
Leben schützen mit Tempo 30 in Ortsdurchfahrten: K45 in Kakenstorf – und anderswo
Tempo 30 an der Ortsdurchfahrt in Kakenstorf, das fordert der ökologische Verkehrsclub VCD – und damit die Umsetzung der geltenden Rechtsgrundlagen. Das Risiko für schwerste oder tödliche Verletzungen für Menschen, die zu Fuß oder per Rad unterwegs sind, ist damit deutlich geringer. Zudem ist es an solchen Straßen nur noch halb so laut – und auch der Lärmschutz gehört zu den Aufgaben der Kommunen.
Mitteilung von: VCD Elbe-Heide – Am: 20.02.2025
Online: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide/ – Foto: VCD Elbe-Heide
VCD Elbe-Heide: Geschwindigkeit entscheidet über Leben und Tod – Situation in Kakenstorf
Foto: VCD Elbe-Heide. K45, Ortsdurchfahrt Kakenstorf. Wenn bei erhöhten Verkehrsaufkommen Gefahrenlagen für Schülerinnen und Schüler auf ihrem Schulweg entstehen, kann Tempo 30 angeordnet werden. Solche Gefahrenlagen liegen zum Beispiel vor, wenn keine ausreichenden Gehwegbreiten vorhanden sind, Schülerinnen und Schüler Straßen kreuzen oder Übergängen und Bushaltestellen warten.
Mitten durch Kakenstorf in der Samtgemeinde Tostedt im Landkreis Harburg führt die Kreisstraße 45 (Lange Straße). Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es praktisch nicht. Nur bei der Schule gilt während der Schulzeit Tempo 30. Gemessen wird jedoch nicht. Dabei werden hier selbst die 50 Stundenkilometer nicht eingehalten.
VCD Elbe-Heide: Tempo 30 überfällig
Der VCD Elbe-Heide fordert hier Tempo 30. Mit guten Gründen, so der VCD:
- Radverkehr auf dem Gehweg und als Zwei-Richtungsradweg
Entgegen den Verwaltungsvorschriften zur Straßenverkehrsordnung (VwV-StVO) wird der Radverkehr innerorts auf einem schmalen Hochbord-Weg gemeinsam mit dem Fußverkehr als Zweirichtungsradweg geführt. Hier sind also keine ausreichenden Gehwegbreiten vorhanden. - Wichtiger Schulweg
Die Lange Straße ist zudem ein wichtiger Schulweg zur Rudolf-Steiner-Schule Nordheide und zum Waldorfkindergarten nebenan sowie zur Bushaltestelle, um die Grundschule im Nachbarort Trelde zu besuchen. - Hohe Verkehrsmengen
Die Lange Straße weist hohe Verkehrsmengen auf. Neben dem Berufsverkehr ist auch Transport- und landwirtschaftlicher Verkehr unterwegs. Viele in der Region nutzen die Straße als Abkürzung. Zusätzlich wurde in Kakenstorf ein neues Baugebiet ausgewiesen, sodass mit zusätzlichem motorisierten Verkehr zu rechnen ist.
VCD Elbe-Heide: Warum Tempo 30?
Viele Gründe sprechen für eine Geschwindigkeitsreduktion – und eigentlich keine dagegen. Insbesondere macht Tempo 30 die Straßen deutlich sicherer, vor allem für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Will jemand die Straße überqueren, macht es einen großen Unterschied, mit welcher Geschwindigkeit der Autoverkehr unterwegs ist.
Fahrzeug kann schneller zum Halten gebracht werden
Bei Tempo 30 ist die Chance, ein Fahrzeug noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen, wesentlich höher: Im Schnitt kommt ein Pkw nach gut 13 Metern zum Stehen. Wenn ein Wagen mit Tempo 50 unterwegs ist, verlängern sich Reaktionsweg und Bremsweg. Nach 13 Metern prallt er noch mit voller Geschwindigkeit auf eine Person oder einen Gegenstand auf. Bei Tempo 30 sinkt also die Gefahr einer Kollision.
Unfälle sind weniger schwerwiegend
Selbst wenn es zu einem Zusammenstoß kommt, ist die Überlebenschance für zu Fuß Gehende und Radfahrende deutlich größer. Viele Studien zeigen, dass eine Kollision bei Tempo 50 erheblich gefährlicher für ungeschützte Verkehrsteilnehmende ist als bei Tempo 30. Niedrige Geschwindigkeiten bedeuten ein deutlich geringeres Risiko für schwerste oder tödliche Verletzungen. Das gilt natürlich insbesondere für vulnerable Gruppen wie Kindern und ältere Menschen.
Weniger Lärm
Ein wichtiges Argument für Tempo 30 ist auch der Lärm. Straßenlärm ist in Deutschland die Lärmquelle Nr. 1. Lärm schadet der Gesundheit – nachgewiesen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und Depressionen. Niedrigere Geschwindigkeiten senken die Belastung. Die Verringerung der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 senkt den Lärmpegel durchschnittlich um 3 dB(A). Das bedeutet eine Halbierung der Schallintensität.
