Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Jungheinrich – IG Metall protestiert: „Jungheinrich nachhaltig unsozial“
Im Beisein von Prominenz aus Politik und Gesellschaft wird am 5. Dezember 2025 in Düsseldorf der renommierte Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen. Einer der Preisträger ist das Unternehmen Jungheinrich. Die IG Metall Celle-Lüneburg spricht von blankem Hohn gegenüber den Beschäftigten und kündigt am Veranstaltungsort eine Protestkundgebung an unter dem Motto „Jungheinrich nachhaltig unsozial“.
Mitteilung von: IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt – Am: 03.12.2025
Online: https://nieder-sachsen-anhalt.igmetall.de/Aktuelles/ – Foto/Grafik: IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
IG Metall NDS-LSA: „Jungheinrich nachhaltig unsozial“- Aufruf zur Kundgebung am 5. Dezember 2025 in Düsseldorf
Am 5. Dezember 2025 soll das Unternehmen Jungheinrich in Düsseldorf im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für „nachhaltiges Unternehmensmanagement“ ausgezeichnet werden – im Beisein von Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Gäste der zweitägigen Veranstaltung sind unter anderem Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundesministerin Karin Prien, Klimaforscher Prof. Mojib Latif, Prof. Maja Göpel, Dr. Eckart von Hirschhausen und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer.
Währenddessen kämpfen die Beschäftigten des Werks in Lüneburg um ihre Arbeitsplätze. Die IG Metall Celle-Lüneburg spricht von blankem Hohn gegenüber den Beschäftigten und kündigt am Veranstaltungsort eine Protestkundgebung an unter dem Motto „Jungheinrich nachhaltig unsozial“.
Seit November 2025 unbefristeter Streik in Lüneburg
Seit dem 20. November 2025 befinden sie sich im unbefristeten Streik – der Produktionsrückstand entspricht bereits einer kompletten Monatsleistung. „Es ist grotesk, wenn ein Unternehmen Preise für Nachhaltigkeit entgegennimmt, während es gleichzeitig 300 in Lüneburg und 1000 insgesamt hochqualifizierte Arbeitsplätze und das Wissen ganzer Generationen vernichtet“, kritisiert Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg. „Nachhaltigkeit darf kein Marketingbegriff sein. Sie beginnt bei den Menschen – nicht auf Preisverleihungen. Wer von Verantwortung redet, muss sie auch leben.“
Werk in Lüneburg eines der innovativsten im Konzernverbund
Der Fall Lüneburg zeigt exemplarisch, was schiefläuft: Das Werk gilt als eines der innovativsten im Konzernverbund. Hier arbeiten Ingenieurinnen, Entwickler und Facharbeiterinnen Hand in Hand. Konstruktion und Fertigung greifen ineinander, um Sonderbauten im industriellen Maßstab zu realisieren.
