Landkreis Lüneburg: Gespräch mit Olaf Lies über Bahnstrecke Hannover-Hamburg am 8. Februar 2023
„Ein echter und konstruktiver Austausch“ war das Gespräch am 8. Februar 2023 mit Verkehrsminister Olaf Lies, so Landrat Jens Böther, Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Minister Olaf Lies anschließend bei der Pressekonferenz. Einig war man sich: Ein viergleisiger Ausbau der Bestandsstrecke ist nicht möglich, Verbesserungen sind aber dringend nötig. Doch: Der dreigleisige Ausbau wird nicht ausreichen. Nur vier Gleise schaffen die benötigten Kapazitäten.
Mitteilung von: Landkreis Lüneburg
Am: 9.02.2023
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Foto: Hansestadt Lüneburg
Verbindung nach Hamburg ist entscheidend: Minister Lies nimmt Stimmungsbild der Region zur Zukunft der Schiene mit
Austausch am 8. Februar 2023 auf Einladung von Landrat und Oberbürgermeisterin
Foto: Hansestadt Lüneburg. Treffen zu Alpha-E im Rathaus Lüneburg (Huldigungssaal).
Klare Argumente statt lauter Proteste: Am Abend des 8. Februar 2023 empfingen Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Landrat Jens Böther den niedersächsischen Verkehrsminister Olaf Lies im Lüneburger Rathaus. Gemeinsam mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren aus Kommunen, Politik und Bürgerinitiativen wollten sie die Haltung aus dem Landkreis Lüneburg zu den Plänen der Deutschen Bahn verdeutlichen.
Erstmals direkte Gespräche mit der neuen Landesregierung zu Alpha-E und Bahnplänen
Damit gab es erstmals direkte Gespräche mit der neuen Landesregierung zu Alpha-E und den Bahnplänen für Norddeutschland, über die der Bundestag in wenigen Wochen entscheiden soll.
Trotz Meinungsverschiedenheiten zeigten sich in der Diskussion schnell klare gemeinsame Positionen: „Wir brauchen eine stärkere Bahninfrastruktur, wollen mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene bringen“, waren sich die Beteiligten einig.
Doch diese Lösung können weder die Bestandsstrecke durch Lüneburg noch der bestandsnahe Ausbau bieten.
Böther: Verkehrswende und Klimaschutz mit hoher Priorität – Raumordnungsverfahren erforderlich
„Verkehrswende und Klimaschutz haben eine sehr hohe Priorität für uns“, erklärte Landrat Jens Böther, der gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch zu dem Gespräch eingeladen hatte.
„Als Landkreis Lüneburg fordern wir ein Raumordnungsverfahren – faktenbasiert und rechtssicher – für die verkehrlich beste Lösung – und zwar möglichst schnell. Denn über diese Schienen muss der Verkehr für die nächsten 100 Jahre rollen.“
Ausbau der bestehenden Trassen ist keine Lösung
„Vier Gleise mitten durch Lüneburg sind undenkbar, auch die von der Deutschen Bahn vorgelegte Umfahrung über Bardowick, Reppenstedt und Melbeck geht so nicht“, war sich die Runde mit dem Minister einig.
„Das sind gute Nachrichten!“, stellte OB Kalisch fest.
Auch bestandsnahe Umfahrung problematisch
Sie betonte: „Natürlich hat jeder Ort entlang der Strecke seinen ganz eigenen Blick auf die Diskussion – auch in der Hansestadt Lüneburg gibt es Wohnsituationen, historische Gebäude und wirtschaftliche Interessen, die wir bei der Streckendiskussion angemessen berücksichtigt haben möchten. Diese Argumente werden wir weiterhin einbringen, wo und wie es erforderlich ist.“
Der Gellerser Samtgemeindebürgermeister Steffen Gärtner stellte stellvertretend für die Kommunen im Landkreis die Probleme mit der Umfahrung dar.
Kurz- und mittelfristige Verbesserungen dringend nötig
Klar ist auch: Auf der Strecke zwischen Hamburg, Lüneburg und Hannover sind kurz- und mittelfristig Verbesserungen und Optimierungen des Schienennetzes notwendig – ein Ziel, das alle Beteiligten mittragen.
„Das ist unsere Lebensader, besonders die Verbindung nach Hamburg ist entscheidend für unsere regionale Entwicklung als Landkreis Lüneburg“, so Landrat Jens Böther.
Lies: Kurzfristig Kapazitäten schaffen
Minister Olaf Lies wünscht sich eine schnelle Lösung und fordert von der Deutschen Bahn: „Nach über drei Jahrzehnten ist noch immer kein Meter Schiene gebaut. Wir müssen jetzt endlich das Machbare machen, um möglichst kurzfristig die Schienenkapazitäten für den Personen- und Güterverkehr zu schaffen.“
Im Dialogforum Schiene Nord habe man 2015 einen Ausbau und keinen Neubau erarbeitet, so der Minister. Das Abschlussdokument unterzeichneten Hansestadt und Landkreis Lüneburg allerdings schon damals nicht und lehnen die Legende vom regionalen Konsens dazu klar ab.
Lies: Als ersten Schritt Sanierungsmaßnahmen und Ausbau verbinden
„Für mich geht es darum, das Dialogergebnis als Ausbau umzusetzen“, so Minister Lies weiter. „Niemand kann ernsthaft den viergleisigen Ausbau durch Lüneburg fordern. Das halte ich für eine grundfalsche Herangehensweise. Am 17. April veranstalten wir in Berlin einen Parlamentarischen Abend.
Ich werbe sehr dafür, dass wir mindestens in einem ersten Schritt die ohnehin notwendige, größere Sanierungsmaßnahme auf der Strecke mit den nötigen Ausbaumaßnahmen verbinden.
Insofern stellt sich die Frage: Was müssen wir tun, um eine dreigleisige Lösung und den Ausbau der bestehenden Strecke zu erreichen, mit breitestmöglicher Akzeptanz? Was ist für die betroffene Region zu erreichen – etwa in puncto Lärmschutz? Das ist mein Ansatz.“
Aber: Drei Gleise nicht ausreichend – vier Gleise nötig
Ob eine schnelle Lösung mit drei Gleisen im Bestandsausbau für künftige Verkehrsströme ausreicht, daran gibt es große Zweifel – nicht nur aus dem Landkreis Lüneburg.
„Ein drittes Gleis wird nicht reichen, hier sind ein deutlich umfangreicherer Ausbau und größere Verbesserungen notwendig. Vier Gleise zwischen Hamburg und Hannover müssen es insgesamt schon werden“, so Landrat und Oberbürgermeisterin.
„Nur so schafft der Bund ausreichende Kapazitäten, um mehr Menschen und Güter über die Schiene zu transportieren. Das betonen auch Verkehrsexperten der Deutschen Bahn.“
Fazit: Zufriedenheit mit dem Austausch – weitere Gespräche sollen folgen
Mit dem zweistündigen Gesprächen zeigten sich alle Beteiligten zufrieden.
„Es war höchste Zeit, sich persönlich auszutauschen und den Interessen der Region Lüneburg Gehör zu verschaffen. Das war ein echter und konstruktiver Austausch“, so Landrat Jens Böther, Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Minister Olaf Lies hinterher im Pressegespräch.
Weitere Gespräche sollen in Kürze folgen – denn die Zeit drängt: Im Sommer soll der Bundestag über die Pläne entscheiden.
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