Obdachlos. Foto: Apollo22, Pixabay.

Housing First: Wohnungslosigkeit verhindern – Hilfsangebote in Lüneburg

Housing First: Ausreichend Wohnraum, auskömmliche Arbeit, breite Unterstützung im Notfall, gesundheitliche Versorgung und eigene Konzepte für wohnungslose Frauen helfen, Wohnungslosigkeit zu verhindern, so Sozialministerin Daniela Behrens am 23.02.2022 im Landtag. Dazu: Hilfsangebote in Lüneburg bei drohender Wohnungslosigkeit.


Mitteilung von: Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Niedersachsen
Am: 23.02.2022
Online: mehr 


Wohnungslose Menschen in Niedersachsen unterstützen – Prinzip Housing First landesweit umsetzen

Rede von Sozialministerin Daniela Behrens im Niedersächsischen Landtag am 23.02.2022 (TOP 10b)

„Housing First ist eine Strategie zur Überwindung von Wohnungslosigkeit. Die dahinterliegenden Konzepte sind vielfältig, haben aber eine wesentliche Grundvoraussetzung: Ausreichende Wohnungen. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp und muss geschaffen werden. Dies ist eine wichtige Aufgabe, gleichzeitig auch eine große Herausforderung für die Kommunen vor Ort.

Menschen, die ihre Wohnung verlieren, brauchen breite Unterstützung

Das ist die Grundvoraussetzung, aber für die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit braucht es mehr. Menschen, die ihre Wohnung verlieren oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, brauchen ein breites Netz der Unterstützung. Das ist eine gemeinsame Aufgabe für alle Akteurinnen und Akteure. Wir müssen die Rahmenbedingungen im Blick behalten und an der eigentlichen Ursache ansetzen: Daher setzt unsere Arbeit schon an, bevor es zum Wohnungsverlust kommt. Auskömmliche Arbeit, aber auch stützende und präventive Angebote sind dieses Netz, mit dem wir Menschen bewahren und auffangen.

Der Hauptgrund für Wohnungslosigkeit ist Armut. Hier wollen wir gegensteuern. Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihre Existenz selbst durch einen guten Job abzusichern. Hierzu gehört eine gute Ausbildung, aber auch die Kompetenz, diese Arbeit zu erhalten.

Wohnungslosigkeit hat viele Gründe

Nicht jeder Mensch, der in Not gerät, ist von vornherein arm gewesen. Es kann viele Gründe geben, warum das Leben in die Schieflage gerät. Eine Alleinstehende, die arbeitslos wird und die Wohnung nicht mehr halten kann, ein Selbständiger, der an Krebs erkrankt, seinen gut gehenden Geschäften nicht mehr nachgehen kann und immer tiefer im Strudel der Verbindlichkeiten versinkt, ein Mensch der seine Familie durch ein Unglück verliert und damit auch den Boden unter den Füßen: Das sind nur einige Einzelschicksale, die mir dazu einfallen.

Oft merken wir erst in solchen Situationen, wer unsere wahren Freunde sind – oder dass manche es leider auch nicht sind. Hier können ganz normale Menschen an eine Grenze kommen, die sie in Armut und Hoffnungslosigkeit treibt – allzu oft ohne jede eigene Schuld. Wenn das eigene soziale Netzwerk der Menschen nicht ausreicht, setzen wir breit an, um in allen Lebenslagen zu unterstützen. Wir sichern Beratung und Halt mit unserem gut ausgebauten flächendeckenden Hilfesystem auf allen Gebieten – sei es Suchthilfe, Schuldnerberatung, Gewaltschutz und vieles mehr.

Wohnungslosenhilfe als niedrigstschwelliges Angebot

Niedersachsen ist hier in vielen Bereichen Vorreiter. Wenn alle Stricke reißen: Das niedrigstschwellige Auffangsystem sind die Hilfen für Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind – oftmals sehr verkürzt Wohnungslosenhilfe genannt.

Hier übernimmt das Land seit diesem Jahr 90 % aller Kosten. Land, Kommunen und Träger der Freien Wohlfahrtspflege arbeiten in diesem System seit Jahren in guter und bewährter Weise zusammen. Gemeinsam werden wir immer besser. Es gibt eine Reihe von Pilotprojekten, mit denen wir neue Ansätze erproben. Was gut ist, wird übernommen.

Frauen in Obdachlosigkeit: Eigene Konzepte nötig

Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass niemand auf dem Weg zurückgelassen wird. Frauen in Obdachlosigkeit sind häufig nicht sichtbar. Aber es gibt sie. Sie brauchen andere Konzepte als die häufig auf Männer ausgerichteten – einen besonders geschützten Raum, manchmal auch eine andere Form der Ansprache und Unterstützung. Häufig gelingt ihnen mit dieser Hilfe aber auch eine sehr schnelle Verbesserung ihrer persönlichen Lebensverhältnisse.
Ein speziell auf Frauen ausgerichtetes Angebot in Braunschweig wurde gerade ins Regelsystem überführt. Weitere frauenspezifische Angebote in Hannover sind bereits seit Jahren erfolgreich und ebenfalls ein gutes Beispiel.

