KlimaKollektiv Lüneburg: Trotz Polizei-Aktion – Besetzung gegen A39 wird fortgeführt
Nach dem Einsatz von Polizei, AGL und Feuerwehr am Ort der Besetzung im Lüner Holz am vierten Adventssonntag wird heftige Kritik laut. Das Verhalten der Ordnungskräfte wurde als „Machtdemonstration“ und „drangsalierend“ empfunden – zumal die Baumhäuser offiziell geduldet gewesen seien. Auch enthalte der Polizeibericht eine Reihe von unzutreffenden Aussagen. Die Ratsgruppe Die Linke hat nun eine offizielle Anfrage an die Stadt gestellt zu den Hintergründen.
Mitteilung von: KlimaKollektiv, Die Linke Lüneburg – Am: 22.12.2025
Online: s.u. – Foto: KlimaKollektiv
KlimaKollektiv: Polizei im Lüner Holz – Besetzung gegen die A39 bleibt bestehen
Foto: KlimaKollektiv. Polizeiwagen am Ort der Besetzung im Lüner Holz am 21.12.2025.
Mit einer aus Sicht des KlimaKollektivs völlig unangemessenen Aktion hat die Polizei am gestrigen 4. Advent auf das Protestcamp im Lüner Holz gegen den geplanten Bau der A39 reagiert. Nach Beschreibung der Initiative erschienen etwa 20 Polizeikräfte am Sonntag gegen Mittag. Zusätzlich kamen Feuerwehrkräfte mit Kettensägen und Werkzeug, um eine Plattform zu zersägen. Ein Kletterseil wurde durchtrennt, persönliche Materialien der Aktivist:innen wurden mitgenommen und auf die Teilnehmenden Druck ausgeübt.
Anlass war eine vorab angekündigte Mahnwache
Der Anlass dafür war mehr als harmlos: Mit einer Mahnwache erklärten sich Bürger:innen solidarisch mit den Aktivist:innen und brachten zur Unterstützung warme Getränke und Gebäck vorbei. „Die Aktion war aus unserer Sicht eine reine Machtdemonstration der Polizei. Anstatt die Mahnwache abzusichern, war die Polizei deutlich vor uns bei der Besetzung im Wald und drangsalierte die Aktivist:innen“, erklärt Theresa Korn vom KlimaKollektiv Lüneburg. Und auch die Bürger:innen vor Ort kritisierten den Einsatz deutlich.
Anlass für die friedliche Besetzung ist der geplante Bau der A39
Die friedliche Besetzung soll verhindern, dass für sehr viel Geld eine neue Autobahn, die A39, gebaut wird. Diese würde in Lüneburg und im weiteren Verlauf große ökologische Schäden verursache. Betroffen wären Naturschutzgebiete, Moore sowie geschützte Tierarten, wie Fledermäuse.
Ende der Planungen für die A39 gefordert
„Der Plan, diese neue Autobahn von über 100 Kilometer Länge zu bauen – auf Lüneburger Stadtgebiet als massiv verbreiterte Stadtautobahn – ist aus verkehrspolitischer und klimapolitischer Sicht vollkommen absurd“, so das KlimaKollektiv.
Gleichzeitig gibt es überall in Deutschland großen Sanierungsstau bei der Straßeninfrastruktur. Statt sich darum zu kümmern, werde auf Autobahn-Neubau gesetzt. Der KlimaKollektiv Lüneburg fordert ein Ende der Planung der A39 und Geld für Bahn statt Autobahn.
Kritik an Darstellung der Polizei: Unzutreffende Angaben im Polizeibericht
Zudem kritisiert das KlimaKollektiv die Darstellung der Ereignisse aus Sicht der Polizei, wie sie in der Polizeimeldung wiedergegeben wurden.
- Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen – Presseportal: Polizei gewährleistet Versammlungen, unterbindet jedoch Weiterbau von „illegalen“ Bauten – 21.12.2025
Richtigstellung der Polizeiangaben
- Auf dem Markt haben sich keine Personen zu einer Kundgebung versammelt. Eine Rückfrage des Ordnungsamtes, ob es sich bei dem Treffen auf dem Markt zur Fahrt ins Lüner Holz um einen Teil der Versammlung handelt, wurde von den Anmeldenden verneint. Es war lediglich eine gemeinsame Fahrradtour, ohne politische Außenwirkung (keine Banner usw.).
- Auf dem Markt hat sich auch keine Polizei eingefunden. Die Radfahrenden wurden auf dem Weg ins Lüner Holz nicht von Polizei begleitet.
- Bei der Ankunft bei der Fuß- und Radbrücke im Lüner Holz erkannten die Radfahrenden, dass sich viele Polizeikräfte im Bereich der Besetzung befanden. Die Polizei war also schon vor Ort und hatte nicht „zufällig“ irgendwelche Bauarbeiten wahrgenommen. Woher hatten sie diese Informationen erhalten?
