Landesamt für Statistik: Niedersachsen-Monitor 2023 – Leben in Niedersachsen
Niedersachsen hat sich weiter von der Corona-Pandemie erholt, trotz der Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Das zeigt der Niedersachsen-Monitor 2023 des Landesamts für Statistik. Das Land sei „stabil durch die Corona-Jahre gekommen“, die Wirtschaftsleistung habe erneut zugenommen, erklärte Präsidentin Simone Lehmann. Die Veröffentlichung bietet interessante Ergebnisse für alle Lebensbereiche im Bundesland.
Mitteilung von: Landesamt für Statistik Niedersachsen – Am: 08.12.2023
Online: https://www.statistik.niedersachsen.de/presse/
Erholung und neue Herausforderungen – Landesamt für Statistik stellt Niedersachsen-Monitor 2023 vor
Steigende Wirtschaftsleistung im zweiten Jahr in Folge
Die Wirtschaftsleistung stieg 2022 in Niedersachsen das zweite Jahr in Folge, nachdem sie im ersten Jahr der Corona-Pandemie bundesweit eingebrochen war. Gleichzeitig brachte der besonders starke Zuzug von Schutzsuchenden aus Kriegs- und Konfliktgebieten neue Herausforderungen. Dies geht aus dem vom Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) vorgestellten Niedersachsen-Monitor hervor.
Stabil durch die Corona-Jahre gekommen
Simone Lehmann, Präsidentin des LSN, fasste zusammen: „Anhand der Daten sehen wir im Jahr 2022 trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine eine weitere wirtschaftliche Erholung gegenüber den Corona-Jahren 2020 und 2021.“
„Das Land ist insgesamt stabil durch die Corona-Jahre gekommen. Für die Herausforderungen unserer Gesellschaft ist das eine mutmachende Voraussetzung“, sagte sie bei der Vorstellung auf der Landespressekonferenz.
Entwicklung im Vergleich zu anderen Bundesländern
Der Niedersachsen-Monitor stellt seit 26 Jahren in verschiedenen Themenfeldern die Entwicklung des Landes im Vergleich mit anderen Ländern und dem deutschen Durchschnitt dar. Neben Ergebnissen für 2022 gibt es auch erste Ergebnisse zur Wirtschaft und zum Arbeitsmarkt für 2023.
- Landesamt für Statistik: Niedersachsen-Monitor 2023 – PDF-Datei
- Landesamt für Statistik Niedersachsen – https://www.statistik.niedersachsen.de
Ausgewählte Ergebnisse
Bevölkerung wuchs 2022 durch Wanderungsgewinne
Die Bevölkerung in Niedersachsen wuchs 2022 um gut 113.200 Personen (+1,4 Prozent) auf 8,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner (Deutschland: +1,3 Prozent). Die Wanderungsgewinne überstiegen das Geburtendefizit deutlich.
Im Jahr 2022 gab es mit einem Plus von über 152.000 Personen die höchste registrierte Netto-Zuwanderung seit 1970. Ausschlaggebend war dafür der Zuzug von rund 119.300 Geflüchteten aus der Ukraine.
Mehr Personen in SGB II-Haushalten
Die Zahl der Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften (Haushalte mit Empfängerinnen und Empfängern von Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld) in Niedersachsen stieg im Dezember 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,2 Prozent (Deutschland: +7,4 Prozent). Der Anstieg war hauptsächlich bedingt durch den Zuzug aus der Ukraine.
Wirtschaft erholte sich 2022 bei leicht sinkender Arbeitslosenquote
Die Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, stieg 2022 in Niedersachsen (preisbereinigt) um 1,1 Prozent und damit weniger stark als im Bundesdurchschnitt (+1,8 Prozent).
Die Arbeitslosenquote in Niedersachsen sank 2022 um 0,2 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent (Deutschland: -0,4 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent). Die Zahl der Erwerbstätigen, die in Niedersachsen arbeiteten, stieg 2022 um 1,2 Prozent auf rund 4,17 Mio. Personen. Im Bundesdurchschnitt war der Anstieg mit 1,3 Prozent etwas höher.
