Aktion gegen A39, Marktplatz Lüneburg, 7.11.2023. Foto: Malte Hübner.

Kein Autobahn-Bau: Lüneburger Organisationen übergeben offenen Brief an OB Kalisch

Über 30 Lüneburger Initiativen, Gruppen und Vereine übergaben gestern, Dienstag, 7. November 2023, einen offenen Brief an Lüneburgs OB Claudia Kalisch. Sie fordern darin, dass sich Hansestadt und Landkreis öffentlich gegen den Bau der A39 aussprechen und sich für die Verkehrswende einsetzen – für öffentlichen Verkehr, Rad- und Fußverkehr.


Mitteilung von: KlimaKollektiv Lüneburg – Am: 08.11.2023
Online: https://wechange.de/project/klimakollektiv-lueneburg/ – Foto: Malte Hübner.


Mehr als 30 Lüneburger Organisationen übergeben offenen Brief gegen den Autobahnbau

Foto: Malte Hübner. Kundgebung auf dem Marktplatz Lüneburg anlässlich der Übergabe des Offenen Briefs an OB Claudia Kalisch. „Sinnlose Infrastruktur zerstört Natur“ steht auf dem Banner von Robin Wood.

Im Rahmen einer Kundgebung übergaben am Dienstag, 7. November 2023, mehr als 30 Initiativen, Gruppen und Vereine aus Lüneburg einen offenen Brief an den Landkreis und an die Hansestadt Lüneburg.

Aktuell: In ihrer Stellungnahme bei der Ratssitzung am 8.11.2023 geht OB Claudia Kalisch unter dem TOP „Wichtige Mitteilungen der Verwaltung“ explizit auf die Forderungen des offenen Briefs ein.

Aufforderung an Stadt und Landkreis, sich gegen Autobahnbau zu positionieren

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, an die sich dieser Brief richtete, nahm ihn auf der Versammlung entgegen. Landrat Jens Böther konnte den Brief aufgrund einer Terminüberschneidung nicht entgegennehmen, eine Vertreterin des Landkreises war leider verhindert.

In dem Brief werden die Vorsitzenden der Verwaltungen aufgefordert, sich angesichts der Klimakatastrophe öffentlich gegen den Neubau von Autobahnen zu positionieren.

Autobahn-Planungen nicht mehr zeitgemäß – stattdessen Verkehrswende einleiten

Die Organisator*innen betonen, dass der Bau neuer Autobahnen nicht mit Klimagerechtigkeit vereinbar ist, da jede neue Autobahn das Verkehrsaufkommen erhöht und zusätzliche CO2-Emissionen verursacht.

„Trotz der deutlichen Auswirkungen der Klimakrise weltweit und auch in Europa, allein in diesem Jahr – wie die Brände in Slowenien und Griechenland, sowie die zahlreichen Überschwemmungen – plant die Bundesregierung, anstatt endlich die notwendige Verkehrswende einzuleiten, deutschlandweit den Neubau von 850 Autobahnkilometern bis 2030. Diese Planungen sind nicht mehr zeitgemäß und haben wenig mit Klimaschutz zu tun“, erklärt Theresa Berghof vom VCD Elbe-Heide.

Waldflächen und Moore schützen

Auch in Lüneburg soll in Zeiten der Klimakrise mit der A39 eine neue Autobahn gebaut werden. Direkt vor den Toren Lüneburgs wird der Bau der A39 zahlreiche Waldflächen negativ beeinflussen, wie z. B. das Lüner Holz oder den Neuen Forst.

Im weiteren Verlauf würden auch geschützte FFH-Gebiete und intakte Moorflächen, die enorme CO2 Speicher darstellen, zerstört und trockengelegt werden.

Finanzmittel lieber in Verkehrswende investieren

„Die voraussichtlichen Kosten für den Bau der A39 von mindestens 1,6 Milliarden Euro sollten wir lieber in die dringend notwendige klimagerechte Verkehrswende stecken!“, stellt Volker Constien von Parents for Future fest.

Die 30 Initiativen, Gruppen und Vereine fordern daher die Vorsitzenden der Verwaltungen auf, sich öffentlich gegen den Bau neuer Autobahnen, insbesondere der A39 zu positionieren und sich auf Landes- und Bundesebene gegen den Autobahnbau einzusetzen.

Vorbild Bad Bevensen: Hansestadt soll sich öffentlich gegen A39 aussprechen

„Wir fordern eine Positionierung Lüneburgs gegen den Bau der A39, so wie es beispielsweise auch die Stadt Bad Bevensen gemacht hat. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Tappenbeck nördlich von Wolfsburg hat sich bereits gegen den Bau der A39 ausgesprochen.

Wir finden, es liegt auch Verantwortung bei den Kommunen, ein Zeichen zu setzen, sich zu verbünden und sich öffentlich gegen den Bau von Autobahnen und für eine klimagerechte Verkehrswende zu positionieren“, sagt Catherine Koch vom KlimaKollektiv.

