Foto: Uwe Wenk. Schießgrabenstraße in Lüneburg - bis zu 250.000 Kfz sind hier täglich unterwegs.

Lüneburg auf Spitzenplatz: Höchste NO2-Belastung in Niedersachsen und Bremen

An 400 Standorten in ganz Deutschland wurde gemessen. In Niedersachsen liegt Lüneburg ganz vorn – was die Stickoxid-Belastung durch den Verkehr betrifft. Die Hansestadt liegt damit teils erheblich vor deutlich größeren Städten wie Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen. Dringenden Handlungsbedarf sieht jetzt der VCD Elbe-Heide. Ein Tempo-Limit von 30 Stundenkilometern, wie auch im Lärmaktionsplan vorgesehen, wäre ein erster Schritt.


Mitteilung von: VCD Elbe-Heide – Am: 10.12.2025
Online: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide – Foto: Uwe Wenk.


I. Platz 1 für Lüneburg: Höchste NO2-Belastung in Niedersachsen und Bremen

DUH-Messungen offenbaren erhebliche Luftqualitätsprobleme in der Schießgrabenstraße

Foto: Uwe Wenk. Schießgrabenstraße in Lüneburg – bis zu 25.000 Kfz sind hier an Spitzentagen täglich unterwegs. Das Foto zeigt den Ort der NO2-Messung. 

An 400 relevanten Standorten in ganz Deutschland hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Oktober 2025 die Stickstoffdioxid-Belastung gemessen. Die Ergebnisse für Lüneburg sind alarmierend: Mit einem Mittelwert von 24,6 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft führt die Hansestadt die unrühmliche Rangliste für Niedersachsen und Bremen an – und liegt teils erheblich vor deutlich größeren Städten wie Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen. Im bundesweiten Vergleich belegt Lüneburg Platz 25.

Messstation in der Lüneburger Schießgrabenstraße

Die Messstation befand sich in Höhe der Schießgrabenstraße 16. Hier waren nach Angaben der ADFC-Zählstation an Spitzentagen im März 2025 über 25.000 Kfz unterwegs. Die extreme Verkehrsbelastung schlägt sich unmittelbar in der Luftqualität nieder und belastet Anwohnende, Radfahrende und zu Fuß Gehende.

Besonders bitter: Lüneburg trug bis in die frühen 1990er Jahre das Prädikat „Luftkurort“, das 1976 verliehen wurde. Die Aberkennung dieser Auszeichnung markiert eine bedenkliche Entwicklung, die sich nun in den aktuellen Messdaten widerspiegelt.

Gesundheitliche Risiken nicht zu unterschätzen

Stickstoffdioxid (NO2) reizt die Atemwege, kann Asthma verschlimmern und steht in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Die EU hat daher beschlossen, den derzeit viel zu hohen NO2-Grenzwert von 40 auf 20 µg/m³ im Jahresmittel zu halbieren. Das liegt immer noch über dem Richtwert von max. 10 µg/m³, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, um schädliche Gesundheitswirkungen möglichst zu vermeiden.

Dringender Handlungsbedarf für die Hansestadt

Die Stadt Lüneburg steht nun vor der Herausforderung, wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zu ergreifen. Folgende Schritte sollten zeitnah umgesetzt werden:

  • Tempolimits in stark belasteten Bereichen können schnell zu messbaren Verbesserungen führen. Eine Reduzierung auf Tempo 30 in der Schießgrabenstraße würde die NO2-Belastung senken, Lärm reduzieren und die Verkehrssicherheit erhöhen. Das wurde bereits 2024 im Lärmaktionsplan als kurz- bzw. mittelfristige Schutzmaßnahme benannt (siehe unten).
  • Die konsequente Verlagerung des Verkehrs auf den Umweltverbund – Rad-, Fuß- und öffentlicher Verkehr – bietet erhebliches Potenzial. Die Entwicklung zu einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs können den Autoverkehr spürbar reduzieren. 
  • Das sollte Hand in Hand gehen mit Anpassungen der Infrastruktur zur schrittweisen Verbesserung von Geh- und Radwegen. Die Schießgrabenstraße ist ein Paradebeispiel für eine autozentrierte Straßengestaltung: vier Fahrspuren für den Autoverkehr, eine Parkspur und nur noch wenig Restplatz für einen viel zu schmalen, einseitigen Radweg und einen Gehweg. Der VCD Elbe-Heide fordert schon lange eine Umgestaltung, um ausreichend Platz für den Radverkehr in beide Richtungen zu schaffen.
  • Auch die Förderung der Elektromobilität kann mittelfristig zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Privilegien wie kostenlose Parkplätze, Zufahrtsberechtigungen für Umweltzonen oder vergünstigte Anwohnerparkausweise können Anreize zum Umstieg schaffen. Allerdings: Bei 25.000 Fahrzeugen täglich bleibt die Schießgrabenstraße auch mit E-Antrieben eine überlastete Straße. Elektromobilität kann daher nur ein Baustein sein, nicht die Lösung des Problems.

Langfristig sollte Lüneburg eine ambitionierte Mobilitätswende anstreben, die die Innenstadt weitgehend vom Durchgangsverkehr befreit. Andere Städte zeigen, dass hohe Lebensqualität und gute Erreichbarkeit auch mit deutlich weniger Autoverkehr möglich sind.

