Autobahn. Beispielfoto. Foto: Schwoaze, Pixabay.

Lüneburg: Bericht vom Begleitausschuss A39 – Planungsstand und Lärmschutzvarianten in Moorfeld

Am 1. April 2022 tagte nach längerer Unterbrechung wieder der Begleitausschuss A39. Vorgestellt wurden dort Bauvarianten zum Lärmschutz im Bereich Moorfeld, zu Lärmschutzwänden oder Deckel. So der aktuelle Bericht über die Sitzung. Der Planfeststellungsbeschluss wird für 2022/2023, der Baubeginn für 2024/2025 avisiert.


Mitteilung von: Eckehard Niemann, Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V., Regionalgruppe Ostheide
Am: 2.04.2022
Foto: Schwoaze, Pixabay. Beispielfoto für Autobahn mit sechs Fahrspuren. Im Stadtbereich Lüneburg sind pro Richtung je zwei Fahrstreifen, ein „Verflechtungsstreifen“ und die Standspur geplant (s.u.)


Stadt Lüneburg – Begleitausschuss A39: Lärmschutz-Varianten vorgestellt

Die Stadt Lüneburg hat vorzeiten einen „Begleitausschuss A 39“ geschaffen, in dem Vertreter:innen von Politik und Verwaltung sowie ausgewählte Vertreter:innen der Anwohnenden den Verlauf der A39-Planungen begleiten, aber nicht in Frage stellen dürfen. Dieser tagte nach längerer Unterbrechung wieder einmal am 1. April 2022 in der Aula der IGS Kreideberg.

  • Hansestadt Lüneburg: Vollständige Tagesordnung: mehr

Zuständigkeit liegt jetzt bei der Autobahn GmbH-Niederlassung Nord in Hamburg

Zu Beginn der Sitzung stellte sich Herr Butenschön vor, der Chef der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nord in Hamburg (zuständig für 4 Außenstellen u.a. in Lüneburg mit 21 Mitarbeitenden), auf den die Zuständigkeit für Bau und Planung der nördlichen A-39-Abschnitte übergegangen ist.

Am 1. Januar 2021 hatte die Autobahn GmbH des Bundes sämtliche Aufgaben in Bezug auf Autobahnen in Deutschland übernommen. Vorher war die Niedersächsische Landesstraßenbaubehörde zuständig.

Lärmschutz-Wirkungen von elf Bauvarianten für die Erbstorfer Landstraße vorgestellt

Die Autobahn-Gmbh-Außenstelle Lüneburg stellte die jeweiligen Lärmschutz-Wirkungen von 11 durchgerechnete Bauvarianten für den Bereich Erbstorfer Landstraße / Moorfeld vor. Dabei ist sowohl

  • aktiver Lärmschutz (vor allem Deckel über der Autobahn oder Lärmschutzwände)
  • als auch passiver Lärmschutz (Doppelscheiben-Fenster und Dämmung an den Häusern und Lüftungsanlagen) möglich.

Lärmschutzwände und/oder Deckel?

Die bisherigen Planungen mit einem nur 381 Meter langen Deckel sind mit 23 Millionen Euro berechnet (Baukosten Stand September 2020). Die Autobahn GmbH hat nun folgende theoretische Zusatzmaßnahmen-Varianten durchgerechnet in Bezug auf die Lärmschutzwirkung und die Mehrkosten.

