Gruppen und Initiativen im Böll-Haus. Foto: Phaenna Voelz, 11.02.2023

Böll-Haus Lüneburg: Trauer um „Ort der Möglichkeiten” – Initiativen wollen zusammenbleiben

Das Landgericht Lüneburg hatte entschieden: Der Trägerverein muss das Böll-Haus Lüneburg geräumt an den Eigentümer übergeben. Die dort ansässigen Initiativen und Vereine melden sich nun zu Wort: Sie trauern um den „Ort der Möglichkeiten”, den Verlust der Räume als Ort für Austausch, Kooperation und Ideen. Zur Bewältigung der anstehenden Kosten bitten sie um Spenden.

Wie es weitergeht? „Wir wollen zusammenbleiben!”, heißt es von den Beteiligten. Ein gemeinsamer Ort für Austausch und Aktion werde weiterhin gebraucht.


Mitteilung von: Böll-Haus-Initiativen – Am: 15.12.2023
Online: – Foto: Phaenna Voelz.


Böll-Haus Lüneburg: „Ort der Möglichkeiten” geht verloren

Gerichtlich angeordnete Räumung des Böll-Hauses: Beteiligte Initiativen und Vereine trauern um den Verlust – Wunsch nach gemeinsamem Ort für Austausch und Aktion

Foto: Phaenna Voelz. Beteiligte Gruppen und Initiativen vor dem Böll-Haus am 11.02.2023.  

Nach der am 8. Dezember 2023 gerichtlich angeordneten Räumung trauern die beteiligten Initiativen und Vereine um den Verlust des Böll-Hauses in der Katzenstraße. Es bot Postadresse und Vereinssitz, gemeinsam genutzte Infrastruktur wie Drucker und Beamer, war Aufbewahrungsort für Unterlagen und Aktionsmaterial. Doch das war nur materielles Fundament für soviel mehr:

Zahlreiche Initiativen, die im Böll-Haus ihre Büros und Lagerflächen hatten, teilen nicht nur Material miteinander, sondern auch ihre Visionen und Utopien. Sie helfen sich gegenseitig in allen Lebenslagen, organisieren zusammen ihren Alltag und wirken gemeinsam mit ihren Ideen und Wertevorstellungen in die Stadt und in die Region hinein.

Sitz und Veranstaltungsort für Vereine

Die Vereine SCHLAU Lüneburg und JANUN Lüneburg, die beide in der Bildungsarbeit tätig sind, nutzten ihre Büros beispielsweise auch als Arbeitsplätze für Projektkoordinator*innen oder eine Jugendbildungsreferentin.

Zugängliche und gut erreichbare Räumlichkeiten sind dafür unentbehrlich. Sie ermöglichen niedrigschwellige Ansprechbarkeit, ehrenamtlich Aktive finden hier Zugang zu Vereinsstrukturen.

Gemeinsames Nutzen der Räume

Vereinen, Gruppen und Initiativen – wie der VCD Elbe-Heide, das KlimaKollektiv Lüneburg oder die Gruppe Lastenräder für Lüneburg – führten im Böll-Haus regelmäßig Gruppentreffen und öffentliche Veranstaltungen durch.

Die dafür genutzten Räume teilten sie sich mit Initiativen wie der Seebrücke Lüneburg und SCHLAU oder der UNICEF-Arbeitsgruppe Lüneburg und dem Eine Welt-Promotor*innen-Programm.

Austausch und Absprachen, Kooperation und Kreativität

„Das Koordinieren, Pflegen und Gestalten gemeinschaftlich genutzter Räume schafft eine hohe Verbindlichkeit miteinander und die tägliche Begegnung der aktiven Menschen ist eine wichtige Grundlage für Austausch und Kooperation.

Dadurch sind schon viele Ideen entstanden, die zu erfolgreich umgesetzten Projekten in Lüneburg führten“, erklärt Hannes, Eine Welt-Promotor in Lüneburg.

Reichtum an Angeboten

Im Infocafé Anna&Arthur im Erdgeschoss trafen sich täglich Gruppen aus unterschiedlichen linkspolitischen Bewegungen. Regelmäßig fanden in dem selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Raum Vorträge, Kulturveranstaltungen, Filmabende, Solidarische Küchen und vieles mehr statt.