Zeit zu handeln

Die Messergebnisse der DUH sind ein Weckruf. Die verkehrspolitischen Entscheidungen der kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob es der Hansestadt gelingt, die Luftqualität zu verbessern, oder ob sich Lüneburg weiter in der Liste der am stärksten belasteten Städte etabliert. Für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger – und vielleicht eines Tages für die Rückkehr des Prädikats „Luftkurort“ – lohnt sich der Einsatz.

Mehr Information und Kontakt 

  • Deutsche Umwelthilfe: Abgasalarm – Hier sorgen Dieselabgase für dicke Luft
    Die Luft in Deutschland macht vielerorts krank. Die EU hat beschlossen, den derzeit viel zu hohen NO2-Grenzwert von 40 auf 20 µg/m³ im Jahresmittel zu halbieren. Ab 2026 müssen Städte wirksame Maßnahmen ergreifen, sobald dieser neue Grenzwert überschritten wird. Im Rahmen einer NO2-Messaktion hat die Deutsche Umwelthilfe 400 Messpunkte in der Bundesrepublik nach den Vorgaben der EU-Luftqualitätsrichtlinie ausgewählt. Die Messungen erfolgten im Oktober 2025, die Auswertung durch das akkreditierte Schweizer Labor Passam AG.
  • Deutsche Umwelthilfe: Stickoxide / Stickstoffdioxid
    Stickstoffdioxid – NO2 – ist giftig und stark gesundheitsschädlich. Es beeinträchtigt die Lungenfunktion und schädigt die Schleimhäute. Je höher die Konzentration in der Atemluft ist, desto stärker sind die negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Auch auf Tiere, Pflanzen und Böden haben Stickoxide eine schädliche Wirkung. Negative gesundheitliche Auswirkungen sind bereits bei Konzentrationen unterhalb von 10 µg/m³ nachgewiesen.
  • VCD Elbe-Heide: Verkehrszählung – Open-Data-Projekt Telraam
  • ADFC Lüneburg: Das telraam-Projekt

II. Lärmaktionsplanung: Tempo 30 in der Schießgrabenstraße als kurz- bis mittelfristige Maßnahme

Der Lärmaktionsplan der Hansestadt wurde nach längerem Erarbeitungsprozess in der Ratssitzung am 28. November 2024 verabschiedet und anschließend an das niedersächsische Umweltministerium übersandt. Vorhandene Lärmkarten wurden dafür erweitert und aktualisiert und Empfehlungen zur Lärmminderung fortgeführt. 

Vorrang bei der Maßnahmenplanung haben sogenannte aktive Maßnahmen, die den Lärm bereits an der Lärmquelle mindern. Vorrangige Handlungsziele sind daher Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Verlangsamung und Verstetigung des Verkehrs. Zu den Hotspots gehören vor allem Straßen des Stadtrings.

Verkehrsrechtliche Abwägung zu Tempo 30 vorgesehen

Hier, so das Gutachten, „sollte daher seitens der zuständigen Straßenverkehrsbehörde eine verkehrsrechtliche Abwägung für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h aus Lärmschutzgründen geprüft werden“ (S. 58 u. a.) mit dem Ziel, diese Maßnahmen „kurz- bis mittelfristig umzusetzen“ (S. 75).

Für folgende Bereiche ist die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von Tempo 50 km/h auf Tempo 30 km/h für Kraftfahrzeuge vorgesehen:

  • Maßnahmenbereich I: zwischen Knotenpunkt Dörnbergstraße im Westen und dem Knotenpunkt Vor dem Bardowicker Tore (S. 51)
  • Maßnahmenbereich II: Reichenbachstraße, Am Schifferwall und Schießgrabenstraße (S. 57)
  • Maßnahmenbereich III: Soltauer Straße / Lindenstraße/ Stresemannstraße zwischen Knotenpunkt Bögelstraße im Westen und dem Knotenpunkt Willy-Brandt-Straße (S. 60)
  • Maßnahmenbereich IV: Bleckeder Landstraße / Lünertorstraße zwischen der Kreuzung Schifferwall im Westen und der Kreuzung Horst-Nickel-Straße im Osten (S. 63)
  • Maßnahmenbereich V: Dahlenburger Landstraße zwischen der Kreuzung Am Schützenplatz im Westen und dem Autohaus Stern-Partner im Osten (S. 69)

Mehr Information

Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende. In den lila markierten Straßenzügen soll die Einrichtung von Tempo 30 zum Lärmschutz geprüft werden, so der Lärmaktionsplan der Hansestadt Lüneburg.

Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende. In den lila markierten Straßenzügen soll die Einrichtung von Tempo 30 zum Lärmschutz geprüft werden, so der Lärmaktionsplan der Hansestadt Lüneburg.

Grafik: nts Ingenieursgesellschaft-mbH / Hansestadt Lüneburg: Lärmaktionsplan, 12.11.2024, S. 47. Hotspots im Stadtgebiet: An diesen Straßen ist es auch bei Tag besonders laut. Hier werden Maßnahmen zum Lärmschutz vorgeschlagen, darunter auch Tempo 30.

Grafik: nts Ingenieursgesellschaft-mbH / Hansestadt Lüneburg: Lärmaktionsplan, 12.11.2024, S. 47. Hotspots im Stadtgebiet: An diesen Straßen ist es auch bei Tag besonders laut. Hier werden Maßnahmen zum Lärmschutz vorgeschlagen, darunter auch Tempo 30.

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