  • Varianten 1 bis 8 mit jeweils unterschiedlichen Höhen der Lärmschutzwände bis zu 7 Metern. (Bei höheren Wänden ist rechtlich kein zusätzlicher passiver Lärmschutz nötig).
    Dabei sind in Variante 1 so hohe Lärmschutzwände gerechnet, dass kein passiver Lärmschutz mehr auf den Grundstücken der Anwohner erforderlich ist (Mehrkosten von 300.000 Euro).
    Variante 7 bleibt aber die entscheidende Variante, weil sie im laufenden Planfeststellungsverfahren zugrunde gelegt ist. Hier wird von Lärmschutzwänden in Höhe von 4 Metern ausgegangen. Dabei bleibt passiver Lärmschutz in vielen Fällen erforderlich.
    Offen blieb, ob Anwohner die Verschattung ihrer Gärten durch bis zu 7 Meter hohe Lärmschutzwände hinnehmen werden.
  • Varianten 9 bis 11 – mit Deckel: Hierbei wird jeweils eine unterschiedliche Verlängerung des Deckels zugrunde gelegt. Variante 9 mit einem Deckel von 381 Metern, Variante 10 mit einer Länge von 715 Metern (Mehrkosten: 90 Millionen Euro), Variante 11 mit einer Länge von 285+70 Metern (Mehrkosten 45 Millionen Euro).

Stadt Lüneburg: Verlängerung des bislang geplanten Deckels als Ziel

Markus Moßmann als Vertreter der Stadt Lüneburg: „Unsere Minimalforderung ist eine Variante, die ohne passiven Lärmschutz auskommt.“ Das wäre Variante 1. Die Vertreter der Autobahn GmbH mochten aber selbst dies nicht zusagen und verwiesen auf das Haushalts-Gebot der Sparsamkeit.

Moßmann weiter: „Unser Ziel ist allerdings eine Verlängerung des bislang geplanten Deckels.“ Das sei – so die Autobahn GmbH – nur durch zusätzliche politische Zusagen möglich. Moßmann meinte, angesichts der Gesamtkosten einer A 39 in Höhe von 1,5 bis 2 Milliarden Euro seien diese Zusatz-Deckelkosten vertretbar.

Der Deckel ist eine politische Entscheidung, dessen Kosten im Rahmen der A39-Planung vom Bund übernommen werden. Rechnerisch wäre die Einhaltung der Lärm-Grenzwerte beim Ausbau der Ostumgehung zur A39 auch mit höheren Wällen und Wänden ohne Deckel möglich.

Diskussion zu Vorgaben – Vorhaben selbst darf nicht in Frage gestellt werden

Kritik gab es an früheren Aussagen der Landesstraßenbau-Behörde, wonach ab 400 Meter Deckellänge ein zusätzliches Entlüftungswerk erforderlich sei. Dies sei je nach konkretem Tunnelbau variabel.

Kritische Äußerungen von Anwohnern mit einer Bewertung von Sinn und Zukunftsaussichten des Baus der A 39 wurden bei der Sitzung von Moßmann und CDU-Vertreter Pols gerügt. Zu solchen Fragen sei der Begleitausschuss, wie vom Stadtrat definiert, nicht berechtigt.

Eine kurze Debatte gab es zu der Frage, welche Fassung der „Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen“ (RLS) den Berechnungen zugrunde gelegt werden sollten – die bisherige alte von 1990 oder die am 1.3.2019 in Kraft getretene.
Die letzte Auslegung der A39-Pläne erfolgte 2017, da galten noch die RLS90. In diesem Jahr soll eine Neuauslegung der Pläne für Abschnitt 1 erfolgen. Der Lärmschutz müsste dann entsprechend an die neue RLS19 angepasst werden.

Zeithorizont: Planfeststellungsbeschluss 2022/2023, Baubeginn 2024/2025

Gesa Schütte, Lüneburger Außenstellen-Leiterin der Autobahn GmbH, rechnet mit einem Planfeststellungsbeschluss für den nördlichen A39-Abschnitt 1 für Ende 2022/Anfang 2023. Dann kann dagegen geklagt werden. Den Baubeginn erhoffte sie für 2024 oder 2025.