Die Zahl der (am Arbeitsort gezählten) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg in Niedersachsen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent (Deutschland: +1,9 Prozent). Die Zahl der Minijobs stieg 2022 erstmals seit 7 Jahren, in Niedersachsen um 0,9 Prozent (Deutschland: +0,3 Prozent).
Gesamthaushalt von Land, Kommunen und Sozialversicherungen erzielt Finanzierungsüberschuss
Der Finanzierungsüberschuss (mehr Einnahmen als Ausgaben) betrug 2022 in Niedersachsen 180 Euro pro Kopf (Deutschland: 156 Euro pro Kopf). Der Schuldenstand pro Kopf belief sich Ende 2022 in Niedersachsen auf 9.611 Euro und lag damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 8.892 Euro pro Kopf.
Auch interessant: Weitere Ergebnisse
Aus: Landesamt für Statistik: Niedersachsen-Monitor 2023 – PDF-Datei
- Mehr als jede 5. Person über 65:
Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter ist in Niedersachsen und Deutschland im Jahr 2022 konstant geblieben und lag in Niedersachsen weiterhin bei 22,5 Prozent (Deutschland: 22,1 Prozent). - Ganztagsbetreuung bei 3- bis 6-Jährigen unterdurchschnittlich:
Die Zahl der ganztagsbetreuten Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren stieg in Niedersachsen innerhalb von 5 Jahren deutlich (+46,6 Prozent). Trotzdem lag Niedersachsen 2022 mit einer Ganztagsbetreuungsquote der Kindergartenkinder dieses Alters von 38,8 Prozent im Ländervergleich auf dem drittletzten Platz. - Verdienste liegen weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt:
Das verfügbare Einkommen pro Kopf lag 2021 in Niedersachsen bei 23.375 Euro, gegenüber dem Vorjahr war dies ein Plus von 1,4 Prozent (Deutschland: 24 415 Euro; +2,1 Prozent). Die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste der Vollzeitbeschäftigten in Niedersachsen stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent und lagen damit bei 93,3 Prozent des Bundesdurchschnitts. - Frauen verdienen deutlich weniger:
Frauen in Niedersachsen verdienten 2022 im Durchschnitt pro Stunde etwa 18 Prozent weniger als Männer (Deutschland: ebenfalls 18 Prozent). Der unbereinigte Gender Pay Gap (GPG) lag damit 3 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2017 (21 Prozent). - Weniger Frauen in der Handwerksausbildung und bei beruflicher Aufstiegsfortbildung:
In der dualen Berufsausbildung und der beruflichen Aufstiegsfortbildung sind Männer überrepräsentiert. Bei den bestandenen Abschlussprüfungen betrug der Frauenanteil in Niedersachsen 2022 bei den anerkannten Ausbildungsberufen 36,6 Prozent (Deutschland: 37,0 Prozent) und bei den bestandenen Fortbildungs- und Meisterprüfungen lediglich 28,4 Prozent (Deutschland 33,7 Prozent). Die Frauenteile sind gegenüber dem Vorjahr zudem leicht gesunken. - Im Vergleich wenig Studienanfänger:
Die Studienanfängerquote war 2021 in Niedersachsen mit 34,0 Prozent bundesweit am niedrigsten (Deutschland: 55,5 Prozent). - Sehr wenig E-Autos:
Der Anteil reiner Elektro-Pkw am Pkw-Bestand insgesamt betrug Ende 2022 in Niedersachsen 2,2 Prozent und war geringfügig höher als im Bundesdurchschnitt (2,1 Prozent). - Über die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren Energien:
Erneuerbare Energien deckten 2020 über die Hälfte (54,3 Prozent) der Stromerzeugung in Niedersachsen ab. Das war ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozentpunkte (Deutschland: 44,2 Prozent, +4,1 Prozentpunkte). - Rückgang von CO2-Emissionen um 5 Prozent und schwächer als im Bundesdurchschnitt (fast 9 Prozent):
