Klimaschutz jetzt. Demonstration. Foto: Dominic Wunderlich, Pixabay.

Studie der Leuphana Universität: Bevölkerung will mehr Klimaschutz, als Politiker denken

Wollen die Menschen in Deutschland Gesetze und Vorschriften zum Klimaschutz? Sind sie bereit, dafür auch selbst Geld aufzuwenden? Viele Verantwortliche in der Politik bezweifeln das. Doch mit dieser Einschätzung liegen sie falsch. So das Ergebnis einer neuen Studie an der Leuphana Universität. Politiker:innen aller Parteien unterschätzten die Bereitschaft der Bevölkerung, mehr Klimaschutz-Maßnahmen zu akzeptieren.


Mitteilung von: Leuphana Universität Lüneburg – Am: 17.07.2025
Online: https://www.leuphana.de/news/ – Foto: Beispielfoto, Pixabay


Studie der Leuphana Universität: Politik unterschätzt Bereitschaft der Bevölkerung zum Klimaschutz

Jeder Zweite sogar zu regelmäßigem finanziellen Beitrag bereit – Mitmenschen als weniger engagiert eingeschätzt

Deutsche Politiker:innen unterschätzen die Bereitschaft der Bevölkerung für wirksame Klimaschutz-Maßnahmen. „Die Unterschätzung ist am größten für jene Maßnahmen, die den wirksamsten Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten, wie zum Beispiel Regulierungen und Besteuerung von klimaschädlichen Produkten.“ Zu diesem erstmalig ermittelten Befund kommt eine neue Studie unter gemeinsamer Leitung von PD Dr. Timur Sevincer, Leuphana Universität Lüneburg, und Prof. Dr. Wilhelm Hofmann, Ruhr-Universität Bochum.

Antworten von rund 1500 Mandatsträger:innen aller Parteien ausgewertet

Bei der Studie ging es um Fragen wie: Soll der Staat gezielt Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen, zum Beispiel Steuern auf umweltschädliche Produkte? Sollen Gesetze für mehr Klimaschutz sorgen? Wären Sie bereit, regelmäßig einen Teil Ihres Einkommens für Klimaschutz aufzuwenden?

Rund 1500 politische Mandatsträger:innen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene nahmen an der Umfrage teil – also auch Verantwortliche mit viel Einfluss und Entscheidungsmöglichkeiten. Verglichen wurden ihre Aussagen mit zwei repräsentativen Stichproben von je rund 1000 Teilnehmenden aus der Bevölkerung.

Politik traut der Bevölkerung zu wenig zu

Überwiegend richtig schätzten die meisten Verantwortlichen in der Politik ein, dass die meisten Menschen den Klimawandel als ernsthaftes Problem betrachten. Zutreffend war auch die Einschätzung, dass sich die meisten wünschen, die Regierung solle klimafreundliches Verhalten unterstützen und fördern. Aber sie unterschätzten deutlich, dass viele sich mehr Engagement der Politik für den Klimaschutz wünschen.

Die Hauptbefunde

  • Akzeptanz von Klimagesetzen und Abgaben wird stark unterschätzt
    Würden die Menschen CO₂-Steuern und verbindliche Klimagesetze akzeptieren? Hier unterschätzten zwei von drei befragten Politiker:innen die von der Bevölkerung berichtete Bereitschaft.
  • Finanzielle Unterstützungsbereitschaft der Bevölkerung ist weit höher als gedacht
    Wären Bürger:innen sogar bereit, monatlich 1 Prozent ihres Einkommens für den Klimaschutz zu spenden? Fast jeder zweite Befragte (47 Prozent) sagte von sich: Ja! Etwas skeptischer waren sie, was Mitbürger:innen betraf. Hier rechneten sie nur mit 33 Prozent Bereitschaft. Die Mandatsträger:innen aber trauten das der Bevölkerung nur zu 18 Prozent zu.
  • Unterschätzung bei Politikern sogar stärker als in der Bevölkerung selbst
    Beide, Bevölkerung und politisch Verantwortliche, unterschätzten also die Bereitschaft ihrer Mitmenschen, mehr Klimaschutzmaßnahmen zu akzeptieren. Bei den Verantwortlichen in der Politik war dieser Effekt aber besonders stark ausgeprägt: Politiker aller Parteien glaubten deutlich weniger an die Bereitschaft der Bevölkerung zum Klimaschutz.

Falsche Annahmen als wesentliches Hindernis für wirksamen Klimaschutz

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass politisch Verantwortliche – und zwar unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit – ihre Politikagenda vermutlich zu vorsichtig ausrichten. Die falsche Annahme, die Bevölkerung sei weniger bereit zu wirksamen Klimaschutzmaßnahmen, als sie es tatsächlich ist, kann als ein wesentliches Hindernis für wirksame Klimaschutzmaßnahmen angesehen werden.

Gefördert wurde die Studie durch ein Forschungsstipendium des Hanse-Wissenschaftskollegs Delmenhorst. Die Studie befindet sich im Publikationsprozess und ist derzeit als Preprint öffentlich einsehbar. Vorgestellt werden die Ergebnisse der Studie auf der Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 14. bis 16. September 2025 in Bochum.

Lünepedia: Leuphana Universität Lüneburg

Die Leuphana Universität Lüneburg ist eine staatliche Universität in Trägerschaft einer Stiftung öffentlichen Rechts in Lüneburg. Ihre Schwerpunkte in der Forschung liegen in den Bereichen Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit sowie Management und Entrepreneurship. In der Lehre hat sie ein für Deutschland ungewöhnliches, stark interdisziplinäres Studienmodell etabliert, mit einem College für das Bachelorstudium, einer Graduate School für die Verbindung von Master- und Promotionsstudium und einer Professional School für das Weiterbildungsstudium.

Die Universität Lüneburg wurde im Jahre 1946 ursprünglich als Pädagogische Hochschule Lüneburg gegründet und zählt mit rund 10.000 Studierenden und rund 1100 Beschäftigten zu den mittelgroßen Universitäten in Deutschland (Stand Wintersemester 2022/23).

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Leuphana_Universität_Lüneburg

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