Mehr Lebensqualität – Kontrollen nötig
An Durchfahrtsstraßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung hält sich niemand gern auf. Tempo 30 kann dagegen die Lebensqualität im Umfeld dieser Straße erheblich steigern. Wichtig ist, dass die Geschwindigkeit nicht nur angeordnet, sondern durch Geschwindigkeitsmessungen und Bußgelder auch durchgesetzt wird.
Rechtslage: Wie lässt sich Tempo 30 anordnen?
Obwohl sehr viele Gründe für eine Regelgeschwindigkeit innerorts von 30 Stundenkilometern sprechen, ist das bisher noch nicht umgesetzt worden. Doch die aktuelle Rechtslage nennt ausdrücklich vermehrt Möglichkeiten, um Tempo 30 einzurichten und damit mehr Sicherheit und Lebensqualität zu schaffen.
Kommunen: Pflicht zum Lärmschutz
So sind die Kommunen z. B. zur Einhaltung des Lärmschutzes zum Schutz der Bevölkerung angehalten. In Tätendorf und Jelmstorf an der B4 z. B. gilt Tempo 30 aus Lärmschutzgründen – in Tätendorf durchgängig, in Jelmstorf nachts. Das wurde gemeinsam von Polizei, Verkehrsbehörde, einer Bürgerinitiative und der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr erarbeitet und von der Verkehrsbehörde angeordnet. Auch in der Region Hannover gilt in über einem Dutzend kommunaler Ortsdurchfahrten Tempo 30.
Für Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz
Neue Möglichkeiten zur Geschwindigkeitsreduktion hat die am 11. Oktober 2024 abgeschlossene Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO) und zuvor die des Straßenverkehrsgesetzes geschaffen. Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz und die städtebauliche Entwicklung sind nun eigenständige Grundlagen, um Tempo 30 anzuordnen.
Die Anpassungen der StVO ermöglichen es den Kommunen, gemeinsam mit der Straßenverkehrsverwaltung des Landes wichtige Verbesserungen zu mehr Lebensqualität, Klimaschutz und Sicherheit im Straßenverkehr umzusetzen.
Schulwege sichern
An hochfrequentierten Schulwegen ist nun, wie auch an Spielplätzen, die Anordnung von Tempo 30 möglich. Dafür muss keine qualifizierte Gefahrenlage vorhanden sein. Ziel dieser Neuerung ist es, den Weg zur Schule zu Rad oder zu Fuß und das Schulumfeld sicherer zu gestalten.
Der Tatbestand für eine solche Anordnung ist erfüllt, wenn aus den örtlichen Gegebenheiten und einem erhöhten Verkehrsaufkommen durch Schülerinnen und Schüler Gefahrenlagen entstehen. Solche Gefahrenlagen liegen zum Beispiel vor, wenn an Schulwegen keine ausreichenden Gehwegbreiten vorhanden sind, sich mehrere Schulwegstrecken überlagern, Schülerinnen und Schüler Straßen kreuzen oder an Kreuzungen, Querungshilfen und -inseln, Bushaltestellen und Ampeln warten. Das gilt auch dann, wenn Absperrungen vom Gehweg zur Straße installiert wurden.
Fazit: Schutz der Menschen hat Vorrang vor der Leichtigkeit des Verkehrs – Umsetzung auch in Kakenstorf steht an
Es gibt also viele gute Gründe, um die Anwohnerinnen und Anwohner Kakenstorfs und insbesondere die Kinder zu schützen. In den Verwaltungsvorschriften zur StVO ist festgelegt, dass Sicherheit vor Leichtigkeit des Verkehrs geht. So sollte es auch in Kakenstorf gehandhabt werden.
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- Aktualisierter Lärmaktionsplan zum Straßenverkehr in Lüneburg liegt vor – 12.12.2024
Lüneburg soll leiser werden, insbesondere mit Blick auf den Verkehrslärm. Der aktualisierte Lärmaktionsplan, beschlossen in der Ratssitzung am 28. November 2024, sieht dafür Tempolimits und Straßensanierung vor. „Ruhige Gebiete“ in Böhmsholz, im Kurpark, am Kreidebergsee und in der Steinhöhe sollen besonders vor einer Zunahme von Lärm geschützt werden. - Lärmaktionsplanung: Tempo 30 für Lärmschutz? Einwohnende bis 17. Oktober 2024 gefragt – 04.10.2024
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Foto: VCD Elbe-Heide. K45, Ortsdurchfahrt Kakenstorf. Auf dem schmalen Gehweg links sollen neben Fußgängern auch Radfahrende in beiden Richtungen unterwegs sein. Das widerspricht sämtlichen Regelwerken.

Foto: Lüne-Blog. Ortsdurchfahrt der B4 durch Tätendorf-Eppensen mit Tempo 30 zum Lärmschutz
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