Veränderungen in der Ratsgruppe DIE LINKE, Lüneburg. Von links: Marianne Esders, Hannah Schuch, Vivienne-Janice Widawski, Jana Mederike Warnck. Foto: DIE LINKE, Lüneburg.

Abschiedsrede von Hannah Schuch im Rat: Aufruf zu sozialer Politik – für alle in der Stadt

Bei der Ratssitzung am 21. September 2023 wurde Ratsfrau Hannah Schuch (DIE LINKE) verabschiedet. Ihre Nachfolgerin ist Jana Mederike Warnck. In ihrer Abschiedsrede dankt Schuch für vielfältige Unterstützung und ruft den Rat auf, soziale Politik zu machen und wirklich alle Bevölkerungsgruppen im Blick zu behalten – auch als Bollwerk gegen Rechts.


Mitteilung von: Hannah Schuch, DIE LINKE – Am: 21.09.2023
Online: https://www.dielinke-lueneburg.de/aktuell/ Foto: DIE LINKE


Zusammenhalten gegen Rechts, soziale Politik machen und alle im Blick behalten

Foto: DIE LINKE, Lüneburg. Veränderungen in der Ratsgruppe. Von links: Marianne Esders, Hannah Schuch, Vivienne-Janice Widawski, Jana Mederike Warnck. 

Im September 2023 legt Ratsfrau Hannah Schuch, wie bereits im Juni 2023 angekündigt, aus persönlichen Gründen ihr Mandat nieder. Ihre Nachfolgerin wird Jana Mederike Warnck. Hier ein Auszug aus ihrer Abschlussrede, gehalten in der Ratsversammlung am Donnerstag, 21. September 2023.

Abschiedsrede von Hannah Schuch, DIE LINKE, Ratsversammlung am 21. September 2023

(Gekürzt)

Das ist jetzt wohl die letzte Rede, die ich hier halte. Ich hatte eine sehr wechselhafte Zeit hier im Rat, teils mit sehr netten Begegnungen, teils eher weniger. Teils mit konstruktiver Zusammenarbeit, teils mit dem Gefühl von Machtspielchen und Konkurrenz. Daher gehe ich mit gemischten Gefühlen. […]

Rat handelt vornehmlich im Sinne privilegierter Lüneburger*innen

Aber ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, warum der Rat oft nicht für alle Politik macht, oft nicht für alle machen kann, sondern vornehmlich im Sinne der privilegierten Lüneburger*innen handelt.

Weil Einblicke fehlen, die es in dieser Zusammensetzung gar nicht geben kann. Die auch dadurch entstehen, dass es viel Zeit, Geld und besonders Nerven benötigt, um Teil dieses Rates zu sein.

Und, dass besonders auf diejenigen gehört werden muss, die unter dem System leiden, um es ihnen leichter zu machen. Also auf diejenigen, die sich NICHT in den Stadtrat wählen lassen.

Unterschiedliche Lebenswirklichkeiten – auch in Lüneburg

Ich, Hannah, bin 24 Jahre alt, weiß, christlich sozialisiert, in einer wohlhabenden weißen Familie in Norddeutschland aufgewachsen. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich habe eine gute Schuldbildung genossen und bin finanziell stabil. Ich leide nur begrenzt unter der gesellschaftlichen geschlechtlichen Zuschreibung und habe ein unterstützendes Umfeld, das in schwierigen Situationen für mich da ist. […]

Meine Bemühungen, sich für feministische und antifaschistische Themen einzusetzen, wurden nicht immer ernst genommen. Wenn ältere weiße Männer sich über Menstruationsprodukte und Rechtsruck amüsieren, reißt bei mir so langsam der Geduldsfaden.

Auch Menschen aus weniger privilegiertem Umfeld einbeziehen

Und wenn mir oder der Gruppe vorgeworfen wird, dass wir viele Lüneburger*innen nicht getroffen hätten, frage ich zurück: Wann triffst du dich mit Obdachlosen, Behinderten, Transmenschen, Studierenden, Kindern, Renter*innen, Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung, geringfügig Beschäftigten? […]

Wir müssen uns insbesondere mit denjenigen treffen, die nicht ohnehin eine Stimme haben. Hinter denen keine Lobby steht. […]

Dank für die Unterstützung im Rat

Letztendlich war meine Zeit als Ratsmitglied auch geprägt von viel Unterstützung, bereichernden Begegnungen und wertvoller Zusammenarbeit, […] einer stets hilfsbereiten Verwaltung, unterstützenden Ratsmitglieder, engagierten Lüneburger*innen, die ihr Wissen teilten, und Leute, die mit ihren Sorgen und Wünsche an uns herantraten. Danke an euch alle!

Willkommenskultur im Rat stärken

Und jetzt freue ich mich, dass Jana für mich nachrückt und hier mitmischen kann. […] Und ich bitte euch alle ausdrücklich, freundlich und hilfsbereit zu sein. Denn ich weiß, es ist nicht selbstverständlich.

Aber Willkommenskultur will geübt sein, und ich habe das Gefühl, da ist noch Luft nach oben. Wir wollen doch Leuten ihre Politikverdrossenheit nehmen, anstatt sie zu stärken. Und das passiert nicht von alleine!

Aufruf: Zusammenhalten gegen Rechts – Soziale Politik machen und alle im Blick behalten

Und wo wir schon bei Politikverdrossenheit sind, komme ich nicht umhin zu sagen, dass wir trotz aller Meinungsverschiedenheiten zusammenhalten müssen gegen diejenigen, die aus der Geschichte nichts gelernt haben. Die auch hier im Raum sitzen.

Wir müssen eine klare Brandmauer gegen Rechts sein und nicht aus Versehen mit ihnen abstimmen. Und das heißt, liebe demokratische Parteien, dass wir uns unterstützen, miteinander sprechen, und gemeinsam eine klare Linie gegen Rechts fahren. […]

Wir müssen […] soziale Politik machen. Für alle. Aber besonders für diejenigen, die am meisten von den Krisen von heute getroffen sind.

Dankeschön!

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