Umweltminister Meyer: „Gorleben wird kein Standort für bayerischen Atommüll-Tourismus“
Eine klare Absage von Umweltminister Christian Meyer erfolgte auf die Forderungen von bayerischen Kommunen, allen Atommüll in Gorleben zu sammeln: „Ein Endlager in Bayern auszuschließen, neue Atomkraftwerke zu fordern und gleichzeitig den gesamten Müll nach Niedersachsen schicken zu wollen – dazu sage ich klar: Gorleben wird kein Standort für bayerischen Atommülltourismus.“
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz – Am: 07.10.2024
Online: https://www.umwelt.niedersachsen.de/ – Foto: Beispielfoto, Pixabay
Umweltminister Meyer: „Gorleben wird kein Standort für bayerischen Atommüll-Tourismus“
Schnelle Schließung des Bergwerks und Rückbau der Pilotkonditionierungsanlage gefordert
Am 7. Oktober 2024 besuchte Umweltminister Christian Meyer das Gelände der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung in Gorleben. Dort lagern 113 Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll.
Gorleben als Endlager ungeeignet
Den jüngsten Forderungen von bayerischen Kommunen, allen Atommüll in Gorleben zu sammeln, erteilte Umweltminister Meyer eine klare Absage: „Der Salzstock in Gorleben ist als Endlager ungeeignet und muss nun schnell verfüllt werden. Es fehlt nicht nur der Platz, um alle Castoren aus Deutschland jetzt oberirdisch in Gorleben zu lagern, sondern es wäre auch völlig verantwortungslos. Ein Endlager in Bayern auszuschließen, neue Atomkraftwerke zu fordern und gleichzeitig den gesamten Müll nach Niedersachsen schicken zu wollen – dazu sage ich klar: Gorleben wird kein Standort für bayerischen Atommülltourismus.“
Meyer: Salzstock ab Jahresende verfüllen und schließen
Umweltminister Meyer machte sich hingegen stark für die schnelle Verfüllung des ungeeigneten Salzstocks Gorleben durch die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Verzögerungen gab es bisher wegen fehlender Genehmigungen. Meyer machte nun klar, dass das Umweltministerium zusammen mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der BGE alles dafür tun wird, bis Jahresende 2024 die Stilllegungsgenehmigung zu erteilen und dann unverzüglich mit der Verfüllung und Schließung des Salzstocks zu beginnen.
Ziel: Kapitel Gorleben schließen
„Ich setze darauf, dass das Kapitel Gorleben nun wirklich geschlossen wird und erwarte, dass dies nun beschleunigt erfolgt. Spätestens Anfang 2025 muss der Rückbau beginnen, damit das Vertrauen in der Region wiederhergestellt wird.“
Nach einem Gespräch mit den Bürgerinitiativen vor Ort und Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND, besichtigte Minister Meyer die Pilotkonditionierungsanlage (PKA), das Abfallzwischenlager (AZG) und die Baustelle um das Brennelementezwischenlager (BZG). Hier wird derzeit eine Schutzmauer zur Erhöhung der Sicherheit des Atommüllzwischenlagers gebaut.
Überflüssige und nie in Betrieb gegangene Pilotkonditionierungsanlage als Thema
Ein zentrales Thema des Besuchs war auch die überflüssige und nie in Betrieb gegangene Pilotkonditionierungsanlage. Dort sollten abgebrannte Brennelemente in endlagerfähige Behälter verpackt werden. „Der Rückbau der PKA ist spätestens mit dem Ende der Castortransporte nach Gorleben beschlossen und wir erwarten, dass dieser zügig voranschreitet. Gorleben ist als Endlager für hochradioaktiven Müll im offiziellen Verfahren ausgeschlossen worden und die PKA wird nicht mehr benötigt“, erklärte Minister Meyer.
Schutz des Brennelemente-Zwischenlagers: Flugverbotszone gefordert
Ein weiteres Thema war die Baustelle für die neue Schutzmauer an dem Brennelemente-Zwischenlager. Hintergrund sind aktuelle Diskussionen um die Sicherheitsvorkehrungen an Zwischenlagern, insbesondere im Hinblick auf neue Bedrohungen wie terroristische Drohnenattacken.
