Foto: Markus Winkler, Pixabay. Wärme.

BUND Elbe-Heide: Kritische Anfragen zur Wärmeplanung in Lüneburg

Wärme klimafreundlich buchstabieren: In Lüneburg wird seit März 2024 an einem kommunalen Wärmeplan gearbeitet. Erste Zwischenergebnisse wurden Anfang Dezember 2024 beim Lüneburger Arbeitskreis Klimaneutralität vorgestellt. Der BUND Elbe-Heide hat kritische Anfragen dazu.


Mitteilung von: BUND RV Elbe-Heide – Am: 28.12.2024
Online: https://www.bund-elbe-heide.de/ – Foto: Solarbotschafter Lüneburg


BUND Elbe-Heide: Aus dem Arbeitskreis Klimaneutralität der Hansestadt – kommunale Wärmeplanung in Lüneburg

Newsletter BUND RV Elbe-Heide Nummer 40 vom 28.12.2024

Nach Paragraph 20 des Niedersächsischen Klimagesetzes (NKlimaG) (1) muss jede Gemeinde bis zum 31.12.2026 einen Wärmeplan für ihre zukünftige Wärmeversorgung erstellen. Ab Juli 2028 müssen neu installierte Heizungen mit mindestens 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden. Fernwärmenetze müssen nach und nach auf erneuerbare Energien umgestellt werden. 

Lüneburg: Erste Zwischenergebnisse 

Lüneburg arbeitet seit März 2024 an einem kommunalen Wärmeplan. Erste Zwischenergebnisse (2) liegen nun vor.

  • Das vorhandene Wärmenetz im Innenstadtgebiet, im Hanseviertel, in Kaltenmoor, am Bockelsberg, im Ilmenaugarten und in Teilen am Kreideberg soll verdichtet werden. Es wurde aber auch berichtet, dass die Anschlussquote noch relativ gering sei.
  • Bei den erneuerbaren Energien soll auch oberflächennahe Geothermie – also Erdwärmepumpen – verstärkt genutzt werden. (3)

BUND: Kritische Anfragen zum Lüneburger Konzept

Das Konzept wurde Anfang Dezember 2024 auch beim Lüneburger Arbeitskreis Klimaneutralität vorgestellt. Der BUND Regionalverband Elbe-Heide ist Mitglied in diesem Arbeitskreis und formuliert dazu kritische Anfragen. (4)

1. Fernwärme aus erneuerbarer Energie: Welche Ideen gibt es dazu?

Bis 2040 müssen Betreiber von Fernwärmenetzen 80 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Dies wurde als eine große technische und wirtschaftliche Herausforderung gesehen. Welche Ideen existieren hier bereits, etwa bei der Avacon? Leider war von der Avacon bei diesem wichtigen Thema im Arbeitskreis niemand anwesend.

Welche erneuerbaren Wärmequellen sollen dafür genau erschlossen werden? Aus Sicht des BUND sollten Wasserstoff und Biomasse höchstens zur Abdeckung der Spitzenlast in Wärmenetzen eingesetzt werden. In Lüneburg scheint beides bei der Beheizung von Wohnraum wohl keine Rolle zu spielen. Es sollten möglichst wirklich zukunftsfähige Technologien eingesetzt werden wie beispielsweise Solarthermieanlagen und Großwärmepumpen.

2. Möglichkeit zur Energieeinsparung nutzen

Vermisst habe ich mehr Überlegungen, wie Energie bei der Wärmeplanung eingespart werden kann. Öffentliche Liegenschaften als Vorbildfunktion sowie bestehende Beratungsangebote reichen hier wahrscheinlich nicht.

3. Mieterstrom als dezentrale Lösung nutzen

Der BUND bevorzugt dezentrale Lösungen, wie im Mietshausbereich etwa durch Luft-Wärme-Pumpen mit gleichzeitiger Mieterstrombeteiligung über Photovoltaik-Anlagen. In diesen Bereichen gibt es Wärmedienstleister, die eine Alternative zu eigenen Investitionen in klimaneutrale Heizungen oder Fernwärmeanschlüsse darstellen. 

3. Individuelle Lösungen: Beratung oder Regelung zur Steuerung

Bei Stadtteilen, bei denen eher an individuelle Lösungen gedacht wird, frage ich mich, inwieweit hier die Stadt regelnd oder zumindest durch gute Beratung steuernd eingreifen kann!

4. Heizen mit Holz gesundheits- und umweltschädlich

Pelletheizungen, die am Rande erwähnt wurden, und insbesondere Festbrennstofföfen, sind mittel- und langfristig die falsche Lösung. Energetische Holznutzung können wir uns nicht mehr leisten. Heizen mit Holz ist gesundheits- und umweltschädlich und auch nicht klimaneutral. Nur wenn beim Betrieb von Festbrennstofföfen die strengen Anforderungen des Blauen Engels für Kaminöfen erfüllt werden bzw. diese mit einem Filter oder Staubabscheider (ebenfalls mit Blauem Engel) ausgerüstet sind, sollten Holzöfen überhaupt erlaubt sein. Ja, und wo soll überhaupt das ganze Holz herkommen? Unsere Wälder sind nicht nur durch die Klimakrise im Stress.

