Leuphana Universität. Foto: J. Korn.

9. November 2023: OB Kalisch ruft auf zu Engagement – „Toleranz und Miteinander sind unsere Stärke“

Zu Engagement, Toleranz und Miteinander angesichts der aktuellen Ereignisse rief Lüneburgs OB Claudia Kalisch in ihrer Rede vor dem Rat der Hansestadt auf: „Es ist unser aller Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Antisemitismus in unserer Stadt keinen Platz hat. … Lüneburg kann das“, so die Oberbürgermeisterin. In Lüneburg finden verschiedene Gedenkveranstaltungen zum 9. November 1938 statt. So wird zur Gedenkfeier des Landes Niedersachsen der bekannte Architekt Daniel Libeskind erwartet.


Mitteilung von: Verschiedene – Foto: Lüne-Blog. 


OB Claudia Kalisch zum aktuellen Geschehen: „Toleranz und Miteinander sind unsere Stärke“

Bei der Ratssitzung am 08.11.2023 geht OB Claudia Kalisch unter dem TOP “Wichtige Mitteilungen der Verwaltung” auf die derzeitige Situation ein – zum Hamas-Terror gegen Israel und den Folgen. „Was können wir hier in Lüneburg tun?“, fragt die Oberbürgermeisterin und fährt fort:

„Es ist unser aller Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Antisemitismus in unserer Stadt keinen Platz hat. … Und das können wir nicht allein, das können wir nur gesamtgesellschaftlich. Lüneburg kann das.

Toleranz und Miteinander sind unsere Stärke. Ich rufe alle gesellschaftlichen Gruppen auf, sich zu engagieren, Hass und Terror zu entlarven und Haltung zu zeigen. Ich rufe alle dazu auf, auf jede Form von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu reagieren und gegebenenfalls die Polizei zu informieren.“

Gedenkfeier des Landes Niedersachsen an der Leuphana Universität am 9. November 2023

Am 9. November 2023 findet an der Leuphana Universität die Gedenkfeier des Landes Niedersachsen zur Reichspogromnacht vor 85 Jahren statt, wie die Oberbürgermeisterin ebenfalls bekanntgab.

Wie der NDR berichtet, wird zu der Gedenkfeier auch Daniel Libeskind erwartet. Der bekannte jüdische Architekt, der auch das nach ihm benannte Zentralgebäude der Leuphana-Universität entworfen hat, soll eine Rede halten.

Rede von OB Claudia Kalisch bei der Ratssitzung am 8. November 2023

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Veranstaltungen rund um den 9. November 2023

Andacht und Gedenkfeier am Synagogen-Mahnmal

Am Jahrestag der Pogromnacht von 1938 findet auch in Lüneburg ein gemeinsames Erinnern an die millionenfache Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland statt.

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lüneburg e.V. lädt am Donnerstag, 9. November 2023, zu einer Gedenkfeier ein. Sie beginnt um 11 Uhr mit einem Gottesdienst in St. Nicolai.

Um 12 Uhr schließt sich eine Gedenkfeier am Synagogen-Mahnmal an der Reichenbachstraße/Ecke Am Schifferwall an.

Bis etwa 13:00 Uhr: Am Schifferwall, Reichenbachstraße und Teile der Bockelmannstraße gesperrt

Um eine möglichst ruhige und würdevolle Atmosphäre für die Feier sicherzustellen, sind auch in diesem Jahr die angrenzenden bzw. zuführenden Straßen gesperrt.

Zwischen 11:30 bis etwa 13:00 Uhr bestehen folgende Einschränkungen:

  • Die Straßen Am Schifferwall und Reichenbachstraße werden voll gesperrt.
  • Die Bockelmannstraße ist bis Lise-Meitner-Straße normal befahrbar, danach stadteinwärts in Richtung Am Schifferwall gesperrt. Das Parkhaus am Kino ist weiterhin erreichbar.
  • Autofahrende werden gebeten, den Bereich während der Veranstaltung möglichst weiträumig zu umfahren. Umleitungen sind ausgeschildert.
  • Auch Radfahrende werden gebeten, während der Gedenkveranstaltung im gesperrten Gebiet abzusteigen und zu schieben und generell besondere Rücksicht zu nehmen.

