Schockanruf in Lüneburg: Betrügerpaar am gleichen Tag festgenommen
Ein wahrer Krimi spielte sich am Donnerstag, 15. Juni 2023, in der Region ab. Ein Lüneburger Senior hatte nach einem Schockanruf einem Betrügerpaar 25.000 Euro Bargeld übergeben. Dank schneller Fahndung und „Kommissar Zufall“ konnten die beiden gestoppt und das Geld gesichert werden. Bei solchen Telefonaten stets misstrauisch bleiben, rät die Polizei dringend.
Mitteilung von: Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen – Am: 16.06.2023
Online: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59488/5535694
Foto: Pixabay. Beispielbild.
Betrüger-Pärchen nach Betrug an Lüneburger Senior festgenommen
Nach spektakulärer Fahndung und schnellen Ermittlungen stoppte die Polizei am späten Nachmittag des 15. Juni 2023 ein professionelles Betrüger-Pärchen in einem Taxi aus Lüneburg.
Mann und Frau, zwei polnische Staatsbürger Anfang 30, befanden sich als Fahrgäste in dem Taxi. Sie wurden noch vor Ort durch die Einsatzkräfte vorläufig festgenommen.
Lüneburger Senior hatte 25.000 Euro übergeben
Die Beamten stellten unter anderem mehr als 25.000 Euro Bargeld sicher, die ein Lüneburger Senior gerade nach einem sogenannten Schockanruf an die Täter übergeben hatte.
In den Mittagsstunden des 15. Juni 2023 gegen 14:00 Uhr hatte das ältere Ehepaar aus der Region Lüneburg/Adendorf einen Anruf auf dem Festnetz-Telefon von der angeblichen Tochter erhalten.
Telefonanruf von der angeblichen Tochter
Die Frau weinte am Telefon und war völlig aufgelöst. Sie hätte einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Radfahrer zu Tode gekommen sei und habe anschließend Fahrerflucht begangen.
Dann wurde das Telefongespräch durch einen angeblichen Anwalt und einen Richter weitergeführt. Die forderten binnen kürzester Zeit einen Geldbetrag von mindestens 40.000 Euro als Kaution, damit die Tochter vor der Verhandlung wieder auf freien Fuß käme.
Angeblicher Anwalt und Richter forderten Kaution
Das Ehepaar organisierte das Geld, sodass kurze Zeit später eine Übergabe eines hohen Geldbetrags in Adendorf im Umfeld eines Einkaufsmarktes an einen angeblichen Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft erfolgte.
Dieser fuhr dann mit einem Taxi davon. Parallel wurde das Ehepaar in einem Dauergespräch am Telefon gehalten.
Angehörige wurden misstrauisch und informierten die Polizei
Nach der Übergabe wurde das Ehepaar auch nach Rücksprache mit Angehörigen misstrauisch und alarmierte sofort die Polizei.
Schnelle und umfangreiche Ermittlungen in Zusammenarbeit von Streifendienst und Ermittlern des Zentralen Kriminaldienstes führten zur Ermittlung des Taxiunternehmens. Die Polizei leitete daraufhin weitere Fahndungsmaßnahmen ein.
Polizeikommissarin entdeckte Taxi auf privater Fahrt
Eine Polizeikommissarin aus Lüneburg, die sich privat in ihrer Freizeit auf der A39 in Richtung Winsen befand, wurde durch die Fahndung auch über die polizeiinternen Messenger-Dienste auf das Taxi aufmerksam.
Sie folgte dem Wagen und alarmierte die Kollegen. Einsatzkräfte aus dem örtlichen Bereich stoppten das Fahrzeug im Umfeld der A39 bei Maschen und nahmen das mutmaßliche Täterpärchen gegen 16:00 Uhr widerstandslos fest.
Ermittlungen werden fortgeführt
Die beiden 31 und 34 Jahre alten dringend Tatverdächtigen wurden in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Lüneburg vorläufig festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt. Sie wurden am Folgetag dem Haftrichter beim Amtsgericht Lüneburg vorgeführt.
Die weiteren Ermittlungen auch zu möglichen weiteren Mittätern und Hintermännern des professionellen „Call-Center-Betrugs durch Schockanrufe“ dauern an.
Hintergrund: Schockanrufe und FALSCHE Amtspersonen
Die Polizei warnt und sagt: „Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit! Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und werden Sie misstrauisch!“
Bei solchen Anrufen fordern die Betrüger mit verschiedensten Begründungen dazu auf, Geld- und Wertgegenstände aus Haus oder Wohnung, aber auch von der Bank, an vermeintliche Polizisten oder Kuriere zu übergeben.
Zum Beispiel wird dem Opfer auch erklärt, dass alle Wertsachen zu Sicherheit abgegeben werden müssen, da demnächst ein Wohnungseinbruch geschehen wird – die Polizei wisse das aus Ermittlungsarbeiten.
Zielgruppe der Betrüger sind meist ältere Menschen. Sie werden mit Hilfe des Telefonbuchs bzw. der enthaltenen Vornamen dieser Altersgruppe zugeordnet.
Tipps zum Schutz vor Telefonbetrug
- Bei Gesprächen dieser Art „misstrauisch“ sein. Im Zweifel selbst die Polizei unter der Telefonnummer 110 anrufen und den Vorfall mitteilen.
- Achtung: Dabei keine Wahlwiederholung verwenden und bitte Telefon für einige Sekunden aufgelegt lassen, damit die vorherige Verbindung korrekt getrennt wird!
- Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter fordern niemals Geldbeträge bzw. Wertgegenstände am Telefon ein!
- Informationen über finanzielle oder familiäre Verhältnisse niemals am Telefon mitteilen!
- Nicht am Telefon unter Druck setzen lassen – Gespräch sofort beenden!
- Fremden Personen niemals Geldbeträge oder Wertgegenstände übergeben oder diese an einem vorgegebenen Ort
deponieren! - Auflegen und versuchen die Person, um die es angeblich geht, telefonisch zu erreichen. Kann die Person nicht erreicht werden, Rücksprache halten mit einer anderen nahestehenden Person!
Schockanrufe – so laufen sie ab
Was tun, wenn das Telefon klingelt und vermeintlich Menschen aus dem engsten Umfeld sich in einer Notsituation befinden? Mit solchen Schock-Anrufen versuchen Betrüger*innen immer wieder – besonders ältere Personen – um viel Geld zu bringen. Das Video gibt Tipps, was es in einer solchen Situation zu beachten gilt.
NDR: Bekannter Kriminologe wird beinahe Opfer von Schockanruf
Jede Person kann Opfer werden – sogar ein Kriminologe. Christian Pfeiffer ist vorgegaukelt worden, seine Tochter habe Fahrerflucht begangen und er solle Kaution an die Polizei zahlen.
- NDR: Jeder kann Opfer werden – Video, 2:48 Min., 18.08.2023
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