Menschen diskutierten gemeinsam, aßen, redeten, tanzten, kochten, lernten voneinander und vieles mehr.

„Bitterer Verlust”

Mika von der Sonntagsbrause sagt dazu: „Wir haben den Raum in der Sonntagsbrause genutzt, um uns für Geschlechtergerechtigkeit, Zugänglichkeit, sowie Spaß und Gemeinschaft zu organisieren. Nun fehlt ein extrem schwer ersetzbarer Ort für Begegnung, Austausch und sicheren Freiraum für Frauen, Lesben, inter*, nonbinären, trans* und ageschlechtlichen Personen.

Es ist ein bitterer Verlust, der uns auch vor dem Hintergrund andauernden Rechtsrucks traurig, wütend und mit Ungewissheit in die Zukunft blicken lässt.”

Ort für Treffen mit anderen Gruppen und Initiativen – auch informeller Art

Der gemeinsam genutzte Konferenzraum war ebenfalls ein wichtiger Ort für die Initiativen. Andrea von der Greenpeace-Ortsgruppe Lüneburg erklärt: „Wir haben das Böll-Haus nicht nur für unsere regelmäßigen wöchentlichen und weitere Treffen genutzt, sondern uns auch themenbezogen viel mit anderen Gruppen und Initiativen aus dem Haus getroffen.“

Durch das Ende des bisherigen Böll-Hause fehlen solche Räumlichkeiten nun. Und es fehlen die Möglichkeiten für spontane Begegnungen und Austausch unter den Gruppen.

Wie geht es weiter? „Wir wollen zusammenbleiben!”

Eine Zersplitterung der Hausgemeinschaft ist für die Gruppen und Initiativen daher keine Option. „Wir wollen zusammenbleiben! Lüneburg braucht für eine lebendige Zivilgesellschaft weiterhin ein Zentrum für Information, Kommunikation und Aktion“, fordert Christiane von JANUN e.V..

Beate vom Trägerverein ergänzt: „Wir kennen das Ansinnen des Eigentümers, das Haus in anderer Form weiterzuführen. Aber er hat deutlich gemacht, dass er der bisherigen Hausgemeinschaft keine Zukunft gibt.”

Trägerverein: Bitte um Spenden

„Es macht uns traurig, dass nach jahrelangen Versuchen des Entgegenkommens, Ausarbeitens von Entwürfen für Vereinbarungen und Sanierungsplänen alle Bemühungen vieler Ehrenamtlicher umsonst waren”, blickt das Mitglied des Trägervereins zurück.

Da der Trägerverein „Unsere Welt – für Frieden, Umwelt, Gerechtigkeit e.V.“ den Prozess verloren hat, muss er die gesamten Kosten des Verfahrens tragen und ruft aktuell zu Spenden auf.

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Lünepedia: Heinrich-Böll-Haus

Achtung: Aktualisierung in Vorbereitung!

Das Heinrich-Böll-Haus Lüneburg befindet sich in der Katzenstraße 2, 21335 Lüneburg. Es ist ein Informations-, Kommunikations- und Aktionszentrum für Umwelt-, Entwicklungs- und Sozialpolitik.

Das Heinrich-Böll-Haus bietet ein Netzwerk und dient als zentrale Anlaufstelle für engagierte Gruppen aus der Region. Grundsätzlich ist jede*r eingeladen, mit seiner oder ihrer Idee oder Gruppe in das Haus zu kommen. Über 20 Initiativen sind im Haus vertreten.

Träger ist der gemeinnützige Verein Unsere Welt – für Frieden, Umwelt, Gerechtigkeit e.V. Das Haus ist finanziell unabhängig und deckt die strukturellen Kosten wie Mieten, Nebenkosten und Telekommunikation durch die Miet- und Untermietverhältnisse mit den jeweiligen Initiativen. Das Spenden an den gemeinnützigen Trägerverein ist ebenfalls möglich.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Heinrich-Böll-Haus

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