Anna & Arthur: Rundgang durch die Innenstadt entlang den Stolpersteinen

„Kein Vergeben, kein Vergessen“

Am 9. November 2023 jährt sich die Reichspogromnacht zum 85. Mal. Wie bereits in den Vorjahren wird es wieder einen Rundgang durch die Lüneburger Innenstadt geben. Dabei gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus und reinigen die Stolpersteine.

Treffpunkt ist am Donnerstag, 9. November 2023, vor dem Infocafé Anna & Arthur in der Katzenstr. 2, Lüneburg. Wir stellen einige Putzmittel und Lappen zur Verfüguung, gerne aber auch geeignete Utensilien (Metallpolitur und Mikrofaserlappen) mitbringen.


Neue Internetseite „Jüdisches Leben in Lüneburg – Menschen, Orte, Geschichten“

Am 9. November 2023 geht eine neue Internetseite online:

Das Internetangebot will die Geschichte jüdischen Lebens in Lüneburg rekonstruieren und an sie erinnern. Dokumentiert sind Namen, Biografien und Lebensorte von jüdischen Menschen, kürzere und längere Porträts, Verwandtschaftsbeziehungen, Fotos, private Erinnerungen und Verknüpfungen zu anderen Foren digitaler Erinnerung.

Jüdische Geschichte in Lüneburg vom 17. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre

Die Zeitspanne reicht vom 17. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre und gibt somit ganz bewusst auch der jüdischen Geschichte vor und nach dem Holocaust einen großen Raum.

Es gibt viel zu entdecken: Wer kennt noch die Großfamilie Ahrons/Behrens, die fast zweihundert Jahre lang die jüdische Geschichte in Lüneburg bestimmte? Wer sieht in der Stadt noch die Spuren der jüdischen Einwanderer aus Osteuropa, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor Armut und Pogromen flohen und sich in Lüneburg eine neue Existenz aufzubauen versuchten?

Und wer waren die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, Entrechtung, Beraubung und schließlich der Vernichtung jüdischen Lebens in Lüneburg?

Erinnerung an örtliche jüdische Familien und der Lüneburger Opfer des Holocaust

Bei der Synagogengedenkstätte in Lüneburg an der Reichenbachstraße/Ecke Am Schifferwall erinnern große Kupfertafeln an die Namen örtlicher jüdischer Familien und der Lüneburger Opfer des Holocaust. Das Online-Angebot ist eine Ergänzung und lebendige Fortführung.

Die Internetseite ist komplett zweisprachig – deutsch und englisch – und steht so Nachfahren jüdischer Familien und Forschenden auf der ganzen Welt direkt zur Verfügung.

Gemeinsames Projekt von Museum Lüneburg, Geschichtswerkstatt und CJZL

„jüdisches-leben-in-lüneburg.de“ ist ein gemeinsames Projekt der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lüneburg, dem Museum Lüneburg und der Geschichtswerkstatt Lüneburg.

Die sehr umfangreichen Recherchearbeiten leistete die Historikerin Anneke de Rudder. Der Informatiker Ralf Friedrich brachte die Menge der Details in eine gut handhabbare Datenbank. Das Internetangebot ist zu verstehen als „work in progress“ und soll im kontinuierlichen, fruchtbaren Austausch mit Nutzerinnen und Nutzern auf der ganzen Welt wachsen.


Hintergrund: Reichspogromnacht am 9. November 1938

Mit der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen die jüdische Minderheit im Dritten Reich über. Es brannten Synagogen, jüdische Geschäfte, Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt. Drei Jahre vor Beginn der systematischen Massendeportationen und nach zahlreichen rechtlichen Diskriminierungen erhielt die Verfolgung der Juden mit den Ausschreitungen einen neuen Charakter.