Gesundheitliche Versorgung wichtig

Neben all diesen Ansätzen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und Differenzierung der Angebote ist eine gute gesundheitliche Versorgung der Betroffenen wichtig, und zwar zielgruppengerecht und bedarfsangemessen. Hier sehe ich alle Akteure im Gesundheitswesen besonders gefordert. Clearingstellen können Wegweiser sein, es muss aber auch eine Unterstützung im System selbst geben.

Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg, um den Ärmsten unserer Gesellschaft zu helfen. Es ist eine gemeinsame öffentliche Aufgabe des Sozialstaats – auf allen Ebenen der Verwaltung und in allen Institutionen.”
– Es gilt das gesprochene Wort –


Wohnungslosigkeit: Hilfe und Beratung in Lüneburg

  • Präventionsstelle Lüneburg, Dahlenburger Landstraße 63, 21337 Lüneburg
    “Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Ihnen droht der Verlust der Wohnung? Wir beraten und unterstützen Sie bei allen Schritten, um Ihre Wohnung zu erhalten. Die Beratung ist kostenlos, freiwillig und vertraulich. Sie entscheiden, wie es weitergeht.”
    Offene Sprechstunde (derzeit nur nach Anmeldung und gemäß den 3-G-Regeln): Dienstag 9:00-12:00 Uhr / Donnerstag 13:00-15:00 Uhr
    Nehmen Sie Kontakt auf:
    – Per Telefon 04131/309-4144 oder -4145
    – Per Mail melanie.seedorf@stadt.lueneburg.de oder jasmin.strecker@stadt.lueneburg.de
  • Hansestadt Lüneburg: Präventionsstelle Wohnraumsicherung – mehr
  • Lebensraum Diakonie: Wendepunkt Lüneburg, Salzstr. 14 – Beratung und Unterstützung – mehr
  • Wohnungslosenhilfe – Zentrale Beratungsstelle Lüneburg, Heiligengeiststr. 31 – mehr

Weitere Hilfsangebote

  • Lüneburger Tafellueneburger-tafel.de
    Im Tiefen Tal 64, 21339 Lüneburg – Ausgabe mit Zeitfensterkarten
    “Jeder Kunde benötigt einen von uns ausgestellten Tafel-Ausweis. Der Ausweis kann dienstags von 10 bis 13 Uhr beantragt werden. Dazu benötigen wir den Personalausweis sowie belegbare Angaben zu Einkommen und Ausgaben.”
    Kontakt: lueneburger-tafel.de/kontakt
  • Lebensmittel – Fairteiler in Lüneburg
    Es gibt sechs Fairteiler in Lüneburg: In Adendort, Bockelsberg, Ritterstraße, bei Bethlehem-, Genezareth- und Paul-Gerhahrdt-Gemeinde. Weitere Informationen zu den Fairteiler-Stellen – mehr
  • Kleidung
    Es gibt verschiedene Kleiderkammern für Kinder- und Erwachsenenkleidung in Lüneburg. Gute, gereinigte Kleidungsstücke werden gern angenommen. Stadt Lüneburg: Kleiderkammern in der Übersicht – mehr
  • Möbel und mehr: “Sack & Pack”, Neue Arbeit Lüneburg-Uelzen gGmbH, Vor dem Neuen Tore 35, 21339 Lüneburg, Telefon 04131 232439 oder 04131 707197. Auch hier werden Spenden gern angenommen.

Zusammenschlüsse

Mehr Information

  • Lünepedia: Wohnungslosigkeit in Lüneburg: “In Lüneburg sind im Februar 2022 ca. 110 Menschen obdachlos, haben also keinen eigenen Platz zum Schlafen, kommen jedoch größtenteils in Obdachlosenunterkünften unter. Obdachlosigkeit ist von Wohnungslosigkeit zu unterscheiden, bei der die Menschen in der Regel bei Freunden oder Verwandten in der Zeit der Wohnungslosigkeit unterkommen. Es wird von ca. 330 ausschließlich wohnungslosen Personen ausgegangen. Es steht trotz Leerstand in der Stadt nicht genügend Wohnraum für die Obdachlosen zur Verfügung, auch die Situation in Obdachlosenunterkünften ist angespannt.”
    Quelle: Lünepedia – mehr
  • Wikipedia:Housing First, auch ‘rapid re-housing’ genannt, ist ein Ansatz aus der US-amerikanischen Sozialpolitik beim Umgang mit Obdachlosigkeit und eine Alternative zum herkömmlichen System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung. … Der Ansatz basiert darauf, dass eine obdachlose Person oder Familie als Erstes und Wichtigstes eine stabile Unterkunft braucht und andere Angelegenheiten erst danach angegangen werden können, da die Sicherheit und Stabilität einer eigenen Wohnung die notwendige Grundlage darstellt.”
    Quelle: Wikipedia – mehr
  • Deutschlandfunkt Nova: “Housing-First-Konzept: Gebt Obdachlosen eine Wohnung”mehr
    “Überall in Europa steigt die Zahl der Obdachlosen. Nur in Finnland leben immer weniger Menschen auf der Straße. Der Grund dafür ist das Housing-First-Prinzip. Die Menschen bekommen erst eine Wohnung, und dann kommt der Rest.”

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