Verkehrsunfallstatistik 2023: 424 Verkehrstote in Niedersachsen – Tendenz steigend
Die Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr steigt wieder auf Vor-Corona-Niveau: 424 Verkehrstote in Niedersachsen, 54 mehr als im Vorjahr. Und jede dritte Person über 65 Jahre alt, jede sechste mit dem Rad unterwegs. „Vision ZERO“, ein Straßenverkehr ohne Todesopfer und Verletzte, bleibe weiterhin Ziel, erklärte Innenministerin Daniela Behrens bei der Vorstellung der Statistik am 8. April 2024.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Inneres und Sport – Am: 08.04.2024
Online: https://www.mi.niedersachsen.de/ – Grafik Nds. Ministerium für Inneres und Sport
Verkehrsunfallstatistik 2023: 424 Verkehrstote auf Niedersachsens Straßen – 54 mehr als im Vorjahr
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, stellte am 8. April 2024 die Verkehrsunfallstatistik 2023 vor. Im vergangenen Jahr sind in Niedersachsen 424 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das waren 54 Menschen oder rund 14 Prozent mehr als 2022. Damit weist die Zahl der Verkehrstoten einen ähnlich hohen Wert wie im Jahr 2019 auf (432 Todesopfer), dem Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie.
„Unsere ‚Vision ZERO‘, also das Ziel keine Verunglückten und schweren Verkehrsunfälle mehr auf unseren Straßen, muss deshalb weiter im Fokus unserer gemeinsamen Arbeit mit unseren Partnern stehen“, erklärte Ministerin Daniela Behrens.
- Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Verkehrsunfallstatistik 2023 – Präsentation (PDF-Datei)
Auch Zunahme bei Unfallzahlen und Verletzten
- Gesamtunfallzahlen: Zunahme um 6,4 Prozent
Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle eine Zunahme um 6,4 Prozent auf insgesamt 212.856 Unfälle. Das sind 12.874 Unfälle mehr als 2022. - Zahl der Verletzten
Auch die Zahl der Leichtverletzten ist gestiegen: 2023 gab es 36.255 Leichtverletzte (2022: 34.160). Die Zahl der Schwerverletzten nahm hingegen von 5.608 auf 5.148 ab (-8,2 Prozent).
Haupt-Unfallursache: Zu hohe Geschwindigkeit
Zu hohe Geschwindigkeit war auch 2023 die Hauptursache für Verkehrsunfälle mit Todesopfern. Weitere maßgebliche Gründe waren Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen.
Todesopfer: Wer ist besonders gefährdet?
- Rückgang bei Kindern und jungen Erwachsenen
2023 sind zehn Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen gestorben. Das sind in dieser Altersgruppe drei Kinder weniger als 2022. Auch in der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren kamen im vergangenen Jahr weniger Menschen ums Leben als im Vorjahr. Hier nahm die Anzahl der Todesopfer von 64 im Jahr 2022 auf 53 ab. - Deutlich mehr Senior:innen unter den Todesopfern
In der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) hat es 141 Todesopfer gegeben. Das sind 26 Personen oder 18 Prozent mehr als 2022. Damit ist der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten mit rund 33 Prozent – und in Relation zum Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 22 Prozent – überrepräsentiert.
Eine zunehmende Anzahl, konkret etwa die Hälfte aller im Straßenverkehr getöteten Seniorinnen und Senioren, kamen als sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmende ums Leben. Sie waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad bzw. Pedelec unterwegs. - Radverkehr: Ein Fünftel mehr tödliche Unfälle, besonders Ältere betroffen
Insgesamt sind in Niedersachsen 2023 mit 71 Personen rund 22 Prozent mehr Fahrradfahrende tödlich verunglückt als im Jahr zuvor (2022: 58). 32 von ihnen nutzten ein Pedelec, als es zu dem tödlichen Unfall kam. Insgesamt waren von den 71 Radfahrenden etwa zwei Drittel im Alter von 65 Jahren und älter. - Fußverkehr: Ein Viertel mehr Todesopfer – darunter viele Ältere
In der Gruppe der zu Fuß Gehenden sind im Jahr 2023 insgesamt 53 Todesopfer – damit 13 tödlich verunglückte Personen mehr als im Vorjahr – zu verzeichnen, eine Zunahme um 25 Prozent. Davon waren 26 Personen im Alter von 65 Jahren und älter und drei im Kindesalter, also 14 Jahre und jünger. - Motorräder: Anzahl der Todesopfer gleichbleibend
Die Anzahl der tödlich verunglückten motorisierten Zweiradfahrenden ist im Jahr 2023 nahezu stabil geblieben. Hier stieg die Zahl lediglich von 58 im Jahr 2022 auf 59 im vergangenen Jahr.
Behrens: Aufklärungs- und Präventionsarbeit im Radverkehr nötig
Behrens: „Niedersachsen ist und bleibt ein Fahrradland! Das spiegelt sich leider auch in den Unfallzahlen wider, die sich nahezu gleichbleibend auf hohem Niveau halten.