Pogromnacht in Lüneburg

  • Stiftung niedersächsische Gedenkstätten: Novemberpogrome 1938 in Lüneburg
    Wie in München im Alten Rathaus, so trafen sich am Abend des 9. November 1938 auch im Lüneburger Schützenhaus die Nationalsozialisten zur alljährlichen Gedenkfeier für die „Märtyrer der Bewegung“ von 1923. Propagandaminister Goebbels gab die Parole aus, dass judenfeindliche Aktionen zu erwarten seien. Die Partei solle sie weder vorbereiten noch organisieren, „soweit sie spontan entstünden, sei ihnen aber auch nicht entgegenzutreten.“ Dies wurde von allen Anwesenden als inoffizielle Aufforderung zum Losschlagen angesehen. Schon vor Mitternacht griffen NS-Aktivisten die letzten beiden noch in jüdischem Besitz befindlichen Geschäfte an.
  • Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lüneburg e.V.: Die Pogromnacht am 9. November 1938 in Lüneburg
    Die achtjährige Lüneburgerin Resi Varley erzählt: „Am 10. November 1938 fiel mir auf, dass in der ganzen Stadt Unruhe herrschte, die Stadt war in Aufruhr, es gab auch Schlägereien. … Vor dem Kaufhaus „Gubi“ hatten sich viele Leute versammelt, auch dort sah ich braune Uniformen. … Aus dem Inneren des Kaufhauses Gubi hörte man von unten und oben Klirren und Krach. Draußen wurden die Schaufenster eingeschlagen“ …

Volkstrauertag, Sonntag, 19. November 2023: Gedenkveranstaltung am KZ-Ehrenfriedhof

Seit 1948 führt die Lüneburger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) regelmäßig Gedenkveranstaltungen am KZ-Ehrenfriedhof im Tiergarten durch, um an das Schicksal der dort bestatteten KZ-Häftlinge zu erinnern. Auch am Volkstrauertag, 19. November 2023, um 11:00 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung statt.

Der Verein VVN-BdA Lüneburg wird vertreten von Peter Gunkel. Für die Hansestadt spricht OB Claudia Kalisch. Mit Fachvortrag von der Historikerin und Politologin Diana Gring, Mitarbeiterin bei der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Kuratorin an der Gedenkstätte Bergen-Belsen, einer Rezitation von Brigitte Kaminski und Bernd Bruhn sowie musikalischer Umrahmung durch Strings + Voices.

Der KZ Ehrenfriedhof ist zu erreichen über die Fußgängerbrücke Wilschenbruch/Elsterweg oder über den Waldfriedhof-Parkplatz Deutsch-Evern-Weg.


Hintergrund: Der KZ-Ehrenfriedhof in Lüneburg

256 KZ-Gefangene, größtenteils antifaschistische Widerstandskämpfer der belgischen und französischen Résistance, wurden in den Tagen vom 7. bis 12. April 1945 auf dem Lüneburger Güterbahnhof erschossen oder erschlagen. Täter waren die Marinesoldaten der Wachtmannschaft des Transportzuges. Gedeckt und vertuscht wurde dieses Verbrechen von den Spitzen der örtlichen nationalsozialistischen Stadtadministration.

Die britische Militärverwaltung verfügte im Herbst 1945 die Einrichtung eines Ehrenfriedhofs für die Ermordeten jener Tage. In den 1950er Jahren ließen die damals Verantwortlichen der Stadt Lüneburg den Friedhof zu einem ungepflegten Rhododendronpark verkommen. Er wurde seines Charakters als Ehrenfriedhof für die dort bestatteten Opfer der Naziherrschaft beraubt.

Nach langjähriger Umgestaltung wurde der Ehrenfriedhof der Opfer der KZ-Häftlingstransporte 1945 im Tiergarten Lüneburg am Sonntag, 23. April 2023, feierlich eingeweiht.

LünepediaLünepedia: Nationalsozialismus in Lüneburg

Die Herrschaft der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 hatte schwerwiegende Folgen für Lüneburg. Viele jüdische Bürger*innen, körperlich oder geistig eingeschränkte Menschen, politische Gegner und andere Personengruppen, die auf Grund der nationalsozialistischen Ideologie verfolgt wurden, unterlagen den Verbrechen.

Als Hauptstadt des Gau Ost-Hannovers war Lüneburg von regionaler Relevanz. Durch den Bergen-Belsen-Prozess und den Selbstmord Heinrich Himmlers gewann Lüneburg auch an überregionaler Bedeutung.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Nationalsozialismus_in_Lüneburg


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