Motorradsaison. Foto: Polizeiinspektion Lüneburg/ Lüchow-Dannenberg/ Uelzen.

Polizei spricht Klartext: Aufpassen beim Motorradfahren – sicher ankommen

Zum Start der Motorradsaison 2022 spricht die Polizei Klartext: Motorradfahren ist gefährlich. Könner fahren risikobewusst und regelkonform. Rennen gehören nur auf entsprechend ausgestattete Strecken. Mit Tipps und Hinweisen für sicheres Fahren.


Mitteilung von: Polizeiinspektion Lüneburg/ Lüchow-Dannenberg/ Uelzen
Am: 13.04.2022
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Foto: Polizeiinspektion Lüneburg/ Lüchow-Dannenberg/ Uelzen. Motorradsaison.


Polizei warnt: „Mit Umsicht in die Saison!“

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen beginnt nun endlich der Frühling und sicherlich auch die Motorradsaison 2022. In den letzten Jahren verzeichneten die hiesigen Ordnungshüter damit einhergehend auch gleich Verkehrsunfälle, bei denen Motorradfahrer leicht oder auch schwer verletzt wurden.

Klartext: Motorradfahren ist gefährlich – Unfallgefahr 20-mal höher als mit dem Auto

Bevor wir zu den allgemeinen Tipps zum Saisonstart kommen, einmal Klartext: Motorradfahren ist allgemein betrachtet sehr gefährlich. Mindestens jeder 5. Tote im deutschen Straßenverkehr ist ein Motorradfahrer oder eine Motorradfahrerin.

Relativ gesehen und im Vergleich zu PKW (viel niedrigere Zulassungszahlen und Kilometer-Fahrleistungen bei Motorrädern) bedeutet Motorradfahren für das Todesrisiko: Die Gefahr auf dem Motorrad tödlich zu verunglücken ist im Vergleich zum PKW um den Faktor 20 höher! (Quelle UDV für das Jahr 2017 betrachtet).

Wichtigster Faktor: Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit

„Es gibt zwar beim Motorradfahren auch schwer vermeidbare Unfälle mit Wildtieren oder Unfälle durch technische Defekte. Der wichtigste Faktor in der Unfallverhütung ist jedoch oftmals der Fahrer selbst, auch aufgrund überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit“, so Verkehrssicherheitsberater Polizeioberkommissar Martin Schwanitz vom Präventionsteam der Polizei Lüneburg/Lüchow-D./Uelzen.

„Stark erhöhte Unfallwahrscheinlichkeiten sind oftmals auch die Folge von Selbstüberschätzung und Abenteuerlust. Geschwindigkeitsbeschränkungen haben einen Sinn und müssen von allen Verkehrsteilnehmern eingehalten werden!

Schräglagen- und Geschwindigkeitsrausch gehören bestenfalls auf abgesperrte Rennstrecken. Bei Motorradunfällen gibt es einen hohen Anteil von Alleinunfällen ohne fremde Beteiligung. Die meisten Alleinunfälle lassen sich durch Regeleinhaltung verhindern. Seien Sie ein Vorbild für andere Verkehrsteilnehmer!“

Motorrad für den Saisonstart fit machen

Stellen Sie sich auf den Saisonstart ein und machen Sie sich und Ihr Motorrad fit für die ersten Ausfahrten. Nach dem Winter gilt, sich zunächst einmal wieder an das Fahrverhalten der Maschine zu gewöhnen und sich an das persönliche Fahrvermögen der letzten Saison wieder langsam heranzutasten.

Ihr Motorrad stand wochen- oder monatelang in der Garage. Nehmen Sie sich bei der ersten kleinen Ausfahrt genügend Zeit, sich ganz und gar auf Ihr Motorrad zu konzentrieren. Testen Sie, ob es technisch in Ordnung ist. Gewöhnen Sie sich wieder an die Maschine und an die eigenen Bewegungsabläufe.

Nutzen Sie die noch kalten Frühlingstage, sich selbst körperlich für die bevorstehende Saison fit zu machen. Mit einem für Motorradfahrer geeigneten körperlichen Training sind Sie für längere Ausfahrten gut vorbereitet.

Übung macht den Meister: Sicherheitstraining nutzen

Idealerweise absolvieren Sie ein Sicherheitstraining. Ein Sicherheitstraining ist nicht nur etwas für Anfänger. Gerade die alten Hasen unter den Motorradfahrern wissen, dass stetiges Training für Motorradfahrer wichtig ist und jeder immer noch etwas dazulernen kann.

Je besser man seine Maschine beherrscht, desto größer ist die Sicherheit beim Fahren, desto besser kann man im Ernstfall auf Gefahrensituationen reagieren. Man hat mehr Spaß am Fahren und sorgt für größtmögliche Sicherheit.

Sicherheitstrainings gibt es für Einsteiger, Wiedereinsteiger und geübte Fahrer, die je nach Anspruch ihre Fähigkeiten verbessern wollen. Und – wer profitiert nicht gern von den Tipps der Motorradprofis? Ein Sicherheitstraining im Kreise Gleichgesinnter macht nicht nur Spaß, es erweitert oft auch den Bekanntenkreis und macht vielleicht auch Lust auf gemeinsame Ausfahrten.

Assistenzsysteme als gute Hilfe

Neueinsteiger und Wiedereinsteiger sollten beim Neu- oder Gebrauchtkauf auf Assistenzsysteme Wert legen. „Fahrsicherheitssysteme sind in der Lage, viele Unfälle zu vermeiden oder abzuschwächen. Mindestens ein ABS ist dringend zu empfehlen“, so POK Martin Schwanitz.

