichen. Im besten Fall sei ein Rückgang um ein knappes Fünftel möglich. So das Ergebnis einer internationalen Studie, an der auch Prof. Dr. Vicky Temperton von der Leuphana Universität beteiligt war. Die Emissionen müssten jetzt rasch reduziert und die Widerstandsfähigkeit von Natur und Menschen gegenüber dem fortschreitenden Klimawandel gestärkt werden.


Mitteilung von: Pressestelle Leuphana Universität – Am: 12.08.2025
Online: https://www.leuphana.de/ – Foto: Tengo Tabatadze, Leuphana Universität


Neue wissenschaftliche Belege fordern wirksame und gerechte Klimapolitik

Foto: Tengo Tabatadze. Prof. Dr. Vicky Temperton, Leuphana Universität

Bäume pflanzen wird den Klimawandel nicht aufhalten. Das zeigt eine neue Studie internationaler Wissenschaftler*innen, die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Geosciences veröffentlicht wurde. Denn die Wiederherstellung von Ökosystemen kann nur einen kleinen Teil des von uns in die Luft abgegebenen Kohlenstoffs binden. Wir müssen den Schwerpunkt darauf legen, rasch die Emissionen zu reduzieren, dabei auf Gerechtigkeit achten und die Anpassung an den Klimawandel in Angriff nehmen.

Bisherige Annahmen überprüft

Ein Rückblick: In der Hoffnung, so einen erheblichen Teil der CO2-Emissionen auszugleichen, galt in den letzten zehn Jahren das Pflanzen von Bäumen als Schlüsselelement im Kampf gegen die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt. Doch inzwischen „stellte sich heraus, dass dies schwerwiegende negative Auswirkungen haben kann“, so der Hauptautor der Studie, Csaba Tölgyesi vom Institut für Ökologie der Universität Szeged in Ungarn. Problematische Annahmen und fehlerhafte Eingangsdaten wurden nun in Hochrechnungen korrigiert und realistischer gestaltet.

Ökosysteme können bis 2100 bestenfalls ein knappes Fünftel der CO2-Emissionen ausgleichen

„Dies führte […] zu einer massiven Abweichung von den bisherigen Potenzialen zur Kohlenstoffbindung. Wir haben festgestellt, dass die Wiederherstellung von Ökosystemen in den meisten Klimaszenarien kaum messbare Auswirkungen auf die Kohlenstoffkonzentration in der Atmosphäre hat“, so Tölgyesi. „Im grünsten aller Szenarien können bis 2100 nur 17 Prozent der menschlichen Emissionen zurückgewonnen werden, während es im Business-as-usual-Szenario weniger als vier Prozent sind.“

Kursänderung in der Politik dringend notwendig

Diese Modellprognosen zur Eindämmung des Klimawandels durch die Wiederherstellung von Ökosystemen deuten auf die dringende Notwendigkeit einer Kursänderung in der Politik hin, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu vollziehen. Politische Maßnahmen müssten zusätzlich die Widerstandsfähigkeit von Natur und Menschen gegenüber dem fortschreitenden Klimawandel stärken, ergänzt Mitautorin Professor Caroline Lehmann, Leiterin der Abteilung Taxonomie und Makroökologie am Royal Botanic Garden Edinburgh.

Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwinden

„Unsere Ergebnisse sind eher ernüchternd“, stellt Vicky Temperton, Renaturierungsökologin und Professorin für Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen an der Leuphana Universität Lüneburg und Mitautorin, fest. Dennoch: Maßnahmen wie das Wiedervernässen von Mooren oder die Verbesserung der Wald- oder Graslandbewirtschaftung brächten wichtige Vorteile.

„Noch wichtiger ist, dass unsere Ergebnisse deutlich unterstreichen, dass wir dringend unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwinden und gleichzeitig Ökosysteme unter Berücksichtigung von Biodiversität, Resilienz und Anpassungsfähigkeit wiederherstellen müssen.“ Zumal sich die Ökosysteme selbst ebenfalls in einem Veränderungsprozess durch den Klimawandel befänden.

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