
Gewalt in der Pflege: Runder Tisch leistet Hilfe – Kontakt per E-Mail oder Telefon
Grob anfassen, beschimpfen, bedrohen, vernachlässigen – Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter und ist ein Dauerthema. Grund ist meist, dass Pflegende überlastet sind. Der „Runde Tisch gegen Gewalt in der Pflege“ des Lüneburger Kriminalpräventionsrats bietet Betroffenen Hilfe per Telefon oder E-Mail.
Mitteilung von: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen – Am: 16.07.2025
Online: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59488/6077684 – Foto: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen
Gewalt in der Pflege: Hilfsangebote per E-Mail und Telefon
Foto: Polizeiinspektion Lüneburg. Von links: Kathrin Richter (Präventionsteam der Polizei Lüneburg), Eckhard Oldenburg (Geschäftsführer des KPR) und Kyra Alvermann (Senioren- und Pflegestützpunkt) mit dem neuen Flyer zum Thema Gewalt in der Pflege
Gewalt in der Pflege ist ein Dauerthema. Übergriffe finden jedoch eher versteckt im Hintergrund statt – im so genannten Dunkelfeld. Dazu gehören zum Beispiel Beleidigungen, üble Nachrede, Verletzung der Intimsphäre, sexuelle Belästigung, Erpressung, Bedrohung und falsche Anschuldigungen. Es kann zu bewusster Vernachlässigung kommen, zu Fehl- oder Unterversorgung. Grund ist meist, dass die Pflegenden überlastet sind.
Runder Tisch gegen Gewalt in der Pflege: Kontaktmöglichkeit per Telefon und E-Mail
Der „Runde Tisch gegen Gewalt in der Pflege“ des Lüneburger Kriminalpräventionsrats von Hansestadt, Landkreis und Polizei kümmert sich schon seit einem Jahrzehnt um diese Problematik.
Ein neuer Flyer informiert nun über Hilfsmöglichkeiten per Telefon oder E-Mail. „Mit dem Hilfetelefon möchten wir Opfern wie auch Tätern die Möglichkeit geben, sich Hilfe zu holen, um aus der Situation wieder herauszukommen“, erläutert Kyra Alvermann vom Senioren- und Pflegestützpunkt. Das Sorgentelefon ist kostenlos, vertraulich und neutral. Jede Pflegeperson kann im Bedarfsfall Kontakt aufnehmen und natürlich die Opfer.
- Hilfetelefon: 04131 287 37 57, jeden Montag, 15-17 Uhr – Hilfe-Mail: hilfetelefon@stadt.lueneburg.de
- Hansestadt Lüneburg: Neuer Info-Flyer (PDF-Datei)
Ansprechpersonen und Hilfsmöglichkeiten
„In den überwiegenden Fällen bei Gewalt in der Pflege gibt es keine klassische Täter-Opfer-Rollenverteilung. Eigentlich handelt es sich bei beiden Beteiligten um Opfer“, erklärt Kathrin Richter vom Präventionsteam der Polizei Lüneburg.
„Aufgrund der schwierigen Bedingungen, von Überforderung oder psychischem Druck werden sie ungewollt zu Aggressoren. Gerade diese Zielgruppe wollen wir erreichen und ihnen Wege aufzeigen, um sich (vor einer offiziellen Selbstanzeige bei der Polizei) niedrigschwellig und anonym beim Hilfetelefon beraten zu lassen.“
Mehr Information und Kontakt
Der Runde Tisch gegen Gewalt in der Pflege wurde 2015 gegründet. Der Arbeitskreis ist Teil des Kriminalpräventionrates von Hansestadt, Landkreis und Polizei in Lüneburg. Die Finanzierung des Sorgentelefons wird von der Lüneburger Stiftung der Hospitäler übernommen. Die Beratung erfolgt anonym und vertraulich. Im Gespräch werden den Hilfesuchenden Möglichkeiten der Unterstützung durch verschiedene Organisationen angeboten, um eine Lösung des Problems zu finden.
Ansprechpersonen für den Runden Tisch gegen Gewalt in der Pflege sind:
- Kathrin Richter, Polizeiinspektion Lüneburg: kathrin.richter@polizei.niedersachsen.de
- Kyra Alvermann, Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen (SPN), Am Markt 2 – 21335 Lüneburg
Telefon: 04131 309 3213 – kyra.alvermann@stadt.lueneburg.de - Landkreis Lüneburg: Kriminalpräventionsrat
Hintergrund: Gewalt in der Pflege
Viele Seniorinnen und Senioren befinden sich in häuslicher Pflege oder werden stationär betreut. Dabei kann es zu Vernachlässigungen oder gar Misshandlungen kommen. Diese Taten geschehen oft unbemerkt. Die Polizei gibt Tipps, wie man Angehörige oder sich selbst vor solchen Situationen schützen kann.
