Windräder in Südergellersen. Foto: Piet Bohl.

Treibhausgas in Windrädern? Klimaentscheid Lüneburg macht den Fakten-Check

In Scharnebeck wird diskutiert: Sollen nur noch Windkraftanlagen erlaubt werden ohne das Treibhausgas Schwefelhexafluorid (SF6)? Der Klimaentscheid Lüneburg stellt fest: Windenergie ist ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz. Und: Das Treibhausgas Schwefelhexafluorid (SF6) ist selbstverständlich sachgerecht zu entsorgen.


Mitteilung von: Klimaentscheid Lüneburg
Am: 07.11.2022
Online: klimaentscheid-lueneburg.de
Foto: Windkraft in Südergellersen. Foto: Piet Bohl


Treibhausgas in Windrädern? Der Klimaentscheid Lüneburg nimmt Stellung

Zwei Kommunalpolitikerinnen aus Scharnebeck haben beantragt, in der Samtgemeinde nur noch Windkraftanlagen zu erlauben, wenn darin das Treibhausgas Schwefelhexafluorid (SF6) nicht verwendet wird.

Andrea Harneit, eine der beiden Kommunalpolitikerinnen, ist Mitglied der den Querdenkern nahestehenden Partei „Die Basis“. Diese Partei ist bisher nicht dafür bekannt, sich für die Reduzierung von Treibhausgasen einzusetzen.

Stimmt es, dass Schwefelhexafluorid (SF6) in Windrädern ein Problem darstellt? Oder soll hier unter einem Vorwand die Windenergie ausgebremst werden? Der Klimaentscheid Lüneburg macht den Fakten-Check.

Fakten-Check zu Schwefelhexafluorid (SF6):
Ja, SF6 ist klimaschädlich. Aber: Nur bei unsachgemäßer Entsorgung.

Richtig ist, dass in einem Windrad drei Kilogramm SF6 enthalten sind. Das ist ein Treibhausgas, das wie Kohlendioxid (CO2) zur Erderhitzung beiträgt.

SF6 wird häufig als Isolator in der Schaltanlage eines Windrades eingesetzt. Auf den ersten Blick ist SF6 klimaschädlicher als CO2, weil drei Kilogramm SF6 genauso klimawirksam sind wie 72 Tonnen CO2.
Zum Vergleich: 72 Tonnen CO2-Emissionen entspricht der Menge, die 6 bis 7 Menschen in Deutschland jährlich verursachen (etwa 11 Tonnen pro Person).

Andererseits: Treibhausgase sind nur dann klimaschädlich, wenn sie freigesetzt werden. Beim Windrad wird SF6 nur freigesetzt, wenn es unvorschriftsmäßig entsorgt wird.

Und: Der Gesamtanteil von SF6 ist sehr niedrig

Relevant hinsichtlich der Aufheizung unseres Planeten ist zudem, welchen Anteil SF6 an den ausgestoßenen Treibhausgasen hat.
Laut Umweltbundesamt wurden 2021 in Deutschland 762 Millionen Tonnen Treibhausgase insgesamt emittiert.
Die Berechnung erfolgt in CO2-Äquivalenten. Das bedeutet: Gase mit höherer Klimawirksamkeit wurden entsprechend umgerechnet in CO2.

Die Anteile der verschiedenen Treibhausgase an den Gesamtemissionen waren:
CO2 rund 88 Prozent,
Methan rund 6 Prozent,
Lachgas rund 3 Prozent,
Auf die F-Gase, zu denen auch SF6 gehört, entfielen zusammen nur 1,5 Prozent der Emissionen.

Ja, der Abbau von SF6 in der Atmosphäre dauert lange.
Aber: Windenergie verringert Treibhaus-Emissionen erheblich.

Ein weiterer Grund dafür, dass SF6 als klimaschädlicher als andere Treibhausgase eingestuft wird ist, dass es etwa 3000 Jahre dauert, bis SF6 in der Atmosphäre abgebaut ist.

Aber: „Auch die Verweildauer von CO2 in der Atmosphäre beträgt etwa 1000 Jahre. Ohne Windkraft wird unser Planet dann schon lange nicht mehr bewohnbar sein“, so Kristin Jordan vom Klimaentscheid.

Dem Umweltbundesamt zufolge ist Windenergie nämlich der wichtigste Energieträger bei der Vermeidung von ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen. Durch die Nutzung erneuerbarer Energien sind im Jahr 2021 rund 166 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen (CO2-Äquivalente) vermieden worden. Windenergie hat gut die Hälfte davon beigetragen, nämlich etwa 86 Millionen Tonnen.

Fazit: Taugt nicht als Argument gegen Windkraftausbau

„Schwefelhexaflourid (SF6) ist ein hoch wirksames Treibhausgas, dessen Emission in die Atmosphäre schnell gestoppt werden muss, so wie die aller Treibhausgase. Es wird in elektrischen Schaltanlagen eingesetzt, die unter anderem in Windkraftanlagen gebraucht werden.

Weder in Sachen Menge noch in Sachen Emissionen machen die Windräder dabei einen besonders relevanten Teil aus. Die Klimagefahr durch SF6 taugt daher nicht als Argument gegen den Windkraftausbau“, sagen daher auch die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), ein genossenschaftlicher, ökologischer Energieversorger (24.08.2022 – mehr).

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Treibhausgas-Emissionen in Deutschland seit 1990 nach Gasen. Quelle: Umweltbundesamt

Treibhausgas-Emissionen in Deutschland seit 1990 nach Gasen. Der Anteil der F-Gase, hier ganz oben helllila dargestellt, ist im Vergleich zu CO2 verschwindend gering. Quelle: Umweltbundesamt.

Die Windenergie, hier türkis, spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Treibhausgasen. Grafik: Umweltbundesamt.

Die Windenergie, hier türkis dargestellt, spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Treibhausgasen. Grafik: Umweltbundesamt.

Gesamtemissionen an SF6: Hauptquelle sind Schallschutzscheiben. Grafik: Umweltbundesamt.

Gesamtemissionen an SF6: Hauptquelle sind Schallschutzscheiben. Grafik: Umweltbundesamt.


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