- Auch die Aussage, es habe seit Mai 2025 alle zwei Wochen eine Versammlung gegen die A39 auf dem Marktplatz stattgefunden, trifft nicht zu. Lediglich am 16. März und 24. August 2025 gab es dort Auftaktkundgebungen für Fahrraddemos gegen die A39. Die monatlichen Mahnwachen jeweils 3. Sonntag des Monats finden statt im Lüner Holz.
Mehr Information und Kontakt
- KlimaKollektiv Lüneburg: https://www.luenepedia.de/wiki/KlimaKollektiv
- Online-Petition gegen Bau der A39: www.openpetition.de/a39-stoppen
- Telegram: Lüner Wald – Besetzung Ticker
Über „Preview channel“ kann der Ticker online mitgelesen werden, auch ohne Registrierung bei Telegram. - Lüne-Blog: Aufruf zur Unterstützung der Aktivist*innen im Lüner Holz – Polizei vor Ort – 21.12.2025
Wie die Aktivist*innen in ihrem Telegramkanal berichten, kamen am Sonntagnachmittag, 21. Dezember 2025, mehrere Polizisten zum Ort der Besetzung im Lüner Holz gegen den Bau der A39. Auch AGL und Feuerwehr trafen ein. Am Boden wurde freigeräumt. Inzwischen liegt auch der Polizeibericht vor. Der Arbeitskreis Umwelt- und Klimagerechtigkeit der Lüneburger Linken ruft auf, die Aktivist*innen zu unterstützen.
Die Linke zum Polizeieinsatz im Lüner Holz: Stadt muss Rolle und Amtshilfe erklären
Der Polizeieinsatz im Lüner Holz im Zusammenhang mit Protesten gegen den Ausbau der A39 wirft zahlreiche Fragen auf. Das teilt Die Linke in Anschluss an die Ereignisse am Sonntag, 21. Dezember 2025, im Lüner Holz mit. Besonders kritisch wird gesehen, dass die Stadt einerseits den Aktivist*innen erklärte, die Baumhäuser zu dulden, andererseits jedoch die AGL und die Feuerwehr aktiv in den Einsatz eingebunden wurden.
Fragen zum Hintergrund des Einsatzes und Einbezug von AGL und Feuerwehr
„Es ist nicht nachvollziehbar, warum städtische Organisationen für einen Einsatz herangezogen werden, der nach Aussagen der Stadt gegenüber den Aktivist*innen nicht notwendig war“, kritisiert Ratsfrau Marianne Esders. „Wer hat den Einsatz angeordnet, auf welcher Grundlage wurde er begründet, und warum wurden städtische Einrichtungen wie AGL und Feuerwehr einbezogen, obwohl die Baumhäuser offiziell geduldet waren?“
Verbleib der persönlichen Gegenstände klären
Zudem müsse geklärt werden, wie mit privaten Gegenständen verfahren wurde, die von der AGL entfernt wurden, und wer die Verantwortung für Sicherheits-, Arbeits- und Umweltschutz trug. „Es ist besonders besorgniserregend, dass private Gegenstände entfernt wurden, ohne dass die Eigentümer*innen dem zugestimmt haben“, so Esders weiter. Dazu hat Die Linke am 21. Dezember 2025 eine offizielle Anfrage an die Hansestadt gestellt.
Bitte um schriftliche Beantwortung und Vorlage der relevanten Unterlagen
Die Linke fordert außerdem eine klare Darstellung, welche Folgen der Einsatz für zukünftige Proteste gegen den Ausbau der A39 haben wird. „Wir brauchen Transparenz und Verantwortlichkeit. Einsätze dieser Art dürfen nicht zum Instrument politischer Machtdemonstration werden“, betont Esders. Die schriftliche Beantwortung der Anfrage sowie die Vorlage aller relevanten Einsatz- und Amtshilfeunterlagen sollen im Rat erfolgen.
- Die Linke Kreisverband Lüneburg: https://www.dielinke-lueneburg.de

Foto: KlimaKollektiv. Polizeikräfte im Lüner Holz am 21.12.2025.

Der Verlauf der geplanten Autobahn im Nordosten der Hansestadt Lüneburg. Quelle: Screenshot: YUNO Project-Atlas der Autobahn GmbH.
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Lünepedia: A39
Die A39, eigentlich Bundesautobahn 39, liegt in Niedersachsen und besteht derzeit aus zwei Teilstücken, nämlich einem zwischen Seevetal und Lüneburg (31 km) sowie einem bei Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter (68 km). Der nördliche Teil der A39 ist durch Umwidmung der A250 entstanden. Zwischen 2027 und 2030 soll die so bezeichnete „Lücke“ geschlossen werden und damit 105 km Autobahn neu gebaut werden – mehr als bisher insgesamt vorhanden ist. Gegen dieses Bauvorhaben gibt es erheblichen Widerstand, insbesondere auch in der Lüneburger Bevölkerung.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/A39
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