Schäden an der Rathausfassade. Foto: Hansestadt Lüneburg.

Hansestadt: Rathausarkaden werden abgesperrt – Vorgehen gegen Schottergärten verschärft

Risse, Putz- und Stuckablösungen: Aus Sicherheitsgründen müssen die Arkaden am Lüneburger Rathaus aktuell abgesperrt und Abstützungen eingebaut werden. Die städtische Bauaufsicht kündigt an, verstärkt gegen Schottergärten vorzugehen. Denn diese sind nach niedersächsischem Baurecht verboten.


Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg – Am: 05.03.2025
Online: mehr – Foto: Hansestadt Lüneburg


Absicherung der Rathausfassade: Sperrung der Arkaden erforderlich

Foto: Hansestadt Lüneburg. Andreas Meisel, Prüfingenieur für Bautechnik, und Frieder Küpker aus der städtischen Gebäudewirtschaft begutachten die Schäden an der Rathausfassade.

Putz- und Stuckablösungen sowie Risse in der Fassade und im historischen Mauerwerk – die Rathausfront bereitet der städtischen Gebäudewirtschaft schon seit längerem Sorgen. Mehrfach wurden zuletzt Materialproben entnommen. Jüngste Untersuchungen haben jetzt gezeigt, dass die Standsicherheit der Fassade gefährdet ist.

Standsicherheit gefährdet – provisorische Abstützungen nötig

„Die bauzeitlichen Maueranker in der Rathaus-Fassade haben aufgrund von Korrosionsschäden nicht mehr ausreichend Halt im Mauerwerk und können somit ihre Funktion nicht mehr erfüllen“, erläutert Maja Lucht, Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft. Die Stadt leitet daher jetzt umgehend entsprechende Sicherungsmaßnahmen ein. „Wir werden den Bereich der Rathaus-Arkaden sperren und Abstützungen an den beiden Eck-Säulen und im Bereich eines Rundbogens einbauen lassen“, erläutert Lucht.

Absperrung als Sicherheitszone und Arbeitsbereich

Die Absperrung, die voraussichtlich einige Wochen dort verbleiben wird, dient als Sicherheitszone sowie als Arbeitsbereich. „Es werden Kernbohrungen an der Fassade erfolgen und weitere vorbereitende Maßnahmen, um neue Anker zu setzen“, so Lucht. Nach dem Einbau der Abstützungen wird der Bauzaun zurückgebaut. Die provisorische Abstützung verbleibt für rund ein bis eineinhalb Jahre – bis zur Umsetzung der Sanierung.

„Das ist sehr bedauerlich, da die Marktfassade dadurch optisch beeinträchtigt wird, aber wir haben hier leider keine andere Wahl, wenn wir unser historisches Rathaus ausreichend schützen wollen“, macht Lucht deutlich. Der Eingang zur Tourist-Info bleibt durchgehend erreichbar.

Sanierung ab 2026 geplant – Fördermöglichkeit wird derzeit geprüft

Mittelfristig ist ab 2026 eine Sanierung der Rathausfassade geplant. Dabei soll die Fassade ertüchtigt und optisch saniert werden. Die Gesamtkosten beziffert die Gebäudewirtschaft aktuell auf mehrere Millionen Euro. Ziel der Stadt ist es, hierfür auch Städtebaufördermittel in Anspruch zu nehmen.

„Wir prüfen aktuell, ob das Rathaus in das Sanierungsgebiet Westliches Wasserviertel aufgenommen werden kann“ erläutert Lucht. Die Stadt ist dazu mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Amt für regionale Entwicklung und dem Niedersächsischen Bauministerium im Gespräch. Dazu bedarf es noch Beschlussfassungen des Rats, entsprechende Anträge werden aktuell vorbereitet.

Hintergrund: Rathaus Lüneburg

Das Rathaus Lüneburg ist ein Beispiel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher profaner Architektur in Norddeutschland. Es entstand um 1230, wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und ist noch heute Hauptsitz von Rat und Verwaltung der Hansestadt Lüneburg. Die barocke Fassade wurde erst 1720 fertiggestellt, nachdem die 1703 durch ein Unwetter beschädigte gotische Fassade einsturzgefährdet war und abgerissen wurde. An der Marktseite befand sich das Niedergericht.

Grün statt Grau: Hansestadt geht verstärkt gegen Schottergärten vor

Graue Steine statt Gras und Blumen: In manchen Lüneburger Gärten sind Steine das zentrale Gestaltungselement. Diese Entwicklung ist problematisch mit Blick auf ökologische Vielfalt, Stadtklima und Versickerung. Doch die sogenannten Schottergärten sind nicht nur ökologisch und klimatisch eine Katastrophe, sie verstoßen auch gegen Baurecht.

