Informationsveranstaltung zu Solidarity am 31.01.2023. Grafik: Solardarity - angepasst.

Solarprojekt kombiniert Cradle-to-Cradle mit Gründach: Modellprojekt wird vorgestellt

Sechs Masterstudierende der Leuphana Universität wollen Gründächer kombiniert mit voll reyclingfähigen Solarmodulen anbieten. Hausbesitzer können diese mit einem Nutzungsvertrag für 30 Jahre mieten und müssen sich so nicht um Wartung und Reparaturen kümmern. Am 31. Januar 2023 wurde das Vorhaben in Lüneburg vorgestellt.


Mitteilung von: Solardarity
Am: 10.02.2023
Online: https://www.solardarity.de/
Grafik: Solardarity (angepasst)


Informationsveranstaltung „Solar grüngedacht – Wir bringen Cradle-to-Cradle aufs Dach“

Cradle-to-Cradle beim Bau – das heißt, Materialien nutzen, die zum Beispiel nach einem Abriss direkt wiederverwendet werden können. Geht das auch bei Solaranlagen? Ja, sagen sechs Masterstudierende des Cradle-to-Cradle Solarprojekts “Solardarity” der Leuphana Universität Lüneburg.

Am 31. Januar 2023 stellten sie im Museum Zukunft in Lüneburg (https://museumzukunft.com/) das Pilotprojekt für ein kommunales Verwaltungsgebäude im Landkreis Lüchow-Dannenberg und ihr Geschäftsmodell vor: „Solar grüngedacht – Wir bringen Cradle-to-Cradle aufs Dach“. Etwa 40 Personen fanden sich ein, um mehr über das Vorhaben zu erfahren.

Dr. Julia Verlinden: Strategien und Fördermöglichkeiten im Bund

Die Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden eröffnete den Abend mit einem Impulsvortrag. Sie erläuterte, dass es im Bund bereits ein Förderprogramm zur Kombination von Solaranlagen und Gründach gibt.

Die Antwort auf den US-amerikanischen „Inflation Reduction Act“, der Investitionen in Energiesicherheit und Klimaschutz in der amerikanischen Industrie fördern will, sei der geplante grüne Industrieplan für die EU – der Green Deal. Dieser sollte auch Innovationen wie etwa Cradle-to-Cradle-Solarmodule unterstützen.

Die Energieeffizienz von Solarmodulen habe ebenfalls eine hohe Bedeutung für die Energiewende. Verlinden nannte das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschungsprojekt „50 Prozent“ des Fraunhofer Instituts. Dabei entstehen Solarzellen mit einem Wirkungsgrad von bis zu 50 Prozent.

Paul Musenbrock: Cradle-to-Cradle-Modellregion Lüneburg und Lüchow-Dannenberg

Paul Musenbrock ist wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Ehrenpreisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, Prof. Dr. Michael Braungart. Er stellte die derzeit in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg entstehende Cradle-to-Cradle-Modellregion vor.

Sein bisheriges Fazit: In der Region gibt es großes Interesse daran, Produkte und Prozesse vollkommen kreislauffähig und wiederverwendbar zu gestalten. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Marktnachfrage bieten jedoch aktuell für viele noch keine ausreichenden Anreize.

Großes Ausbaupotenzial für Solarenergie – Nutzungsvertrag als Vorteil für Hausbesitzer

Musenbrock betonte in dem Zusammenhang die Bedeutung von neuen Geschäftsmodellen, bei denen nicht mehr das Eigentum am Produkt, sondern dessen Nutzung verkauft wird. Es gehe den Hausbesitzer*innen vor allem um die Stromerzeugung und den Service und weniger um den Besitz der Solarmodule.

Im Solarbereich gibt es in der Region Lüchow-Dannenberg ein großes Ausbaupotenzial. Die Idee von Solardarity, von Beginn an kreislauffähige Module auf den Dächern zu installieren, habe eine wichtige Funktion für die konsequente Energiewende.

Prof. Dr. Braungart: Große Bedeutung des Vorhabens

Prof. Dr. Braungart als wissenschaftlicher Betreuer des Projekts nahm in einer Videobotschaft Stellung. Er erläuterte die Denkweise hinter dem Projekt: Cradle-to-Cradle-Produkte – ohne Abfall und mit vollständiger Wiederverwertbarkeit der Rohstoffe und Materialien.

Braungart lobte das Engagement der Studierenden und steht auch für weiterführende Diskussionen zur Idee von Solardarity zur Verfügung.