Es gibt aber mittlerweile auch weitere Systeme:
Kurventaugliches ABS – Emergency Call –
Hinterrad-Abhebe-Kontrolle (Stoppie-Kontrolle) –
Kombi- oder Integral-Bremssystem – Wheelie-Kontrolle –
Kurventaugliche Schlupfkontrolle – Abstandsradar (z.B. Adaptive Cruise Control).

Motorradbekleidung ist Schutzbekleidung

Gute Motorradbekleidung ist nicht modischer Schnickschnack, sondern notwendige Ausrüstung zum Schutz des Körpers. Zwar hilft sie nur bei niedrigeren Geschwindigkeiten, schwere oder tödliche Verletzungen zu verhindern – sie ist aber dennoch wichtig.

Optimieren Sie Ihre Motorradbekleidung. Nutzen Sie die noch kalten Tage und schauen Sie sich in Fachgeschäften nach Neuheiten um. Auffallende, gut erkennbare Farben haben Signalwirkung und tragen zu Ihrer Sicherheit bei. Besonders das Tragen von Warnwesten ist sehr sinnvoll.

Vorsicht auf bekannten Problemstrecken: Könner fahren risikobewusst

„Vorsichtiges und rücksichtsvolles Fahren ist wichtig, besonders auf den bekannten Problemstrecken im hiesigen Bereich!“, berichtet der Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion, PHK Andreas Dobslaw.

„Sowohl auf der B195 im Amt Neuhaus, als auch an der Spitzkehre in Alt Garge und auf der Kreisstraße zwischen Lüneburg und Echem (K53) beobachtet die Polizei immer wieder Fehlverhalten von Motorradfahrenden. Leider führt dies auch zu zum Teil schweren Verkehrsunfällen, an denen nicht selten die Biker selbst schuld sind.

Selbstüberschätzung, Posing und Abenteuerlust haben in den vergangenen Jahren schon viel Leid verursacht. Bedenken Sie bitte: Wenn aus Spaß Ernst wird, leiden nicht nur die Verunfallten, sondern oft auch deren Angehörige.
Echte „Könner“ kennen die Risiken und verhalten sich regelkonform und kommen so in der Regel gut und gesund durch die Saison. Vermeintliche „Könner“ erleben oft das schmerzhafte Gegenteil.

„Rennen“ bitte nur auf entsprechend ausgestatteten Strecken

Und nicht zu vergessen: Schöne Motorradstrecken sind keine Rennpisten und eben nicht entsprechend ausgestattet. Die alltägliche und oft rechtlich vorgegebene Möblierung der Seitenränder kann niemals die Sicherheit bei Stürzen bieten, wie es sie auf echten Rennstrecken gibt.

Wer also den „Weltmeister“ geben möchte, weiche bitte auf entsprechende Parcours aus, die man für geringe Eintrittsgelder überall in Deutschland findet. Eine Landstraße eignet sich jedenfalls nicht für „Selbsttests“!“

Tipps

  • nach der Winterpause erst einmal wieder an das Motorrad oder den Roller gewöhnen
  • immer Schutzkleidung und Warnweste tragen
  • auch auf kurzen Strecken und bei warmer Witterung natürlich immer mit Licht fahren
  • das Fahrzeug regelmäßig auf technisch einwandfreien Zustand prüfen
  • Sicherheitsabstand einhalten
  • das Fahrverhalten dem Zustand der Fahrbahn anpassen (Rollsplitt, Nässe, Unebenheiten, Schlaglöcher)
  • ständiges Überholen erhöht das Unfallrisiko

Motorradfahrende werden oft zu spät wahrgenommen

Auch die Autofahrer müssen sich im Frühjahr erst wieder an die Zweiradfahrer „gewöhnen“. Besonders die starken Beschleunigungswerte und die schmale Silhouette des Motorrads zählen zu den Risiken. Sie führen dazu, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt, da der Motorradfahrer nicht oder zu spät wahrgenommen wird oder die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt wird.

Reifen haften bei niedrigen Temperaturen nicht optimal

Die Polizei rät, vorsichtig und defensiv fahren und wenn möglich an einem Fahrsicherheitstraining teilnehmen. Die Straßenverhältnisse selbst spielen immer auch eine große Rolle. Aufgrund der im Frühjahr herrschenden niedrigeren Außentemperaturen erreichen die Reifen nicht die optimale Haftung.

Mit Fehlern anderer rechnen

Im Hinblick auf Gefahrensituationen: Man sollte ein gesundes Misstrauen lernen. Der Fahrer sollte immer damit rechnen, dass andere Verkehrsteilnehmer Fehler machen. Nur dann kann er im Ernstfall angemessen reagieren. Durch vorausschauendes Fahren kann man in vielen Fällen Konfliktsituationen rechtzeitig erkennen und ausschalten.
Die Polizei bittet alle Verkehrsteilnehmer um gegenseitige Rücksichtnahme und besondere Vorsicht.

Kampagne „Sichere Landstraße – Mein Tempo… Mein Leben!“

Parallel thematisiert die landesweite Initiative „Sichere Landstraße – Mein Tempo… Mein Leben!“ seit 2021 die Hauptunfallursachen auf den Niedersächsischen Landstraßen: Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Im vergangenen Jahr verunglückten insgesamt 3.232 Motorradfahrende (2020: 3.388) auf Niedersachsens Straßen. Dabei wurden 75 (2020: 58) Motorradfahrende getötet und 834 (2020: 942) schwer verletzt.

Die Erweiterung der Initiative mit Blickrichtung auf die Motorradfahrenden hängt auch mit dem drastischen Anstieg der tödlich verunglückten Personen zusammen und richtet sich pünktlich zum Auftakt der Motorradsaison in Niedersachsen direkt an die Bikerinnen und Biker.

Weitere Infos auch unter landesverkehrswacht.de


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