Der Berichtende selbst wohnt in einem Bereich von Lüneburg, in dem individuelle Lösungen nach dem im Arbeitskreis gezeigten kartografischen Überblick Vorrang haben werden. Schon seit Jahren kann hier im Winterhalbjahr zu bestimmten Zeiten aufgrund des Rauchgeruchs kein Fenster mehr geöffnet werden. „Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Rauchgeruch und Luftverschmutzung durch Holzfeuerung. Übermäßiger Rauch und Geruch sind in der Regel auf Fehlbedienung oder gar Brennstoffmissbrauch zurückzuführen.“ (6) 

Lüneburg: Noch Informations- und Handlungsbedarf – auch in Bezug auf die Kommunikation

All das sollte zumindest bei geplanten Energieberatungen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung bzw. bei der öffentlichkeitswirksamen Begleitung der Wärmewende in Lüneburg berücksichtigt werden.

Wie unterschiedlich der Ansatz bei der kommunalen Wärmeplanung aussehen kann, wird deutlich wenn man die entsprechenden Internetseiten der Hansestadt Lüneburg mit der von Bad Bentheim vergleicht. Welche Stadt die Bürgerinnen und Bürger eher mitnimmt, erscheint hier klar. 

Thomas Hapke, BUND Elbe-Heide.

Mehr zum Thema

Hansestadt Lüneburg: Die kommunale Wärmeplanung – Häufig gestellte Fragen 

Erste Ergebnisse zum kommunalen Wärmeplan wurden am 30. September 2024 in Umweltausschuss und Energiebeirat vorgestellt. So muss das Wärmenetz in der Innenstadt verdichtet werden, vorhandene Fernwärme muss umgestellt werden auf klimafreundlichen Betrieb und vorhandene Potenziale sind konsequent zu nutzen.

Was ist eine kommunale Wärmeplanung? Was ist ein Wärmenetz? Welche Auswirkungen hat die kommunale Wärmeplanung auf Gebäudeeigentümer:innen? Die Stadt hat zur Information Fragen und Antworten zusammengestellt.

Hansestadt Lüneburg: Arbeitskreis Klimaneutralität

Der Arbeitskreis Klimaneutralität bringt die Akteur:innen aus Politik, Verwaltung und der Zivilgesellschaft, Naturschutz, Wissenschaft, Wirtschaft, Energieversorgung und dem Gebäudesektor an einen Tisch. Ziel ist eine Vernetzung auf lokaler Ebene und die gemeinsame Umsetzung von Klimaschutzprojekten. Das Besondere ist, dass mit verschiedener Fachexpertise und aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert wird. Die erste Sitzung fand am 09.03.23 statt. Bis Ende 2024 wurde sechsmal getagt. Viele Themen wurden diskutiert und es fand ein reger Austausch unter den Akteuren statt.

Hintergrund: So heizt Deutschland heute

Mehr als 80 Prozent der Wärmeenergie kommt aus Erdgas, Heizöl und Kohle. Der Wärmesektor macht insgesamt ein knappes Drittel, nämlich 30 Prozent, der CO2-Emissionen in Deutschland aus. Die weitgehende Elektrifizierung, Wärmenetze und Wärmepumpen spielen große Rollen in der Wärmewelt der Zukunft.

Mehr bei Lüne-Blog

  • Lüneburg: Einladung zur ersten Wärmepumpen-Party am 21. November 2024 – 14.11.2024
    Wie funktioniert eine Wärmepumpe im Alltag? Geht das auch in einem älteren Haus? Nach über tausend zufriedenen Solarparty-Gästen laden die Solarbotschafter jetzt ein zur ersten Wärmepumpen-Party am 21. November 2024. Besucht wird ein Familienhaus in Oedeme. Dort gibt es Erfahrungsberichte und Infos rund um die Wärmepumpe.

(1) Niedersächsisches Klimagesetz (NKlimaG): https://voris.wolterskluwer-online.de/browse/document/cite/1c1f4179-729e-3be8-ad97-043b589ca78d 
(2) Vgl. die Informationsseite der Hansestadt, die auch auf eine zehn Punkte umfassende FAQ verweist. Hansestadt Lüneburg: Lüneburg ist Vorreiter in der kommunalen Wärmeplanung – Verwaltung legt der Politik die Zwischenergebnisse vor – 04.10.2024
(3) Dazu kritisch: Lehmphul, K. (14. Juli 2015). Umweltbundesamt: Oberflächennahe Geothermie: Welche Auswirkungen hat sie? 
(4) Mehr zur allgemeinen Sicht des BUND auf die kommunale Wärmeplanung: Kommunale Wärmeplanung. BUND für Naturschutz und Umwelt in Deutschland. Abgerufen 20. August 2024. Hier wird auch auf eine PDF-Datei mit dem Titel „Wärmeplanung: Klimafreundlich und bezahlbar“ hingewiesen. BUND: Kommunale Wärmeplanung: Jetzt klimafreundlich und bezahlbar gestalten! 
(5) Ein Anbieter solcher Lösungen ist zum Beispiel Green Planet Solutions.
(6) DUH: Heizen mit Holz: Ein Problem für Gesundheit und Klima

Avacon GmbH: Das Fernwärmenetz in Lüneburg

Karte: Avacon Natur. In Lüneburg befindet sich mit rund 46.000 Metern Länge das mit Abstand größte Fernwärmenetz von Avacon Natur, einem hundertprozentigen Tochterunternehmen unserer Avacon AG. Fünf Teilnetze versorgen zusammen aktuell mehr als 1.000 Gebäude.

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