Bürgerabstimmung über Gestaltung des Autobahndeckels

Abschließend kam noch die Gestaltung der Fläche auf dem Autobahndeckel zur Sprache (obwohl nicht Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens). Anwohner plädierten dafür, dass die von den Moorfeldern bei einer Ideenwerkstatt vorgebrachten Vorschläge umgesetzt würden: Örtlichkeiten für Begegnung, Zuwegung.
Dieser Wunsch, so Frau Schütte, könne bei der anstehenden Bürger-Abstimmung nicht vorgegeben werden. Es sei vorgesehen, dass alle daran teilnehmen und ihre Vorstellungen einbringen könnten.


Weiterlesen

Informationen der Autobahn GmbH des Bundes

Autobahn GmbH des Bundes: Online sind hier Informationen über das Bauvorhaben und die Bürgerbeteiligung zusammengestellt.
„Nach der förmlichen Linienbestimmung durch das Bundesverkehrsministerium hat am 22. Januar 2009 die Entwurfsplanung für die A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg begonnen. Die A 39 ist dabei als vierstreifige Autobahn mit jeweils zwei Fahrstreifen und Standstreifen je Fahrtrichtung geplant.“

  • Die sieben Planungsabschnitte in der Übersichtskarte (mehr – detaillierter mehr). In Lüneburg werden sechs Autobahn-Anschlussstellen ausgebaut:
    Goseburg, Kreuzung B209 (Adendorf), Erbstorfer Landstraße, Bleckeder Landstraße, Kreuzung B4, Kreuzung B216.
  • Vier Kilometer zusätzlicher Streifen in beide Richtungen im Bereich Adendorf bis Dahlenburger Landstraße
    Im Bereich Adendorf (Anschlussstelle Nord) bis Dahlenburger Landstraße ist ein zusätzlicher, dritter Fahrstreifen pro Fahrtrichtung geplant, genannt „Verflechtungsstreifen“. Aus der Projektbeschreibung: „Der bislang vierstreifig geplante Teilabschnitt soll auf einer Länge von vier Kilometern um einen so genannten Verflechtungsstreifen je Fahrtrichtung ergänzt werden, der das Auf- und Abfahren auf die Autobahn leichter und sicherer machen soll.“ – mehr
  • Gestaltungsdialog Lüneburger Deckel: „Ideen einbringen und mitgestalten“
    „Auf dem zukünftigen Lärmschutzdeckel im Ortsteil Lüne-Moorfeld entsteht eine öffentliche Grünfläche, die als grüne Brücke den Stadtteil wieder vereint und als Begegnungsort das nachbarschaftliche Miteinander stärkt“, so das Versprechen der Autobahn GmbH – mehr

Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: Detailangaben zu den Bauabschnitten

  • A 39, Abschnitt 1: Lüneburg (L 216 bis B 216) – mehr

  • A 39, Abschnitt 2: Lüneburg (B 216) – Bad Bevensen (L 253) – mehr

  • A 39, Abschnitt 6: Wittingen (B 244) – Ehra (L 289) – mehr

  • A 39, Abschnitt 7: Ehra (L 289) – Wolfsburg (B 188) – mehr
  • Projektinformationssystem zum Bundesverkehrswegeplan 2030 mit allen Bauabschnitten: mehr

Proteste gegen A39

  • Lüne-Blog: Abseilaktion an der Autobahn am 3. April 2022: Kein Weiterbau der A39
    „Rund 30 Lüneburger*innen wirkten mit an der Abseilaktion gegen den Bau der A39 und für eine sozial-ökologische Mobilitätswende am Sonntag, 3. April 2022. Auf der Autobahnbrücke Hamburger Straße seilten sich zwei Kletterinnen mit einem großen Banner über die Autobahn ab.“ – mehr
  • NDR: Proteste gegen Verlängerung von A20 und A39
    „Im Nordosten Niedersachsens haben am Sonntag mehrere Hundert Menschen gegen die geplante Verlängerung der A20 und der A39 demonstriert. Beide Projekte sind umstritten.“ 10.10.2021 – mehr
  • Linksammlung mit vielen Informationen zum Autobahnprojekt A39 – mehr

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