Diese gewachsene Struktur will Jungheinrich nun zerschlagen – nicht ohne Widerstand der IG Metall bei Jungheinrich. „Wer solche Strukturen zerstört, handelt nicht nachhaltig, sondern kurzsichtig“, so Rebstock weiter. „Was über Jahrzehnte aufgebaut wurde, kann man nicht einfach versetzen. Hier geht es um Wissen, Erfahrung und Identität – nicht um eine Produktionsnummer im Controlling.“
Aufruf zur Protestkundgebung am Veranstaltungsort in Düsseldorf am 5. Dezember 2025
Die IG Metall ruft deshalb für Donnerstag, den 5. Dezember 2025, ab 15:00 Uhr zu einer Protestkundgebung in Düsseldorf auf – direkt vor dem Veranstaltungsort des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg, findet deutliche Worte: „Nachhaltigkeit bedeutet Verantwortung – ökonomisch, ökologisch und sozial. Wer Belegschaften entlässt und Standorte schließt, während er Preise für Nachhaltigkeit entgegennimmt, verliert jede Glaubwürdigkeit. Die Eigentümerfamilien Wolf und Lange müssen endlich eingreifen und den Vorstand an seine Verpflichtung erinnern.“
Arbeitskampf in Lüneburg geht währenddessen weiter
Parallel dazu läuft der Arbeitskampf in Lüneburg unvermindert weiter. Auch der Vertrauenskörperleiter Yusuf Cengiz zeigt sich kämpferisch: „Während in Düsseldorf gefeiert wird, stehen wir weiter vor den Toren – solidarisch, entschlossen, laut. Wir geben keine Ruhe, bis Jungheinrich Verantwortung übernimmt und eine echte Zukunftsperspektive für Lüneburg vorlegt.“
Die IG Metall betont, dass soziale Nachhaltigkeit die Grundlage wirtschaftlicher Stabilität ist. Ein Unternehmen, das seine Belegschaft opfert, zerstört Vertrauen – bei Beschäftigten, Kunden und der Öffentlichkeit. „Nachhaltigkeit ohne soziale Verantwortung ist nichts anderes als Greenwashing mit Goldrand“, so Rebstock abschließend. „Wir werden in Düsseldorf sichtbar machen, was hinter der Fassade passiert – und wir werden nicht schweigen, bis die Kolleginnen und Kollegen in Lüneburg Sicherheit und Zukunft haben.“
- IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: https://nieder-sachsen-anhalt.igmetall.de/
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis: https://www.nachhaltigkeitspreis.de/
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Jurybegründung für die Auszeichung der Jungheinrich AG
Die Fachjury hat der Jungheinrich AG in der Branche Hebe- und Fördertechnik den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis zuerkannt. Im Mittelpunkt steht die Transformationsleistung eines Unternehmens. Ergänzend berücksichtigt die Jury Aspekte wie Innovationskraft, Skalierbarkeit, Signalwirkung, Entwicklungspotenzial und langfristige Verantwortung.
Mehr bei Lüne-Blog
- Jungheinrich: Unternehmen blockiert Lösungen – Gewerkschaft setzt Arbeitskampf fort – 01.12.2025
Seit dem 20. November 2025 wird bei Jungheinrich für den Erhalt des Unternehmens gestreikt. Der Betriebsrat hat inzwischen mit Fachleuten ein Konzept entwickelt, um mit allen Beteiligten alternative Lösungen zu finden. „Doch der Vorstand blockiert jeden ernsthaften Dialog“, stellt Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg, fest. IG Metall und Betriebsräte zeigen sich tief enttäuscht und zunehmend empört. - Gemeinsame Resolution von Linken, SPD, Grünen und FDP: Jungheinrich-Standort in Lüneburg erhalten – 27.11.2025
Das Werk von Jungheinrich in Lüneburg schreibt schwarze Zahlen, fertigt erfolgreich Spezial- und Kleinserien, weist die IG Metall hin. Trotzdem soll es geschlossen werden. Seit dem 20. November 2025 wird deshalb in Lüneburg gestreikt. In einer gemeinsamen Resolution wenden sich die Ratsfraktionen Die Linke, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Schließung und verlangen die Aufnahme von konstruktiven Gesprächen.

Streikende Mitarbeitende am Werkstor vor Jungheinrich in Lüneburg, 21.11.2025. Mit Marianne Esders, Die Linke (zweite von rechts).
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Wikipedia: Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird alljährlich von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben, in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Mit fünf Wettbewerben, über 800 Bewerbern und ca. 2.000 Gästen zur Abschlussveranstaltung ist er die größte Auszeichnung dieser Art in Europa.
Der Preis hat das Ziel, Wirtschaft und den kommunalen Sektor in nachhaltigem Handeln zu bestärken und die Grundsätze nachhaltiger Entwicklung in der öffentlichen Wahrnehmung besser zu verankern. Für humanitäres und ökologisches Engagement werden Ehrenpreise vergeben.
Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Nachhaltigkeitspreis
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