Auffällig bleiben dabei weiterhin die hohen Zahlen der tödlich Verunglückten unter den älteren Fahrrad- und Pedelec-Fahrenden. Hier müssen wir unsere Aufklärungs- und Präventionsarbeit weiter intensivieren.“
Zwei Drittel der Unfälle auf Landstraßen
Auch 2023 haben sich rund zwei Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle (insgesamt 268) auf Landstraßen ereignet. Innenministerin Behrens dazu: „Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich gerade in Fällen, in denen nur die oder der Verstorbene allein beteiligt war, schwer ermitteln. Grundsätzlich dürfte das in vielen Fällen mit zu hoher Geschwindigkeit zu tun gehabt haben. Aber auch die Themen ‚Müdigkeit oder Ablenkung‘ sind als mögliche Ursachen anzunehmen. Wir werden auch hier weiterhin offensiv Präventionsarbeit leisten.“
Mehr Unfälle durch Alkohol und Rauschmittel
Im Jahr 2023 ist die Zahl der aufgrund von Alkohol oder anderen berauschenden Mittel im Straßenverkehr tödlich Verunglückten Personen um drei Todesopfer gestiegen (25 Personen). Auch die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol oder sonstige berauschende Mittel eine maßgebliche Rolle spielten, nahm zu. Hier verzeichnete die Polizei ein Plus von 2,5 Prozent auf 4.466 Verkehrsunfälle (+111 Unfälle).
Bei Verkehrskontrollen wurden rund 10 Prozent weniger Verstöße im Zusammenhang mit dem Führen eines Fahrzeuges unter Beeinflussung durch Alkohol oder andere berauschende Mitteln festgestellt. Mit 16.775 Anzeigen bleibt die Zahl jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau.
Ministerin Behrens dazu: „Finger weg vom Steuer und Lenker, wenn man betrunken oder berauscht ist bzw. unter dem Einfluss von Medikamenten steht! Daran ändert auch die Liberalisierung beim Besitz von Cannabis nichts. Wer berauscht im Straßenverkehr ein Fahrzeug führt und dabei kontrolliert wird, muss sich dafür verantworten.“
E-Scooter in Niedersachsen: Ebenfalls mehr Unfälle
Im Jahr 2023 hat die Polizei Niedersachsen landesweit 1.253 Verkehrsunfälle, also ein Viertel mehr, unter Beteiligung von E-Scooter-Nutzenden registriert. Dabei verunglückten 817 Personen leicht (194 mehr als 2022) und 83 schwer (16 Personen weniger zum Vorjahr). Darüber hinaus erlitten in drei Fällen die E-Scooter-Fahrenden tödliche Verletzungen. Bei 155 Verkehrsunfällen waren die E-Scooter-Nutzenden durch Alkohol oder andere Mittel beeinflusst.
Verkehrssicherheit: Präventionsarbeit
Die Polizei Niedersachsen richtet ihren Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit auch 2024 erneut auf die Unfallschwerpunkte „Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit“ aus. Hierzu gehören unter anderem Geschwindigkeitskontrollen gemeinsam mit den Kommunen und Überprüfungen der Fahrtüchtigkeit.
Die Risikogruppen stehen weiter im Fokus, angefangen von Kindern, jungen Erwachsenen und älteren Menschen bis hin zu Fahrenden von Fahrrädern und motorisierten Zweirädern sowie von zu Fuß Gehenden und vielen weiteren Verkehrsteilnehmenden.
Mehr Information
- Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Verkehrsunfallstatistik 2023: 424 Verkehrstote auf Niedersachsens Straßen – 54 mehr als im Vorjahr
- Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Verkehrsunfallstatistik 2023 – Präsentation (PDF-Datei)
Die Unfalluhr 2023 in Niedersachsen
- alle 2,5 Minuten nahm die Polizei einen Verkehrsunfall auf
- alle 2,5 Stunden endete ein Verkehrsunfall an einem Baum
- alle 13 Minuten verunglückte eine Person im Straßenverkehr
- alle 49 Minuten kam ein Radfahrender zu Schaden
- alle 77 Minuten verunglückte eine Person im Alter zwischen 18 und 24 Jahren
- alle 89 Minuten verunglückte ein älterer Mensch ab 65 Jahren
- alle 2 Stunden verursachte ein fahruntüchtiger Fahrender einen Unfall
- alle 3 Stunden verunglückte ein Motorradfahrender
- alle 3 Stunden verunglückte ein Pedelec-Fahrender
- alle 3,5 Stunden war die Gesundheit von zu Fuß Gehenden betroffen
- jeden Tag kam mindestens ein Mensch im Straßenverkehr ums Leben und am Wochenende mitunter auch zwei
Anmerkung: Unter „Verunglückte“ zählen Getötete und Verletzte gleichermaßen.
Polizeiliche Verkehrsunfallstatistik Niedersachsen 2023
- Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Verkehrsunfallstatistik 2023 – Präsentation (PDF-Datei)
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