Veränderungen in der Ratsgruppe DIE LINKE, Lüneburg. Von links: Marianne Esders, Hannah Schuch, Vivienne-Janice Widawski, Jana Mederike Warnck. Foto: DIE LINKE, Lüneburg.

Ratsgruppe DIE LINKE Lüneburg: Abschiedsrede von Vivienne Widawski – Marianne Esders rückt nach

Bei der Ratssitzung am 29. Juni 2023 legte Vivienne-Janice Widawski (DIE LINKE) ihr Mandat aus persönlichen Gründen nieder. Marianne Esders rückte für sie nach. In ihrer Abschiedsrede wünschte sich Widawski eine vertrauensvollere und ehrlichere Zusammenarbeit unter den Fraktionen und – angesichts des Erstarkens rechter Kräfte – kraftvolles Engagement für eine gute Gesellschaft für alle. Im Herbst stehen bei der Ratsgruppe der LINKEN weitere personelle Veränderungen an.


Mitteilung von: DIE LINKE Lüneburg – Am: 29.06.2023
Online: https://www.dielinke-lueneburg.de/aktuell/
Foto: DIE LINKE Lüneburg


Stadtrat Lüneburg: Wechsel in der Ratsgruppe Die PARTEI/DIE LINKE

Foto: DIE LINKE, Lüneburg. Veränderungen in der Ratsgruppe. Von links: Marianne Esders, Hannah Schuch, Vivienne-Janice Widawski, Jana Mederike Warnck. 

In der Ratsgruppe Die PARTEI/DIE LINKE gibt es zwei Personalwechsel. Mit der Ratssitzung am 29. Juni 2023 legte Vivienne-Janice Widawski ihr Mandat aus persönlichen Gründen nieder. Für sie rückte Marianne Esders in den Rat nach.

Im September 2023 wird auch Hannah Schuch den Rat aus persönlichen Gründen verlassen. Für sie rückt Jana Mederike Warnck nach. Alle vier hatten bei der Kommunalwahl im September 2021 für DIE LINKE kandidiert.

Dank für das Engagement in den letzten beiden Jahren – Gratulation zur Übernahme der Mandate

DIE LINKE Lüneburg dankt Vivienne-Janice Widawski und Hannah Schuch ausdrücklich für ihre erfolgreiche Arbeit im Stadtrat in den vergangenen zwei Jahren.

Marianne Esders und Jana Mederike Warnck gratuliert die Partei zur erfolgten beziehungsweise anstehenden Übernahme der Mandate und wünscht viel Erfolg bei der Umsetzung der kommunalpolitischen Ziele der Partei DIE LINKE im Rat.

Widawski: Einsatz für eine sozial gerechtere Stadt

Vivienne-Janice Widawaski stellt zum Ende ihrer Amtszeit fest: „Ich bin sehr froh, diese Erfahrung im Stadtrat gemacht und mich in einigen Angelegenheiten für eine sozial gerechtere Stadt eingesetzt zu haben. Konkret möchte ich die neue Staffelung der Gebühren im Krippen- und Hortbereich nennen, die viele Familien mit geringem Einkommen in Lüneburg entlastet.”

Schuch: Soziale Vorhaben noch in Vorbereitung

Zu ihrem noch bevorstehenden Mandatsverzicht ergänzt Hanna Schuch: „Ich habe durch das Amt inspirierende und engagierte Menschen kennengelernt, mit denen viel auf die Beine gestellt wurde.” Als für sie selbst besonders wichtige Vorhaben nennt sie die Einführung kostenfreier Menstruationsartikel und Hilfen für die Lüneburger Tafel. Beides ist noch in der Umsetzung.

Esders und Warnck: Alle mitdenken

Marianne Esders, die ihr Mandat am 29. Juni 2023 angetreten hat, erklärt: „Gemeinsam mit meinem Kreisverband stehe ich für eine Politik, die insbesondere die Menschen mitdenkt, die von Inflation und explodierenden Energie- und Lebensmittelpreisen getroffen werden.“

„Mein Schwerpunktthema im Rat wird das Recht auf Stadt sein”, verspricht Jana Mederike Warnck zum kommenden Mandatsantritt. Sie will beitragen, dass städtische Ressourcen “für alle Bewohner*innen zugänglich, nutzbar und angemessen sind – unabhängig davon, wieviel Geld die Menschen haben oder wie alt beziehungsweise jung sie sind. Zu dem Thema gehört auch, dass es mehr bezahlbare Wohnungen geben muss.“

Vivienne-Janice Widawski: Abschiedsrede in der Ratsversammlung am 29. Juni 2023

Im Folgenden – leicht gekürzt – die Abschiedsrede von Vivienne-Janice Widawski im Lüneburger Rat am 29. Juni 2023. Verfolgen lässt sich die Rede in voller Länge im Videomitschnitt der Ratsversammlung (https://luene-stream.de/rat/live-aus-dem-lueneburger-rat-29-juni-2023/).

