Zwischenlager Nord / Lubmin in der Gemeinde Rubenow, aufgenommen vom Dach des Maschinenhauses des Kernkraftwerks Greifswald. Foto: Felix König.

Lüchow-Dannenberg: Kreistagsmitglieder besuchen Zwischenlager Nord bei Lubmin

Um sich über die Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen zu informieren, besuchten Mitglieder aus dem Ausschuss Atomanlagen im Landkreis Lüchow-Dannenberg das Zwischenlager Nord bei Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Denn das Endlager in Gorleben ist Geschichte, aber dort sind immer noch radioaktive Abfälle zwischengelagert. 


Mitteilung von: Landkreis Lüchow-Dannenberg – Am: 17.12.2024
Online: https://www.luechow-dannenberg.de/home.aspx – Foto: Felix König. Zwischenlager Nord bei Lubmin (CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15584376)


Lüchow-Dannenberg: Kreistagsmitglieder besuchen das Zwischenlager Nord in Lubmin

Mitglieder des Ausschusses Atomanlagen des Landkreises Lüchow-Dannenberg besuchten das Zwischenlager Nord (ZLN) bei Lubmin, um sich dort über die Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen zu informieren. Betreiber des Zwischenlagers Nord ist das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN). Die Einrichtung ist betraut mit dem Rückbau der Atomkraftwerke Greifswald und Rheinsberg, der Zerlegung und Konditionierung und der Zwischenlagerung von schwach- bis hochradioaktivem Abfall am Standort Lubmin.

Bei der Bereisung wurde die zentrale aktive Werkstatt besichtigt. Dort werden schwach- und mittelradioaktive Abfälle zerlegt und verpackt. Die dort erstellten Gebinde werden zwischengelagert. Die Besichtigung der Halle 8 für hochradioaktive Abfälle war aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Hintergrund: Das als Endlager gedachte Erkundungsbergwerk im Salzstock Gorleben wird zugeschüttet. Gleichzeitig lagern in Gorleben derzeit noch 113 radioaktive Atommüll-Behälter im oberirdischen Zwischenlager. Die Genehmigung dafür erlischt 2034, so der Bericht des NDR.

Vorlage für das Zwischenlager in Gorleben

Der aktuelle Genehmigungsantrag zur Lagerung radioaktiver Abfälle im Zwischenlager Nord (ZLN) ist die jüngste Genehmigung in Deutschland. Deshalb dürfte das Lager den derzeitigen Stand von Wissenschaft und Forschung abbilden.

Damit könnte es auch als Blaupause für die Neugenehmigung des Zwischenlagers in Gorleben dienen, so der Ausschussvorsitzende im Fachausschuss Atomanlagen, Martin Donat. „Der augenfälligste Unterschied zu Gorleben sind die weitaus größeren Wand- und Deckenstärken am Standort Lubmin“, fasst der Ausschussvorsitzende zusammen, „aber auch in Bezug auf die Dauer der benötigten Zwischenlagerzeiten hat man sich bei der EWN bereits ehrlich gemacht.“

Dauer der Zwischenlagerung: „Hundert plus x“

Wie lange muss das Zwischenlager aufrechterhalten werden? Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) arbeitet in einem aufwändigen Prozess daran, in Deutschland mögliche Standorte für Endlager zu finden. Das Konzept „Hundert plus x“ soll der Dauer der Endlagersuche Rechnung tragen. Es geht also um einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren.

„Im Hinblick auf diesen nur schwer überschaubaren Zeitraum hat man uns das Konzept eines mehrgleisigen Genehmigungsverfahrens vorgestellt, welches die periodische Anpassung an den Stand von Wissenschaft und Forschung und die Berücksichtigung noch laufender Forschungsprogramme zulässt“, erläutert Donat.

  • Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE): BGE Endlagersuche Navigator
    Die Online-Karte zeigt, welche Regionen für Endlager ungeeignet (orange) oder nur gering geeignet (gelb) sind. Viele Gebiete sind noch nicht eingeordnet (grau).

Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) informiert bei regelmäßigen „Nachbarschaftstagen“

Dieses Konzept sei auch das Ergebnis regelmäßiger „Nachbarschaftstage“ gewesen, in denen das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) über Vorhaben informiert und sich den Fragen und der Kritik von Anwohnerinnen und Anwohnern stellt. Der Ausschuss Atomanlagen fordert schon seit Längerem die Einrichtung eines bundesweiten Begleitgremiums, um die Anliegen der Bevölkerung an allen 16 Zwischenlagerstandorten in Deutschland in die Genehmigungen und Sicherheitsbetrachtungen aufzunehmen.

