Inklusion im Bereich Mobilität. Foto: Aktion Mensch.

3. Dezember – Tag der Menschen mit Behinderung: Fünf Dinge, die man über Barrierefreiheit wissen sollte

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember: Mehr als jeder Dritte in Deutschland lebt mit gesundheitlichen Einschränkungen, jede zehnte Person gilt als schwerbehindert. Aber im öffentlichen Raum stoßen sie immer wieder auf Barrieren. Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht – und gehört umgesetzt.

Auch Menschen ohne Behinderung sind irgendwann womöglich selbst auf gut zugängliche Gebäude, Leichte Sprache oder die Kommunikation über Computer angewiesen. Deshalb: Barrierefreiheit geht alle an.


Mitteilung von: Aktion Mensch / Statistisches Bundesamt Destatis
Online: Quelle ist jeweils angegeben.
Foto: Aktion Mensch. Inklusion im Bereich Mobilität.


1. Mehr als jede dritte Person in Deutschland lebt mit Beeinträchtigungen

Bei einer repräsentative Online-Umfrage im Auftrag der Aktion Mensch* im Jahr 2021 wurden mehr als 5000 Menschen in Deutschland befragt. Ergebnis:

  • Nur etwa die Hälfte, 46 Prozent, gab an, keine Behinderung zu haben.
  • 40 Prozent Menschen gaben an, eine Behinderung, chronische Erkrankung oder eine andere Beeinträchtigung zu haben. Dabei wurde nach ihrer Einschätzung, nicht nach einem anerkannten Behinderungsgrad gefragt.

Diese Barrieren empfanden Menschen mit Beeinträchtigung als besonders einschränkend:

  1. Gesperrte oder zugestellte Wege – 24 %
  2. Schlechter Straßenbelag – 22 %
  3. Schwierige Formulare – 21 %
  4. Stufen und Treppen im öffentlichen Raum 15 %
  5. Unübersichtliche oder schlecht nutzbare Internetseiten 12 %
  6. schlechte Orientierungsmöglichkeiten und Ausschilderung 11 %

*Quelle: “Barrieren im Alltag – wer sie wahrnimmt und wen sie behindern”, Aktion Mensch e.V., Bonn, und Ipsos Public Affairs, Berlin 2021. PDF-Datei – mehr


2. Jeder Zehnte in Deutschland hat eine schwere Behinderung

Laut Statistischem Bundesamt* lebt etwa jeder zehnte Mensch in Deutschland, genauer 9,4 Prozent, mit einer schweren Behinderung. Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt und einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben.

Achtung: Mit dem Alter nimmt die Behinderung zu. Von den Menschen über 64 ist jede vierte Person schwerbehindert. Barrierefreiheit ist daher enorm wichtig, um Mobilität und Teilhabemöglichkeiten im Alter zu stärken.

Schwerbehindertenquote nach Alter 2021, Anteil an der jeweiligen Bevölkerung 2022. Statistisches Bundesamt Destatis.

*Quelle: Statistisches Bundesamt Destatis: Behinderte Menschen – mehr


3. Barrierefreiheit: Für alle wichtig

“Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind”, so die Erläuterung von Aktion Mensch.*

Barrierefreiheit nutzt allen: Menschen mit und ohne Behinderung, Senioren, Kindern, Eltern und Menschen, die nur vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Auch Menschen ohne Behinderung sind irgendwann womöglich selbst auf gut zugängliche Gebäude, Leichte Sprache oder die Kommunikation über Computer angewiesen. Denn nur vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Häufig löst eine Krankheit die Behinderung aus, auch Unfälle können eine Ursache sein.

*Quelle: Aktion Mensch. Barrierefreiheit – was heißt das? – mehr


4. Mobilität: Immer wieder Barrieren – Mobilitätswende für alle gefordert

Menschen mit Beeinträchtigung sind deutlich schlechter gestellt als Menschen ohne Beeinträchtigung. Das ergab eine umfassende Studie der Aktion Mensch zum Stand der inklusiven Mobilität in Deutschland.*

Zahlreiche Barrieren erschweren die Zugänglichkeit: Defekte Fahrstühle, schlechter Straßenbelag, fehlende Schilder, schlecht lesbare Fahrpläne, unübersichtliche Apps oder komplizierte Fahrkarten-Automaten – die Beispiele sind vielfältig.

Viele Hürden für die Teilhabe am öffentlichen Verkehr

Jeder vierte Mensch mit Beeinträchtigung (26 Prozent) empfindet den Zeitaufwand für Wege als zu hoch. Noch mehr (29 Prozent) fühlen sich in manchen Situationen unsicher und alleingelassen. Sie machen auch häufiger negative Erfahrungen mit anderen Fahrgästen sowie Servicepersonal als Menschen ohne Beeinträchtigung.

Aktion Mensch fordert daher eine Mobilitätswende, die gleichberechtigten Zugang für alle sicherstellt.

*Quelle: Aktion Mensch: Inklusionsbarometer Mobilität. 2.11.2022 – mehr


5. Inklusion ist ein Menschenrecht und gehört umgesetzt – auch im öffentlichen Verkehr

Inklusion ist in Deutschland ein gesellschaftliches und politisches Ziel. Daher steht seit 1994 in unserem Grundgesetz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ (Artikel 3 Grundgesetz).

2009 hat sich Deutschland – mit 175 Staaten weltweit – verpflichtet, die UN-Behindertenrechtskonvention einzuhalten: Das Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung.

Der öffentliche Nahverkehr sollte in ganz Deutschland ab 1. Januar 2022 barrierefrei sein – so sieht es das Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) vor. Profitieren sollen davon sowohl Eltern mit Kinderwagen, Senioren mit Rollatoren als auch Menschen mit Behinderung. Obwohl es bereits Fortschritte gibt, ist noch immer keine Kommune wirklich barrierefrei.

Die Aktion Mensch fordert unter anderem: 

  • Menschen mit Behinderung bei der Planung einzubeziehen und die Planungsprozesse selbst barrierefrei zu gestalten.
  • Personal ausreichend zu qualifizieren. Barrierefreie Haltestellen werden z.B. vielfach nicht richtig angefahren.
  • Barrierefreiheit ganzheitlich zu denken. Ein barrierefreier Bahnsteig nützt nichts, wenn der Ticketautomat nicht barrierefrei ist.
  • Ausreichend finanzielle Ressourcen bereitzustellen.

Weiterlesen: Aktion Mensch. Noch ist der ÖPNV in keiner Stadt barrierefrei (03.08.2022) – mehr


Lüne-Blog: Mehr zum Thema

  • #BarrierenBrechen: Aktionstage vom 3.-13. Dezember 2022 (30.11.2022)
    Es gibt noch viele Barrieren. Aber auch Möglichkeiten, sie zu durchbrechen! Das sollen die Aktionstage vom 3.-13. Dezember 2022 sichtbar machen. Auf Fotos von Aktionen, Videos, Comics und mehr zum Motto #BarrierenBrechen freut sich die Initiative Rollfender Widerstand. Die Beiträge werden online gesammelt und veröffentlicht.

LünepediaLünepedia: Barrierefreiheit

Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind, so die Aktion Mensch.

Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist wichtig für eine sozial-inklusive Verkehrswende. In Lüneburg setzen sich verschiedene Organisationen und Initiativen für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ein.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Barrierefreiheit


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