Vivienne-Janice Widawski bei der Abschiedsrede vor dem Rat am 29.06.2023. Screenshot.

Vivienne-Janice Widawski bei der Abschiedsrede vor dem Rat am 29.06.2023. Screenshot.

“Liebe Alle! Ich bin unglaublich froh, diese Erfahrung hier im Rat gemacht haben zu können. Ich hab so viel gelernt. Über Machtdynamiken, über Resilienz, über Parkraumbewirtschaftungskonzepte, über die Schwierigkeiten von Gruppenarbeit, über Kompromisse und über unzählige Details aus der Verwaltung einer Hansestadt.

Je länger ich darüber nachdenke, was ich aus der Zeit mitnehme, desto mehr denke ich, dass jede Person in ihrem Leben einmal diese Erfahrung machen sollte. Eher früher im Leben als später.

Mehr Verständnis, warum Dinge manchmal so lange dauern

Ich war vorher sehr idealistisch. Bin ich immer noch. Aber der tiefe Einblick in die Strukturen eines kommunalen Parlaments erklärt mir gut, wieso Dinge manchmal so lange dauern. Auch wenn ich damit nicht zufrieden bin.

Aber das ‘sich halbinformiert darüber Aufregen, dass nichts passiert’ ist in großen Teilen der Einsicht in die endlose Bürokratie gewichen, die zumindest Erklärungen liefert.

Dank für wertschätzende Abschiedsworte

Ich möchte mich herzlich für alle wertschätzenden Worte bedanken, die mich erreicht haben, seit sich verbreitet hat, dass ich den Rat verlasse. Ich denke, dass man nicht nur an den politischen Errungenschaften merkt, dass man etwas richtig gemacht hat, sondern auch daran.

Man muss ja fast sagen, dass ich überrascht war, von einigen Personen zu hören, wie schade sie finden, dass ich gehe. Das liegt zum einen vielleicht daran, dass diese Personen teilweise in den fast zwei Jahren noch nie etwas Positives zu mir gesagt haben und auch nicht immer konstruktiv (oder überhaupt) mit mir gearbeitet haben.

Unterschied zwischen dem Auftreten im Rat und privat

Wenn ich mir angucke, wie die sogenannte konstruktive Zusammenarbeit teilweise ist, kann ich verstehen, woher Politikverdrossenheit kommt. Wahrscheinlich ist es diese „Wir machen uns im Rat fertig mit Reden, aber saufen danach im Ratskeller zusammen und dann ist alles wieder gut“-Mentalität, die ich um 20(?) Jahre verpasst habe.

Um ehrlich zu sein, finde ich das aber auch keine gute, geschweige denn konstruktive Herangehensweise an Politik. Ich kann gut auf dieses ständige Pokerface und undurchschaubar Sein im politischen Geschäft, aber privat dann total freundlich auftreten, verzichten, wenn die Freundlichkeit nicht echt ist. Da ist es mir lieber, wenn man direkt ehrlich zusammenarbeitet und sich gegenseitig kritisiert.

Vertrauen in die Zusammenarbeit teilweise verloren

Es ist schon durchaus amüsant, was man hier erlebt. Dass zum Beispiel DIE LINKE nicht auf dem Frauenhaus-Antrag stand – obwohl alle hier ganz genau wissen, wie sehr wir uns dafür eingesetzt hatten. […]

Oder wenn eine Fraktion sagt, dass sie keine gemeinsamen Haushaltsanträge macht, und das anscheinend aber nicht auf alle Fraktionen bezogen ist, sondern nur auf unsere.

Sie können jetzt sagen, dass das alles kleinlich ist. Vielleicht erinnern Sie sich daran auch gar nicht. Vielleicht finden Sie, dass das nun einmal zur Politik dazugehört. Mir ist es aber wichtig, diese Situationen beispielhaft zu erwähnen, um transparent zu machen, wie manche Dinge hier laufen.

