Niedersachsen: Corona-Langzeitfolgen erforschen, Long-Covid besser behandeln
Long- und Post COVID erforschen und die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft erkunden – dafür stellt die Landesregierung Niedersachsen 7,5 Millionen Euro bereit. Die Erkenntnisse sollen helfen, dass Patient:innen besser versorgt werden können. Zudem sollen nachhaltige Werkzeuge für den Umgang mit künftigen Gesundheitskrisen entwickelt werden.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Am: 13.02.2023
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7,5 Millionen Euro für die Erforschung der Corona-Langzeitfolgen
COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen veröffentlicht Ausschreibung zur Erforschung der medizinischen und gesellschaftlichen Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Pandemie
Das COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) schreibt in einer zweiten Förderrunde weitere Fördermittel in Höhe von insgesamt 7,5 Millionen Euro für die interdisziplinäre Erforschung der Langzeitfolgen der Corona-Pandemie aus.
Die Förderung wird durch die niedersächsische Landesregierung zur Verfügung gestellt und begleitet durch den vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) initiierten Long-COVID-Expertenrat.
Ziel ist, das neuartige Krankheitsbild „Long/Post COVID“ zu erforschen sowie die pandemischen Auswirkungen auf die Gesellschaft näher zu beleuchten.
Handlungsempfehlungen erarbeiten und Patient:innen besser versorgen
Mit der aktuellen Förderung stockt das Land Niedersachsen seine Unterstützung für Projekte zur Erforschung von Corona-Spätfolgen auf insgesamt 10 Millionen Euro auf.
Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Dazu bedarf es geeigneter Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Prävention. Zudem sollen nachhaltige Werkzeuge für den Umgang mit künftigen Gesundheitskrisen entwickelt werden.
Langfristige Auswirkungen erforschen
„Während sich die direkten Wirkungen der COVID-Pandemie weiter abschwächen, fällt der Blick immer stärker auf die Langfristwirkungen dieser beispiellosen weltweiten Gesundheitskrise“, sagt Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs.
„Die Stärke des von COFONI gewählten interdisziplinären Forschungsansatzes ist es, dass in den beabsichtigten Forschungsvorhaben alle relevanten medizinischen, aber auch gesellschaftlichen Auswirkungen betrachtet werden können.“
Auch die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie zum Beispiel auf Studierende hätten gezeigt, dass wichtige Perspektiven bislang nicht die notwendige Berücksichtigung gefunden hatten.
„Long COVID“ und „Post COVID“: Unterschiedliche Dauer der Symptome
„Long COVID“ und „Post COVID“ unterscheiden sich lediglich durch die Dauer der anhaltenden Symptomatik. Dabei können die Symptome zwischen vier und zwölf Wochen beziehungsweise länger als drei Monate anhalten. Beide Varianten stellen das deutsche Gesundheitssystem gleichermaßen vor enorme Herausforderungen.
Medizin ist auf Forschungsergebnisse angewiesen
„Das Krankheitsbild ist diffus und die Symptomatik vielfältig. Entsprechend schwierig gestalten sich Diagnose und Behandlung.
Um die Patientinnen und Patienten effektiv diagnostizieren und therapieren zu können, ist die Medizin daher auf umfassende Erkenntnisse zu Ursachen und Verlauf der Erkrankung aus der Grundlagen-, klinischen und Versorgungsforschung angewiesen“, sagt Prof. Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Er hat maßgeblich an der Ausarbeitung des neuen Förderkonzepts mitgewirkt.
Auswirkungen der Pandemie in Leben und Arbeit wahrnehmbar
Gleichzeitig treten die gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie in nahezu allen Lebens- und Arbeitsbereichen deutlich zu Tage. Auch psychische Auswirkungen werden zunehmend beobachtet.
Um Strategien zur Bewältigung dieser vielfältigen Pandemiefolgen zu entwickeln, setzt COFONI in der zweiten Förderrunde auf interdisziplinäre und komplementäre Expertisen.