Drei Forderungen an Stadt und Landkreis

Die drei Forderungen, mit denen der offene Brief schließt, lauten wörtlich:

“Sehr geehrte Frau Kalisch, sehr geehrter Herr Böther,
wir fordern Sie hiermit als Vorsitzende der Verwaltungen des Landkreises und der Hansestadt Lüneburg auf, sich öffentlich zu positionieren. Dabei haben wir drei Forderungen:

    1. Treten Sie öffentlich für eine Verkehrswende ein, bei der Mittel für den Umweltverbund (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) statt für Fernstraßen zur Verfügung gestellt werden.
    2. Positionieren Sie sich gegen den Bau neuer Autobahnen, insbesondere der A39, und setzen Sie sich auf Landes- und Bundesebene gegen diesen ein.
    3. Treten Sie aus dem Nordland-Autobahnverein aus! Es handelt sich dabei um einen Lobby-Verein für Autobahnbau.”

Vielzahl an Unterzeichner*innen

Die Unterzeichner*innen des offenen Briefs sind: ADFC KV Lüneburg, BUND RV Elbe-Heide, Bündnis 90/Die Grünen KV Lüneburg, Bündnis, 90/Die Grünen OV Lüneburg, Bürgerinitiative Lüne-Moorfeld, Die Falken Lüneburg, Die Linke KV Lüneburg, Die PARTEI/DIE LINKE Lüneburg, diversu, Fridays for Future Lüneburg, Fossil Free Lüneburg, Friedensbündnis Lüneburg, Fuss e.V. Lüneburg, Greenpeace Lüneburg, Grüne Jugend Lüneburg, Infocafé Anna & Arthur, JANUN Lüneburg, junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Klimacamp Lüneburg, Klimaentscheid Lüneburg, KlimaKollektiv Lüneburg, Lastenräder für Lüneburg, Linksjugend [’solid] Lüneburg, Mehr Leben Wohnprojekte e.V., NABU KG Lüneburg, Parents for Future Lüneburg, Radentscheid Lüneburg, Solarcamp Lüneburg, Stadtjugendring Lüneburg, VCD RV Elbe-Heide, VVN/BdA KV Lüneburg, Zukunftsrat Lüneburg

KlimaKollektiv Lüneburg

Das KlimaKollektiv Lüneburg ist eine unabhängige, selbstorganisierte Gruppe, die sich mit ihrer Forderung nach Klimagerechtigkeit als Teil einer internationalen Klimabewegung versteht. In den letzten Jahren hatte es mit großen Fahrraddemonstrationen auf der Ostumgehung gegen den Bau neuer Autobahnen protestiert. Im Oktober 2023 veranstaltete es eine große Banneraktion im Bereich des geplanten Autobahnverlaufs A39 (siehe unten).

OB Claudia Kalisch nimmt den offenen Brief entgegen von Catherine Koch (KlimaKollektiv). Lüneburg, 07.11.2023. Foto: Malte Hübner.

OB Claudia Kalisch nimmt den offenen Brief entgegen von Catherine Koch (KlimaKollektiv). Lüneburg, 07.11.2023. Foto: Malte Hübner.

Die Unterzeichner:innen des offenen Briefs an Landkreis und Hansestadt Lüneburg, überreicht am 7.11.2023.

Logos der Unterzeichner:innen des offenen Briefs an Landkreis und Hansestadt Lüneburg, der am 07.11.2023 überreicht wurde.

Marktplatz Lüneburg: Banner in Autobahnbreite. Bei Lüneburg ist die Breite noch erheblich größer, weil hier zusätzlich Ausfahrten und - wegen des engen Kurvenradius - Einfädelspuren dazukommen. Foto: Malte Hübner.

Marktplatz Lüneburg: Banner in Autobahnbreite. Bei Lüneburg ist die Breite noch erheblich größer, weil hier zusätzlich Ausfahrten und – wegen des engen Kurvenradius – Einfädelspuren dazukommen. Foto: Malte Hübner.

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LünepediaLünepedia: A39

Die Bundesautobahn 39 liegt in Niedersachsen und besteht derzeit aus zwei Teilstücken, nämlich einem zwischen Seevetal und Lüneburg sowie einem bei Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter. Der nördliche Teil der A39 ist durch Umwidmung der A250 entstanden.
Seit 01.01.2021 ist die Autobahn GmbH für Planung, Finanzierung, Bau und Instandhaltung der Autobahn verantwortlich. Zwischen 2027 und 2030 soll die so bezeichnete “Lücke” geschlossen werden und damit über 100 km Autobahn neu gebaut werden. Gegen dieses Bauvorhaben gibt es erheblichen Widerstand, insbesondere auch in der Lüneburger Bevölkerung.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/A39


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