Das Cradle-to-Crade-Solarprojekt von Solardarity

Im Anschluss erläuterten die Masterstudierenden das Geschäftsmodell des Unternehmens Solardarity ausführlich. Es umfasst folgende Schritte:

  • Bei den Kund*innen werden Cradle-to-Cradle zertifizierte Solarzellen installiert.
  • Das Dach wird durch fachkundige Partnerunternehmen begrünt. Die Dachbegrünung sorgt für Kühlung des Hauses und steigert die Leistung der Solarzellen um bis zu 7 Prozent. Zudem entstehen Lebensräume für Insekten und Vögel.
  • Ein Nießbrauchvertrag zwischen Kund*in und dem Solarzellenhersteller garantiert eine Nutzungszeit von 30 Jahren. Der Kunde hat kann den Strom nutzen, muss sich aber nicht um Wartung und dergleichen kümmern. Der Hersteller bleibt Eigentümer der Solarmodule und ist zuständig für Wartungs- und Reparaturarbeiten.
  • Danach gelangen die Solarzellen durch ein innovatives Take-back-System wieder zurück in den Materialkreislauf und werden für die Fertigung neuer Solarzellen genutzt.

Anschließende Diskussion: Vorgaben für Förderung und bei der Vergabe von Bauaufträgen

Bei der anschließenden Diskussion tauschten sich Dr. Julia Verlinden, Paul Musenbrock, Dagmar Schulz, Landrätin in Lüchow-Dannenberg, und – als Akteure aus der Praxis – Architekt Wanja Wallner und Firmeninhaber Günther Schmidt, beide AKKA GmbH (https://akka-bau.de), aus. Dabei ging es vor allem um die Kreislauffähigkeit der Solarmodule und die Förderung von Biodiversität bei dem Pilotprojekt in Lüchow-Dannenberg.

Recycling-Quote festlegen, um Anreize zu schaffen

Diskutiert wurden auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen des PV-Recyclings. Sollte man zunächst Cradle-to-Cradle-Pilotprojekte ins Rollen bringen und dann anschließend die Recycling-Quote auf EU-Ebene für PV-Module zum Beispiel von 80% auf 90% erhöhen? Oder umgekehrt?

Musenbrock erklärte, aus seiner Sicht sollten bereits jetzt ansteigende Quotenziele als Anreize gesetzt werden. Sonst fände der anstehende starke Ausbau mit weniger kreislauffähigen Produkten statt.

Teils giftige Materialien – Downcycling verhindern

Wichtig sei, Recycling zu definieren als Rückgewinnung ohne Verlust an Materialqualität. Nur so ließe sich das weit verbreitete „Downcycling“ verhindern.

Als Praktiker beschäftigen sich Wanja Wallner und Günther Schmidt mit biologischen Baustoffen und der Modulbauweise von Gebäuden. Sie kritisierten die fehlende Wiederverwendbarkeit von giftigen Substanzen in der Gebäudehülle.

Aus der Perspektive der Bauindustrie sei es noch immer schwierig, umweltverträgliche Baustoffe und Materialien wettbewerbsfähig auf den Markt zu bringen, stellten sie fest.

Neue Kategorie „Nachhaltigkeit“ in Vergabebedingungen aufnehmen

Landrätin Dagmar Schulz schlug vor, eine Kategorie zur Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit in den Kriterienkatalog bei Vergabefahren für Bauaufträge einzufügen. Das könne Cradle-to-Cradle-Solarprojekte beschleunigen.

Zum Abschluss der Diskussion ermutigte Verlinden ausdrücklich noch einmal, zum Ausbau der Erneuerbaren Energien Solarmodule auf den Dächern zu installieren. Den Studierenden stellte sie in Aussicht, sich mit Umweltministerin Lemke zu Fördermaßnahmen im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz auszutauschen.

Cradle-to-Cradle-Modellregion der Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg

Gemeinsames Projekt für „Aktive Regionalentwicklung“

Ende 2021 startete das Projekt „Neue Strategien und Strukturen für eine Cradle-to-Cradle-Modellregion in Nordost-Niedersachsen“. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg machen sich gemeinsam auf den Weg, um das Thema regionale Kreislaufwirtschaft mit Cradle to Cradle in ausgewählten Feldern der strategischen Regionalentwicklung voranzutreiben – beispielweise im produzierenden Gewerbe und im Baubereich.

Kooperationspartner des Projekts sind die Leuphana Universität Lüneburg, die Technische Universität Hamburg sowie die Wachstumsinitiative Süderelbe AG.

Gefördert wird das Projekt innerhalb des Förderprogramms „Region gestalten“ mit Geldern der Initiative „Aktive Regionalentwicklung“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Cradle-To-Cradle als Kreislaufwirtschaft

C2C als Kreislaufwirtschaft: C2C-Unternehmen setzen bereits beim Design von Produkten mit kreislauffähigen, ökoeffektiven und daher gesunden Materialien an. Alles wird so hergestellt, dass die eingesetzten Materialien rückstandslos voneinander getrennt werden können. So bleiben Rohstoffe in hoher Qualität erhalten und können optimal wiederverwendet werden.

  • Landkreis Lüneburg: Cradle-to-Cradle-Modellregion – mehr
C2C-Solarmodule: Veranstaltung 31.01.2023, Lüneburg. Foto: Solardarity.

Anschließende Diskussion. Teilnehmende von links: Paul Musenbrock, Dagmar Schulz, Günther Schmidt, Julia Verlinden, Wanja Wallner.

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