Die energiebedingten CO2-Emissionen waren im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 und den Vorjahren weiter rückläufig. Es wurden insgesamt rund 57,3 Mio. Tonnen CO2 aus der Energiebereitstellung der Kraftwerke (Energieumwandlung) und dem Endenergieverbrauch (Verbrauchssektoren Wirtschaft, Verkehr, Haushalte) emittiert. Das bedeutet einen Rückgang um 5,0 Prozent im Vergleich zu 2019. Allerdings war die Veränderungsrate in Niedersachsen etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt (-8,7 Prozent). Das rechnerische CO2-Aufkommen je Einwohnerin und Einwohner 2020 verringerte sich um 0,4 Tonnen auf 7,2 Tonnen und entsprach dem Bundesdurchschnitt. - Mehr als jeder vierte Waldbaum geschädigt:
Nach den Kriterien der Waldzustandserhebung hatten 2022 in Niedersachsen 27 Prozent aller Waldbäume eine deutliche Kronenverlichtung (Schadstufen 2 bis 4), eine Zunahme gegenüber 2021 um drei Prozentpunkte. Bundesweit stieg der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung 2022 um einen Prozentpunkt auf 35 Prozent. - Bio-Landwirtschaft auf knapp 6 Prozent der Fläche – der geringste Anteil von allen Bundesländern:
Die Fläche von Betrieben mit ökologischer Wirtschaftsweise stieg in Niedersachsen von etwa 90 500 ha im Jahr 2016 auf rund 145 600 ha im Jahr 2020 (+61,0 Prozent). Damit wurden 2020 insgesamt 5,7 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) in Niedersachsen von Betrieben mit ökologischer Wirtschaftsweise bewirtschaftet. Im Vergleich der Länder war dies weiterhin der geringste Anteil. - Deutlich mehr Verunglückte im Straßenverkehr:
Die Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr stieg in Niedersachsen 2022 gegenüber dem Vorjahr deutlich um 12,4 Prozent auf rund 40 100 (Deutschland: +11,7 Prozent). - Fast 20 Prozent mehr Fahrradunfälle:
Bei den Fahrradfahrenden (einschließlich Pedelecs) stieg die Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr in Niedersachsen überdurchschnittlich stark um 18,8 Prozent auf 10 865 (Deutschland: +16,9 Prozent auf 98 330). - Im Spitzenfeld bei der Gesamtzahl der Verunglückten und deutlich über dem Bundesdurchschnitt:
Je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner verzeichnete Niedersachsen 2022 insgesamt 493 Verunglückte im Straßenverkehr. Nur in Hamburg (494) und Schleswig-Holstein (497) fiel der Wert höher aus (Deutschland: 431).
Mehr Information
- Landesamt für Statistik Niedersachsen: https://www.statistik.niedersachsen.de
- Niedersachsen-Monitor: Teil II – Position Niedersachsen im Vergleich zu den 27 Mitgliedsstaaten der EU – 13.12.2023
- Die Wirtschaftsleistung Niedersachsens entsprach 2021 fast der von Dänemark, das an Position 11 in der Europäischen Union rangierte.
- Die Kaufkraft, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, lag 2021 in Niedersachsen 10 Prozent über dem EU-Durchschnitt.
- Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen stieg 2022 in Niedersachsen auf 77,0 Prozent und lag weiterhin deutlich über dem EU-27-Durchschnitt von zuletzt 69,8 Prozent.
- Landesamt für Statistik Niedersachsen: Bei uns in Niedersachsen – Rätselheft für Kinder ab 8 Jahren
Das 52-seitige, hübsch gestaltete Rätselheft kann kostenlos heruntergeladen werden. Auch Erwachsene erfahren hier Neues: Wussten Sie zum Beispiel, dass am 1. März 2020 auf jede Niedersächsin/jeden Niedersachsen rund 10 Hühner kamen oder aus welchem Grund die meisten Bäume umfallen oder gefällt werden?
- NDR: Nord/LB-Ranking: Unternehmen mit Umsatzplus – Gewinner TUI – 08.12.2023
Niedersachsens Großunternehmen haben 2022 ihre Umsätze in Summe deutlich erhöht. Die 100 größten Firmen haben im vergangenen Jahr 512 Milliarden Euro umgesetzt, 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Laut Statistischem Landesamt waren die Verbraucherpreise in Niedersachsen 2022 im Jahresdurchschnitt um 7,8 Prozent gestiegen. Das Umsatzplus sei in Niedersachsen mit 16 Prozent jedoch deutlich stärker ausgefallen.
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