
Linken-Arbeitskreis Antifaschismus: CDU-Antrag zur Ehrung von Helmuth von Bülow und Alfred Sehrt – Kundgebung zur Ratssitzung
Zu einer Kundgebung vor der Ratssitzung am Donnerstag, 28. August 2025, ruft die Partei Die Linke auf. Hintergrund ist der Antrag der CDU auf eine Gedenktafel für Helmuth von Bülow und Alfred Sehrt, die Lüneburg 1945 kampflos an die britischen Truppen übergaben. Beide hatten im NS-Regime verantwortliche Positionen inne, Alfred Sehrt war Offizier der berüchtigten Feldgendarmerie der Wehrmacht.
Mitteilung von: Arbeitskreises Antifaschismus der Partei Die Linke – Am: 25.08.2025
Online: https://www.dielinke-lueneburg.de/ – Foto: Christine Böhm. Blick vom Wasserturm auf die Altstadt.
Arbeitskreis Antifaschismus der Partei Die Linke: Stellungnahme zum CDU-Antrag zur Ehrung von Helmuth von Bülow und Alfred Sehrt
Kundgebung vor Ratssitzung am 28. August 2025
Donnerstag, 28. August 2025, 16:30 Uhr – Am Graalwall, gegenüber der Ritterakademie, Lüneburg
Foto: Christine Böhm. Blick vom Wasserturm auf die Altstadt. Aufgrund der kampflosen Übergabe war der Krieg in Lüneburg am 18. April 1945 beendet. Uelzen wurde von der Wehrmacht verteidigt – auf Kosten von Menschenleben und starken Zerstörungen in der historischen Innenstadt.
Für die kommende Ratssitzung am Donnerstag, 28. August 2025, liegt ein Antrag der CDU-Fraktion vom Juni 2025 vor. Darin fordert die CDU-Ratsfraktion die Aufstellung einer Gedenktafel zur Würdigung von Helmuth von Bülow und Alfred Sehrt.
Ähnlicher Antrag im Rat bereits 1997 abgelehnt
Die Begründung: Mit der Übergabe der Stadt an die britischen Alliierten trotz anderslautendem Befehl hätten die beiden Männer eine „mutige[n] Entscheidung“ getroffen unter höchstem persönlichem Risiko. Ein ähnlicher Antrag war bereits 1997 mit Verweis auf die Mitgliedschaft von Helmuth von Bülow in der NSDAP abgelehnt worden.
Entscheidung entsprach dem Ehrenkodex der Wehrmacht in aussichtsloser Lage
Auch im Falle des aktuellen Antrages kommt die Verwaltung der Hansestadt Lüneburg in einer Stellungnahme zu dem Fazit, dass es sich bei dem kampflosen Überlassen der Stadt Lüneburg wohl insbesondere um eine Entscheidung handelte, „die dem traditionellen ‚Ehrenkodex‘ deutscher und europäischer Offiziere und der aussichtslosen militärischen Lage der Wehrmacht entsprach“.
Arbeitskreis Antifaschismus: Beide Verantwortlichen aktiv an der NS-Herrschaft beteiligt
Der Arbeitskreis Antifaschismus der Partei Die Linke verurteilt das Vorgehen der CDU ausdrücklich und fordert die Fraktion auf, ihren Antrag umgehend zurückzuziehen: „Wir haben keinerlei Verständnis dafür, dass die CDU dieses Anliegen erneut in den Stadtrat einbringt! Bei den genannten Akteuren handelt es sich um Personen aus der damaligen systemtragenden Elite, die sich als solche in ihren Funktionen aktiv an der NS-Herrschaft beteiligt haben.“
Die CDU verweist in ihrem Antrag selbst auf „die frühere NSDAP-Mitgliedschaft von Helmuth von Bülow“ und dass diese „einer öffentlichen Würdigung nicht unproblematisch gegenübersteht“. Wie im Antrag beschrieben, möchte die CDU von Bülow und Sehrt „nicht trotz, sondern gerade wegen der Ambivalenz ihrer Biografien“ würdigen.
Hintergründe und Motivation des Antrags fragwürdig
Hierzu sagt eine Sprecherin des Arbeitskreises: „Über die Motivation dieses Antrags kann nur gemutmaßt werden. Die verwendete Sprache ist in jedem Fall massiv irritierend – besonders in Zeiten, in denen wir eh schon die Normalisierung nationalistischer und identitätspolitischer Positionen innerhalb der etablierten, demokratischen Parteien beobachten. Besorgniserregend ist das umso mehr, als solche inhaltlichen Übernahmen eher explizit rechtsextremen als demokratischen Akteuren nutzen.“ Kritisiert wird auch, dass die Öffentlichkeit bei einer solchen Frage des öffentlichen Gedenkens nicht einbezogen wurde.
Aufruf zu Kundgebung: „Keine Würdigung von Nazidienern“
Sofern es zu einer Abstimmung kommen sollte, wird die Partei Die Linke den Antrag der CDU ablehnen. Der Linken-Arbeitskreis Antifaschismus ruft aus diesem Anlass auf zu einer Kundgebung gegen die Würdigung von von Bülow und Sehrt. Die Protestaktion unter dem Motto „Ehre, wem Ehre gebührt. Keine Würdigung von Nazidienern“ findet vor der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag, 28. August 2025, um 16:30 Uhr Am Graalwall gegenüber der Ritterakademie statt. Die Ratssitzung beginnt um 17:00 Uhr.
Mehr Information und Kontakt
- Die Linke Kreisverband Lüneburg: https://www.dielinke-lueneburg.de
- Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem: Antrag „Würdigung von Helmuth von Bülow und Alfred Sehrt“ (Antrag der CDU-Fraktion)
Hier sind der Antrag, Recherche-Ergebnisse zu den beiden Personen und die Stellungnahme der Verwaltung zu finden.

Foto: Lüne-Blog. Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, Lindenstraße, Lüneburg. Das Mahnmal wurde 1990 eingeweiht. Die 13 Quader mit den Jahreszahlen 1933-1945 erinnern an Lagerblocks oder Sarkophage, der Winkel an Abzeichen, die KZ-Gefangene an der Kleidung trugen.

Foto: Lünepedia, curid 2488. Dokumentationszentrum der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg im Wasserturm und dem ehemaligen Badehaus auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Von 1941 bis 1945 wurden ungefähr 1000 unschuldige Menschen mit psychischer Krankheit in der psychiatrischen Klink Lüneburg, damals noch „Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg“, ermordet.

Foto: Lüne-Blog. KZ-Ehrenfriedhof Lüneburg. Hier sind die Opfer eines Häftlingszuges im April 1945 beigesetzt. Ihr Zug wurde von Bomben getroffen. Einige konnten fliehen. Sie wurden eingefangen und am Abend des 11. April 1945 wurden alle noch lebenden Häftlinge ermordet. Insgesamt ließen rund 200 Gefangene bei diesem Geschehen ihr Leben.
Lünepedia: Nationalsozialismus in Lüneburg
Die Herrschaft der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 hatte schwerwiegende Folgen für Lüneburg. Viele jüdische Bürger*innen, körperlich oder geistig eingeschränkte Menschen, politische Gegner und andere Personengruppen, die auf Grund der nationalsozialistischen Ideologie verfolgt wurden, unterlagen den Verbrechen. Als Hauptstadt des Gaus Ost-Hannover war Lüneburg von regionaler Relevanz.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Nationalsozialismus_in_Lüneburg
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