Zukunftweisende Kooperation von Biomedizin und Gesellschaftswissenschaften
Erstmals können jetzt, neben der bisher vorwiegend biomedizinischen Ausrichtung, auch Kooperationsprojekte mit klinischen, versorgungsrelevanten und gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten mit einer Förderung bedacht werden.
Die wissenschaftliche Qualität dieser Projekte wird von einem neunköpfigen Komitee sichergestellt, das eigens dafür eingerichtet wurde. Es setzt sich aus Expertinnen und Experten niedersächsischer Forschungseinrichtungen sowie der Ärztekammer Niedersachsen zusammen.
Umfassendes Bild der Pandemiefolgen
Prof. Dr. Berthold Vogel, geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) und, neben Prof. Dr. Tobias Welte, Co-Vorsitzender des Komitees, sagt: „Die zu erwartende Zusammenarbeit ermöglicht ein umfassendes (sozial-)medizinisches wie gesellschaftliches Bild der Pandemiefolgen.
Wir haben jetzt die Chance, die Grundlage für eine bessere Krisenbewältigung in der Zukunft zu legen. Denn eines ist klar: Nur Kooperation macht uns in Krisen leistungs- und widerstandsfähig. Das gilt in der Gesellschaft, aber auch für die Wissenschaft. Nebeneinander lösen wir keine Probleme, nur miteinander.“
Forschungsziele: Gezielte Diagnostik, Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, Therapie und Versorgung
Zu den Forschungszielen, die im Rahmen der neuen zweiten COFONI-Förderrunde verfolgt werden sollen, gehört unter anderem eine gezielte Diagnostik und genaue Abgrenzung von symptomatisch ähnlich verlaufenden Erkrankungen.
Weitere Forschungsziele sind:
– neue Therapien zur Behandlung von Long/Post COVID,
– die Verbesserung der Versorgungssituation im ambulanten und stationären Bereich,
– die Entwicklung neuer Werkzeuge für die Kommunikation von Ärztinnen und Ärzten mit Patientinnen und Patienten sowie zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und ihren Mitarbeitenden,
– Identifzieren von Risikofaktoren: Ein Schwerpunkt liegt auf der Etablierung von Maßnahmen zur schnellen Identifizierung von Risikofaktoren, die sich in pandemischen Situationen negativ auf die Psyche und das Wohlbefinden von insbesondere Kindern und Jugendlichen auswirken.
Start der Projektausschreibung
Ab sofort können Forschende in Niedersachsen Projektanträge zur Erforschung der pandemischen Langzeitfolgen einreichen (https://www.umg.eu/cofoni/ausschreibung/). Die Forschungsvorhaben werden noch im Frühjahr 2023 in einem beschleunigten Begutachtungsverfahren in Zusammenarbeit mit renommierten, nationalen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft. Im Sommer 2023 sollen sie an den Start gehen.
COFONI – COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen
Das Netzwerk wurde im Oktober 2020 auf Initiative von Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Medizinischer Hochschule Hannover und Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gegründet. Außerdem gehört dem Netzwerk das TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, und das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung an.
Die besondere Strategie des Forschungsverbundes ist es, die niedersächsischen Kompetenzen in der Pandemie-Forschung zusammenzuführen, um die vorhandenen interdisziplinären und komplementären Expertisen optimal nutzen zu können.
Die nötigen technischen Kompetenzen werden mit einer zentralen Technologieplattform gebündelt. Sie stellt allen Netzwerk-Beteiligten Daten und Biobanken sowie übergreifende Methoden und Tiermodelle zur Verfügung.
Mit der aktuellen Förderrunde hat das Forschungsnetzwerk durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur bisher rund 19 Millionen Euro zur Erforschung der SARS-CoV-2-Pandemie und seiner Langzeitfolgen erhalten.
- Weitere Informationen: https://www.umg.eu/cofoni/
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