Verstoß gegen das niedersächsische Baurecht

Denn die Niedersächsische Bauordnung schreibt vor, dass alle nicht überbauten Flächen auf einem Grundstück als Grünflächen anzulegen sind – davon ausgenommen sind nur Zuwegungen sowie Flächen zum Parken oder für ein Gartenhaus. In den vergangenen Jahren hat die Hansestadt bei dem Thema vor allem auf Aufklärung und Freiwilligkeit gesetzt, um Gartenbesitzer:innen zur Umgestaltung zu bewegen – mit mäßigem Erfolg. Jetzt will die städtische Bauaufsicht die Kontrollen erhöhen und konsequent gegen Schottergärten vorgehen.

Verstärkte Kontrollen angekündigt – ein halbes Jahr Zeit für die Umwandlung

Das heißt konkret: Wenn Straßenbegeher:innen oder Baukontrolleur:innen Schottergärten feststellen oder der Bauaufsicht diese gemeldet bekommen, erhalten die Eigentümer:innen ein entsprechendes Anschreiben sowie einen Info-Flyer mit Tipps zur Umgestaltung des Gartens. Den Eigentümer:innen bleibt dann ein halbes Jahr Zeit, um den Schottergärten umzuwandeln. Nach Ablauf der Frist kontrolliert die Hansestadt, ob die Steingärten entfernt wurden. Ist dies nicht der Fall, drohen bauordnungsrechtliche Maßnahmen.

Info-Flyer mit praktischen Tipps

„Es gibt viele Möglichkeiten, einen Garten naturnah und möglichst pflegeleicht zu gestalten, in unserem Info-Flyer geben wir dazu konkrete Tipps“, erklärt Stadtbaurätin Heike Gundermann. Die Stadt selbst gehe mit gutem Beispiel voran und wandele seit einigen Jahren immer mehr versiegelte bzw. geschotterte Flächen in umweltfreundlichere Flächen um. „Grünflächen wirken Hitze entgegen, ermöglichen Versickerung, bieten Nahrung und Schutz für Insekten und Vögel. Sie verbessern insgesamt die Wohn- und Lebensqualität“, fasst Gundermann zusammen.

Mehr Information und Kontakt

Information: Was spricht gegen Schotterflächen?

aus: Hansestadt Lüneburg. Garten statt Schotter (Flyer)

Schotterflächen …

  • sind ökologisch wertlos, da sie kaum Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten.
  • heizen durch die Steinflächen deutlich stärker auf als Grünflächen und vermindern dadurch ihren klimatischen Komfort.
  • bieten (mit darunterliegenden Folien) dem Regen keine Möglichkeit, ins Grundwasser zu sickern, was außerdem die Gefahr von Überflutung bei Starkregen erhöht.
  • sind keinesfalls pflegeleicht, da regelmäßig organisches Material wie Blätter, Blüten und Samen mühsam entfernt werden müssen, damit keine Humusschicht entsteht, auf der Pflanzen wachsen.

Mehr bei Lüne-Blog

  • Stadt Bleckede: Winter nutzen und Schottergärten grün gestalten – 09.12.2024
    Die Niedersächsische Bauordnung (NBauO) schreibt vor, dass nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken Grünflächen sein müssen. Die Ruheperiode im Garten zu nutzen und Schottergärten grün zu gestalten, regt die Stadt Bleckede an. Eigentümer von Schottergärten wurden angeschrieben und erhielten entsprechendes Informationsmaterial.
Foto: Lüne-Blog. Schottergarten. Im hinteren Bereich liegt die wasserdichte, dunkelgraue Plane offen.

Foto: Lüne-Blog. Geschotteter Vorgarten in Lüneburg. Im hinteren Bereich liegt die wasserdichte, dunkelgraue Plane offen. Schottergärten sind mitnichten pflegeleicht. Hier müsste einiges an Arbeit investiert werden. 

Ergänzung oder Korrektur? Bitte Mail an redaktion@luene-blog.de – danke!
Lüne-Blog veröffentlicht Pressemitteilungen, Berichte und Veranstaltungshinweise von Verbänden und Zusammenschlüssen. Nachricht an: redaktion@luene-blog.de

Lüne-Blog kannst du auch lesen bei:

Lüne-Blog bei Telegram Mastodon

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Im Rahmen der DSGVO notwendige Bedingungen - bitte lesen und akzeptieren:
Wenn du das Formular abschickst, werden Name, E-Mail-Adresse und der eingegebene Text in der Datenbank gespeichert. Für weitere Informationen wirf bitte einen Blick in die Datenschutzerklärung: mehr

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..