Minister Meyer betonte die Notwendigkeit, Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken: „Wir brauchen hier eine hohe Sicherheit, die regelmäßig überprüft werden muss. Alles muss hohen technischen Standards entsprechen, da es neue Risiken gibt. Deshalb fordern wir nicht nur eine Härtung des Zwischenlagers, sondern auch eine Flugverbotszone über dem Brennelementezwischenlager. Hier darf es keine Sicherheitsrabatte geben.“ Das Zwischenlager Gorleben ist das einzige Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll in Niedersachsen ohne Flugverbotszone.
2.535 Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen
Zudem ging es bei dem Besuch um die 2.535 Behälter im Abfallzwischenlager Gorleben mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Diese stammen aus dem Betrieb deutscher Atomkraftwerke, aus Forschung und Industrie. Der Minister hob die Maßnahmen zur Verbesserung der Lagerbedingungen hervor, die auf Initiative des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz durchgeführt wurden.
Zügiges Handeln erforderlich
Zum Abschluss bekräftigte Minister Meyer seine Erwartung, dass der Rückbau der PKA und die Verfüllung des Salzstocks Gorleben nun zügig beginne. „Das Misstrauen in der Bevölkerung kann ich sonst gut nachvollziehen.“ Mit seinem Besuch in Gorleben unterstrich Minister Meyer die Dringlichkeit, bei sicherheitstechnischen und strukturellen Maßnahmen zügig zu handeln, um eine sichere Lagerung in Gorleben zu gewährleisten.
Mehr bei Lüne-Blog
- Aktionsbündnis gegen Atom: Erweiterungsfantasien der Atom-Lobby im Realitäts-Check – 10.12.2023
Im Rahmen der Weltklima-Konferenz fordert eine Pro-Atomkraft-Initiative, den Anteil der Atomkraft bis 2050 zu verdreifachen. Komplett unrealistisch, so das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom. Selbst im „Atom-Musterland“ Frankreich werden bis 2050 54 der 56 Reaktoren abgeschaltet – in Planung sind derzeit nur 6 neue. Der Anteil der Atomenergie sinkt derzeit global – mit gutem Grund. - Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE): Vorstellung des World Nuclear Industry Status Report 2023 – 08.12.2023
Wie Datenanalysen zeigen, stagniert die Stromerzeugung aus Kernenergie weltweit seit langem. Der Anteil der Nuklearenergie an der weltweiten Stromproduktion ist erneut gefallen auf 9,2 Prozent im Jahr 2022. Da in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Reaktoren aufgrund ihres Betriebsalters absehbar abgeschaltet werden, wird allein die Aufrechterhaltung des jetzigen Niveaus der Stromerzeugung herausfordernd, so der Report. - EWS Elektrizitätswerke Schönau eG: Atomkraft-Greenwashing auf der COP28 – 04.12.2023
Eine Reihe von Ländern fordern in Dubai bei der COP28 die Verdreifachung des Anteils der Atomkraft in der Welt bis 2050. Trotz der Tatsache, dass sie von einigen recht einflussreichen Ländern ausgeht, ist die Zahl der Unterzeichner:innen im Vergleich zu den fast zweihundert Ländern, die an der COP28 in Dubai teilnehmen, relativ gering. Dafür gibt es eine Reihe gewichtiger Gründe.
Lünepedia: Anti-Atom-Bewegung
Die Anti-Atom-Bewegung hat eine lange Tradition in Deutschland. Dabei spielten und spielen insbesondere Proteste gegen bestehende oder geplante Atomkraftwerke, aber auch gegen Wiederaufbereitungsanlagen, Atomtransporte sowie Atomend- und -zwischenlager eine Rolle. Lüneburg ist hier insbesondere auch aufgrund der Nähe zum Wendland und damit dem Atomlager Gorleben beteiligt.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Anti-Atom-Bewegung
Ergänzung oder Korrektur? Bitte Mail an redaktion@luene-blog.de – danke!
Lüne-Blog veröffentlicht Pressemitteilungen, Berichte und Veranstaltungshinweise von Verbänden und Zusammenschlüssen. Nachricht an: redaktion@luene-blog.de