Überforderung kann zu vielfältigen Formen der Misshandlung führen
Überforderung, Zeitdruck oder Personalmangel – die Ursachen für Gewalt in der Pflege sind ebenso vielfältig wie die daraus entstehenden Formen der Gewalt. Dazu gehören unterlassene Hilfeleistungen wie der Verweigerung ausreichender Nahrungs- und Flüssigkeitsversorgung, das Alleinlassen der zu betreuenden Personen oder ein Mangel an umfassender Hygiene, psychischer Druck durch Beschimpfen, Einschüchtern, Isolieren oder das Androhen einer Heimeinweisung.
Es geht bis hin zu körperlicher Gewalt: Festes Zufassen, Drängen, Ziehen an Ohren oder Haaren sind Formen der Misshandlung. Auch der Zwang zur Bettruhe, das Einschränken des freien Willens mit Beruhigungsmitteln oder das Fixieren von Armen und Beinen zählen dazu. In solchen Fällen können bereits Straftatbestände erfüllt sein.
Auch überlastete Angehörige gefährdet
Familienmitglieder, die mit der Pflege von Angehörigen beschäftigt sind, stehen oft unter enormem Druck. Denn sie fühlen sich gleichzeitig für die körperliche, die emotionale und psychische Betreuung der Pflegebedürftigen verantwortlich. Durch Zeitdruck und meist unzureichende Ressourcen führt das häufig zu Stress und Erschöpfung. Werden Überlastung und Überforderung nicht rechtzeitig wahrgenommen und gegengesteuert, kann dies zu aggressivem Verhalten und zu ungewollten verbalen, psychischen oder körperlichen Gewalttätigkeiten führen.
Schützen Sie sich selbst und Ihre Angehörigen
- Wenn Sie selbst Angehörige pflegen, schützen Sie sich vor Überforderung und erwägen Alternativen.
- Nutzen Sie das Beratungsangebot der Pflegekassen und der regionalen Pflegestützpunkte.
- Informieren Sie sich über Entlastungsmöglichkeiten nach dem Familienpflegezeitgesetz.
- Suchen Sie den Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
- Wenn ein Angehöriger in einer Pflegeeinrichtung ist, achten Sie auf Missstände, Verletzungen oder Anzeichen von Verwahrlosung.
- Informieren Sie in diesen Fällen die Heimleitung, die zuständige Aufsichtsbehörde oder die Polizei.
- Nehmen Sie Ihre Angehörigen und Mitpatienten ernst, wenn sie sich beklagen oder beschweren.
- Sie bereiten sich auf Ihre eigene Pflegesituation vor? Überlegen Sie möglichst frühzeitig vor Eintritt der Pflegesituation mit Ihrer Familie, wie Sie Ihr Leben im Fall einer Pflegebedürftigkeit gestalten wollen.
- Sorgen Sie auch rechtlich vor, falls Sie einmal nicht mehr in der Lage sein sollten, eigene Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel mit einer Patientenverfügung, einer Vorsorgevollmacht und/oder einer Betreuungsverfügung.
In allen Fällen gilt:
Sprechen Sie mit Verwandten, Freunden, Bekannten darüber. Denken Sie daran, dass es in allen Städten, Kommunen und Gemeinden soziale Hilfseinrichtungen und Seniorenverbände/-einrichtungen gibt. So haben Sie die Möglichkeit, Folgen von Gewalt besser zu verarbeiten.
- Nutzen Sie die Hilfe von Opferschutzeinrichtungen und ähnlichen Organisationen, die Sie seelisch betreuen und auch bei Schadenersatzansprüchen praktisch unterstützen.
- Nutzen Sie die Möglichkeiten und Hilfen des Hilfetelefons: 04131 287 37 57 (jeden Montag 15-17 Uhr) Hilfe-Mail: hilfetelefon@stadt.lueneburg.de
- Oder wenden Sie sich für eine Strafanzeige direkt an die Polizei: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen
- Weitere Informationen zur Prävention: Polizeiliche Kriminalprävention

Gewalt in der Pflege. Info-Flyer des Kriminalpräventionsrats Lüneburg (Vorderseite). Flyer als PDF-Datei herunterladen: mehr
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