Respektvollerer, ehrlicherer Politikstil wäre wünschenswert

Wie schwierig es sein kann, für neue Ratsmitglieder hier Fuß zu fassen und Respekt nicht nur erzählt zu kriegen, sondern auch zu merken. Ich glaube auch, dass das teilweise nicht unbedingt böse gemeint ist. Sondern tief drin in der Art, wie man gelernt hat, Politik zu machen.

Und ich finde, genau daran merkt man, wie wichtig es ist, dass auch einmal neue Leute in die Politik kommen.

Dank an Personen, denen man vertrauen konnte

Nachdem ich diese Defizite aufgezeigt habe, die der guten politischen Zusammenarbeit im Weg stehen, möchte ich mich umso mehr bei den Personen bedanken, bei denen ich genau weiß, dass es auch stimmt, wenn sie mir etwas sagen. Und bei denen ich mich auf Absprachen verlassen konnte.

Zu meinem Glück gehören alle Mitglieder meiner Gruppe, vergangene sowie aktuelle, zu diesen Personen. Auch das ist ein ganz schönes Privileg, wie ich gelernt habe.

Umbenennung der Hindenburgstraße in Sonja-Barthel-Straße steht noch aus

Den Tag, an dem die Hindenburgstraße final in die Sonja-Barthel-Straße umbenannt wird, kann ich nun leider nicht mehr miterleben. Ich möchte aber trotzdem einen kurzen Appell an Sie richten, dass Sie dieses kleine Stück antifaschistische Erinnerungskultur verwirklichen.

Denn wer im Moment in der Stadt und in ganz Deutschland aufpasst, sieht, wie faschistische Tendenzen immer sichtbarer werden, immer ungehemmter auftreten. Nicht zuletzt in der Bäckerstraße. Da müssen wir gegenarbeiten.

Politik muss dafür sorgen, dass faschistische Kräfte nicht wieder aufsteigen

Auch dieser Rat hat noch viel zu lernen, wenn ich sehe, wie locker vertraut und nett hier manche Leute mit Personen reden, die sogar ein Gerichtsverfahren verloren haben, weil sie meinten, man könne sie nicht als Nazis bezeichnen. Das hat mich schockiert. […]

Ich kann nur sagen, eine der wichtigsten Aufgaben, die wir als Politiker*innen haben, ist, dafür zu sorgen, dass faschistische Kräfte nicht wieder aufsteigen können. Und das fängt klein an. Auch die NSDAP wurde damals demokratisch gewählt. Deswegen appelliere ich gerade an Sie in einem Parlament, dass Sie evaluieren, wo Sie stehen. […]

Eine gute Gesellschaft für alle zu schaffen, verlangt noch viel Einsatz

Denn wenn wir eine gute Gesellschaft für alle wollen, mit Zugang zu Wohnraum, Essen, adäquater  Gesundheitsversorgung, Bildung, die nicht von dem Bildungsstatus und Einkommen der Eltern abhängig ist, bezahlbarer nachhaltiger Mobilität und Schutz vor Gewalt, Diskriminierung und Ausbeutung, dann ist das noch ganz schön viel Arbeit.

In diesem Sinne: Machen Sie einiges weiter so, vieles anders – und dann kommen wir vielleicht zu einer Politik der 99 Prozent!”

Vivienne-Janice Widawski

Vivienne-Janice Widawski, geboren 2000 in Berlin, war vom 1. November 2021 bis zum 29. Juni 2023 als Ratsfrau für DIE LINKE im Lüneburger Rat und hatte den Fraktionsvorsitz inne. Als Vorsitzende des Jugendhilfe-Ausschusses war sie maßgeblich an der Neuregelung der Kita-Gebühren beteiligt.

In ihrer Verabschiedung dankte OB Claudia Kalisch Widawski für ihr vielfältiges Engagement. Sie hob ihren Wunsch nach sachorientierter Herangehensweise, den Einsatz für Erinnerungskultur, öffentliche Infrastruktur, für Teilhabe, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit hervor.

Widawski studierte seit 2019 Umweltwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg. Im Herbst 2023 wechselt sie zur Universität Lund/Schweden, um dort ein Masterstudium anzuschließen.

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