Zwischenlagerung in Gorleben im Ausschuss Atomanlagen am 24. Januar 2025

Die weitere Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen in Gorleben wird der Fachausschuss Atomanlagen im Januar 2025 vertiefend thematisieren. Am 24. Januar 2025 ist dazu auch die BGZ, die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung, eingeladen.

  • Landkreis Lüchow-Dannenberg: Kalender 
    Am Freitag, 24. Januar 2025, um 15 Uhr tagt der Ausschuss Atomanlagen im Kreishaus in Lüchow, Königsberger Straße 10, Raum A200. Die Sitzung ist öffentlich.
  • Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Zwischenlager 
    Bei der Nutzung der Atomkraft zur Energieerzeugung fallen bestrahlte Brennelemente als Abfall an. Bis ein Endlager zur Verfügung steht, muss dieser Abfall in Zwischenlagern sicher untergebracht werden.
  • Landkreis Lüchow-Dannenberg: Ausschuss Atomanlagen

Hintergrund: Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) – Zwischenlager Gorleben

Etwa zwei Kilometer südlich der Gemeinde Gorleben befindet sich das von der BGZ betriebene Zwischenlager Gorleben. Auf dem Werksgelände befinden sich das Brennelemente-Zwischenlager (BZG), das Abfall-Zwischenlager (AZG) sowie die Pilot-Konditionierungsanlage (PKA).

Seit 1995 werden im Brennelemente-Zwischenlager Gorleben (BZG) insgesamt fünf Behältern ausgediente Brennelemente aus Kernkraftwerken zwischengelagert. Darüber hinaus verfügt das BZG über eine Aufbewahrungsgenehmigung für verglaste hochradioaktive Abfälle, wie sie aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich und Großbritannien zurückgenommen werden müssen.

Die hier aufbewahrten hochradioaktiven Abfälle entwickeln noch Wärme und müssen deshalb mehrere Jahrzehnte abkühlen, bevor sie an ein Endlager abgegeben werden können. Aufgrund ihrer Strahlung sind auch besondere Schutzmaßnahmen erforderlich. Ihr Transport und die Zwischenlagerung erfolgen daher in eigens dafür entwickelten Sicherheitsbehältern, z. B. vom Typ CASTOR. 

Auf einer Nutzfläche von ca. 5.000 m² verfügt das BZG über 420 Stellplätze für Transport- und Lagerbehälter mit einer genehmigten Gesamtkapazität von 3.800 Mg Schwermetall. Derzeit sind 113 Stellplätze belegt.

Im Abfall-Zwischenlager Gorleben (AZG) werden seit 1984 verpackte schwach- und mittelradioaktive Abfälle zwischengelagert, die vor allem aus dem Betrieb der deutschen Kernkraftwerke, aber auch aus Forschung und Industrie stammen. Die Kapazität der 4.500 m² Halle mit sechs Lagergassen beträgt 15.000 Kubikmeter. Für die Zwischenlagerung sind Container und Rundbehälter in Stahl, Beton oder Gusseisen zugelassen.

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  • Endlagerprojekt Gorleben „ist Geschichte“: Verfüllung des Salzstocks zeitnah erwartet – 19.11.2024
    Endlich liegt die Genehmigung vor. „Ich erwarte von der BGE nun unverzüglich den Beginn der Verfüllungsarbeiten zum Schließen und zum Rückbau des Salzstocks in Gorleben“, so Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne). Der Minister lobt auch die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), das Solling-Becken, das Thüringer Becken an der Weser und weitere Salzstöcke aus der Endlagersuche auszuschließen.

Wikipedia: Zwischenlager Nord in Lubmin

Das Zwischenlager Nord (ZLN, auch Zwischenlager Lubmin) ist eine kerntechnische Anlage zur Aufbewahrung von schwach-, mittel- und hochradioaktivem Abfall. Es liegt im Osten Mecklenburg-Vorpommerns in der Gemeinde Rubenow, direkt angrenzend an das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Greifswald-Lubmin.

Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenlager_Nord

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